74 TREFFPUNKT Fazit: Gipsrecycling läuft! Erst recht, seit mit Jahresbeginn 2024 die Verbringung der Gipsabfälle nach Tschechien gekappt wurde. Der „Verbesserung des Recyclings von Bau- und Abbruchabfällen: Einsatz von KI-basierter Prozesssteuerung und automatisiertem Qualitätsmanagement mittels sensorbasiertem Inline-Monitoring von Korngrößenverteilungen“ widmen sich in einem Forschungsprojekt junge Wissenschaftler der RWTH Aachen, eines Forschungszentrums, Datenexperten und ein Anlagenhersteller. Erklärtes Ziel des Ganzen: Mehr RC-Material im Hochbau platzieren. Erfahrenen Recyclern kräuselt sich bei dieser thematischen Wiederkehr seit Jahrzehnten das Nackenhaar. Schauen wir zurück, war RC im Tief- und Hochbau vor Zeiten üblicher als heute. Genau genommen sind sämtliche Probleme rund um den RC-Einsatz behördlich selbst gemacht. Daran wird auch ein automatisiertes Qualitätsmanagement mittels sensorbasiertem Inline-Monitoring von Korngrößenverteilungen leider nichts ändern. Man wünschte den jungen Leuten, dass sie sich zum RC-Thema mit älteren Publikationen seit der Nachkriegszeit bis zum Beginn des neuen Jahrtausends auseinandersetzen, um eine Ahnung vom schon Dagewesenen zu bekommen. Andererseits ist das Verständnis für sie groß: Was soll man machen, wenn das Forschungsbudget so ausgerichtet ist, wie es ist? Trost: Am Ende wird immerhin ein Verfahren getestet, das sicher auch anderweitig nützlich sein kann. Eine in GP bereits in ähnlicher Form vorgestellte Wima-Lösung zur mobilen Nassaufbereitung von Sekundärrohstoffen – oder anderem Material – mit integrierter Prozesswasseraufbereitung VORABENDTREFFEN: Für Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger (r.) ist es Ehrensache, sich mit Fachleuten zu unterhalten, was nicht zuletzt Prof. Holger Lieberwirth freut. bildete zwar den Schluss des Referate- Marathons, reiht sich aber thematisch ins Recycling ein. Erläutert wurde hierbei die Integration von wasserbasierter Dichtetrenntechnik in den Recyclingprozess einer Baumischabfallaufbereitung, die erstaunlich saubere Ergebnisse nach sich zieht. Besonders interessant für Gesteinsunternehmen Ganz im Sinne der Vertreter unserer Branche war der Beitrag zur Umsetzung und Wiederinbetriebnahme des Niederspannungs-Anlagenschaltcontainers inkl. Retrofit SPS, Visualisierung und CAD im Werk Hartmannsdorf der SKBB, wo Actemium Bea bewies, dass nach einer räumlichen Umsetzung der Förderanlagen und zugehörigen Anlagenteile das Werk zur vollsten Betreiberzufriedenheit wieder ans Laufen kam. Das Projekt beinhaltete eine Prüfung des Ist-Zustandes der elektrischen Anlagen und der vorliegenden Dokumentation auf Aktualität und ein Konzept zur Umsetzung und Erweiterung der bestehenden elektrotechnischen Anlagen sowie der Steuerung des Kieswerks. Mit dem Umzug zum neuen Standort gingen eine Erneuerung und Erweiterung des Anlagenschaltcontainers, die Ausrüstung der Anlagen mit modernen Sicherheitseinrichtungen sowie die Anpassung der Steuerung und Visualisierung auf eine aktuelle Version einher – wobei, wie bei jedem Umzug, die eine oder andere Unwägbarkeit zu glätten war. Hinzu kam als Herausforderung die Verfügbarkeit von Steuerungs- und ausgewählten Elektrokomponenten als Ersatz für defekte Teile im Kontext weltweiter Lieferengpässe. Was im Kernzeitraum nicht zu machen war, wurde nachgepflegt. Am Ende ging der Auftraggeberwunsch, die bestehende Anlagentechnik soweit als möglich zu erhalten, perfekt auf. „Möglichkeiten, Kosten- und CO 2 - Reduzierung durch Transparenz und Anlagenoptimierung“ – diesen vielversprechenden Titel trug der Vortrag eines alten Branchenbekannten (Mitec). Ausgangsszenario: „Intelligente Rechner müssen mindestens den in Rente gegangenen erfahrenen Betriebsleiter ersetzen können, der über alles den Überblick hatte.