30 PRAXIS Hundert Jahre und topfit Das Wort „Bombenstimmung“ hatte im Zusammenhang mit der Feier im Eurovia-Steinbruch der Lausitzer Grauwacke eine seltene Doppeldeutigkeit. Just an diesem 24. Mai 2018 nämlich legte die komplizierte Entschärfung einer Fliegerbombe sowohl das städtische Leben wie auch den Flugbetrieb in Dresden für Stunden lahm. Pech für alle, die über den Dresdner Flughafen zur 100-Jahr-Feier anreisen wollten, darunter auch die eingeplante Moderatorin. Die Gastgeber bewiesen angesichts dieses ungeplanten Hindernisses ihr perfektes Improvisationstalent. Ergebnis: Alles lief wie am Schnürchen! Unter dem Motto: „100 Jahre Wegbereiter“ feierte die Eurovia Ende Mai an verschiedenen Orten in Deutschland ihr dreistelliges Bestehen. Eine der Feiern fand mit rund 250 geladenen Gästen im hauseigenen Steinbruch der Lausitzer Grauwacke GmbH in Lieske/Oßling statt und damit an einem weiteren Jubiläumsort, da der berühmte Lausitzer Rohstoff in diesem Jahr seit 50 Jahren am Standort gewonnen wird. Gleichzeitig galt es, so etwas wie eine „Geburt“ zu würdigen, denn begleitet von hammerharter Rammstein-Musik und einem Tages-Farbfeuerwerk wurde ein 210-t- Miningbagger R9200E von Liebherr offiziell in Betrieb genommen. Bekannter Name, doch was steckt dahinter? Eurovia ist bekannt. Der Firmenname kennzeichnet zahlreiche Straßenbaustellen. Ganz klar also, dass es sich um ein Straßenbauunternehmen handeln muss. Dahinter steckt aber noch mehr: Als Tochterunternehmen von Vinci, einem Weltmarktführer in Sachen Bau und Konzession, verfolgt Eurovia einen integrierten Ansatz. Im Klartext heißt das, von der Rohstoffgewinnung über die Produktion von Baustoffen bis hin zur Fertigstellung und dem Erhalt kompletter Verkehrsinfrastrukturen werden alle Leistungen aus einer Hand angeboten. Klingt schlüssig, aber ist das auch zum Vorteil für alle beteiligten Sparten? Wer Unternehmen ähnlicher Struktur kennt, die sich aus der Baurichtung kommend die nötige Basisversorgung durch den Zukauf von Steinbrüchen und Sandgruben sicherten, weiß auch um die hierarchischen Bedeutungsmuster, die sich oft daraus ergeben – nicht immer zum Vorteil der Rohstoffsparte. Tickt der Jubilar hier anders? Robert Finke, Spartenleiter Gestein der deutschen Eurovia GmbH, damit verantwortlich für die mittlerweile 15 heimischen Steinbrüche und Kiesgruben der Gruppe, bestätigt: „Unsere Sparte Gestein ist vertikal in die Unternehmensstruktur integriert und das ist ein großer Vorteil. Zusätzlich hat die 2013 umgesetzte struk- WÜRDIGUNG: Mehr als 200 Gäste, darunter Verbands- und Behördenvertreter, Wissenschaftler, Planer, Geschäftspartner, Dienstleister und Kunden reisten aus dem gesamten Bundesgebiet an. GESTEINS PERSPEKTIVEN 6/2018
PRAXIS 31 turelle Neuaufstellung mit gestärkten Eigen verantwortlichkeiten innerhalb unseres dezentralen Netzwerks die spartenübergreifende Zusammenarbeit produktiv gestärkt. Wir denken gemeinsam in Projekten und berücksichtigen dabei auch die regionale Anbindung. Hinzu kommt, dass Preisgestaltungen nicht zulasten der Rohstoffsparte verhandelt werden, denn auch wir müssen wirtschaftlich agieren. All das hat uns insgesamt gestärkt. Bei Eurovia gilt zudem die Maxime, dass wir von Projekten die Finger lassen, die nicht zu uns passen. Und um das jeweils fundiert herauszufinden, gibt es ein probates Mittel – gleichzeitig eine weitere Maxime – die lautet: Wir hören den Leuten zu, die vor Ort sind und jene Werte schaffen, die das Unternehmen tragen. Daraus ist eine gute Gruppen- und Projektkultur erwachsen, in der alle ihren anerkannten Platz haben. Anders wäre es wahrscheinlich auch nicht möglich, aktuell eine solche Investition“ – dabei zeigt er auf den noch verhüllten Großbagger im Hintergrund (s. S. 32) – „zu rechtfertigen“. Wegbereiter in Aktion Gesteinsrohstoffe bilden die