84 LKW & AUFBAU Schwere Lastwagen auf dem Vormarsch Kaum eine Gattung schwerer Gesteinstransporter hat in den letzten Jahren eine derartige Renaissance erlebt wie Mining-Lkw. Dabei stellt diese Fahrzeuggruppe eigentlich die Keimzelle aller Muldenkipper dar. Ihre Geschichte reicht mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg lösten schwere Lkw die bis dahin vorherrschenden Feldbahnen ab, um gewonnenes Rohgestein zur Verarbeitung zu transportieren. Die Entwicklung leistungsstarker Dieselmotoren machte sukzessive Zuladungen möglich, bei denen die Lkw in Verbindung mit der höheren Einsatzflexibilität ihre Vorteile ausspielen konnten. Nach und nach mutierten die überschweren Kipper durch fortwährende Spezialisierung zu Schwerlastkraftwagen (Skw) und mündeten in die Klasse der Starrrahmenkipper. Ab Mitte der 1960er-Jahre erweiterten dann knickgelenkte Dumper das Spektrum. GESTEINS PERSPEKTIVEN 6/2019 Seit einigen Jahren lässt sich ein Trend beobachten, der wie eine Rückkehr zu den alten Wurzeln wirkt und die immer größere Spezialisierung umkehrt. Eine ganze Reihe von Herstellern setzt wieder auf die Entwicklung kapazitätsstarker Lkw, die sich mit großen Mulden für den Gesteinstransport eignen – und der Markt nimmt diese Fahrzeuge dankbar auf. Ein robuster Stahlbau und immer leistungsstärkere Antriebe bringen die Mining-Lkw in Transportdimensionen bis weit jenseits der 50 t. Sie erreichen damit die Dimensionen mittlerer Skw, die Kapazitäten der meisten Knicklenker werden sogar überboten. Der holländische Spezialist Van Ginkels Automobiel Fabriek, oder kurz Ginaf, ist dabei einer der heute noch präsenten Pioniere. Neben einer Reihe von Spezialfahrzeugen für unterschiedlichste Einsätze entstehen am Standort Veenendaal heute mehrere Modelle schwerer Gesteinskipper. Kleinserien und Spitzenmodelle Bereits seit den frühen 1960er-Jahren baut Ginaf schwere Spezialfahrzeuge auch für den Bergbau. Als Kleinserienhersteller nutzt Ginaf dabei Komponenten anderer Hersteller und Zulieferer. Oft kommen die zugekauften Teile von Daf, einem Kooperationspartner. Auch für die MASSIV BEWEGLICH: Die mächtigen Hydraulikzylinder, mit denen die letzte Achse aktiv gelenkt werden kann, ist eine Eigenentwicklung.
LKW & AUFBAU 85 FÜR JEDES TERRAIN: Mit seinen technischen Merkmalen ist der HD5395TS auch in schwerem Gelände sicher unterwegs. Neben dem ganz großen Modell steht die Baureihe HD5308T mit 60 t Zuladung zur Verfügung. Fotos: Ginaf ab 2007 lancierte Heavy-Duty-Serie (HD) griff der Hersteller beim Modell HD5380T auf Kabine und Motor aus dem Daf-Regal zurück. Die Ginaf-HD-Serie ist speziell für den Mining-Einsatz entworfen worden. Seit gut drei Jahren stellt der in zweieinhalb Jahren völlig neu entwickelte HD5395TS das Spitzenmodell mit einer Nutzlast von 70 t und einem Gesamtgewicht von 95 t dar. Die Kabine des Fünfachsers stammt aus dem Programm der Ford-Cargo-Lkw. Zusammen mit der bewusst auffälligen Lackierung gibt sie dem imposanten Kipper eine unverwechselbare Optik. In einer Art Manufaktur entstehen in Veenendaal die schweren Kipper. