96 TREFFPUNKT Rohstoffgewinnung, Biodiversität ANZIEHENDE THEMEN: Gut 100 Teilnehmer zog das Veranstaltungsangebot dreier Partner in diesem Jahr nach Merseburg. Fotos: Michael Schlutter Dass sich Wirtschaft und Biodiversität nicht ausschließen, wurde beim 9. Rohstofftag Sachsen- Anhalt Ende August in Merseburg deutlich. Etwa 100 Vertreter von Unternehmen und Behörden waren der Einladung der IHKs Halle-Dessau und Magdeburg, des Landesamtes für Geologie und Bergwesen (LAGB) und des Unternehmerverbandes Mineralische Baustoffe (UMVB) gefolgt. Über Sachinformationen das Image der Rohstoffgewinnung zu verbessern, sei von Anfang an Anliegen der Rohstofftage Sachsen-Anhalt gewesen, die seit 17 Jahren regelmäßig stattfinden, so Mike Pinnig, Vizepräsident der IHK Halle-Dessau in seiner Eröffnung. Er forderte außerdem mehr Planungssicherheit für die Rohstoffindustrie. Staatssekretär Dr. Jürgen Ude untersetzte dies in seinem Grußwort in Vertretung des Wirtschaftsministers ebenfalls: „Wir brauchen eine planerische Sicherung für unsere Rohstoffe in Sachsen-Anhalt, sonst funktioniert die Industrie nicht. Wir müssen die Rohstoffgewinnung in der Region halten – auch deshalb, damit unsere jungen Leute eine Perspektive haben und nicht abwandern.“ Das Wirtschaftsministerium habe großes Interesse, dieses Thema einschließlich der Biodiversität mit der Industrie zu diskutieren. Sachsen-Anhalt ist gut mit oberflächennahen Rohstoffen ausgestattet. Dabei könne der Stand für die kurz- und mittelfristige Rohstoffversorgung des Landes trotz zunehmender konkurrierender Flächennutzung als ausreichend eingeschätzt werden, meint Dr. Christoph Gauert vom LAGB. Jetzt gelte es, dieses Niveau zu halten, denn ohne einheimische Rohstoffgewinnung ist eine nachhaltige Bauwirtschaft nicht realisierbar. Hier sei auch die Politik gefragt. Mit einer Rohstoffstrategie für das Land und einem politischen Bekenntnis zur Nutzung heimischer Rohstoffe könnten die Rahmenbedingungen verbessert werden. Baustoffproduzenten bemängeln Mangel „Die Zeiten des unbeschränkten betontechnologischen Luxus sind vorbei“, führte Ingo Lothmann von Heidelberger Beton das Thema knapper werdender Betonzuschlagstoffe wie Sand und Kies fort. „Ist es noch zeitgemäß, dass sämtliche für die Produktion von Beton zu verwendenden Ausgangsstoffe allerhöchsten Ansprüchen genügen müssen?“ Wegen der Erschöpfung von Lagerstätten und fehlender Anschlussgenehmigungen müssten die derzeit geforderten Gesteinskörnungen über zunehmend längere Transportstrecken verfrachtet werden. Drastisch steigende Frachtkosten sowie CO 2 -Emissionen für den Transport seien die unerwünschte Folge. Dazu komme die angedachte Besteuerung von CO 2 , welche den Kostendruck weiter erhöht. Vorhandene Gesteinskörnungen und andere Betonzuschlagstoffe selektiv zu verwenden, sei prinzipiell dagegen bereits heute möglich und regelkonform umsetzbar, ROHSTOFFGEWINNUNG und Biodiversität sind alles andere als ein Spannungsfeld. Das wurde nicht zuletzt während einer anschließenden Exkursion im MDB-Kieswerk deutlich, wo Thomas Jung die Renaturierungsmaßnahmen erläuterte. GESTEINS PERSPEKTIVEN 6/2019
und öffentliche Akzeptanz REFERENTEN UND MODERATOREN: Frank Bartsch, Gicon, Bert Vulpius, Oliver Fox, Felix Pokrant, Reinhart Schröter, IHK Halle-Dessau, Marcus Leonhardt, Ingo Lothmann, Dr. Harald Elsner, BGR, Prof. Dr. Christoph Gauert, Dr. Gunter J. Rieger, Kanzlei Dr. Dammert & Steinforth (v.l.). erfordere aber ein Umdenken. So habe ein Forschungsvorhaben des Bundesverbandes der Deutschen Transportbetonindustrie ergeben, dass bei Betonversuchen sowohl im Labor als auch in der Praxis mit „grenzwertigen“ Gesteinskörnungen durchaus Betone „ohne Auffälligkeiten“ hergestellt werden können. Hier gelte es, die betontechnologischen Möglichkeiten besser zu nutzen. „Es ist uns als Verband im vergangenen halben Jahr gelungen, das