58 TREFFPUNKT über die praktische VO-Umsetzung. Die öffentliche Wahrnehmung sei überwiegend negativ, was auf fachliche Unkenntnis, mangelhafte Informationen und auf Vollzugsprobleme in den Bundesländern zurückzuführen ist. Den Vorteil sieht Vulpius darin, dass mit der EBV jetzt endlich bundeseinheitliche Regelungen zu Herstellung, Güteüberwachung und Einbau mineralischer Ersatzbaustoffe vorliegen, bei denen auch wasserrechtliche Rahmenbedingungen klar definiert sind. Bei der Bundesbodenschutzverordnung können sich für die Unternehmen nach Ablauf des Bestandsschutzes wirtschaftliche Nachteile ergeben, die aber stark von der jeweiligen Zulassungssituation abhängig sind. Aktuell beschäftigt die Recycling-Wirtschaft besonders das Eckpunktepapier des Bundes zum Abfallende. Hier besteht die Gefahr, dass kaum noch vermarktungsfähige Materialklasse zweiter Wahl entstehen und damit die Ziele der Kreislaufwirtschaft torpediert werden. Mangelhafte Kommunikation zwischen Behörden und Unternehmen, Zuständigkeits- und Vollzugsprobleme, Kapazitätsengpässe bei Laboren und Gutachtern fordern aus Slickers’ Sicht im Alltag des Baustoffrecyclings heraus. Dokumentationspflichten, mit der Erstellung des Deckblatts nach § 25 Absatz 3 Satz 1 EBV sowie den Anzeigepflichten verbunden, stellen insbesondere die Bauindustrie als Verwender vor FÜNF VON SIEBEN REFERENTEN des 21. Rohstoffkolloquiums stehen fürs Foto bereit (v. l.): Oliver Fox, Bert Vulpius, Dr. Martin Stötzer, Prof. Dr. Dammert und Alexander Slickers. Es fehlen Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn und Carl W. Finck. ZEIT FÜR FACHLICHEN AUSTAUSCH boten die Pausen. Probleme. Die Länder müssen Informationen zum Grundwasserabstand und zur Bodenart, die beim Einbau mineralischer Ersatzbaustoffe herangezogen werden müssen, einfacher verfügbar machen. Fehlerhafte Ausschreibungen sind ein großes Ärgernis. Regelmäßig wird nicht gesteinsneutral nach technischen Parametern ausgeschrieben, sondern Recyclingmaterial nicht gerechtfertigt ausgeschlossen. Die öffentliche Hand kommt dabei ihrer Vorbildfunktion für die Kreislaufwirtschaft nicht nach. Dort, wo es bautechnisch und umweltrechtlich möglich ist, soll auch Recyclingmaterial der Klassen 2 und 3 ausgeschrieben werden. „Passiert das nicht, ersticken unsere Aufbereitungsanlagen an RC-Baustoffen der Klassen 2 und 3, wir können in der Folge keine mineralischen Abfälle mehr genehmigen und laufen in einen Entsorgungsnotstand bei explodierenden Preisen“, sagt Slickers. Eine passende Antwort auf den Fachkräftemangel und ein Werkzeug zur Vereinfachung standardisierter Prozesse verbindet „Der Mineral Waste Manager – digitale Möglichkeiten der Einstufung, Verwertung und Entsorgung von mineralischen Abfällen“. Die neue digitale Anwendung stellte Carl W. Finck, RST Recycling und Sanierung Thale, vor. Die mit einer IT-Firma gemeinsam entwickelte Lösung soll zukünftig die ineffiziente analoge Abwicklung bei der Einstufung, Verwertung und Entsorgung mineralischer Abfälle ersetzen, also Zeit und Kosten sparen und die Fehlerrate reduzieren. Eine KI-basierte Gutachtenanalyse optimiert die Verwertung mineralischer Abfälle. Eine Bewertung mineralischer Abfälle erfolgt nach den bundesländerspezifischen Regelwerken und den Artikeln der neuen Mantelverordnung (EBV und BBodSchV), eine Auswahl der besten Entsorgungswege durch ein Anlagentool, die Erarbeitung von Angeboten und letztendlich eine vereinfachte Kommunikation zwischen Kunden und Mitarbeitern. Über Herausforderungen und Chancen beim Ende der Kohleverstromung informierte Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in seinem Beitrag „Strukturwandel der energieintensiven Industrie – Strom, Wasserstoff, Kohlenstoff, Lithium“. Im Fokus dabei: Versorgungssicherheit, Kapazitätsreserven und Strompreise. Wehrspohn prognostizierte eine „Grünstromknappheit“ bzw. steigende Preise, weshalb