32 PRAXIS FLOTTE IM BLICK: Insgesamt zehn Muldenkipper hat Wortig in den letzten 20 Jahren generalüberholen lassen. Aber auch Neumaschinen kommen zum Einsatz, wie hier der 374 07A next generation. Fotos: Wortig Werksüberholungen bewähren sich in der Praxis Dieser externe Dienstleister für Verladung und innerbetrieblichen Transport von Gesteinsmassen in Steinbrüchen hat sich auf Basalt-Gewinnungsbetriebe der Eifel, im Westerwald und Umgebung spezialisiert. Auch bietet er viele Nebenarbeiten innerhalb eines Steinbruchs wie das Zerkleinern übergroßer Steine an. Im Einsatz auf dem Weg des Gesteins von der Wand bis in die Aufbereitung sind schwere Bagger und Muldenkipper. BEIM „KRAFTSTRANG-REBUILD“ wird auf eine neue Lackierung verzichtet. Das Geschäftsmodell der Wortig GmbH aus dem rheinland-pfälzischen Neuwied hat sich seit über 40 Jahren bewährt und liegt heute voll im Trend. 1982 gegründet, führt heute Markus Wortig in zweiter Generation das Familienunternehmen. Zur Dienstleistung gehört die Verantwortung, stets funktionierendes Equipment vorzuhalten, denn der Steinbruchbetreiber als Kunde erwartet permanente Verfügbarkeit. Dafür ist eine gewisse Größe des Unternehmens evident – die Wortig lange erreicht hat. So steht eine Flotte von fast 20 Skw im Fuhrpark der Neuwieder Erdbewegungsspezialisten. Den größten Teil davon stellt die Marke Caterpillar mit Fahrzeugen verschiedener Generationen der Größenklassen zwischen 40 t und 65 t Ladungskapazität. „Wir setzen die Modelle je nach auftragsspezifischen Anforderungen des Kunden und Vor-Ort-Gegebenheiten flexibel ein“, erläutert Geschäftsführer Markus Wortig. Welches Investitionsvolumen schon hier im Unternehmen gebunden ist, kann allenfalls abgeschätzt werden. Um das Einsatzpotenzial der vorhandenen Skw-Flotte optimal nutzen zu können, spielen Wartung und Erhalt des einsatzfähigen Zustands eine wichtige Rolle. Die schweren Muldenkipper jedenfalls sind für viele Jahre – oder viele 1000 Bh – kalkuliert. Selbst wenn diese erreicht sind, heißt das bei Wortig nicht zwingend das Abwracken. Oft reichen dann Wartungsaktivitäten oder punktuelle Reparaturen nicht mehr aus. Die Lösung: eine Generalüberholung. Das bundesweit flächendeckende Zeppelin-Händlernetz vermittelt sogenannte Rebuild-Maßnahmen, vulgo Rundumerneuerung. Die bot Zeppelin als erster europäischer Cat-Baumaschinenhändler an. Frei nach dem Motto „Nachhaltigkeit trifft auf betriebswirtschaftliche Erfordernisse“ machte Wortig schon im Jahr 2005 seine ersten Erfahrungen. Da gab das Unternehmen einen Cat 775B in die Werkstatt der Zeppelin-Niederlassung Koblenz in Mülheim-Kärlich. „Die 1996 gebaute Maschine hatte schon rund 30.000 Bh auf dem Buckel, aber die Substanz war einfach noch gut“, erinnert sich Markus Wortig. So fiel der Entschluss, die Serviceleistung von Cat einmal auszuprobieren. Für den Muldenkipper wurde die aufwendigste Stufe der Werksaufbereitung – das sogenannte Komplett-Rebuild – beauftragt. Nach der Bestandsaufnahme des gesamten Fahrzeugs, beginnend mit einer detaillierten Rissprüfung aller tragenden und mechanisch wichtigen Stahlkomponenten von Rahmen und Fahrwerk mittels Komplett-Demontage, durchlief das Fahrzeug ein vom Hersteller vorgeschriebenes Programm inklusive zwingender Erneuerungen. Mechanische und hydraulische Baukomponenten wurden wie auch die Kabine überarbeitet. Im Zuge des Neuaufbaus wurden alle Verschleißteile und