Kunststoffe Kunststoffindustrie, im September in Düsseldorf schließen. Aktuell laufen die Planungen und Gespräche mit unseren Mitgliedern und der Messe München, wie wir die Lösungen der Branche für das Recycling von Kunststoffen darstellen können. Ich kann Ihnen heute bereits verraten, die Grundidee unserer Lösungstour zur IFAT 2022 spielt in unseren Überlegungen eine Rolle. Ich hoffe, dass ich Ihnen in der nächsten Ausgabe der recycling aktiv bereits mehr verraten kann. Grundsätzlich sehe ich aber das Thema Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen in einem Jahr schon weiter als heute. Immer mehr Teile der Prozesskette erkennen die Priorität. Der Fortschritt in einem Jahr wird wichtig sein. Wichtiger ist jedoch die kontinuierliche Entwicklung. Thorsten Kühmann: Auch ich sehe die Thematik ganz groß auf unseren beiden Leitmessen im Jahr 2022. Ich freue mich, dass wir die Gelegenheit des gemeinsamen Messejahres nutzen und darstellen, welche Lösungen die beiden Branchen für die gemeinsame Problemstellung bieten. Die Information über Lösungen, aber auch der Austausch zwischen den Branchen ist wichtig. Unsere beiden Fachverbände im VDMA haben diesen bereits vor mehreren Jahren gestartet. Wie wichtig dieser Austausch ist, konnten wir bereits auf der K 2019 zeigen. Im VDMA Circular Economy Forum wurden zahlreiche Projekte zur Kreislaufwirtschaft präsentiert. Die internationale Resonanz war groß. Die K 2022 orientiert sich an den UN-Nachhaltigkeitszielen, und so stehen Themen wie Klimaschutz durch CO 2 -Reduktion und Kreislaufwirtschaft ganz oben auf der Agenda. Der VDMA plant bereits gemeinsam mit Mitgliedsunternehmen, wie gute Umsetzungsbeispiele in einer „Circular Village” präsentiert werden können, und welche Visionen wir für die Zukunft zeichnen. Unser Wunsch ist, dass möglichst viele Aussteller in Düsseldorf ihren Beitrag zu Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz auf der K 2022 präsentieren und wir damit auch das Interesse von Politik und Öffentlichkeit wecken. Nicht nur Sarah Brückner und ich, auch unsere jeweiligen Vorstände, wir sind uns einig, wenn wir die Lücke in der Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen schließen wollen, brauchen wir intensiven Austausch nicht nur innerhalb der Industrie, sondern auch mit der Politik, mit Entsorgern, dem Handel oder Umweltorganisationen. Hierbei geht es um klare Positionierung, aber auch um Dr. Sarah Brückner: „Die Lösung kann nicht das Verbot von Kunststoffen sein.“ Know-how-Transfer und mehr Kooperation. Wir brauchen den nationalen und internationalen Dialog. Das Diskussionspapier ist ein wichtiger Meilenstein, diesen Dialog zu befeuern. www.vdma.org Kunststoffrecycling erfordert eine ausgefeilte Aufbereitungstechnik – leider werden die gewonnenen Rezyklate noch immer nicht so geschätzt, wie sie es verdient hätten. Foto: Steinert VDMA-Diskussionspapier Für den nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen – pro Kreislaufwirtschaft Der VDMA setzt sich für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für Kunststoffprodukte ein. Damit setzt er ein Zeichen gegen die Vermüllung der Umwelt durch Plastikabfälle und für einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Kunststoffprodukte bieten in ihrer Lebensphase große Vorteile bei den Themen Hygiene, Leichtbau oder CO 2 -Einsparung. Voraussetzung für eine Kreislaufwirtschaft sind ihre Rezyklierbarkeit nach Gebrauch und die Wiederverwendbarkeit in neuen Produkten. Entscheidend für das Gelingen der Kreislaufwirtschaft ist ein funktionierender Markt für den Einsatz von Kunststoff- Rezyklaten. Das betrifft sowohl die Menge, die Qualität als auch das Preisgefüge. Dieser Markt ist unter Druck, weil der Preis von Kunststoff-Neuware (Primärkunststoff) volatil und teilweise günstiger ist als der für Rezyklate (Sekundärkunststoff). Der Primärkunststoffpreis wird stark vom schwankenden Ölpreis beeinflusst. Dadurch gerät der Rezyklat-Markt erheblich unter Druck. 34 recycling aktiv 2/2021
Kunststoffe Abhilfe könnte eine angemessene CO 2 - Bepreisung schaffen. Dafür setzen wir uns ein. Der CO 2 -Rucksack von Rezyklaten ist im Verhältnis zur Neuware um 1,5 bis 3,2 t leichter pro Tonne Kunststoff. Würde diese positive Klimabilanz eingerechnet werden, könnte eine Parität zwischen Primär- und Sekundärkunststoff hergestellt werden. Dies ist das marktwirtschaftliche Instrument der Wahl, bleibt aber seit vielen Jahren unberücksichtigt. Solange dieses Instrument nicht greift, sehen wir folgende Handlungsoptionen auf europäischer Ebene: 1. Pro Einsatzquote für Rezyklate (produktspezifisch) Solange die Preisparität zwischen Primär- und Sekundärkunststoffen nicht hergestellt ist, sollte eine temporäre Rezyklat-Einsatzquote differenziert nach Anwendungsfällen ins Auge gefasst werden. Damit kann der Markt neu ausgerichtet und die preisliche Schieflage zwischen Rezyklaten und Neuware besser ausgeglichen werden. Die