Unternehmen bei vorhandenen Flächen versuchen sollten, durch eine Eigenerzeugung von Strom und Treibstoffen bis 2040 „von Preisen auf Kosten“ umzustellen. Modellprojekte zeigten die Wirtschaftlichkeit solcher Ansätze. „Abschreibungen sind planbar, das Grünstromangebot bis 2030 nicht“, so Wehrspohn. Eine weitere Perspektive läge in der vermehrten H 2 -Produktion und dem Aufbau eines entsprechenden Gasnetzes. Die chemische Verarbeitung von CO 2 zu Produkten wie E-Fuels und einlagerbaren, festen Carbonaten ist ebenfalls zukunftsträchtig. Neben H 2 kommt Lithium eine besondere Bedeutung zu. Unter der These vom Kohlenstoff- ins Lithiumzeitalter stellte Wehrspohn europäische Lithiumraffinerie-Projekte vor, in Verbindung zur aktuellen Ersatzbaustoffverordnung gebracht. Industrielle Nebenprodukte wie Hüttensande, Hochofenschlacken, Flugaschen und REA-Gipse werden in ihrem Aufkommen zukünftig stark zurückgehen. Mit der Nutzung und dem Recycling von Lithium werden neue industrielle Nebenprodukte anfallen, die auch als Ersatzbaustoffe verwendet werden könnten, aber momentan noch nicht in der EBV erfasst sind. www.uvmb.de GESTEINS Perspektiven 5 | 2024
TREFFPUNKT 59 EINE EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK gab Beate Volkmann, Vorstandsmitglied von Praxis EDV. Fotos: Praxis EDV Die Premiere nach der Premiere Der Erfolg im Vorjahr gab den Machern reichlich Rückenwind, sodass nun die zweite Auflage der Anwendertage folgte. Diesmal kooperierte Praxis EDV dafür mit dem UVMB. Und tatsächlich: Die Gleichung „Fachtagung plus Werksexkursionen gleich Mehrwert“ ging auf, was 40 zufriedene Teilnehmer beweisen. Die diesjährigen Anwendertage der Praxis EDV-Betriebswirtschaft- und Software-Entwicklung AG, in Kooperation mit dem Unternehmerverband Mineralische Baustoffe (UVMB), standen ganz im Zeichen der im März freigegebenen neuesten Version des branchenorientierten ERP WDV2024 Team. Etwa 40 Vertreter von Unternehmen der mineralischen Baustoffbranche aus dem ganzen Bundesgebiet waren am 16. und 17. April nach Magdeburg gekommen, um sich über aktuelle Entwicklungen und bewährte Lösungen für die Branche zu informieren. Einige Teilnehmer waren bereits bei den Praxis-Anwendertagen 2023 mit dabei, die meisten nutzen jedoch zum ersten Mal die besondere Gelegenheit, über Branchensoftwarelösungen aus erster Hand zu lernen und gleichzeitig von praktischen Anwendererfahrungen zu profitieren. Am ersten Tag wurden im Rahmen eines Seminars Möglichkeiten der Digitalisierung und Automatisierung in der mineralischen Baustoffindustrie präsentiert. Beate Volkmann, Vorstandsmitglied der Praxis EDV, gab zunächst einen Überblick, bei welchen gängigen Branchenprozessen konkretes Digitalisierungspotenzial besteht. Dabei ging sie darauf ein, wie der demografische Wandel als Digitalisierungstreiber wirken kann und welche Rolle KI voraussichtlich dabei spielen wird. Es gehe nicht darum, Fachkräfte durch digitale Lösungen zu ersetzen, sondern vielmehr, Menschen in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Entscheidend sei die richtige Kombination aus Mensch und Technologie. Albrecht Wiehe, Referent des Unternehmerverbandes Mineralische Baustoffe (UVMB), trug anschließend zu der Notwendigkeit und den Herausforderungen der Digitalisierung vor. Dabei FB KETTEN HAT DIE OPTIMALEN KETTENLÖSUNGEN FÜR IHRE SCHÜTTGUT- FÖRDERUNG! • Plattenbänder • Becherwerke • Kettenräder • Elevatorbecher • Kratzmitnehmer • Trogkettenförderer • Anlagenoptimierung • Sonderlösungen A-6330 Kufstein | +43 5372 61466 | fbketten@fb-ketten.com | www.fb-ketten.at D-59889 Eslohe | +49 2973 97914-0 | info@fb-ketten.de | www.fb-ketten.de Besuchen Sie uns: Dortmund/09.-10.10.24 Halle 7 • Stand M14
E 43690 Ausgabe 5 | 2024 WIRTSCHAFT
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INHALT 5 44 Bagger und Radlader: Di
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