46 AUFBEREITUNG KUNDENSERVICE VOR ORT: Für individuelle Testzwecke beim Anwender im Steinbruch hat Crush + Size seine (stationäre) DRC-Technik auf einen mobilen Trailer gesetzt. Start-up in der stationären Aufbereitung Die Hersteller stationärer Aufbereitungstechnik sind hierzulande eher im Bereich der eingesessenen Traditionsunternehmen zu finden. Dennoch gibt es tatsächlich auch innovative Start-ups in der Branche. Eines davon möchte die traditionelle Technologie der Walzenbrecher ins 21. Jahrhundert führen und kommt aus Bergneustadt. Der heutige Geschäftsführer Matthias Dick gründete 2015 die Crush + Size Technology GmbH & Co. KG. Die Ursprünge gehen zumindest zu gewissen Teilen auf die damals namhafte Traditionsfirma Aubema Crushing Technology GmbH zurück, die 2008 von der Sandvik-Gruppe übernommen wurde. Schon dieses Unternehmen war spezialisiert auf Zerkleinerungstechnik unter anderem im Natursteinbereich, konstruierte und baute dafür seine Mühlen und Brecher selbst. Die Entwicklungsarbeiten und technischen Grundlagenideen, die seit der erfolgreichen Gründung von Crush + Size umgesetzt worden sind, beeindrucken. Sie basieren nicht ohne Grund auf einer ganzen Reihe selbst erlangter wegweisender Patente. Das Prinzip Walzenbrecher bringt Effizienz traditionell mit sich, was Crush + Size als erhebliches Entwicklungspotenzial sieht. Ein grundlegendes Ziel der Fortentwicklung – gerade für den Einsatz im Naturstein – wurde dabei darin gesehen, die aus dem allenfalls mittelharten Kalkstein kommende Technologie auch auf deutliche festere Gesteine zu übertragen. Am Anfang aller Entwicklung und Optimierung der Produktgruppen und Technologien stand laut Matthias Dick die Frage, wo die schwächsten Glieder im Gesamtsystem zu finden seien. „Dem haben wir uns dann konsequent zugewandt – bis eine Lösung erdacht war“, ALLES AUS EINER HAND: Bei Crush + Size fängt die Produktion in eigener Regie schon mit dem Stahlbau der Gehäuse an. Fotos: crush + size/Wistinghausen sagt er. Im Fokus liegen vor allem die Erforschung und Weiterentwicklung von Brechwalzen- und Brechwerkzeug-Geometrien, um Zerkleinerungsprozesse effektiver und effizienter durchzuführen als mit herkömmlicher oder auf dem Markt bisher bekannter Walzenbrecher-Technologie. Das Baugruppen-Flaggschiff bei Crush + Size sind die Zweiwalzenbrecher Typ DRC (Double Roll Crusher). Die Spanne der einaxialen Druckfestigkeit der zur Aufbereitung geeigneten Gesteine reicht bis zu 300 mPa – und erfasst damit nach allen gängigen Klassifikationen selbst die extrem harten Gesteine. Erreicht werden diese Leistungskapazitäten durch eine Reihe eigenständiger Merkmale der innovativen Technologie, beginnend mit den synchronisiert gegenläufig arbeitenden Walzen. Dabei bildet speziell eine langsame Rotation in Verbindung mit einem hohen Drehmoment die Grundlage der zuverlässigen Zerkleinerung des Aufgabegutes. Der langsame Lauf der Wellen erhöht die Griffigkeit im Einzug des Gesteins, wobei eine hohe Kraftaufbringung über die Meißelwerkzeuge auf das Gut übertragen werden kann, was eine effiziente Punktzertrümmerung bewirkt. Eine gewünschte Nebenwirkung als weitere Folge der langsamen Rotation liegt in einem geringen Verschleiß aller im Eingriff befindlichen Anlagenteile. Dabei sind die besonders exponierten Werkzeugsegmente nicht unbedingt aufgepanzert, sondern meist speziell gehärtet. Die technologischen Innovationen gehen bis ins Detail: So wurde intern eine patentierte Keilverspannung für die Brechwerkzeuge entwickelt – in Ergänzung der Verschraubung. Sie gewährleistet einen sicheren Sitz und schnellen Wechsel der Werkzeuge. „Wir haben diesen Teil der DRC-Brecher so weit, dass sich bei 100-t-Aufschlägen des Meißels auf das Gestein die Werkzeuge zuverlässig nicht lockern“, sagt Dick. „Herzstück“ der sychronisierten Walzen ist ein eigens entwickelter Direktantrieb. Das Antriebsprinzip stellt dabei ein GESTEINS Perspektiven 4 | 2024