“ Nun gilt es, einen Weg zu finden, wie sich dessen Wissen erhalten, verbessern und nutzen lässt – auch ohne maschinentechnische Investitionen. Hierzu ist zu erfassen, was wann, wo, wie läuft. Diese Kennzahlen gilt es zu kombinieren. Das gewünschte Intelligenzplus liefert ein Aufsatz aus Elektrik und Prozessoptimierung auf die alte Steuerung. Nach der Vollintegration sorgt dieses Update für Steigerungsraten von 20 bis 30 % bei einem vertretbaren Refit-Preis. Moderne Lösungen in der Siebtechnik von Haver Niagara kamen stellvertretend mit der neuen Generation der Niagara- T-Class, einer Weiterentwicklung in der Baureihe von Freischwinger-Siebmaschinen, ins Spiel. Zentraler Grundgedanke des Maschinenkonzepts ist, individuelle Anforderungen durch modulare, zuverlässige und einsatzgeprüfte Baugruppen möglichst flexibel umzusetzen. Je nach Anforderungsprofil ist die T-Class in einer regulären und für höhere Belastungen in einer schweren Ausführung lieferbar. Der Einsatzbereich umfasst diverse Industrien mit Aufgabematerial von 0/200 mm, Trennschnitten von 2 bis 125 mm und Durchsätzen von 60 bis 1200 t/h. Zusätzlich wurden für die Siebtechnik PU-Verschleißschutzelemente und Schnellspannsysteme sowie eine ganze Reihe digitaler Features vorgestellt. Die mobile Nassaufbereitung mit geschlossener Prozesswasserführung zur Herstellung normgerechter Betonzuschlagstoffe gehört seit Neustem auch zum Wirtgen-, resp. Kleemann-Portfolio. Kein Wunder: Kompakte, mobile und möglichst autarke Aufbereitungslösungen zur Herstellung gewaschener Gesteinskörnungen gemäß DIN EN 1260 sind zur wirtschaftlichen Erschließung von kleineren Chargen, Restauskiesungen, baustellenbezogenen Aufbereitungsmaßnahmen oder zur Überbrückung von Stillständen in stationären Werken (Neubau/Instandsetzung/ Umzug) vermehrt gefragt. Der Anlagenbetrieb mit minimalem Personaleinsatz wurde am Beispiel der Aufbereitung von 150.000 t Sand-Kies-Gemisch erklärt. Nicht fehlen darf der Zusatz, dass sich die Kombination auch im Natursteineinsatz bereits bewährt hat. Alles in allem ein Symposium wie erhofft und erwartet mit einem erfrischenden Mix bei Themen, Teilnehmern und Vortragenden. Anfang März 2025 geht es weiter. GP weist rechtzeitig auf die Themen des nächsten IART-Symposiums hin. (gsz) http://tu-freiberg.de/fakult4/iart www.studieren-am-iart.de/ GESTEINS Perspektiven 4 | 2024
TREFFPUNKT 75 Showdown mit 72.000 km/h Im Miozän, vor fast genau 15 Mio. Jahren, raste ein gewaltiger Asteroid auf die Erde zu. Aus Südwesten in einem Winkel von etwa 30° kommend, schlug er in der Nähe des heutigen Ortes Klosterzimmern auf. Eine halbkugelförmige Stoßwelle begann sich im Gestein, aber auch im Asteroiden auszubreiten. Als Ergebnis findet sich heute im und um den Krater das Impaktgestein Suevit. Am 26. April 2024 wurde es im Steinbruch Aumühle bei Nördlingen feierlich zum Gestein des Jahres 2024 getauft. FRÖHLICHE GESICHTER: Die „Taufpaten“ des Suevit im Steinbruch Aumühle. Foto: BIV Diese Geschichte hätte das Zeug dazu, verfilmt zu werden: ein Asteroid mit Kurs auf die Erde, 72.000 km/h schnell. Und tatsächlich hat es das Ergebnis des daraus resultierten Aufpralls auf die große Bühne geschafft – nicht in Babelsberg oder bei Bavaria Film, sondern im bayrischen Nördlingen. Die Rede ist vom Suevit, den der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) zum Gestein des