22 MACH MAL WAS Nachnutzung Trüffelbiotop IDEALE BEDINGUNGEN: Im Haselnusshain in Kombination mit anderen relevanten Baumarten wollen die innovationsfreudigen Renaturierer der Schäfer-Gruppe schon in wenigen Jahren eine genussvolle Ernte einfahren. Fotos: Schäfer Was haben ein Schotterwerk, Kalksteinboden, kleine Baumsetzlinge und der teuerste Pilz der Welt miteinander zu tun? Sehr viel, denn Trüffel lieben diese Umgebung. Zusammen mit den Spezialisten von Deutsche Trüffelbäume hat sich die Schäfer-Unternehmensgruppe deshalb auf ein neues Abenteuer eingelassen: die Trüffelzucht. Ganz abwegig ist diese Zusammenarbeit nicht. Denn im Zuge der Renaturierung bilden die verarbeitete Kalksteinverwitterungserde und die brachliegende Steinbruchfläche das perfekte Biotop, um durch die Pflanzung von 778 Haseln, Eichen und Hainbuchen ein ideales Trüffelanbaugebiet zu schaffen. „Wir kamen auf die Idee, als wir auf einer ISTE-Veranstaltung einen Vortrag von ‚Deutsche Trüffelbäume‘ besuchten“, erklärt Thomas Jechel, Geschäftsführer der Schäfer-Unternehmensgruppe. „In der Nähe unseres Steinbruchs hatten wir ungenutzte Flächen, die sowieso renaturiert werden mussten und auf denen der Kalkstein langsam verwitterte. Alles in allem exzellente Voraussetzungen für das vorgestellte Projekt.“ Bis jetzt sind die Setzlinge des Trüffelhains noch klein. Doch der Unternehmer plant die ersten Knollen bereits nach sieben bis acht Jahren zu ernten – sofern alles wie erwartet läuft. Nach einer Beratung durch die Trüffel-Experten wurde in einem ersten Schritt ein naturnaher Bepflanzungsplan erstellt. Jechel: „Wir hätten nicht gedacht, irgendwann einmal in wertvolle Pilze zu investieren. Aber im Zusammenhang mit der von uns geplanten Renaturierung der Auffüllflächen in unserem Steinbruch hat uns das Projekt direkt angesprochen.“ Ludger Sproll und Dr. Ulrich Stobbe haben sich auf den Anbau von Trüffeln und deren ideale Zuchtumgebung spezialisiert: „Die Trüffeln wachsen besonders gut in Kalkverwitterungserden, weshalb sich die Gegend der Schwäbischen Alb rund um Schotterwerke und Steinbrüche bestens eignet“, so Sproll. Trüffelzucht ist eine Wissenschaft für sich Dr. Ulrich Stobbe hat den Pilz und seinen Anbau über Jahre studiert. „In meiner Forschungsarbeit habe ich über hundert Trüffelstandorte besucht und die dortigen Böden auf ihre chemischen Eigenschaften geprüft – und dabei immer wieder Kalkböden in Verbindung mit einer speziellen Vegetation vorgefunden“, erklärt er. Die Kombination der verschiedenen heimischen, zertifizierten Bäume schafft in Verbindung mit den Böden eine perfekte Umgebung für den Pilz. Die Mykorrhizen, also eine Pilz-Wurzel-Verbindung, werden für den Anbau im Labor gezüchtet. Dazu werden Pilzsporen auf die Wurzeln von Hasel, Eiche und Hainbuche übertragen. Pflanzen und Pilze gehen dabei eine Symbiose ein, die sogenannte Mykorrhiza: Die Bäume liefern den Pilzen vor allem Zuckerverbindungen und die Pilze im Gegenzug Stickstoff und Phosphor. Die verwachsenen Systeme werden getestet, dann ausgeliefert und eingepflanzt. Hunde oder Schweine als Erntehelfer? Stobbe: „Die Trüffelbiotop-Besitzer können im Laufe des Baumwachstums nach Anleitung entnommene Wurzelproben an unsere Firma schicken, um zu prüfen, wie erfolgreich sich der Trüffelpilz entwickelt.“ Nach sieben bis acht Jahren lassen sich dann die ersten Pilze ernten. Dazu ist ein ausgebildeter Trüffelspürhund notwendig. Die berühmt geworde- GESTEINS PERSPEKTIVEN 2/2018
Trüffelzucht-Basis: Im ersten Schritt wurde speziell für den Anbau der teuersten Knolle der Welt – weiße Trüffeln erzielen Preise von 9000 bis 15.000 Euro/kg – eine Kombination von verschiedenen heimischen, zertifizierten Bäumen angepflanzt. Gemeinsam mit den Kalksteinböden der Schwäbischen Alb generieren die 778 Haseln, Eichen und Hainbuchen das perfekte Biotop für die Trüffel. MACH MAL WAS 23 nen Schweine, die auf einen bestimmten chemischen Duft der Pilze reagieren, der auch von Ebern ausströmt, werden allerdings nicht mehr eingesetzt. „Sie können zwar die Trüffeln gut aufstöbern, fressen diese dann aber meist sofort auf“, erklärt Sproll. „Hunde sind hier einfach besser geeignet. Für ein so großes Gebiet wie bei Schäfer wird die Anschaffung eines eigenen Trüffelspürhundes nötig sein.“ Der Deutsche Trüffelverband plant, die Ernte durch Hunde als Dienstleistung zu organisieren. Übrigens dürfen in Deutschland ohnehin nur gezüchtete Trüffeln auch wirklich geerntet werden. Renaturierung und Pilzzucht in einem Für die Bestandseindämmung der gerne in Steinbrüchen heimischen Wühlmäuse wurden sechs Julen aufgebaut. Auf diesen Ansitzstangen lassen sich Greifvögel gerne nieder. Ansonsten könnten die Wühlmäuse die Wurzeln der Bäume anfressen und damit den Trüffelhain bedrohen. „Die Pflege des Gebiets übernimmt ein Landwirt aus der Nachbarschaft, der bereits andere Nutzflächen von uns gepachtet hat“, berichtet Jechel und resümiert: „Wir sind sehr gespannt darauf, wie sich das Projekt entwickelt – und vor allem: wie die Trüffeln schmecken werden. Das Trüffelbiotop wäre künftig ein schönes Beispiel für eine zielgerichtete Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen aus Tagebauhinterlassenschaften. Geht der Plan auf, stellt er viel mehr dar als eine einfache Nachnutzung – vielmehr begründet er eine hochwertige Neunutzung. Auch ein Lehrpfad zu den Themen Renaturierung und Trüffelanbau wäre denkbar.“ www.schaefer-unternehmensgruppe.de. www.deutsche-trüffelbäume.de. 2/2018 GESTEINS PERSPEKTIVEN Standardhauben_anz_84x130_4c.indd 1 12.03.2007 10:28:04
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