AUFBEREITUNG 47 weiteres relevantes Alleinstellungsmerkmale der DRC–Brecher von Crush + Size am Markt. Der robuste und energieeffiziente Direktantrieb sorgt für genügend Kraftreserven in jedem Anwendungsfall. Die Eigenentwicklungen betreffen dabei auch die Getriebe und Kupplungen des Antriebssystems. Wichtig für den praktischen Einsatz haben sich zwei weitere Details erwiesen: Über die hydraulische Brechspaltverstellung lässt sich jeder DRC-Brecher für verschiedene Aufgabegrößen und Zerkleinerungsraten individuell konfigurieren. Die DRC-Serie kann Aufgabekörnungen von 2000 mm Kantenlängen im Primärbereich verarbeiten und mit nachgeschalteten Systemen Endkörnungen von < 32 mm effizient erreichen, wobei als zusätzlicher, systembedingter Vorteil nur wenig Feinstkorn – weniger Sand also – entsteht. Ein zusätzlicher, systembedingter Vorteil der Walzenbrecher ist die geringe Produktion von Feinstkorn (< 0,063 mm) und Sand während des Brechprozesses. „Wir erreichen ein Höchstmaß an verwertbarem Wertkorn und minimieren so den Ausschuss“, erläutert der Geschäftsführer. Als unmittelbare Auswirkung der besonders designten Walzenform sowie der Meißelwerkzeuge können laut Hersteller sehr hohe Ansprüche an die Kornformkriterien in Gestalt eines sehr hohen Anteils an kubischem Korn erfüllt werden. Neben dem Unter- soll auch das Überkorn wirkungsvoll begrenzt werden: „Wir stehen mit der DRC-Serie für einen P95-Wert – also eine Überkornbegrenzung auf 5 %“, sagt Dick. Zum Vergleich: Im Wettbewerb sind P80-Werte nicht selten. Daher lässt sich die DRC-Serie sowohl als Primärbrecher als auch in der Sekundärstufe wirkungsvoll einsetzen – je nach Maschinengröße. Die reicht von 520 bis 1600 mm Walzendurchmessern bei entsprechenden maximalen Durchsatzkapazitäten von 200 bis 10.000 t/h. Die variablen Einsatzmöglichkeiten ertüchtigen die DRC-Walzenbrecher auch für die Haldenaufbereitung. Auch klebrige und erdfeuchte Aufgabegüter können systembedingt aufgegeben werden. Materialien, die in einer Nassaufbereitung weiter verarbeitet werden sollen, lassen sich DRC-Anlagen nach Herstellerangaben effizient einsetzen. Dabei erfolgt das Brechen als vorbereitender Arbeitsschritt zur Homogenisierung des Gutes für die darauffolgende Trennung in einer Klassiersiebanlage. Sollte eine „sperrige, unbrechbare“ Komponente in die Brechkammer gelangen, greift die Überlastsicherung für Fremdkörper. Über eine hydraulische Vorspannung kann eine Welle passiv zur Seite ausweichen. Potenzielle Blockaden behebt diese intelligente Antriebssteuerung automatisch. Der DRC-Zweiwalzenbrecher ist so ausgelegt, dass ein Reversierbetrieb der Walzen mit außerordentlich hohen Anfahrmomenten aus dem Stillstand heraus möglich ist. Fremdkörper, die nicht zerkleinert werden können, werden automatisch aus dem Brechraum freigegeben. Dabei hilft die hydraulische Spaltverstellung: Sie öffnet und schließt den Brechspalt binnen Sekunden und fährt in eine beliebige Stellung. In Kombination mit dem Überlastschutz vermeidet das teure Maschinenschäden effektiv. Crush + Size überträgt soweit möglich die Innovationen und Eigenentwicklungen auf andere Anlagentypen der Walzenbrecher. Das Ergebnis: eine ganze Produktfamilie, die je nach spezifischen Anforderungen eingesetzt werden kann. Dem Flaggschiff DRC ist die Sizer-Serie (SZR) technologisch am ähnlichsten, mit der die Doppelwellentechnologie auf eine besonders kompakte Bauweise konzentriert wurde. Ebenfalls ähnlich ist die CRC-Serie. Dank traditionellem Keilriemenantrieb ist sie eine Lösung für die weicheren bis mittelharten Gesteine. Dazu wird die Grundtechnik der DRC- Serie auch zur Herstellung von Sand und Splitt aus kleineren Aufgabefraktionen durch den Sand-and-Grit-Crusher (SGC- Serie) adaptiert. Die Zerkleinerungs- und Antriebstechnik unseres Zweiwalzenbrechers geht über die bisherigen Brechergebnisse eines Walzenbrechers hinaus. Die herkömmliche Zerkleinerungstechnik eines DRC-Zweiwalzenbrechers konnte in puncto Zerkleinerungsverhältnis mit alternativen Brechern wie Backen-, Kegeloder Prallbrecher nicht mithalten. Das ändert die neue Zerkleinerungstechnologie. Die prozessbedingten Vorteile eines Zweiwalzenbrechers werden in Kombination mit dem stark erhöhten Zerkleinerungsverhältnis weiter optimiert und können so als effizientere Alternative maßgebliche Vorteile im Produktionsprozess bewirken. (bwi) www.crush-size.de DIE HYDRAULISCHE SPALTVERSTELLUNG an DRC-Anlagen von Crush + Size gehört zu den wichtigsten Innovationen der Walzenbrecher – präsentiert von Matthias Dick (l.) und Prozessberater Tobias Schmitt. AUF DEN ERSTEN BLICK ERKENNBAR: Die Doppelwellen-Technik der DRC-Serie zeichnet sich durch eine extrem robuste Ausprägung der Walzenbrechkammer aus. 4 | 2024 GESTEINS Perspektiven
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