Jahres 2024 ernannt hat. Seit 2007 macht der BDG das Gestein des Jahres der breiten Öffentlichkeit bekannt und weist somit allgemein auf die Bedeutung der Geowissenschaften und der Gesteine im täglichen Leben hin – so auch in diesem Jahr. „Mitten in Deutschland finden wir einen der besterhaltenen Impaktkrater weltweit – das ist eine Besonderheit, auf die wir durch die Nominierung des Suevit als Gestein des Jahres hinweisen wollen“, sagt Dr. Manuel Lapp, Sprecher des Fachkuratoriums. Die Präsentation und Taufe des Suevits erfolgte in Kooperation mit dem Unesco Global Geopark Ries, dem Ries-Krater-Museum in Nördlingen, Märker Zement, dem Bayrischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden (BIV), den Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden sowie dem Bayrischen Geologischen Dienst im Landesamt für Umwelt (LfU) und Schwenk Zement. Im Rahmen von Veranstaltungen und Publikationen wird die Öffentlichkeit ein Jahr lang über das ausgewählte Gestein, seine Geologie, seine Funktion im Naturraum, seine Verwendung sowie über seine Gewinnung informiert. Anlässlich der Taufe stand ein beliebter lateinischer Ausspruch des römischen Philosophen Seneca des Jüngeren im Fokus: „Per Aspera ad Astra“, übersetzt gleichbedeutend mit „Über das Raue zu den Sternen“. Gemeint ist, dass das Höchste – die Sterne – nur über einen sehr mühsamen, nämlich einen sehr steinigen Weg zu erreichen ist. Dieser Spruch, der auf vielen Wappen und auch als Motto für Raumfahrtmissionen zu finden ist, beschreibt die Herausforderungen, die die Menschen überwinden müssen, um sich Wissen anzueignen, um Erfahrungen zu machen und um etwas im Leben zu erreichen. Die Erde und die Sterne sind zwei Elemente, die die Menschen schon seit Jahrtausenden faszinieren. Diese Faszination ist der Astronomie eigen, die sich mit kosmischen Ereignissen beschäftigt – solchen wie dem Asteroidenaufprall, einer weitreichenden Katastrophe, die die Landschaft und die Lebewelt der Region tiefgreifend erschütterte und ein besonderes Gebilde erschuf: das Nördlinger Ries. Auch ging es um Geologie, die Lehre von der Erde, ihren Gesteinen und den Prozessen, die sie von der Vergangenheit bis heute formten und auch in Zukunft formen werden. Der Suevit ist ein besonderes Gestein und eben das Ergebnis eines kosmischen Ereignisses. Entsprechend besonders fiel der Tauftag aus – immerhin handelte es sich um einen interessanten Ausschnitt der Erdgeschichte, der eine wunderschöne Landschaft formte und ein Gestein hervorbrachte, dessen Entstehung, Ausprägung und Nutzung per se einen Blick wert ist. Die „Taufpaten“ benetzten den Suevit standesgemäß bayrisch mit regionalem Bier – wie anschließend auch ihre Kehlen. Der Name Suevit geht auf die Erstbeschreibung im Nördlinger Ries im Jahre 1919 zurück, der sich in der Bedeutung „Schwabenstein“ vom lateinischen Suevia für Schwaben ableitet. Erst in den 1960er-Jahren konnte die Entstehung des Rieskraters und damit auch die des Suevits mit einem Impakt erklärt werden, durch den Nachweis von im Suevit enthaltenen Mineralen, die nur unter extrem hohen Drücken und Temperaturen entstehen. Heutzutage wird der Name Suevit weltweit für Gesteine verwendet, die durch einen Impakt entstanden sind. Der Suevit lässt sich gut bearbeiten und wurde deshalb schon von den Römern als Baustein verwendet. Bekanntes Beispiel aus späterer Zeit ist die 1505 fertiggestellte St.-Georgs-Kirche in Nördlingen mit ihrem 90 m hohen Turm „Daniel“. (tne) www.geoberuf.de www.biv.bayern 4 | 2024 GESTEINS Perspektiven
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