DANKE, DASS IHR DA SEID: Vor traumhafter Kulisse begrüßt Raimo Benger seine Gäste. Immer neue Interessengruppen fanden das vero-Angebot attraktiv, weshalb der heutige vero nicht nur die klassischen mineralischen Gesteinsrohstoffbetriebe sowie die weißen (Mörtel, Beton) und schwarzen (Asphalt) Baustoffsparten im Verbandsgebiet betreut: Seit Anfang der 2000er-Jahre segeln auch die „roten“ Fachverbände Ziegelindustrie Nord sowie Nordwest als Beiboote unter Raimo Bengers Führung in der Duisburger Geschäftsstellengemeinschaft mit. Die Gründung des Seekiesverbandes, der auch Bestandteil der Duisburger Geschäftsstellengemeinschaft ist, datiert aufs Jahr 2000. Dessen Interessen werden im Wesentlichen mit UEPG-Hilfe in Brüssel vertreten, um unter anderem zu unterbinden, dass sogenannte „No-go-Areas“ auf See absolute Tabugebiete wurden, sondern eine Öffnungsklausel analog dem FFH- und Vogelschutzregime erhielten. Als großes Plus werten Mitgliedsunternehmen der Verbändegemeinschaft immer wieder auch die hohe Kompetenz bei Tarifverhandlungen. Basierend auf Bengers solidem Wissen aus WVNI-Zeiten und aufmerksamer Beobachtung anderer Branchen im Kontext der jeweiligen Zeit, hat sich die Flexibilisierung von Tarifverträgen bspw. über weitreichende Arbeitszeitkonten, Öffnungsklauseln u. v. m. als praxistauglich erwiesen. Für vero-Unternehmen steigt diesbezüglich heute der eigens gegründete Arbeitgeberverband a-vero in den Ring. Welche Rolle spielt die beschriebene Entwicklung nun tatsächlich für die Etablierung eines einheitlichen „Bundesverbands Mineralische Rohstoffe“? Um an die Erklärung zu gelangen, ist noch ein kleines Labyrinth zu passieren. Genaugenommen wurde eine interimistische Niederlage dafür zum Katalysator. Readymix (heute Cemex) trat zu Beginn der 2000er-Jahre wegen eines Complianceverfahrens aus beiden Landesverbänden in Köln (BVNI) und Duisburg (BKS) aus, später aber mit all seinen Steinbrüchen, Kieswerken, Transportbetonanlagen etc. wegen unbürokratischer Hilfe in einem FFH-Fall (trotz Nichtmitgliedschaft!) in den WBN wieder ein. Dies und die Tatsache, dass die Holemans-Gruppe sowie die Rhein Main Kies und Splitt GmbH & Co. KG (RMKS) aus dem BKS aus- und ebenfalls in den WBN eintraten, brachte die Fusion des WBN und des Wirtschaftsverbandes der Baustoffindustrie Nord-West zu vero einerseits sowie des BVNI (2005 schon umbenannt in MIRO) und des Bundesverbandes der Deutschen Kies- und Sandindustrie (BKS) andererseits zum großen Gesteinsverband MIRO voran. Damals, im Herbst 2011, war das ein großer Schritt, der einigen Mitgliedern und selbst manchen Regionalverbänden nicht ganz geheuer schien. Und heute? … ist es kaum mehr vorstellbar, dass die verbandliche Vertretung aller Gesteinskörnungsproduzenten jemals derart fraktioniert gewesen ist, dass selbst Behördenvertreter und Politiker in Gesprächen immer wieder mahnten: „Werdet euch erst einmal selbst einig!“ Letztendlich wurde 2011 das vollzogen, was 1993 im Ansatz scheiterte. Interne Akteure sagen, ohne die Fusion zum vero wäre auch zu dieser Zeit keine MIRO-Fusion möglich geworden. Diplomatisch, klug und kompromissbereit steuerten die damaligen Verbandspräsidien, Vorstände und Geschäftsführer, namentlich Franz-Bernd Köster, Präsident WBN, Michael Schulz, Präsident BKS und WVB, Hans-Peter Braus, BKS-Hauptgeschäftsführer, auf vero zu – und was die MIRO-Fusion betrifft, ist auch der Einsatz von Präsident Peter Nüdling und Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Ulrich Hahn besonders hervorzuheben. Beispiele wiederkehrender und neuer Themen, Maßnahmen und Erfolge Immer wieder liebäugelte die Politik bereits in der Vergangenheit mit einer, wie auch immer gearteten, Rohstoffabgabe. Verschiedene Landesregierungen verankerten eine solche in ihren Koalitionsverträgen. Während sich dazu in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zusammen mit Gewerkschaftsführern bei den Ministerpräsidenten eine Abkehr erreichen ließ, war es in Nordrhein-Westfalen schwieriger, weshalb hier erst eine kraftvolle Demonstration gemeinsam mit der IG Bau im Jahr 2001 den Durchbruch brachte. In Nordrhein-Westfalen stellte vero, genauer Raimo Benger, als Kompromiss für die Rohstoffabgabe damals außerdem das Erfolgsmodell „Sozialer Dialog“ mit der IG Bau, Umweltverbänden und der damals regierenden SPD auf die Beine, um in regelmäßigen Gesprächen mit den Spitzen der Organisationen Kompromisse zu erzielen. So hatte die regierende SPD gute