12 WIRTSCHAFT Inmitten der Schatten auch Licht erkennen und nutzen Am 6. und 7. Juni 2024 verfolgten etwa 150 Fachleute die Mitgliederversammlungen der Gesamtverbände sowie der vier Fachgruppen des Unternehmerverbandes Mineralische Baustoffe (UVMB) und der drei Abteilungen seines Partnerverbandes Bau-Zert anlässlich der Verbandstage in Boltenhagen an der Ostsee. Die nach einem Beschluss vom Vorjahr auf zwei Tage gestraffte Veranstaltung bot Rechenschaftsberichte über die geleistete Arbeit, zeigte aktuelle Herausforderungen auf und stellte Eckpunkte der kommenden Verbandsarbeit vor. Das Angebot wurde durch eine informative Fachausstellung und den gewohnt geselligen Abendausklang bereichert. PERFEKTES AMBIENTE: Segler, Unternehmen und Verbände eint, dass sie gleichermaßen geschickt mit allen Winden und Wettern umgehen müssen. Foto: gsz Die gemeinsamen Mitgliederversammlungen der Fachgruppen Asphalt und Gesteinsbaustoffe sowie der Fachgruppen Betonbauteile und Transportbeton sind der Jahresmitgliederversammlung des UVMB traditionsgemäß vorgelagert, um wichtige Detailinformationen spartengerecht zu vermitteln. Da die Hauptaspekte jeweils auch in der großen UVMB-Hauptversammlung eine Rolle spielen, stellt dieser GP-Nachbericht unabhängig von der Chronologie des Ablaufs auf die wichtigsten Aussagen insgesamt ab. Ein Blick auf die Welt der Normen und Regelwerke Einen Extraeinschub verdient der Stand bei Normen und Regelwerken, aufgeschnappt anlässlich der Hospitation bei der Bau-Zert-Abteilung Gesteinsbaustoffe. Demnach soll die Bauproduktenverordnung (BauPVO) auf europäischer Ebene nun fertig ausverhandelt sein. Die Zustimmung des Rates wird im dritten Quartal dieses Jahres erwartet, woraufhin der Prozess zur Mandatsüberarbeitung seinen Lauf nimmt. Ab Herbst 2025 ist sukzessive mit den neuen hEN unter neuer BauPVO zu rechnen. Eingepreist sind dann neue Nachhaltigkeitskriterien als zwingender Teil der neuen Leistungsund Konformitätserklärung (DoPC). Verpflichtend werden auch inhärente Produktsicherheit, Anforderungen an die „Produktumgebung“, Gebrauchsanweisungen und Sicherheitsinformationen. Der Prozess ist damit aber nicht beendet. Schlag auf Schlag folgen bis zum Ende dieses Jahrzehnts weitere Erfordernisse – Stichwort Umweltproduktdeklaration, bekannt als EPD und Co. Spaß daran hat kein unternehmerisch Verantwortlicher, zumal der Bürokratieaufwand ohnehin auf einem Niveau ist, das weitere On-Top-Belastungen kaum verträgt. Hinzu kommt eine Portion Skepsis, denn nichts von dem, was im Regelwerksbereich zuletzt Geltung erlangte, wie etwa die neue Mantel- und die darin eingebettete Ersatzbaustoffverordnung (EBV), löst vormals gegebene Versprechen ein. So resümierte später auch der Vorsitzende der UVMB-Fachgruppe Gesteinsbaustoffe, Jens Eckhoff, die EBV knapp ein Jahr nach Inkrafttreten: „Da ist aus unserer Sicht der Wurm drin und es bestehen weiterhin Risiken für unsere Unternehmen.“ Die Behörden seien noch immer nicht richtig im Vollzug und es zeichne sich die Tendenz unterschiedlicher Vorgehensweisen in den Bundesländern ab – womit genau das passiert, was eigentlich getilgt werden sollte. Zur wirtschaftlichen Situation in den Sparten Generell stellt sich die wirtschaftliche Lage in Korrelation zur Baunachfrage für die mineralischen Baustoffsparten sehr differenziert dar. Großprojekte und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur wirken positiv, wohingegen Hoch- und GESTEINS Perspektiven 6 | 2024