Ausgestaltung der Quoten sollte schrittweise und dynamisch erfolgen, ausgehend von einfachen Anwendungsfällen außerhalb der Lebensmittelverpackung, bei denen Standardkunststoffe (PE, PP, PET, PS und PVC) eingesetzt werden. Ein guter Startpunkt könnte der sonstige Verpackungsbereich sein. Eine konsequent durchgesetzte Quotenregelung führt zu mehr Verwendung von Rezyklaten im Markt, trotz höherer Kosten und Mehraufwand bei der Verarbeitung. Gleichzeitig wird sie die Materialentwicklung bei Rezyklaten hin zu besseren Qualitäten befördern. Wichtig ist allerdings, dass die Quoten- Regelung und die Marktüberwachung europaweit gelten und zügig umgesetzt werden. Voraussetzung ist, dass die Umsetzung bürokratiearm und ohne erhebliche negative wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere auf KMU und die Wettbewerbsfähigkeit, erfolgt. 2. Pro Design für Recycling Kunststoffprodukte sollten grundsätzlich so designt werden, dass ihre Rezyklierbarkeit am Lebensende gewährleistet ist. Es geht darum, ein Bewusstsein zu schaffen, Kunststoffe in Produkten so zu kombinieren, dass eine klar definierte Materialtrennung bei den Abfallströmen erfolgen und damit die Recyclingfähigkeit hergestellt werden kann. Dabei darf es keine allgemeingültigen horizontalen Design-Vorschriften geben, vielmehr sollten Best-Practice-Verfahren am Markt geteilt werden. 3. Pro digitale Identifizierbarkeit von Altkunststoffen Ein entscheidender Faktor bei der Kreislaufführung wird die transparente Verfolgbarkeit von Kunststoffen über ihren Lebenszyklus sein. Die Kombination aus einem recyclingfähig designten Produkt und dessen digitaler Nachverfolgbarkeit ermöglicht eine größtmögliche Material-Wiederverwertung. Hier kann der digitale Produktpass, bei richtiger Ausgestaltung, ein Lösungsansatz sein. 4. Pro Standardisierung von Kunststoff-Rezyklaten Kunststoffprodukte, unabhängig davon, ob aus Neuware oder Rezyklat, müssen hohen Qualitätsanforderungen genügen. Umso wichtiger ist es, gesicherte Qualitätsstandards auch für Rezyklate und deren Wiedereinsatz zu definieren. Das schafft Sicherheit für die Industrie und Vertrauen bei den Verbrauchern. 5. Keine unnötigen Einschränkungen bei der Verwendung von Rezyklaten Aktuell bestehen Widersprüche in der Zielrichtung verschiedener Regelsysteme. Einerseits sollen die Recyclingquoten deutlich erhöht werden. Andererseits verhindern oder bremsen Verordnungen und Gesetze bzw. öffentliche Ausschreibungen den Einsatz von Rezyklaten. Beispielsweise wird der Rezyklateinsatz bei Mülltonnen und Abwasserrohren unterbunden. Im Bereich der Lebensmittelanwendungen gibt es zwar inzwischen Möglichkeiten des Rezyklateinsates bei PET-Verpackungen, diese lassen sich allerdings aufgrund des abweichenden Polymerverhaltens nicht auf Polyolefine übertragen. Hier stehen starre Vorgaben einer Belebung der Kreislaufwirtschaft im Wege. Einige dieser Regelsysteme müssen aktualisiert werden, um den Stand der Technik besser zu spiegeln, und sie müssen gleichzeitig deutlicher an den umweltpolitischen Vorstellungen ausgerichtet werden. Auch dieser Prozess sollte schrittweise erfolgen. 6. Exportstopp von Plastikabfällen aus der EU in Drittstaaten mit geringeren Umweltauflagen Kunststoffabfälle sind eine wichtige Ressource und damit wertvoll. Diese Ressource ist der Grundstock für neue Kunststoffgranulate und damit neue Kunststoffprodukte. Der Export dieser Ressource schmälert den heimischen Grundstock und führt zu Umweltproblemen, wenn die Exporte in Länder gelangen mit niedrigeren ökologischen Auflagen als in der EU. Die geplante Überarbeitung der Waste Shipment Directive kann hier Lösungen liefern. Deshalb sollten die Kunststoffabfälle im Kreislauf der EU verbleiben, und es sollte ein Exportstopp in Länder außerhalb der EU mit niedrigeren Umweltauflagen verhängt werden. 7. Kunststoff für Klima Kunststoffprodukte helfen in vielen Anwendungsfeldern, den CO 2 -Fußabdruck zu reduzieren, sowohl in der Herstellungs- als auch in der Produkt-Lebensphase. Leichtbauteile aus Kunststoff im Automobil sparen Kraftstoff, Gebäudeisolierungen mindern den Verbrauch von Heizöl, Verpackungen verhindern den Verderb von Lebensmitteln, deren CO 2 - Fußabdruck besonders groß ist. Kunststoffe tragen zur Verbesserung der CO 2 - Bilanz bei und schaffen damit echte Vorteile für den Klimaschutz. Um diese Leistungen deutlich zu machen und auch, um noch mehr beitragen zu können, sind Transparenz und wirtschaftliche Anreize notwendig. Im Sinne einer besseren Transparenz sollten Standards für die Bilanzierung des CO 2 -Fußabdrucks erarbeitet werden. Ansprechpartner im VDMA: Dr. Sarah Brückner, Abfall- und Recyclingtechnik/Technik, Umwelt und Nachhaltigkeit 069/6603-1226, sarah.brueckner@vdma.org Thorsten Kühmann, Kunststoff- und Gummimaschinen/ Hybride Leichtbautechnologie 069/6603-1831, thorsten.kuehmann@vdma.org recycling aktiv 2/2021 35
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