Rohstoffeffizienz-Preis 2020 Reste nicht nur reduzieren, Bereits zum neunten Mal würdigte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit dem Rohstoffeffizienz-Preis 2020 rohstoffeffizientes Wirtschaften von Unternehmen in Deutschland. Wenngleich in diesem Jahr aus allseits bekanntem Grund die feierliche Veranstaltung zur Verleihung abgesagt werden musste, ändert das nichts an der Bedeutung der eingereichten Projekte. Auffällig bei den Einreichungen von Unternehmen der Steine- und Erdenindustrie ist die hohe Beachtung, die mittlerweile auch den sogenannten „Nebenströmen“ im Aufbereitungsprozess geschenkt wird. Nominiert waren neun branchenübergreifende Technologien zum ressourcenschonenden Einsatz von Rohstoffen. Dabei lag der Fokus diesmal auf Verfahren zum Weiterverwenden sowohl einfacher als auch komplexer Restmaterialien, die für die Aufbereitung und Herstellung neuer Produkte verwendet werden. Zweimal Daumendrücken war aus Sicht der mineralischen Rohstoffindustrie angesagt, denn zu den Nominierten des begehrten Preises gehörte sowohl die Gebrüder Dorfner GmbH & Co Kaolin- und Kristallquarzsandwerke KG als auch die Kies und Beton Baden-Baden GmbH & Co Holding KG. Schon dies – zum engen Kreis der Besten zu gehören – ist eine Auszeichnung. Am Ende setzte sich die Gebrüder Dorfner GmbH & Co Kaolin- und Kristallquarzsandwerke KG in der Jurybewertung als Gewinner durch. Das Unternehmen wurde neben der ebenfalls branchennahen Rinn Beton- und Naturstein GmbH & Co. KG sowie dem Institute for Advanced Mining Technologies der RWTH Aachen zum Gewinner eines Deutschen Rohstoffeffizienz-Preises 2020 gekürt. Nebenströme analysieren und vorteilhaft nutzen Die Leistung, die das bayerische Unternehmen Dorfner in die Waagschale warf, kann sich sehen lassen: Zusammen mit der Belegschaft und neuen Abnehmern wurden neben dem Hauptstrom der Rohstoffe sämtliche Nebenströme für eine relevante, hochwertige Produktentwicklung genauer unter die Lupe genommen. Sprich: was einst verworfen werden musste, wurde auf seinen Mineralbestand hin gründlichst untersucht und hinsichtlich der Eignung für andere Abnehmer und weitere potenzielle Produkte getestet. Reststoffe, die während der Produktion anfallen, können schließlich Primärrohstoffe anderer Industrien sein. Diese Vermutung hat sich erfolgreich bestätigt und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Beispielsweise sind die einst verworfenen Filterkuchen nun als Rohstoff für GESTEINS Perspektiven 8 | 2020
MACH MAL WAS 25 KUPPELPRODUKTION PERFEKTIONIERT: Bei Dorfner wurden sogenannte „Nebenströme“ der gewonnenen mineralischen Rohstoffe auf Eignung für andere Abnehmer getestet – mit wirtschaftlichem Erfolg und dankbarer Marktresonanz. sondern gänzlich vermeiden die Ziegelproduktion gefragt. Mit dieser Kuppelproduktion, – also einem Produktionsprozess, in dem neben dem Hauptprodukt mindestens ein nützliches Nebenprodukt anfällt, wird nicht nur an anderer Stelle der Einsatz an Primärrohstoffen reduziert, sondern gleichzeitig der Dorfner-Umsatz gesteigert. Fazit: Es lohnt sich, alle Stoffströme in einem Unternehmen zu prüfen. Nicht selten versteckt sich im wenig Beachteten ein zusätzlicher Nutzen – und am Ende gar noch ein Preis. Die „Lagerstätte“ im Tunnel nebenan Tunnelausbruch wird zu großen Teilen noch immer nicht standardmäßig professionell aufbereitet, sondern eher als Abfall deponiert. Als nun direkt neben einem der Kieswerke der Kies und Beton Baden-Baden GmbH & Co Holding KG ein ca. 4 km langer Tunnel gebaut werden sollte, hat das Kiesunternehmen ein Konzept entwickelt, um den hierbei anfallenden Tunnelausbruch aufzubereiten. Da das Material aber eben von einer (Tunnel-)Baustelle stammte, wurde es behördlich als Abfall eingestuft. Deshalb durfte es weder im bestehenden Kieswerk aufbereitet werden – dieses hätte dann als Abfallbehandlungsanlage genehmigt werden müssen – noch durfte zur Materialbehandlung ein offener Waschwasserkreislauf zur Reinigung und Klassierung genutzt werden. Lösung: Das Unternehmen investierte in Technik und erweiterte das vorhandene Kieswerk um einen geschlossenen Waschwasserkreislauf. Mit dem technisch anspruchsvollen System werden nicht nur die Sande und Kiese aus den 1,5 Mio. t Tunnelausbruchmaterial gewonnen, sondern ebenfalls die Ton- und Mergelanteile aus der Wasserklärung mit anschließender Entwässerung in einer Kammerfilterpresse. Nahezu 100 % des Tunnelausbruchs werden somit als Rohstoffe für qualifizierte Bauprodukte nutzbar gemacht. Das spart im Gegenzug 700.000 m³ Deponievolumen und das lokale Rohstoffvorkommen wird geschont. Was kann dieses nominierte Unternehmen aus MIRO-Sicht also anderes sein als ein weiterer Sieger der Herzen? Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gratulierte den Gewinnern und Platzierten. Er hob dabei hervor, dass für Deutschland eine sichere Rohstoffversorgung sowie ein intelligenter und nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen von entscheidender Bedeutung sei. Den sparsamen und effizienten Einsatz von Rohstoffen nannte er einen entscheidenden Baustein nachhaltiger Entwicklung und eine wichtige Säule des European Green Deals. Nun denn – die Bundesregierung wird sich an diesen Worten messen lassen müssen. MIRO gratuliert den branchenrelevanten Siegern und Nominierten sehr herzlich. Ein umfassenderes Bild zu den Einreichungen aller Nominierten findet sich hier: https://www.deutscher-rohstoffeffizienz-preis.de/DREP/DE/Nominierungen-2019/wettbewerb_2019_node.html. deutscher-rohstoffeffizienz-preis.de NICHT SINNLOS DEPONIEREN: Das badische Kieswerk befand, dass 1,5 Mio. t Tunnelausbruch nicht auf die Deponie gehören, sondern in eine Aufbereitungsanlage, um das Rohstoffpotenzial zu nutzen. Dass diese extra gebaut werden muss, ahnten die Verantwortlichen zu Beginn noch nicht. Aber: Das Vorhaben ist zu 100 % gelungen. Fotos: Ausschnitte aus den Bewerbungsfilmen/BGR/Dera 8 | 2020 GESTEINS Perspektiven
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