42 LAGERN, PUFFERN, FÖRDERN Über Grenzen hinausdenken, planen und handeln Bis in die 1950er-Jahre hinein war es Usus, dass Autos aus separaten Rahmen und Aufbauten bestanden. Erst ein genialer Versuch, die tragenden Funktionen direkt in der Karosserie zu verankern, machte die Autos besser, stabiler, leichter und kostengünstiger. Für die Fachleute bei Gerwin Silotechnik ist dieses Beispiel ein Vorbild. Es steht sowohl Pate beim Entwickeln von Silodesigns wie auch beim Bau von Gerwin-Anlagen. Derart ambitioniert, lassen sich Grenzen zwischen den traditionellen Gewerken innerhalb einer Aufbereitungsanlage eliminieren und durch sinnvolle Zusammenführungen Sparpotenziale bzw. Synergieeffekte erzeugen. UMSETZUNG: In einem Werk in Österreich wurde eine der ersten Einheiten aus Füllersilo und Entstaubung 2013 in Betrieb genommen. Diese und ihre Nachfolger laufen seitdem überaus zuverlässig und wartungsarm. Ist ein Grundsatz wie das „Freidenken“ erst einmal in einer Unternehmensphilosophie verankert, befruchtet er sich immer wieder selbst. Ein aktuelles Beispiel der Umsetzung stellt die gelungene Kombination von Staubfiltern und Staubsilos dar. Silo, Filtergehäuse und Rohrleitungen sind sowieso schon vorher Bestandteil des Gerwin-Lieferumfangs gewesen, es fehlte eigentlich nur noch der integrierte Staubfilter. Durchaus eine Herausforderung für die stahlaffinen Fachleute – doch unter Anwendung der Maxime: „Dem Ingenieur ist nichts zu schwer“ entstand mit dem Gerwin- Schlauch-Rundfilter eine Neuentwicklung ganz im Sinne von Kunden, die sich zur Anlagentechnik auch die erforderliche Entstaubungslösung wünschten. Es galt also, neue und eigene Wege bei der Filtertechnik zu suchen und diese im Staubsilo-Gehäuse direkt mit unterzubringen. Ingenieure, Techniker und Fachleute aus der Fertigung des Herstellers taten sich im Jahre 2012 inspiriert von der Idee zusammen und entwickelten mit dem sogenannten „Schlauch-Rundfilter“ einen Prototyp, der mit Erfolg schon Mitte 2013 in Betrieb genommen werden konnte. Der Einsatz bestätigt den Ansatz Die entwickelte Filterkonstruktion besteht als Grundkörper aus einem zylindrischen waagerecht geteilten Gehäuse. Im oberen Gehäuseteil befindet sich die große, geschlossene Reingaskammer mit den eingebauten Filterschläuchen und dem Druckluft-Abreinigungsmechanismus. Der in der Höhe variable, untere Gehäuseteil dient zur Aufnahme der senkrecht hängenden Filterschläuche. Der abgereinigte Staub fällt ins darunter liegende Silo und kann von dort, je nach Wunsch, in Silozüge verladen oder anderweitig über Abzugsschnecken einem nachgeschalteten Verarbeitungsprozess zugeführt werden. Eine umlaufende Wartungsbühne im Bereich des Filterkopfes erleichtert den wichtigen Wartungszugang. Filterschläuche und Filterstützkörbe können vom geschlossenen Reingasraum aus wetterunabhängig, sicher und bequem bei Bedarf ein- und ausgebaut werden, auch weil die von oben senkrecht eingebauten Filterschläuche und Stützkörbe ohne zusätzliche Befestigungselemente auskommen. Stattdessen garantiert ein am oberen Filterschlauchende eingenähtes Federstahlband (Snap-Ring) mit Doppelwulstabdichtung einen dichten und einfachen Sitz der Filterschläuche, in die nach dem Einbau die Filterstützkörbe einfach hineingesenkt werden. Leicht erreichbar ist bedarfsweise auch