22 FORSCHUNG AM ENDE DES TAGES wird alles gut? Vielleicht nicht immer, aber mit dem passenden Ansatz kann vieles gelingen. Viel Erfolg! auch Langer 2018). Vertrauen lässt sich mit einer unbedachten Aktion handstreichartig erschüttern. Dieses erneut aufzubauen, fällt hingegen ungemein schwieriger aus (siehe unter anderem anhand des Beispiels Stromnetzausbau Weber, Kühne et al. 2016). Eine angepasste und transparente Unternehmenskommunikation wird damit heute immer wichtiger. Auf Kommunikationsprofis zu setzen, die sich in unterschiedliche Sichtweisen „einfühlen“ können, kann helfen (beispielhaft Holemans GmbH 2017). So können auch verlässliche Partner für strategische Allianzen gefunden werden (ein Beispiel NABU et al. 2004) – denn ohne Unterstützer wird eine Konfliktregelung immer weniger denkbar. In Bezug auf die vielen Schritte eines Vorhabens von den ersten Überlegungen bis zur Umsetzung der Folgenutzung gilt es, neben wirtschaftspolitischen Belangen Bürger und insbesondere direkt betroffene Anwohner einzubinden und nicht abzuspeisen: Vor einigen Jahren reichte vielleicht noch eine Informationsveranstaltung. Heute geht es aber um Möglichkeiten von Konsultation und Kooperation, das heißt, aktiven Einbezug der Zivilgesellschaft und von Trägern öffentlicher Belange, wodurch Planungsvorhaben durchaus auch zum Vorteil unterschiedlicher Stakeholder angepasst werden können. Formelle Verfahren sind weiterhin recht starr, doch auf informeller Ebene lässt sich immer mehr ermöglichen (dazu einführend Riedel et al. 2015). Aktives Zuhören wird zur Pflicht und zum Gebot, ebenso der Versuch, bei emotional aufgeladenen Situationen kein „Öl ins Feuer“ zu gießen, wie bereits allgemein angerissen. Auch wenn es vielleicht paradox klingt, sollte gerade Worst-practice-Beispielen Beachtung geschenkt werden: Was ist andernorts schiefgelaufen? Wann und warum eskalierte eine Situation? Wann ging es durch den Gesichtsverlust vieler bergab? Hieraus kann allgemein gelernt werden, was als „no go“ vermieden werden sollte. Good-practice-Beispiele können dagegen Mut machen, nicht zu Literatur Artukovic, A., Aschenbrand, E. & Weber, F. (2017). Der Stein des Anstoßes – Konflikte um die Rohstoffgewinnung zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Planung. Zwischenergebnisse eines praxisbezogenen Forschungsvorhabens. Naturschutz und Landschaftsplanung 49 (11), 348–354. Aschenbrand, E., Kühne, O. & Weber, F. (2017). Steinharter Widerstand? Bürgerinitiativen und die Akzeptanz der Rohstoffgewinnung. GP GesteinsPerspektiven (2/2017), 8–12. Bauman, Z. (1999). Unbehagen in der Postmoderne. Hamburg: Hamburger Edition. Bauman, Z. (2000). Die Krise der Politik. Fluch und Chance einer neuen Öffentlichkeit. Hamburg: Hamburger Edition. Benighaus, C., Wachinger, G. & Renn, O. (2016). Bürgerbeteiligung. Konzepte und Lösungswege für die Praxis. Frankfurt (Main): Wolfgang Metzner Verlag. Bock, S. & Reimann, B. (2017). Das 3 x 3 einer guten Öffentlichkeitsbeteiligung bei Großprojekten. Status quo und Perspektiven. eNewsletter Netzwerk Bürgerbeteiligung: 01/2017. http://www. netzwerk-buergerbeteiligung.de/fileadmin/Inhalte/PDF-Dokumente/newsletter_beitraege/1_2017/nbb_beitrag_reimann_ bock_170406.pdf. Zugegriffen 21.08.2017. Dahrendorf, R. (1961). Gesellschaft und Freiheit. Zur soziologischen Analyse der Gegenwart. München: Piper. Dahrendorf, R. (1972). Konflikt und Freiheit. Auf dem Weg zur Dienstklassengesellschaft. München: Piper. Glasl, F. (2011). Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater (10. Auflage). Bern et al.: Haupt. Holemans GmbH (Hrsg.). (2017). Stein im Brett. Gute Gründe für eine neue Kultur des Miteinanders am Niederrhein. Rees: Selbstverlag. Kühne, O. (2006). Landschaft in der Postmoderne. Das Beispiel des Saarlandes. Wiesbaden: DUV. Kühne, O. (2017). Zur Aktualität von Ralf Dahrendorf. Einführung in sein Werk (Aktuelle und klassische Sozial- und Kulturwissenschaftler|innen). Wiesbaden: Springer VS. Kühne, O. (2018). „Neue Landschaftskonflikte“ – Überlegungen zu den physischen Manifestationen der Energiewende auf der Grundlage der Konflikttheorie Ralf Dahrendorfs. In O. Kühne & F. Weber (Hrsg.), Bausteine der Energiewende (S. 163–186). Wiesbaden: Springer VS. Langer, K. (2018). Frühzeitige Planungskommunikation – ein Schlüssel zur Konfliktbewältigung bei der Energiewende? In O. Kühne & F. Weber (Hrsg.), Bausteine der Energiewende (S. 539–556). Wiesbaden: Springer VS. Leifgen, P. (2017). Bürgerentscheid aus heiterem Himmel – Wahlkampf für einen Steinbruch. In Holemans GmbH (Hrsg.), Stein im Brett. Gute Gründe für eine neue Kultur des Miteinanders am Niederrhein (S. 71–78). Rees: Selbstverlag. Luhmann, N. (2017). Systemtheorie der Gesellschaft. Berlin: Suhrkamp. Mouffe, C. (2014). Agonistik. Die Welt politisch denken (Bd. 2677). Berlin: Suhrkamp. GESTEINS PERSPEKTIVEN 1/2018
FORSCHUNG 23 „Darauf zu hoffen, dass sich bisher immer alle Vorhaben umsetzen ließen und dies auch in der Zukunft gelingen wird, ist nur denen anzuraten, die die Herausforderung in sich zuspitzenden Konflikten suchen.“ resignieren, ohne „Allheilrezepte“ bereitzustellen (dazu beispielsweise Leifgen 2017). Kommunikationsbezogen zeigen im Forschungsvorhaben untersuchte Fälle, dass noch aktiver mit regelmäßig vorgebrachten Vorwürfen (Artukovic et al. 2017; Weber et al. 2017) umgegangen werden sollte, ohne den eigenen Standpunkt zu verabsolutieren. Es geht eher darum, alternative Deutungsmuster zur Diskussion zu stellen und so eine andere Sicht auf die Dinge zu transportieren: Wie stark fällt Lärm im Vergleich zu sonstigem Alltagslärm aus? Wie hoch ist die Lkw-Belastung und wie ließe sich diese gegebenenfalls verringern? Welchen Nutzen generiert die Rohstoffförderung konkret vor Ort jenseits allgemein wirtschaftsbezogener Argumente? Wer sind die Gesichter hinter der Unternehmensfassade? Und wie steht es gerade auch mit der Kritik um „Natur- und Landschaftszerstörung“? Refugien für bedrohte Flora und Fauna und neue Landschaften sprechen eine andere Sprache als „Riesenlöcher“ oder „Kraterlandschaften“. Hiervon müssen sich Anwohner und Interessierte allerdings auch einen eigenen Eindruck verschaffen können – an Tagen der offenen Tür, Betriebsführungen, mit Angeboten für Schulklassen etc. In Bezug auf Politik und Planung auf unterschiedlichen administrativen Ebenen ist schließlich ein offener Umgang mit den Unternehmen der Gesteinsindustrie einzufordern: Egal ob die Gewinnung mineralischer Rohstoffe nun vollumfänglich als erforderlich angesehen oder eher als zu limitierend betrachtet wird – Politik muss verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, die planungsbezogen zur Anwendung kommen. Neuen Beteiligungsformaten ist mehr Raum einzuräumen, damit Bürgerbeteiligung nicht innerhalb von Verfahren ausgebremst wird. Gerade letzteren Aspekten ist in der kommenden Zeit forschungs- und anwendungsbezogen noch stärkere Aufmerksamkeit zu schenken. So weit, so gut. Und nun? Der Artikel erhält in einer komprimierten Version gewisse Hinweise und Denkanregungen. Hier