24 MACH MAL WAS Himmelsteich und Biotopstrukturen Ein besonderes Natur- und Artenschutzprojekt wird derzeit in einem ehemaligen Steinbruch im Bliesgau umgesetzt. Dort, im Südosten des Saarlandes, ist die Landschaft von sanften Hügeln und charakteristischen Muschelkalkböden geprägt. In einer ehemaligen Sandgrube nimmt Biodiversität immer mehr Gestalt an. Es ist früher Abend an einem vorfrühlingshaften Tag. Aus der Steilwand hinter der aufgelassenen Sandgrube der Lautzkirchener Sand- und Natursteinwerks jenseits des Firmengeländes über die Bahnlinie nach Pirmasens hinweg klingt der Ruf eines Uhus. Der Uhu, die größte einheimische Eule, ist im Blieskasteler Stadtteil Lautzkirchen heimisch geworden, so der Feldbiologe Dr. Christoph Bernd. Ein Uhupaar lebt seit 20 Jahren auf dem Gelände, es wurde erstmals 2004 registriert. Allzu nah darf man den Brutplätzen der Uhus aber nicht kommen. Der Ruf des nachts jagenden Vogels ist Musik in den Ohren von Frank Berchem, dem geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens, und dem Naturschutzexperten Bernd. Beide sind gerade dabei, ein großes Arten- und Naturschutzprojekt auf dem 30 ha großen Gelände des Sandund Natursteinwerks zu planen und umzusetzen. Ende 2004 wurde die Sandgewinnung in diesem Bereich oberhalb der Bahnstrecke eingestellt. Vor 20 Jahren begann man mit der langsamen Verfüllung mit nicht verwertbaren Erdmassen, die genau geplant und dosiert werden muss. Bernd, Inhaber des Büros für Freilandforschungen in Bexbach, ist der Biodiversitäts-Berater für den Blieskasteler Unternehmer: „Das muss richtig gemanagt werden“, stellt Berchem fest. Vielfältige Lebensräume schaffen und erhalten „Wir kommen unserer Verantwortung als Unternehmen nach, die Eingriffe in die Landschaft auszugleichen und dabei das ökologische Gleichgewicht zu erhalten“, sagt Berchem. Das ist eine Aufgabe, die etliche Jahre in Anspruch nehmen wird. „Wir wollen die Biodiversität, also die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren, erhalten, denn schon in der Nutzung können sich in der Sandgrube neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere entwickeln, die speziell an diese Umgebung angepasst sind. Die Vielfalt an Lebensräumen und ökologischen Nischen soll dann auch nach der Stilllegung und Renaturierung die Grundlage für ein artenreiches Leben sein. Das ist eine Herzensangelegenheit für mich“, sagt Berchem. Damit leiste der Baustoff- Betrieb seinen Beitrag zum Erhalt ökologisch wertvoller Flächen und ihres charakteristischen Arteninventars. Generell habe die Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen in unseren Breiten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen, so Bernd. Die Gründe dafür sind vielfältig – insbesondere in Sandgruben und Steinbrüchen hat sich aber gegen diesen Trend oft eine einzigartige Fauna erhalten. In einem Bereich der Ex-Sandgrube hat sich eine größere Wasserfläche gebildet, gespeist von Regenwasser, ein sogenannter Himmelsteich. Statt das Wasser abzuleiten, wird das Gewässer erhalten, sodass MIT VEREINTEN KRÄFTEN arbeitet das engagierte Team für den Arten- und Naturschutz. Foto: Natursteine Saar sich Biotopstrukturen entwickeln können. Dort hat sich bereits nach kurzer Zeit ein vielfältiges Leben entwickelt: Neben Vögeln sind auch viele Insektenarten und Lurche wie Berg- und Fadenmolch, Seefrosch und Erdkröte hier jetzt zu Hause. Und diese wiederum haben zur Besiedlung durch die Barrenringelnatter geführt. Damit sie bei der Verfüllung nicht zu Schaden kommen, wurde zu ihrem Schutz am Rand der Wasserfläche ein mobiles Amphibien-Leitsystem installiert. Auch andere Tiere wie die Wildkatze stehen im Fokus der betriebsinternen, freiwilligen Artenschutzmaßnahmen: Für sie wurde ein großer Haufen aus Fallholz des angrenzenden Baumbestandes aufgeschichtet, in dem sie einen Ruheplatz finden kann. An sonnenexponierter Stelle findet sich ein extra angelegter Steinhaufen für die selten gewordene Zauneidechse. Eine weitere Zielart ist die Haselmaus, die mit zusätzlichen Maßnahmen unterstützt werden soll. Selbst gestecktes Ziel aus Überzeugung fokussiert Ein solches Projekt kostet natürlich Geld. Und das muss im Tagesgeschäft verdient werden. Der ökonomische Nutzen für das Unternehmen eines solch aufwendigen Vorhabens ist – wenn überhaupt – nicht bezifferbar. Es gebe dafür noch keine Kriterien, so Berchem und Bernd. Naturschutz kontra Unternehmensertrag? „Zunächst steht für uns eine ökologisch sinnvolle Renaturierung im Blickpunkt“, sagt der Firmenchef. „Das ist ein selbst gesetztes Ziel, das wir aus Überzeugung machen.