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass Ginaf aber weit mehr ist als ein Montagewerk, in dem Fremdteile zusammengefügt werden, denn die Fahrzeuge bringen eine ganze Reihe Alleinstellungsmerkmale mit. Es sind die technischen Eigenschaften, die den großen Ginaf-Kipper zu einem der bemerkenswertesten Fahrzeuge seiner Klasse machen. Über die Jahre hat sich Ginaf dabei immer wieder mit eigenen Entwicklungen profiliert. Die Summe der eigenen Erfahrungen zeigt sich besonders im Spitzenmodell HD5395TS. Dessen maßgeschneiderter Rahmen aus Feinkornstahl wurde speziell darauf hin konzipiert, ein Gesamtgewicht bis 95 t verwindungssteif mit hohen Geschwindigkeiten in schwerem Gelände sicher zu bewegen. Fahrwerkskombination als Summe der Erfahrungen Am Rahmengerüst sind die fünf Achsen aufgehängt. Sie stammen vom finnischen Schwerlastspezialisten Sisu-Achsen und sind als Starrachsen ausgeführt. Mit der Konfiguration 10 x 6 sind die ersten beiden Achsen nicht angetrieben. Sie nehmen eine Traglast von je 13 t auf, verfügen über eine Einzelbereifung und sind lenkbar. Die drei Antriebsachsen haben eine Spitzenkapazität von je 23 t und sind damit maßgeblich für die hohe Zuladung verantwortlich. Die hinteren Starrachsen sind jeweils mit Differenzialsperren ausgestattet. Seit den 1990er-Jahren verbaut Ginaf eine Tridem-Achs-Konfiguration, mit der die Antriebskräfte über Differenziale gleichmäßig auf die Antriebsachsen aufgeteilt werden. Hier arbeitet Ginaf mit Sisu-Achsen auch bei der Entwicklung zusammen. Besondere Aufmerksamkeit gilt schon seit vielen Jahrzehnten dem Fahrwerk, das sich zu einem der richtungsweisenden Merkmale der schweren HD-Serie entwickelt hat. Hier zeigt das Spitzenmodell HD5395TS eine ausgefeilte Kombination aus Erfahrungen, die bis in die frühen 1980er-Jahre zurückreichen. Die Federung der vorderen Lenkachsen erfolgt über Luftbalgsysteme, die für Dämpfung und Federung zuständig sind. Diese pneumatischen Federungen werden zwar an Blattfedern geführt, die aber keine tragende Funktion erfüllen, wie Technikleiter Wilco Beijer erläutert. Die drei hinteren Doppelachsen verfügen über eine hydropneumatische Federung. Für diese Entwicklung hatte Ginaf bei der Einführung ein Patent. Über ausgleichende Verbindungen zwischen den Achsen erreicht der Hersteller eine gleichmäßige Verteilung des Gewichts, auch im beladenen Zustand auf alle Achsen und beide Seiten. Dazu lässt sich das Fahrwerk absenken. Diese automatische Niveauregulierung übernimmt zudem die Funktion eines Seitenneigungsstabilisators. Zudem ermöglicht die Konstellation eine integrierte On-Board-Waage, die über ein Außendisplay dem beladenden Maschinisten den Füllzustand der Mulde anzeigt. Das als HD HPVS bezeichnete System ist dafür verantwortlich, dass der HD5395TS auch voll beladen – mit einem Gesamtgewicht von 95 t – schnell, sicher und, wie Wilco Beijer betont, komfortabel im Gelände zu bewegen ist. Die Höchstgeschwindigkeit wird unbeladen optional auf 60 km/h abgeregelt, beladen auf 40 km/h. Der Clou ist die schon aus den 1980er-Jahren stammende Eigenentwicklung der hydraulisch lenkbaren letzten Achse. Die sogenannte HD-EVS-Steuerung ermöglicht über beidseitig angebrachte mächtige Hydraulikzylinder eine aktive Lenkung der fünften Achse. Zur Erhöhung der Betriebssicherheit ist die elektronische Ansteuerung so ausgelegt, dass die Achse im Stand – also beim Abkippen – automatisch zurück in die Mittelposition gedrückt wird. 6/2019 GESTEINS PERSPEKTIVEN
E 43690 Ausgabe 6/2019 Offizielles
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