hört es aber nicht auf. Eine Veröffentlichung der zentralen Forschungsergebnisse ist in Vorbereitung DANKSAGUNG Die Inhalte dieses Artikels basieren auf Ergebnissen eines zwischen 2015 und 2017 durchgeführten Forschungsvorhabens. Das IGF-Vorhaben 18874 N der „Forschungsgemeinschaft Mineralische Rohstoffe e.V. – MIRO“ in Köln wurde über die AiF (Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V.) im Rahmen des Programms der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert. Der besondere Dank der Autoren gilt den MIRO-Geschäftsführern Walter Nelles, Christian Haeser, den Mitgliedern des projektbegleitenden Ausschusses, der Redaktion GP sowie den Mitgliedern des Tübinger Projektteams für ihre Unterstützung NABU, Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V., IG BCE & Industriegewerkschaft BAU. (2004). Gemeinsame Erklärung. Rohstoffnutzung in Deutschland. http://www.baustoffindustrie.de/root/img/pool/downloads/gem-rohstoff-erklaerung.pdf. Zugegriffen 03.11.2014. Reed, M. S., Graves, A., Dandy, N., Posthumus, H., Hubacek, K., Morris, J., Prell, C., Quinn, C. H. & Stringer, L. C. (2009). Who’s in and why? A typology of stakeholder analysis methods for natural resource management. Journal of Environmental Management 90, 1933– 1949. DOI: 10.1016/j.jenvman.2009.01.001. Riedel, W., Lange, H., Jedicke, E. & Reinke, M. (Hrsg.). (2015). Landschaftsplanung. Berlin et al.: Springer Berlin Heidelberg. Sommer, J. (Hrsg.). (2015). Kursbuch Bürgerbeteiligung #1. Berlin: Verlag der Deutschen Umweltstiftung. Weber, F. (2018). Von der Theorie zur Praxis – Konflikte denken mit Chantal Mouffe. In O. Kühne & F. Weber (Hrsg.), Bausteine der Energiewende (S. 187–206). Wiesbaden: Springer VS. Weber, F., Kühne, O., Jenal, C., Sanio, T., Langer, K. & Igel, M. (2016). Analyse des öffentlichen Diskurses zu gesundheitlichen Auswirkungen von Hochspannungsleitungen – Handlungsempfehlungen für die strahlenschutzbezogene Kommunikation beim Stromnetzausbau. Ressortforschungsbericht. https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/ urn:nbn:de:0221-2016050414038/3/BfS_2016_3614S80008.pdf. Zugegriffen 16.10.2017. Weber, F., Jenal, C. & Kühne, O. (2016). Facetten und Sichtweisen zur Gewinnung mineralischer Rohstoffe. GesteinsPerspektiven (3/2016), 42–47. https://www.yumpu.com/de/ document/view/55524914/gp-gesteinsperspektiven-03–16. Zugegriffen 06.06.2016. Weber, F., Jenal, C. & Kühne, O. (2017). Die Gewinnung mineralischer Rohstoffe als landschaftsästhetische Herausforderung. Eine Annäherung aus sozialkonstruktivistischer Perspektive. In O. Kühne, H. Megerle & F. Weber (Hrsg.), Landschaftsästhetik und Landschaftswandel (S. 245–266). Wiesbaden: Springer VS. und wird in der ersten Jahreshälfte beim Verlag Springer VS in der Reihe Raum- Fragen erscheinen. Eine ausführliche Handreichung wurde ebenfalls durch das Forschungsteam erarbeitet, die derzeit als Publikation für die Unternehmen der Gesteinsindustrie vorbereitet wird. Um veränderten Planungsrahmenbedingungen nachzugehen, wurde ein AiF- Folgeprojekt, das in den Jahren 2018 bis 2020 umgesetzt wird, erfolgreich auf den Weg gebracht Ein Beitrag von Dr. Florian Weber und Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne, Eberhard Karls Universität Tübingen, SRE – Stadt- und Regionalentwicklung www.geo.uni-tuebingen.de/sre 1/2018 GESTEINS PERSPEKTIVEN
TREFFPUNKT 73 Bei Genehmigungsverfa
TREFFPUNKT 75 HAUSMESSE - ZUM DRITT
TREFFPUNKT 77 INTERMAT Wachstumscha
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