“ Aber womit verdient das Unternehmen sein Geld? – Der Sandabbau und die Vermarktung des Sandes sind nicht mehr Hauptzweck, beides macht noch etwa ein Viertel des Umsatzes aus. Wurden bis 2004 noch Bausteine mit dem eigenen Sand hergestellt, wurde dieser Zweig verkauft. Der Sand aus der eigenen Grube – Abbau seit 1927 auf dem Hohberg – wird heute an Tiefbauunternehmen verkauft. Der Hauptanteil des Umsatzes wird mit Steinen und Produkten für die Gartengestaltung und zum Bau von Gartenteichen, mit Natursteinen und -Pflaster sowie mit rund 150 Schüttgut-Produkten wie Splitten erwirtschaftet. Eine „Betontankstelle“ liefert dem Häuslebauer Magerbeton in GESTEINS Perspektiven 4 | 2024
MACH MAL WAS 25 Kleinmengen ab 150 l: „Das wird im Sommer stark nachgefragt“, sagt Berchem. Geplant ist eine Photovoltaik-Anlage auf dem Gelände, die – wenn alles gut geht – Anfang 2025 in Betrieb gehen soll. Wer so auf Natur- und Umweltschutz setzt, für den stellt sich die Frage eines adäquaten Antriebes der Lkw-Flotte – davon gibt es drei, hinzu kommen fünf Kranfahrzuge für den Hochbau. Man habe sich mit dem Elektroantrieb beschäftigt, sagt Berchem. Da die Lkw mit Sand und Steinlieferungen aber weite Strecken bis hinein in die Westpfalz fahren, scheide der Batterieantrieb für die 40-Tonner aus: zu wenig Reichweite. Immerhin enthält der Fuhrpark aber einen Elektro-Van und ein Motorrad mit Elektroantrieb. Ein Spielzeug? – „Nein“, sagt Motorrad-Fan Berchem. Bei gutem Wetter nutze er das Bike für „Dienstfahrten“. Das heutige Gelände des Unternehmens in Blieskastel ist urkundlich erstmals 1693 erwähnt, seit 1927 ist es ein Familienunternehmen mit wechselnden Besitzern und seit 2004 in der Hand der Familie Berchem-Trockle. Es setzt mit fünfzehn Mitarbeitern im Jahr rund drei Millionen Euro um. www.natursteine-saar.de Roadshow Einblick in die Welt der Rohstoffgewinnung Mitte April öffneten die Rohstoffgewinner an ihrem Steinbruch der Ard Baustoffwerke in Venusberg erneut die Tore für die dritte Roadshow in Zusammenarbeit mit Oppermann & Fuss. Mit über 30 Ausstellern aus der Steine- und Erden-Branche bot die Veranstaltung einen faszinierenden Einblick in die Welt der schweren Technik und der Rohstoffgewinnung. Rund 1500 Besucher, darunter sowohl Privatpersonen als auch Fachpublikum, strömten auf das Gelände, um die imposanten Maschinen zu bestaunen und hautnah zu erleben, wie Rohstoffe gewonnen werden. Besonders für Kinder und Familien hielt die Roadshow ein abwechslungsreiches Programm bereit: Von Hüpfburgen über Schatzsuchen bis hin zu Bullriding und Bogenschießen, präsentiert vom Verein Bogensport Ehrenfriedersdorf, war für jeden etwas dabei. Die angebotenen Muldenfahrten und Quadtouren ermöglichten den Besuchern zudem einen einzigartigen Blick in den Tagebau. Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch der Freien Schule Erzgebirgsblick, über den sogar der MDR-Sachsenspiegel berichtete. Die Schüler erhielten einen spannenden Einblick hinter die Kulissen des Steinbruchs – Stichwort Nachwuchsgewinnung. Die Roadshow im Steinbruch Venusberg zeigte erneut das große Interesse an der Branche sowie die vielfältigen Möglichkeiten, die sie bietet. Zufriedene Aussteller unterstrichen, dass sich die Veranstaltung mittlerweile zu einem festen regionalen Branchentreff entwickelt. www.rohstoffgewinner.com ALLER GUTEN DINGE: Auch die dritte Roadshow im Steinbruch Venusberg erfreute sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Foto: Die Rohstoffgewinner VHV Fördertechnik Gurtförderer Steilförderer Regenabdeckung Planung Engineering Service Ersatzteile VHV Anlagenbau GmbH | Dornierstraße 9 | 48477 Hörstel | Tel: 05459 9338-0 | vhv-anlagenbau.de 4 | 2024 GESTEINS Perspektiven
74 TREFFPUNKT Fazit: Gipsrecycling
76 TREFFPUNKT MITGLIEDERVERSAMMLUNG
78 EINKAUFSFÜHRER - WER BIETET WAS
80 INFO TERMINE 2024 IMPRESSUM 28.
82 ZU GUTER LETZT SCHON DAS COVER h
Unsere Anlagen passen wir gemeinsam
Laden...
Laden...