Wohnungsbauprojekte eingebrochen sind. Da die im UVMB vertretenen mineralischen Baustoffsparten Beton, Betonfertigteile, Mörtel und Asphalt letztlich alle auf Gesteinsbaustoffe als Grundstoffe angewiesen sind, wirken sich Rückgänge in der Nachfrage immer auch auf diese Basisrohstoffe und ebenso auf die RC-Nachfrage aus. Bereits seit 2020 stagnierend, ging nun die Asphaltproduktion mit rund 38 Mio. t im Jahr 2023 auf den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung zurück. Dass sich die Preisentwicklung speziell für Bitumen stabilisiert hat, wird positiv bewertet, dennoch haben die Asphalter mit den neuen Arbeitsplatzgrenzwerten und den technologischen Herausforderungen für die zukünftige Brennstoffversorgung der Asphaltmischanlagen weiterhin hohe Hürden zu überwinden. Der von Nicht-Fachleuten unter gesundheitlichen Aspekten vermehrt geforderte Einsatz von Niedrigtemperatur-Asphalten macht zudem den Bau von Teststrecken erforderlich, um Qualitätsrisiken in der Bauausführung sowie die Dauerhaftigkeit unter Belastung besser einschätzen zu können. Der Transportbetonabsatz verzeichnete im Verbandsgebiet 2023 einen Rückgang von etwa 20 % und die Betonfertigteilindustrie hatte je nach Produktgruppe mit Rückgängen zwischen 10 und 35 % zu kämpfen. Resonierend war der Absatz bei Sand und Kies um etwa 12 % im Vergleich zum Vorjahr – wo im Vergleichszeitraum 2021/22 bereits -7 % zu verkraften waren – verringert. Der Absatz von Naturstein blieb ungefähr auf Vorjahresniveau. Licht in den Schatten brachte die positive Marktpreisentwicklung, wodurch sich die Auswirkungen der gestiegenen Energie- und sonstiger Kosten abmildern ließen. BESTANDSAUFNAHME: Viele Mitglieder kamen nach Boltenhagen, um „ihren“ UVMB zu erleben, zu befragen und zu unterstützen. Regelmäßiges „Beiboot“ Unternehmerforum zu Reformfähigkeit und Unternehmenskultur Einen Impulsvortrag über Möglichkeiten und Grenzen bei der Einführung neuer Technologien hielt Prof. Dr. Sascha Friesike im Unternehmerforum, wobei er auch Deutschlands Reformfähigkeit als Ganzes sowie den digitalen Wandel in den Blick nahm. Für den Umgang mit Problemen nutzte er als interessante Metapher Eisenbahn und Boot. Während Bahnbau und -betrieb auf Schienen lange Vorausplanungen und ausreichend Lokführer brauchen, sind Boote und Bootsführer flexibel und können über den Kurs ständig spontan neu entscheiden. Auf Deutschland gemünzt wären sinngemäß gerade zu viele „Lokführer“ unterwegs, während sich wünschenswerte Resilienzen mit mehr Bootsführern besser erreichen ließen. Überdimensionierte Verwaltungen, Angst vor (den falschen) Risiken, die Lähmung in Gremien (je größer, desto unproduktiver) und die Wahrung der kollektiven Identität sind aus seiner Sicht Faktoren, welche den wirklich nötigen Reformen im Wege stehen. Beim Thema Digitalisierung warnte er Unternehmen vor sinnentleertem Isomorphismus: Etwas nachzuahmen, nur weil es andere tun (bspw. Online-Shops auf der Website implementieren, ohne dass es rational für eine Produktgruppe Sinn ergibt), ist schlichtweg Quatsch. Sinnträchtig sei nur, was die Zusammenarbeit verbessert, Abläufe beschleunigt und – günstigerweise nach Analyse und Entschlackung von Prozessen – letztgenannte in Hochform bringt. Zur Bedeutung der Führungskultur als Erfolgsfaktor in Unternehmen äußerte sich anschließend Frederick Brüning, Rechtsanwalt und nebenbei Geschäftsführer eines Möbelhauses. Aus selbst erlebten Beispielen schloss er, dass ein Zusammenhang zwischen der Unternehmenskultur und dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens besteht. Ein kleines Podiumsgespräch, dass der Prof. unterhaltsam dominierte, hängten beide Referenten als Abschlussrunde noch an. Versorgungssicherheit nur durch vorausschauende Sicherung Die Versorgungssicherheit der Bauwirtschaft mit mineralischen Baustoffen steht und fällt mit der Sicherung der essenziellen Baurohstoffe Kies, Sand und Naturstein. Das Thema ist hoch bedeutsam und keineswegs „nebenbei“ durch das UVMB-Team zu stemmen. Im vergangenen Jahr hatte der Vorstand auf Antrag der Fachgruppe Gesteinsbaustoffe deshalb beschlossen, eine Referentenstelle Rohstoffsicherung neu zu schaffen. Diese wird seit April 2024 ANALYSEN UND VORSCHLÄGE, DIE FUNKTIONIEREN KÖNNEN – oder im Einzelfall aus individuellen Gründen auch nicht –, lieferten Frederick Brüning und Prof. Sascha Friesike (v. l.). Foto: PR-Fakt 6 | 2024 GESTEINS Perspektiven
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