Argumente, um von der Abgabe absehen zu können. Damit war die Rohstoffabgabe 2011 (vorläufig) endgültig vom Tisch. Als sie 2023 wieder im NRW-Koalitionsvertrag aufflammte und für 2024 vorgesehen war, startete vero mit Agenturunterstützung und im Schulterschluss mit Gewerkschaften erneut eine eindrucksvolle Demonstration in Düsseldorf mit 1500 Beschäftigten, 50 Schwer-Lkw und bundesweiter Medienbegleitung. Ergebnis: Die Abgabe wurde zumindest zum 1. Januar 2024 nicht eingeführt. Manche Probleme haben auch eine längere Geschichte: Schon in den 1990ern standen Steinbrüche vor dem damals (und heute wieder) hochbrisanten Problem, dass diverse Verordnungen ein absolutes Expositionsverbot für Asbest postulierten. Die faktenbasierte Schilderung der Folgen, auch und besonders durch den BVNI in Gesprächen mit dem Bundesarbeitsministerium, führte damals schließlich zum Luftgrenzwert von 0,1 Fasern pro cm³. Dieser in Kooperation mit Partnern begründete Wert rettete das Überleben vieler Steinbrüche von Bayern bis in den Harz. Heute steht dieser Wert wieder in der Diskussion, ein Zehntel davon wird angestrebt, und betroffen sind keineswegs nur „Asbestexpositionen im Recycling-Bereich“. Gegenüber Neuaufschlüssen und Erweiterungsgenehmigungen, insbesondere für Steinbrüche, zeigte sich selbst die schwarz geführte Landesregierung in Niedersachsen auch schon vor 30 Jahren höchst reserviert. In intensiven Gesprächen mit Mitgliedern des Landtags konnte erreicht werden, dass das damals neue Landesraumordnungsprogramm tat- GESTEINS Perspektiven 5 | 2024
WIRTSCHAFT 17 sächlich Flächen für neue aufzuschließende Steinbrüche enthielt. Auch der Nabu-Landesverband trug diese Flächen mit. Als diese später wegen Windenergieflächen gestrichen werden sollten, unterstützten DGB und Nabu das vero-Veto gegenüber der Landesregierung und die Flächen blieben zweckgebunden erhalten. Etwa 2007 flammte eine Debatte um den Naturpark Vulkaneifel auf, die sich zusehends verschärfte. So sollten in der Vulkanparksatzung Rohstoffgewinnungen grundsätzlich ausgeschlossen werden, gleichfalls Erweiterungen bestehender Steinbrüche. In einer gemeinsamen Aktion mit den Bürgermeistern betroffener Kommunen gelang es, die Vulkanparksatzung so auszugestalten, dass Rohstoffgewinnung und Erweiterungen bis hin in den Kernbereich künftig weiterhin möglich sind. Daraufhin trat ein gutes Dutzend Unternehmen dem vero als neue Mitglieder bei. Diese Beispiele zeigen sämtlich, dass Aufbau und Pflege von Bündnispartnerschaften außerhalb der eigenen „Blase“ lohnenswerte Investitionen sind. Zahlreiche Regionalplanverfahren und Genehmigungsverfahren, die existenziell für Mitgliedsunternehmen sind, begleitete und begleitet vero im Sinne der antragstellenden Unternehmen. Die erzielten Ergebnisse bezeugen den Wert zielorientierter Verbandsarbeit. Ein kurzes persönliches Resümee Verbandsgeschäftsführung als Berufung zu verstehen, ist die wertvollste Grundlage für bestmögliche Ergebnisse. Der damit verbundene hohe zeitliche Aufwand führt in letzter Konsequenz zu den angestrebten Erfolgen, sofern die Struktur von Prozessen erkannt worden ist. Das gilt auch und insbesondere für die politische Kommunikation. Diese findet nicht nur durch „Stellungnahmen“ statt. In der Regel sind Entscheidungen bereits getroffen, bevor Stellungnahmen abgegeben werden. Zwar müssen sie erarbeitet werden, sind aber längst nicht so entscheidend wie der ständige Kontakt zu den entsprechenden Schaltstellen in Ministerien und Behörden. Die Kommunikation mit diesen, auch wenn man sie gerade nicht benötigt, ist absolut wichtig! Es zahlt sich aus, sich als sachlicher Ratgeber, der sein Wort hält, anzubieten und zu beweisen. Was anfangs ein Plan war, ging auf: vero und die Verbände der Duisburger Geschäftsstellengemeinschaft sind heute eine Marke, die bei Politikern, in Ministerien, Bezirksregierungen und weiteren Behörden bekannt und anerkannt ist. Dieses Ergebnis ist der Arbeit unserer Geschäftsstellengemeinschaft sowie der engagierten ehrenamtlichen Vorstände und Beiräte zu verdanken! Stellvertretend möchte ich insbesondere Franz-Bernd Köster und Christian Strunk sowie Rita Höwner, die mir für 18 Jahre assistierend zur Seite stand, danken! Ein zusätzlicher Dank für Rat und Tat seit 1993 gilt Frank Schlig und Heimo Milnickel. Auf ein Neues, die künftigen Aufgaben warten. (Raimo Benger) www.vero-baustoffe.de 5 | 2024 GESTEINS Perspektiven
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