36 WIRTSCHAFT Baupreise im Vorjahresvergleich Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im August 2021 um 12,6 % gegenüber August 2020 gestiegen. Dies ist der höchste Anstieg der Baupreise gegenüber einem Vorjahr seit November 1970 (+13,1 % gegenüber November 1969). Auf den Anstieg der Baupreise wirkten sich neben dem Basiseffekt durch die BAUPREISENTWICKLUNG: Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat, in %. Alle Preisangaben beziehen sich auf Bauleistungen am Bauwerk einschließlich Mehrwertsteuer. Quelle: Destatis Stärkster Anstieg seit 51 Jahren befristete Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 zusätzlich die stark gestiegenen Materialpreise aus. Ohne die Mehrwertsteuersenkung hätte der Preisanstieg rein rechnerisch immer noch 9,7 % betragen. Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden stiegen von August 2020 bis August 2021 um 14,5 %. Den stärksten Anstieg gab es dabei bei den Zimmer- und Holzbauarbeiten. Sie sind aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Bauholz im In- und Ausland um 46,5 % teurer geworden. Die Preise für Entwässerungskanalarbeiten stiegen um 15,1 %, für Betonarbeiten erhöhten sie sich um 14,8 %. Die Preise für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten stiegen um 14,5 % und für Klempnerarbeiten um 13,8 %. Die Preise für Ausbauarbeiten nahmen im August 2021 gegenüber dem Vorjahr um 11 % zu. Für Estricharbeiten erhöhten sie sich um 14 %, für Metallbauarbeiten um 13,7 %. Tischlerarbeiten kosteten 12 % mehr als im August 2020, bei Heizanlagen und zentralen Wassererwärmungsanlagen stiegen die Preise um 10,9 %. Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) kletterten gegenüber dem Vorjahr um 11,9 %. Die Neubaupreise für Bürogebäude stiegen um 12,6 % und für gewerbliche Betriebsgebäude um 13,3 %. Im Straßenbau erhöhten sich die Preise um 7 %. www.destatis.de AUFTRAGSEINGANG Kräftiger Zuwachs auf schwacher Basis Ungeachtet aller Lieferengpässe haben sich die Auftragsbücher im Maschinen- und Anlagenbau im August 2021 kräftig gefüllt. Die Bestellungen legten im Vergleich zum Vorjahr real um stattliche 48 % zu. „Allerdings lag die Messlatte für den Vorjahresvergleich auch extrem niedrig: Im August 2020 fuhr die Maschinenbauindustrie das drittschwächste Order-Ergebnis des vergangenen Jahres ein“, erläutert VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. Auf dieser schwachen Basis aufbauend, konnten die Unternehmen ihre Inlandsbestellungen im August um 36 % erhöhen. Die Aufträge aus dem Ausland wuchsen sogar um 54 %. Dabei legten die Bestellungen aus dem Euroraum im Berichtsmonat um 41 % zu, aus dem Nicht-Euroraum kamen 59 % des Zuwachses. www.vdma.org
WIRTSCHAFT 37 Baumaschinen- und Baustoffanlagen fahren Achterbahn Es könnte tatsächlich besser sein. Der Auftragseingang boomt. Doch Verzögerungen in der Lieferkette sowie Rohstoffmangel und steigende Materialpreise führen zu Lieferschwierigkeiten und Unsicherheiten in der Kalkulation. Noch kann die Branche die Verluste aus dem Jahr 2020 nicht kompensieren. Zusätzliche Aufgaben, bedingt durch die Klimaziele, erfordern politische Unterstützung. Von Januar bis August des laufenden Jahres liegt der Branchenumsatz von Baumaschinen aus deutscher Produktion preisbereinigt um 14 % über dem Vorjahreszeitraum. Setzt sich dieser Trend bis zum Jahresende fort, erreicht die Branche fast das Niveau von 2019. Die Branche hat sich vom Schock des Pandemiejahres erholt. Sorgen machen den Baumaschinenherstellern aber Zulieferer, die bestimmte Bauteile wie Halbleiter nicht ausliefern können. Joachim Strobel, stellvertretender Vorstand beim VDMA Baumaschinen, sagt dazu: „Es liegt nicht an uns. Wir könnten liefern, wenn die Bedingungen es erlaubten. Der Bedarf an Halbleitern ist riesig. Großunternehmen in der Elektronik- und Automobilindustrie werden, wenn überhaupt, zuerst bedient. Der Maschinenbau als mittelständisch geprägte Branche steht dagegen hintenan. Der fortwährende Mangel an Fachkräften verschärft die Situation zusätzlich.“ Kollateralschaden in der Baubranche vermeiden Nicht nur wirtschaftliche Themen treiben die Hersteller um. Politische und gesetzliche Vorgaben aufgrund der Klimaziele stellen sie vor zusätzliche Anforderungen. Die Branche fordert die Politik auf zu differenzieren und bereit zu sein für technologieoffene Konzepte. „Es kann nicht sein, dass wir im Zuge neuer Abgasrichtlinien als Kollateralschaden eines allgemeinen Verbots von Verbrennern in Kauf genommen werden. Der Dieselmotor für Baumaschinen, betrieben mit e-fuels, also synthetischen Kraftstoffen, ist ein umweltschonendes Modell, das sich bewähren kann. Andere alternative Antriebskonzepte erfordern eine Infrastruktur, die in den meisten unserer Anwendungsbereiche kaum realisierbar ist“, betont Franz-Josef Paus, Vorsitzender des Fachverbands. Die Politik muss schneller handeln Auch wenn die Baustoffanlagenbranche heterogener aufgestellt ist und in längeren Zyklen plant, kämpft sie im laufenden Jahr mit ähnlichen Schwierigkeiten in der Lieferkette. Zugleich sind auch hier die Auftragsbücher wieder sehr gut gefüllt. Der Kostendruck ist beim Anlagenbau besonders hoch. Lange Projektlaufzeiten mit unkontrollierbaren Rohstoffpreisen erschweren eine stabile Kalkulation. Das Freisetzen von CO 2 im Herstellungsprozess von Baustoffen ist ein weiteres Problem, das es zu beseitigen gilt. Neue Verfahren gibt es bereits, die politischen Rahmenbedingungen dafür oft nicht. Hier muss ebenso das Prinzip der Technologieoffenheit gelten, wie in allen Bereichen. Der Schlüssel für Innovation ist der offene Wettbewerb. „Wir sind immer bereit, uns mit den politisch Verantwortlichen über technische Zusammenhänge und Voraussetzungen auszutauschen. Wie können wir bestmöglich die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen? Diese Frage begleitet uns zukünftig. Dabei sollten wir immer das große Ganze im Blick haben“, erklärt Georg Baber, Vorsitzender der VDMA-Fachabteilung Zement, Kalk und Gipsanlagen. Ein Beispiel ist die Kohlendioxidabscheidung in der Zementindustrie. „Klimaneutralität verlangt den flächendeckenden Einsatz neuer Prozesstechnologien, wie Carbon Capture Use/Storage. Die neue Bundesregierung muss schnell die notwendigen Infrastrukturen schaffen, um diesen Zukunftstechnologien zum Durchbruch zu verhelfen“, appelliert Christoph Reißfelder, Group Communication & Investor Relations bei der HeidelbergCement AG, als Gast im VDMA. www.bub.vdma.org www.cece.eu mic40.org www.klimarunde-bau.de MERCURE HOTEL MOA, BERLIN 24.-26.11.2021 / STAND A31 BESUCHEN SIE UNS! WWW.TRUMP-TECHNIK.DE 7 | 2021 GESTEINS Perspektiven
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