50 BAUMASCHINEN Radlader mit Reißzahn in der Direktgewinnung Ganz oder gar nicht: Wer ein neues Geschäftsfeld eröffnet, will in der Regel keine halben Sachen machen, sondern voll einsteigen. Dass sich allerdings der von der SH-Jura übernommene Steinbruch im Altmühltal so rasant entwickeln würde, hätte sich selbst Geschäftsführer Josef Seizmeir nicht träumen lassen. GEMEINSAM VORAN: Josef Seizmeir sen. und jun. (3. und 2.v.r.), Stefan Hausmann (r.), Robert Schiller (3.v.l.), Jürgen Karremann (l.) und Daniel Bauer (2.v.l.), Zeppelin-Verkaufsrepräsentant. Fotos: Zeppelin Cat Unternehmer Seizmeir hat 2015 einen Steinbruch bei Titting samt Gewinnungsgenehmigung und entsprechenden Rekultivierungsverpflichtungen übernommen. Ursprünglich sollte der Kalkstein dazu dienen, die eigenen Baustellen mit Splitt und Schotter zu versorgen. Doch auch andere Abnehmer fanden sich, und zwar deutlich mehr als zunächst geplant. Der Natursteinhandel von Josef Seizmeir vermarktet Füllmaterial für den Garten- und Landschaftsbau, wenn er es nicht selbst benötigt. Ursprünglich war er von 100.000 t Material ausgegangen. 2019 wurden 150.000 t nachgefragt. „Damit sind wir an die Kapazitätsgrenze gestoßen“, erklärt Josef Seizmeir. Die Folge waren Investitionen, um sich auf die vermehrte Nachfrage einzustellen und den Rohstoff effizienter zu gewinnen. „Am Anfang stand der Grundgedanke, mit einer eigenen Lagerstätte un- abhängig zu sein. Doch inzwischen erhalten wir immer mehr Anfragen nach Splitt und Schotter aufgrund der regen Bautätigkeit insbesondere rund um die Ballungsräume München, Ingolstadt und Nürnberg. Dort wird es immer schwieriger mit Gewinnungsgenehmigungen, sodass wir mit unseren im Altmühltal produzierten Baustoffen gefragt sind. Dabei wäre es eine drängende Aufgabe unserer Politik, angesichts des Bedarfs in der Bauwirtschaft für ausreichend Genehmigungen zu sorgen und die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen“, führt Seizmeir aus. Warum seine Produkte immer mehr Abnehmer anziehen, hat auch mit dem Dienstleistungsgedanken zu tun, den seine Mitarbeiter leben. „Die Leute wissen, dass wir keine starren, bürokratischen Öffnungszeiten haben und sie auch am Samstag oder Freitagnachmittag zu uns kommen können und bedient werden“, so Bauinge- nieur Josef Seizmeir junior, der seit mittlerweile drei Jahren im Betrieb seines Vaters Mitgesellschafter ist und ihn als Bauleiter unterstützt. Eine vormals landwirtschaftlich genutzte Fläche neben der bestehenden Lagerstätte wurde nun erworben, um die Gewinnung des Jurakalksteins auf weiteren 1,5 ha fortsetzen zu können, wodurch sich die Steinbruchgesamtfläche auf 80.000 m² vergrößert. Mit Hilfe eines Cat-Kettenbaggers 336FLN samt Hydraulikhammer wurde bislang das Material für den Brecher bearbeitet und für die Aufgabe zerkleinert. Am Ende des Förderbands nahm es ein Cat-Radlader 962M mit seiner 3,8-m³-Schaufel wieder auf und beschickte Lkw. Das soll auch weiterhin so beibehalten werden. Frischer Wind kam aber in Form einer weiteren Gewinnungsmaschine, einem Cat-Radlader 982M, in den Betrieb. „Damit rückt das Unternehmen maschinentechnisch in eine neue Liga vor, wenn man bedenkt, dass der Ursprung ein Baubereich war, bei dem kompakte Maschinengrößen dominieren“, so Jürgen Karremann als Vertriebsdirektor Bayern verantwortlich