Thema „Rohstoffknappheit und Bedeutung heimischer Baurohstoffe in den Medien gut zu platzieren“, berichtete UVMB- Geschäftsführer Bert Vulpius. Die Branche stehe vor dem Problem, dass die Produkte zwar jeder braucht, Gesteinskörnungen aber als solche nicht sichtbar, weil verbaut sind. Dies war auch der Ausgangspunkt für den Branchenfilm der Gesteinsindustrie „1 Kilo Steine pro Stunde“, der in amüsanter Art das Thema „Bedarf“ transportiert. Mit dem Film sei es gelungen, eine markante Botschaft auszusenden, die dazu führte, dass Journalisten aus dem mitteldeutschen Raum Steinbrüche und Kiestagebaue vor Ort besucht und über die Branche und ihre Tätigkeit berichtet haben. Nur wer den Bedarf und die Verwendung heimischer Baurohstoffe kennt, wird auch einer Nutzung dieser Rohstoffe offen gegenüberstehen. In der Entwicklung eines Rohstoffbewusstseins sieht der Verband deshalb eine wichtige Aufgabe seiner Arbeit. Dabei unterstütze er seine Mitglieder mit einem umfangreichen Angebot an Info-Medien, die von den Unternehmen zunehmend stärker in der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Artenvielfalt in Theorie und Praxis Artenschutz und Rohstoffgewinnung sind miteinander vereinbar, weiß Oliver Fox, Referent für Umwelt und Biodiversität beim UVMB. Jedoch seien wirtschaftliche Rahmenbedingungen für das Unternehmen und Herausforderungen des Artenschutzes bei der Umsetzung zu beachten. „Gehen Sie hier im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens auf die zuständigen Behörden zu und sprechen Sie vorher alles ab. Das kann unnötige Arbeit sparen“, rät er. Oft sei auch externer Sachverstand hilfreich. Hier biete der UVMB seinen Mitgliedern Unterstützung an. An Beispielen erläuterte Fox bestehende und erfolgreiche Kooperationen mit dem Naturschutz. Ein „Muss“ in der Zusammenarbeit sei dabei jedoch auf beiden Seiten Flexibilität, Kompromissbereitschaft und eine frühe Kommunikation von Problemen. Eine bereits gut funktionierende Kooperation zwischen Industrie und Naturschutz in Thüringen stellte Felix Pokrant von der Natura-2000-Station „Auen, Moore, Feuchtgebiete“ vor. Das Projekt zur naturschutzfachlichen Beratung von Rohstoffunternehmen zum Amphibien- und Reptilienschutz betrifft die gesamte Landesfläche Thüringens. Beteiligt daran sind die Naturschutzbehörden, das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN), das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) sowie der UVMB. Die Zusammenarbeit mit dem UVMB nennt er einen absoluten Glücksfall. Wenn man mit diesem Partner in Unternehmen gehe, sei vieles einfacher, als wenn man als Naturschützer nur allein auftrete. Das landesweite Projekt zum Schutz von Amphibien- und Reptilien sei ein gutes Beispiel für eine Kooperation zwischen Rohstoffindustrie und Naturschutz. Auch die Politik habe inzwischen deren Bedeutung erkannt. Derzeit arbeite man an einer Rahmenvereinbarung zum Thema „Artenschutz im aktiven Abbau“ – ein Wunsch der Referate Artenschutz und Bergbau im TMUEN, so Pokrant. Wie gut Biodiversität und Kiesabbau im Einklang stehen können, demonstrierte auch Werkleiter Marcus Leonhardt, Heidelberger Sand & Kies, an Beispielen aus seinem Wirkungsbereich in Sachsen- Anhalt und Berlin-Brandenburg. Im Anschluss konnten sich die Teilnehmer im Exkursionsteil des Rohstofftages unweit Merseburgs von der praktischen Umsetzung des Artenschutzes ihr eigenes Bild machen. MDB-Geschäftsführer Thomas Jung führte durch den Lagerstättenbereich Wallendorf/ Schladebach. Neben der aktiven Gewinnung von Sanden und Kiesen, die hier seit über 50 Jahren stattfindet, zeigte er großflächig renaturierte und rekultivierte Bereiche. Heute ist der aufgelassene Bereich Wallendorf als Landschaftsschutzgebiet mit hohem naturschutzfachlichem Potenzial ausgewiesen. www.uvmb.de 6/2019 GESTEINS PERSPEKTIVEN
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