Flüssigkeiten oder Betriebsstoffe ersetzt. Es folgte die Neulackierung. Ein individuelles Erweitern der Instandsetzung ist sinnvoll, wenn etwa an bestimmten Komponenten konstruktive Verstärkungen durchgeführt werden sollen. Technisch entspricht die Maschine nach dem Komplett-Rebuild in der Regel der jeweils modernsten Modellausführung der jeweiligen Baureihe. „So erhielten wir ein neuwertiges Fahrzeug zurück“, sagt Markus Wortig. Der 60-t-Skw vom Typ 775B von 1996 bekam eine neue Seriennummer, in der Cat-Zentraldatenbank hinterlegt. Fit für GESTEINS Perspektiven 5 | 2024
PRAXIS 33 ein zweites Leben bedeut auch entsprechende Garantieleistungen: Sie reichen wie bei Neufahrzeugen bis zu drei Jahren und 2000 Bh. Das 60-t-Skw-Modell 775 B war von 1987 bis 1996 im Programm, was eine ausreichende Ersatzteilversorgung garantiert. Seither hat die Rebuild-Mulde 775B 23.000 Bh hinter sich gebracht und wird noch als Stand-by-Maschine für den Notfall genutzt. Eine Komplett-Rebuild kostet in Skw-Dimension 60 % des Neupreises, beinhaltet 1800 bis 2000 Lohnstunden und umfasst etwa drei Monate Aufenthalt in der Werkstatt. Überzeugt von diesem Konzept ließ Wortig in den letzten 20 Jahren insgesamt zehn Skw in der Zeppelin-Werkstatt Mühlheim-Kärlich überarbeiten, darunter die Cat-Modelle 769 C, 771 C, 775 D und 775 E. Letztes Projekt waren zum Jahreswechsel 2023/24 zwei Fahrzeuge aus der Baureihe 771 D. Aktuell steht ein weiterer 771 D von Wortig in der Werkstatt. Erfahrungen zeigten, dass die kleinere, etwas kostengünstigere Variante der Werksüberarbeitung ausreicht: Das sogenannte Kraftstrang- Rebuild (Certified Rebuild Power Train) ist die Basisversion der individuell unterschiedlichen Aufbereitungsstufen der Werksüberholungen und eignet sich speziell für große Skw. Dabei werden Motor und Getriebe sowie Achsen, Bremsen und die unmittelbar dazugehörigen Teile wie Schläuche und Dichtungen berücksichtigt. Alle Hauptkomponenten werden bis zur letzten Schraube zerlegt, geprüft, abgedichtet und neu aufgebaut. Bei dieser „kleinen“ Version wird auf eine neue Lackierung der Maschine und die ein oder andere Schönheitskorrektur verzichtet. Das eigentliche Herz ist neu, es gibt aber keine neue Seriennummer. Das Resümee mit den zertifizierten Werksüberholungen ihrer schweren Muldenkipper fällt für die Erdbewegungsprofis aus Neuwied eindeutig aus: „Wir leisten über das gesamte Fahrzeugleben auch unseren Beitrag in Form einer guten Behandlung und Wartung unserer gesamten Flotte als Basisvoraussetzung für ein mögliches und damit erfolgreiches Rebuild. Warum soll eine Maschine dann ausgemustert werden, wenn die grundlegenden Komponenten noch gut in Schuss sind?“, fragt Markus Wortig. Für das Familienunternehmen bedeutet Nachhaltigkeit auch und gerade bei wichtigen Investitionsentscheidungen, nicht generell auf Neugeräte zu setzen, sondern bereits Vorhandenes unter Berücksichtigung aller Argumente auf einen sinnvollen Fortbestand hin zu prüfen. Dabei sind Wirtschaftlichkeit und Umweltbilanz abzuwägen, denn mit ursprünglicher Motoren- und Abgastechnik ist ein Rebuilt zwar verbrauchsintensiver, andererseits kostet eine Neumaschine mehr. (bwi) www.wortig.com www.zeppelin-cat.de PROFESSIONELLE ARBEIT: Beim Cat Rebuild wird die Maschine in der Werkstatt komplett zerlegt. Jedes Bauteil wird generalüberholt und alles neu zusammengesetzt.
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