ecycling aktiv ON TOUR Umwelttechnologie und Recyclingwirtschaft darstellt. Insgesamt elf Maschinen, über 30 Rotoren und in Summe 70 Siebe für die unterschiedlichen Zerkleinerungsmaschinen stehen für die verschiedenen Testläufe bereit. Wie uns Michael Weber, der Leiter des Technologiezentrums, erläutert, werden pro Jahr zwischen 100 und 150 Versuchsvorgänge gefahren, und das mit steigender Tendenz. Kunden lassen ihre Input-Materialien anliefern, dazu machen sie genaue Vorgaben, was gewünscht wird, wie zum Beispiel Korngröße, Kornform oder Durchsatz pro Stunde. Natürlich spielen auch der Maschinen-Verschleiß oder die notwendigen Wartungsintervalle eine wichtige Rolle bei den Kundenvorgaben. Entsprechend den Kundenwünschen werden die vorhandenen Maschinen von den Vecoplan-Technikern mit den passenden Sieb- und Rotor-Komponenten ausgerüstet, um damit die optimale Aufbereitungslösung zu finden. „Ganz wichtig dabei sind unsere Erfahrungen mit ähnlichen oder vielleicht sogar den gleichen Materialien, die wir in früheren Versuchen schon gefunden und natürlich auch dokumentiert haben“, so Michael Weber. Diese Versuchsergebnisse werden penibel dokumentiert und sind im Archiv abgelegt – natürlich zusammen mit den entsprechenden Materialproben. Beim Aufbau des Versuchs und beim anschließenden Ablauf merkt man sofort, wie eingespielt das Team ist, und was vielleicht noch wichtiger ist, mit welchem Einsatz jedes Kunden-Material behandelt wird. Da sitzt jeder Handgriff, ob beim Befüllen des V-ECO-1300-Zerkleinerers, der speziell für Kunststoffe entwickelt wurde, oder beim Anlegen der Big Bags, die das Endmaterial aufnehmen und hinsichtlich Stundenleistung und Materialdichte exakt verwogen werden. Die Siebe werden hydraulisch verfahren, Siebwechsel selbst gehen schnell von der Hand, durch die flexible Rotor- und Messer-Bestückung lassen sich die Zerkleinerungsmaschinen der V-ECO-Reihe an jeden Kunststoff genau anpassen. Zudem ist die V-ECO sehr leise, laufruhig und von der Zugänglichkeit her wohl kaum zu übertreffen. Der Versuch läuft, und ganz offenbar ist der Kunde hoch zufrieden, was den Durchsatz wie die Homogenität des Outputs anbelangt. „Live-Test“, so nennen die Vecoplan- Leute ihre Versuchsreihen, und das passt auch: Der Kunde sieht genau, was passiert, er kann Wünsche äußern und zugleich die auf seine Anforderungen hin passende Maschine im Ablauf beobachten und mit den Technikern auch im Detail diskutieren. Das macht Spaß, ist fast so wie im richtigen Arbeitsablauf, und das scheint auch den Erfolg des Technologiezentrums mit auszumachen. Martin Klotz kann es nur bestätigen: „In den vergangenen Jahren kamen Verarbeiter mit immer neuen Herausforderungen auf uns zu. Teilweise handelte es sich um extrem schwierig zu bearbeitende Werkstoffe, die mit einem hohen Durchsatz zu qualitativem Granulat zerkleinert werden sollten.“ Unter den Kunden befanden sich Firmen, die erst bei anderen Herstellern nachgefragt hatten, jedoch keine zufriedenstellende Lösung erhielten. „Wir entwickeln Anlagen, die wir in zahlreichen Versuchen in unserem hauseigenen Technikum auf die individuellen Anwendungen abstimmen“, erläutert Klotz. „Wir sind dabei im ständigen Austausch mit den Anwendern.“ Mit der geeigneten Technik lässt sich jedes Material zerkleinern. Die Homogenität spielt beim zerkleinerten Material eine ebenso große Rolle wie die eigentliche Materialqualität. 28 recycling aktiv 1/2019
