70 MULDENKIPPER Der Skw des 21. Jahrhunderts? Viel hat sich in der technologischen Entwicklung schwerer Starrrahmenkipper in den letzten 40 Jahren eigentlich nicht getan. Natürlich sorgten immer leistungsstärkere Dieselmotoren für mehr Transportkapazitäten und seit Kurzem sind hier auch Elektroantriebe unterwegs. Bei der Grundkonzeption von Größenklassen und Design sind die Entwicklungen nach erstem Augenschein aber eher marginal geblieben. Im Inneren der Stahlgiganten tut sich da schon mehr, immerhin stehen die Chancen des autonomen Fahrens zunehmend in der Diskussion und tasten sich in die Praxis vor. Am Grundprinzip der Modellkonstellationen hat aber auch das bislang nicht wirklich gerührt. ETF-Mining-Trucks vom konventionellen Skw abheben. Von außen wirkte das Modell fast wie für die Raumfahrttechnik konzipiert. Aber nicht nur optisch wird der Unterschied zu klassischen Skw deutlich. Nach dem Prinzip „form follows function“ wurden alle Merkmale durchdacht, um – zumindest schon mal in der Theorie – eine bessere Performance zu bringen als klassische Muldenkipper. Das könnte in Zukunft anders werden. Nicht weniger als die Revolution des Muldenkippers kündigt die European Truck Factory (ETF) an. Deren Gründer und Geschäftsführer Eddy de Jongh startete nach eigenen Angaben bereits 2003 das Projekt mit der Entwicklung einer modular aufgebauten technischen Plattform für Mining-Fahrzeuge. Daraus entstand bis 2015 am damaligen Werkstandort im niedersächsischen Nordhorn die vollständige Konzeption einer ganzen Fahrzeugfamilie. Neben Kippern in den unterschiedlichsten Ausführungen waren Pläne von Transportchassis etwa für die Containeraufnahme sowie Radlader und Grader-Module angedacht. Am weitesten gediehen sind die schweren Muldenkipper. Mit dem Fünfachser MT240 war sogar ein Prototyp entstanden, der es bereits auf satte 218 t Zuladung bringen sollte. Mit diesen Plänen waren das Grundkonzept und die Merkmale festgelegt, mit der sich die Durchdachte Details Mit 21,4 m Länge, 7,6 m Breite und knapp 7 m Höhe brachte es der Prototyp MT240 auf beeindruckende Dimensionen. Dabei stand das Modell auf fünf Achsen, die jeweils vierfach bereift waren. Bis auf die mittlere Achse sollten alle lenkbar sein, um mit dem Koloss einen Wendekreis von nur 29 m zu realisieren. Eine hocheffektive Geländegängigkeit sollte ein Allradantrieb bringen, sodass alle 20 Räder vortriebsfördernd eingreifen NACH OBEN OFFEN: Die Zukunftspläne sehen auch lange Muldenkipperzüge vor. Fotos/Grafiken: ETF GESTEINS PERSPEKTIVEN 6/2019
können. Pendelnd aufgehängte Einzelachssegmente auf jeder Seite adressieren überlegene Fahrsicherheit bei minimaler Rahmentorsion. Auch an Service und Wartung haben die Konstrukteure gedacht: Hauptkomponenten wie die vier Antriebseinheiten, Reifen sowie die Fahrerkabine sollten sich per Gabelstapler in nur 15 min austauschen lassen. Für den kompletten Wechsel einer Achsgruppe veranschlagte der Hersteller lediglich 25 min. Das Konzept basierte außerdem auf einer modularen Bauweise, um die MT240-Baugruppen in Containern zu ihrem Bestimmungsort zu verfrachten. GRUNDMODELL: Es braucht gar nicht viel Fantasie, um sich das Basismodell etwa eines Vierachsers ETF D4 im Einsatz vorzustellen. Konzept überarbeitet Seit Beginn des Projektes hat ETF seine Vorstellungen vom Skw der Zukunft kontinuierlich weiterentwickelt. Heute liegen im Muldenkippersegment konkrete Pläne für sechs Modelle vor. Sie beginnen beim Zweiachser D2-180 mit einer Nutzlast von 180 t und reichen bis zum imposanten Achtachser D8-774 mit stattlichen 774 t möglicher Zuladung. Und damit soll noch nicht die Spitze der Leistungskapazitäten erreicht sein. Nach den Plänen von ETF ließen sich mehrere der Minen-Trucks hintereinander koppeln und so von nur einem Fahrer steuern. Außerdem will auch ETF die Möglichkeiten für autonomes Fahren ausloten. Die Grundmerkmale der Vierfachbereifung, Allradantrieb und Allradlenkung wurden vom Prototyp übernommen, ebenso die innovative Lösung für Wartung und Reparaturen. Der modulare Aufbau wurde insoweit zum zentralen Merkmal, als dass alle Modelle weitestgehend aus identischen Komponenten zusammengestellt werden können. Das bezieht sich sowohl auf die technische Plattform als auch auf die Anbausegmente bestehend aus Kabine, Rädern und Achsen. Damit würde in der Praxis auch die Ersatzteilbevorratung und -versorung erheblich wirtschaftlicher. Neu durchdacht wurde hingegen das Antriebskonzept. Waren in den ursprünglichen Planungen zu Zeiten des MT240 noch Dieselmotoren vorgesehen, sollen nun ausschließlich elektrische Antriebe dominieren. Für eine zusätzliche Effizienzsteigerung ist vorgesehen, die beim Bergabfahren entstehende Energie zurückzugewinnen und dem System wieder zuzuführen. Blick nach vorne Bislang handelt es sich beim ETF-Konzept noch um ein Modell sowie Computeranimationen. Die Frage, wie sich die Transportfahrzeuge in Steinbrüchen und Tagebauen in Zukunft entwickeln werden, ist heute tatsächlich noch nicht komplett zu beantworten. Aber unabhängig davon, ob sich die konzeptionellen Ideen von ETF durchsetzen oder INNOVATIV: Dank wegweisender Wartungsfreundlichkeit können einzelne Räder angehoben und ausgetauscht werden. EXTREME WENDIGKEIT: Vorteile wie kleine Radien sind in Form von multipel lenkbaren Achsen erreichbar. nicht: Eine einheitliche Lösung erscheint schon allein bei Betrachtung der unterschiedlichen Dimensionen innerhalb und außerhalb Mitteleuropas eher unwahrscheinlich. In Deutschland und Mitteleuropa fahren meist Skw mit Kapazitäten zwischen 40 und 100 t Zuladung. Auf Märkten mit riesigen Minen außerhalb Zentraleuropas reichen die Möglichkeiten dagegen schon mal bis 600 t. Sicher jedoch ist, dass auch bei den Dumpern und Starrrahmenkippern die Zeit nicht stehen bleibt. Zumindest einige Merkmale der ETF-Studie werden Anwender in kommenden Entwicklungen sicher wiederfinden. (bwi) www.etfequipment.eu 6/2019 GESTEINS PERSPEKTIVEN
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