für die Zeppelin-Niederlassung München und zugleich Hauptlieferant der Baumaschinen, welche die Seizmeir-Gruppe einsetzt. Die Schichten des Jurakalksteins im Altmühltal sind oft durch Tonlagen voneinander getrennt und variieren in ihrer Mächtigkeit. Um Platten und Blöcke herauszulösen, will der Betrieb auf die geballte Kraft in Form des neuen Cat 982M zurückgreifen. Mit seinem Hebezahn setzt dieser an, schiebt ihn unter die Schicht und bricht sie heraus. Damit die Baumaschine die dazu erforderlichen Kräfte aufbringen kann, wurde der Lader mit einem zusätzlichen Kontergewicht für eine gleichmäßige Lastenverteilung auf die Maschine verstärkt. „Die Gewinnung muss sich verändern, damit wir anders produzieren können. Wir wollen in Zukunft auch Rohblöcke herstellen, allerdings nicht selbst weiterverarbeiten“, erklärt Stefan Hausmann, Prokurist bei der Seizmeir-Gruppe. Damit soll die Produktpalette erweitert werden. „Manche Bereiche des Vorkommens sind einfach zu schade, um den Rohstoff zu Splitt und Schotter zu brechen. Sie eignen sich besser für Werksteine“, ergänzt Josef Seizmeir. Daher wurde als Ausrüstung des 35 t schweren Ladegeräts der Hebezahn gewählt, um Schicht für Schicht herauszu- GESTEINS Perspektiven 7 | 2020
BAUMASCHINEN 51 SCHON LÄNGER DA: Ein Cat-Kettenbagger 336FLN arbeitet entweder mit Meißel in der Gewinnung oder gibt Material in den Brecher auf. SCHICHT FÜR SCHICHT soll der begehrte Jurakalk-Naturstein herausgebrochen werden, weshalb für den 35-t-Lader ein Hebezahn gewählt wurde. brechen. Mit dem Lösen des Natursteins ist der Lader aber noch nicht am Ende: Er muss die Blöcke mit einem Volumen von rund 10 m³ und einem Gewicht von bis zu 27 t auch noch verladen. Dafür tauscht der Cat 982M mit einem Schnellwechsler den Hebezahn gegen eine Steingabel aus. Ganz Unternehmer, hat Josef Seizmeir natürlich auch die Vielseitigkeit der Baumaschine im Hinterkopf. Deren Tätigkeitsprofil reicht vom Brechen über das Verladen und Abraumabfahren bis hin zum Aufräumen der Lagerstätte. „Wir sind mit der Baumaschine eine Spur flexibler. Sollte einmal ein Radlader ausfallen, können wir im Notfall auch den Cat 982M mit seiner Schaufel nutzen“, meint er. So kann der Größere für den Cat 962M oder einen Cat 924H einspringen, der ebenfalls Verladetätigkeiten übernimmt. „Wir haben das Bohr- und Sprengverfahren dem Radladereinsatz gegenübergestellt. Kostenmäßig gibt es keine Unterschiede. Allerdings spricht für den Radlader, dass wir damit Sprengungen reduzieren können, die wir zwar ausführen dürften, aber im Hinblick auf niedrigere Emissionen können wir den Rohstoff so mit möglichst wenig Erschütterungen gewinnen“, meint der Unternehmer. Vor dem Hintergrund eines emissionsarmen Betriebs spielt auch die verbaute Motorentechnik, basierend auf dem neuesten Stand, eine nicht unerhebliche Rolle. Nachhaltig erfolgt auch die Stromversorgung auf dem Gelände – ein Bau- beziehungsweise Bürocontainer erhielt Photovoltaik-Module an der Fassade und einen Stromspeicher, um autark zu sein. Mit Strom versorgt werden die Außenbeleuchtung, die Waage, der Computer und Drucker, der LTE-Anschluss mit Live-Kameraüberwachung und Übertragung der Daten in Echtzeit in eine Cloud. www.zeppelin-cat.de www.seizmeir.com 7 | 2020 GESTEINS Perspektiven
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