der Bereich des Druckluftabreinigungsmechanismus hinter einer Wartungstür in der Mitte des Schlauchbodens. Durch das, im Durchmesser größer dimensionierte Filterstaubsilo ergibt sich eine weitere Rundbühne für Kontroll- und Wartungszwecke am unteren Filtergehäusezylinder, über die auch die sog- REINGASKAMMER mit den sternförmig angeordneten Filtertaschen. In der begehbaren Kammer mit jederzeit sicherem Stand wird auch die Filter-Wartung deutlich erleichtert. Fotos: Gerwin GESTEINS PERSPEKTIVEN 6/2018
LAGERN, PUFFERN, FÖRDERN 43 nannte Rohgas-Vorabscheidekammer erreicht werden kann. Die Vorabscheidekammer hat die Aufgabe, die Bewegungsenergie der Rohgaspartikel schon vor Auftreffen auf den eigentlichen Filtereinheiten wesentlich zu reduzieren. Positive Folge dessen ist, dass die Filterschläuche wesentlich längere Standzeiten erreichen und die Wartungskosten gleichzeitig sinken. Kostenreduzierend wirken zusätzlich auch der einfache konstruktive Anlagenaufbau und die nur wenigen erforderlichen Bauteile, welche die Ersatzteilbevorratung maßgeblich erleichtern. Im aktiven Einsatz werden die sternförmig angeordneten Filterschläuche reihenweise über ein zeitlich getaktetes und rotierendes Düsenrohr mit Druckluft abgereinigt. Für die getaktete Weiterschaltung sorgt ein frequenzgesteuerter Getriebemotor. Durch einen nur geringen Druckluftbedarf für die Reinigung, den konstruktiv bedingten geringen Filteranlagendruckverlust sowie den FU-gesteuerten Radialventilator konnten im Vergleich zu anderen Entstaubungslösungen erhebliche Energieeinsparungen erreicht werden. Gesteuert wird die gesamte Filteranlage über eine frei programmierbare Siemens-Einheit S7-1200, mit deren Hilfe die Anlagenparameter unterschiedlichen Einsatzbedingungen perfekt angepasst werden können. Neben den bereits erwähnten Vorzügen, die sich praktisch sämtlich im Einsatz als positive Besonderheiten bestätigen, besitzt die Lösung als weitere positive Eigenschaft den Vorteil, im Unterschied zu anderen Systemen eine Filterflächenvergrößerung zuzulassen. Hierzu wird in das Filtergehäuse lediglich ein zusätzliches Ringsegment eingefügt und entsprechend SCHLAUCH-RUNDFILTER längere Filterschläuche eingebaut. Im Ergebnis kann die Entstaubungsanlage z. B. mit einer geringeren Filterbelastung betrieben oder auch die Entstaubungsleistung erhöht werden. Dies ist speziell in Zeiten sich ständig verschärfender Staubemissions-Vorschriften ein herausragender Vorteil, der sich letztlich aus der einzigartigen Kombinationsbauweise von Silo und Filtergehäuse ergibt. (gsz) www.gerwin-silotechnik.de Aufbau, Funktionen, Vorteile – Druckluftabreinigung – Filterreingasbereich begehbar – Rohgas-Vorabscheidekammer – Abreinigungsmechanismus von Wettereinflüssen geschützt – geringe Schallemissionen durch innenliegendes Magnetventil – keine Schäden bei Überfüllung des Füllersilos durch hängende Filterschläuche – leichte Demontage und Montage der Filterschläuche – Doppelwulstabdichtung oben für dichte und einfache Montage/Demontage – sehr geringer Wartungsaufwand – erhebliche Energieeinsparungen ARBEITSEINHEIT SCHLAUCH: Filterschläuche und Stützkörbe können vom geschlossenen Reingasraum aus sicher und bequem ein- und ausgebaut werden. 6/2018 GESTEINS PERSPEKTIVEN
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