Kunststoffe Die Zerkleinerungstechnik, wie der bereits im Einsatz befindliche neue VEZ 3200, spielt bei Vecoplan eine sehr große Rolle. Fotos: Vecoplan AG, hst Auf dem Firmenrundgang erläutert uns Steffen Krumm, Leiter Fertigung Anlagenbau, anschaulich die einzelnen Produktionsbereiche. Breites Produktprogramm mit unterschiedlichster Technik Im gleichen Maße, wie sich die Aufgabenstellungen differenzieren und weiterentwickeln, muss sich auch die Aufbereitungstechnik den ständig steigenden Anforderungen anpassen. Ein gutes Beispiel dafür sind die technischen Kunststoffe, wie Martin Klotz berichten kann: „Immer mehr Branchen setzen auf technische Kunststoffe. Vor allem das Zerkleinern wird bei diesen Werkstoffen immer häufiger zur Herausforderung“, sagt er. Woran das liegt? „Genau an den Eigenschaften, weswegen sie im Einsatz sind.“ Als Beispiel nennt er Polyamide (PA), die in großen Mengen zu Fasern verarbeitet werden. Sie zeichnen sich vor allem durch ihre hohe Festigkeit, Zähigkeit und Dämpfungseigenschaften aus. Genau darauf müssen die Aufbereitungs- und in diesem Fall insbesondere die Zerkleinerungstechniken abgestimmt sein, um bei diesem „schwierigen“ Grundmaterial dennoch beste Output-Qualitäten zu erzielen, die insbesondere beim Inhouse- Recycling eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Es sind genau diese Herausforderungen, die Vecoplan reizen – und im gleichen Maße motivieren. Das sehen wir auch auf unserem anschließenden Firmenrundgang, wo uns Steffen Krumm, Leiter Fertigung Anlagenbau, anschaulich die einzelnen Produktionsbereiche erläutert. Kaum zu glauben, dass das Unternehmen 1969 in einer Garage angefangen hat, und was sich daraus im Laufe der Jahre entwickelt hat. Die Produktionsbereiche bilden praktisch eine gesamte Aufbereitungslinie ab – sie reichen vom Zerkleinern über Fördern, Sieben, Separieren, Lagern bis hin zum Dosieren und sind jeweils wiederum durch ein sehr dichtes und gut aufeinander abgestimmtes Produktprogramm gekennzeichnet. Steffen Krumm weist auch auf die vielen Patente hin, die Vecoplan im Laufe der Jahre auf seine Eigen-Entwicklungen eintragen lassen konnte. Nur ein Beispiel dafür ist der Vecoplan-HiTorc-Antrieb. Der ist wartungsarm, betriebssicher, lässt sich in der Praxis unter Volllast anfahren und spart bis zu 60 Prozent Energie. Aber es gibt auch andere, wie das Fliehkeilmessersystem, das Universalschneidwerk, die Störstoffsicherung mit Namen Flipper, der Film- und Faser-Rotor oder der Vorzerkleinerer VAZ. Wie das Technologiezentrum machen auch die Werkshallen einen äußerst sauberen und aufgeräumten Eindruck, „trotz der vielen Arbeit, denn im Augenblick geht’s schon hoch her“, wie Steffen Krumm berichtet. Und was noch auffällt: der Umgang untereinander ist sehr freundlich, man kennt sich und weiß, dass man gemeinsam zusammenarbeitet. „Ein gutes Betriebsklima ist wichtig, dann stimmen auch die Ergebnisse!“ Zu guter Letzt werfen wir nochmals einen Blick auf die verschiedenen Zerkleinerer, die neben der Siebtechnik – wie Schwingsichter, Scheiben- oder Sternsieb – gerade für die Recyclingindustrie von Interesse sind. Der Ein-Wellen-Zerkleinerer ist dabei die universellste und am häufigsten eingesetzte Zerkleinerungsmaschine, die in den meisten Anwendungen ohne zusätzliches Beschickungssystem auskommt. Gesammelte Materialien können direkt undosiert aufgegeben werden. Der hydraulisch angetriebene Schieber führt dem Zerkleinerungswerk das Material zu. Mit dem 1989 entwickelten und patentierten Rotorschneidwerk lassen sich nahezu alle Materialien zerkleinern. Die Zwei-Wellen- Zerkleinerer wiederum sind besonders robuste Maschinen mit einer Durchsatzleistung von bis 100 t/h. Durch das Zusammenwirken der beiden Rotoren mit dem gemeinsamen Gegenmesser und dem Sieb oder wahlweise Siebrost wird ein homogenes Zerkleinerungsgut erzeugt. Zwei-Wellen-Nachzerkleinerer werden mit einer pneumatischen Maschinenbruchsicherung, dem sogenannten Flipper, ausgerüstet. Sie werden als Vor- oder Nachzerkleinerer eingesetzt und sind insbesondere für den Einsatz im Bereich Holz sowie Haus- und Gewerbemüll geeignet. In diesem Jahr feiert Vecoplan sein 50-jähriges Bestehen: unser Besuch hat uns gezeigt, die nächsten 50 Jahre können ruhig kommen! hst Vecoplan AG Von der Bitz 10 56470 Bad Marienberg Tel.: +49 2661 62 67-0 Fax: +49 2661 62 67-70 welcome@vecoplan.de www.vecoplan.com recycling aktiv 1/2019 29
Laden...
Laden...
Laden...