Basis für mineralische Baustoffe wie Asphalt und Beton, die wiederum erfüllen einen Zweck. Bei Eurovia heißt dieser an erster Stelle: Tief- und Verkehrswegebau. Um diesen Bereich ging es bei der Würdigung der Historie ganz speziell. Wenngleich sich der heutige Name keine 100 Jahre zurückver- folgen lässt, sondern erst seit 1999 gilt, ist die Abstammung schlüssig. Sie basiert auf der Übernahme der 1918 gegründeten Teerbau-Unternehmensgruppe durch die mit dem SGE-Konzern (heute Vinci) verbundene SGE Verkehrsbau Union. Markiert wird die runde 100 durch eine initiale Erfindung des Apothekers Kurt Lüer. Sein Anliegen war, eine effektive „Staubbindung der Straße“ zu erreichen und das am besten mit Produkten, die bei anderen Prozessen übrig blieben. Seine Versuche mündeten in ein „Verfahren zur Herstellung einer stampfasphalthaltigen Masse“. Von gelungenen Umsetzungen bestärkt, gründete er im Mai 1918 die „Gesellschaft für Teerstraßenbau“ und damit die erste Vorgängergesellschaft der Eurovia in Deutschland. Die bewegte Geschichte von damals bis heute wurde den Gästen in einem lebendigen Vortrag des Vorsitzenden der Eurovia-Geschäftsführung, Tim Lorenz, nahegebracht. Er scheute auch nicht den visionären Blick in die Zukunft, wo er Verkehrswege als multitaskingfähige Einheiten sieht, die beispielsweise als Wärmelieferanten infrage kommen könnten – und das war noch die einfachste der potenziellen Zusatzfunktionen, die er aufzählte. Tatsächlich hat Eurovia erst seit 2006 eine eigene Rohstoffsparte durch gezielte Aufkäufe entwickelt, darunter auch ein paar weithin bekannte Traditionsunternehmen wie eben die 50-jährige Lau sitzer Grauwacke und die Elbekies Mühlberg GmbH. Das zuletzt genannte, anerkannt leistungsfähigste Kieswerk BAGGERENTHÜLLUNG mit Tages-Farbfeuerwerk: Dr. Lukowski erklärt den Prozess der Baggerkonfektionierung im Maßzuschnitt und die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Eurovia-Technik-Team. Finke-Junior Carl durfte anschließend das Startsignal zur Feuertaufe geben. Fotos: gsz/Eurovia o.l. GESTALTER: Robert Finke, Tim Lorenz und Dr. Jörg Lukowski, Excecutive Vice-President Mining bei Liebherr (v.l.n.r.), übernahmen tragende Rollen bei der Gestaltung des Tages. Europas feierte sein halbes Betriebs- Jahrhundert bereits im Vorjahr. Einer der Haupt-Spielorte des Jubiläums Der 60 ha große Tagebaubetrieb der Lausitzer Grauwacke im Bundesland Sachsen an der Grenze zu Brandenburg gehört seit 2010 zur Eurovia. Mit einer Produktionskapazität von 2 Mio. t jährlich und 70 Mitarbeitern ist er einer der größten Produzenten für Bauzuschlagstoffe in Deutschland. Verfrachtet werden die gefragten Körnungen ab Werk hauptsächlich über einen Anschlussbahnhof mit drei Gleisen und eigener Betriebsführung. Eine moderne Bahnverladung sowie modernste elektrische Zugverholeinrichtungen gewährleisten in kurzer Zeit die Beladung von Schwerlastzügen mit einer maximalen Zuladung von 2750 t. Wer eine solche Gleisanlage hat, kann ohne Weiteres auch weiter entfernte Bedarfsträger mit Zuschlagstoffen versorgen. Leistungsstarke Landverladeanlagen, Silos und Radlader sorgen flankierend außerdem für die zügige Abwicklung von Lkw- Transporten in die nähere Umgebung. Robert Finke ist sich trotz der erreichten hohen Standards bewusst, dass für die Zukunft der Rohstoffbetriebe weitere Herausforderungen zu meistern sind. Gewinnung und Aufbereitung sollen dazu noch effizienter und umweltverträglicher gestaltet werden. In diesem Sinne: Alles Gute zum Mehrfachjubiläum und erst recht alles Gute für die selbst gesteckten Zukunftsaufgaben. (gsz) www.Eurovia.de 6/2018 GESTEINS PERSPEKTIVEN
TREFFPUNKT 81 Die Politik geht mit
TREFFPUNKT 83 Steuermänner-(und -f
TREFFPUNKT 85 FREIZEICHEN heißt da
INFO 87 INSERENTENVERZEICHNIS GP 6/
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