24 PRAXIS GP-Interview: Geschärfter Blick für erweiterte Wege EINGESTIEGEN Die Suche im Kleinen, um Großes zu lösen „Ressourceneffiziente Lagerstättennutzung durch Verwertung mineralischer Reststoffe in der Sand- und Kiesindustrie“ lautet der Titel der Dissertation, die Dr. Regina Ettenhuber an der Technischen Universität München schrieb. Dafür prüfte sie während der Promotionsphase die verborgenen Qualitäten bislang unverwertbarer feinkörniger Sedimente, die als erdfeuchter Abraum oder Kieswaschschlammsuspensionen „übrig“ blieben und bisweilen gar die wirtschaftliche Gewinnbarkeit feinkornreicher Gesteinsvorkommen infrage stellten. Die Untersuchung der chemisch-mineralogischen Bestandteile, der Korngrößenzusammensetzung und weiterer bodenmechanischer Parameter mündete in Eignungsabschätzungstabellen für land- und forstwirtschaftliche Zwecke, für den Deponiebau, die Keramik-, Zement- und Lehmbaustoffherstellung sowie die Herstellung thermisch oder hydrothermal behandelter Produkte. Die Verwertungsmöglichkeiten der bislang gering geschätzten Restfraktionen erwiesen sich demnach als erstaunlich vielgestaltig. Teils wurden gar nutzbare Mengen hochwertigerer Tonrohstoffe wie Kaolin oder Bentonit nachgewiesen. Die Dissertation ist als Monografie im Pfeil- Verlag unter https://pfeil-verlag.de/publikationen/ressourceneffiziente-lagerstaettennutzung/ zum Nachlesen erhältlich. Dr. Regina Ettenhuber verantwortet inzwischen seit April dieses Jahres bei Rohrdorfer Zement den Geschäftsbereich Geologie & Rohstoffe, der neben Anknüpfungspunkten an die Erfahrungen der Promotionsphase weitere interessante Herausforderungen bietet. GP: Frau Dr. Ettenhuber, als Geologin in der Steine- und Erden-, respektive mineralischen Baustoffindustrie zu arbeiten, fällt Startern in dieser Fachrichtung sicher nicht als Erstes ein. Wie entwickelte sich Ihre Entscheidung? Dr. Regina Ettenhuber: Nach dem Studium an der TU München im Fachbereich Ingenieur- und Hydrogeologie begann ich eine Promotion, in der ich die ressourceneffiziente Nutzung mineralischer Roh- und Reststoffe in sandigen und kiesigen Lagerstätten untersuchte. Dabei konnte ich Verwertungspotenziale aufzeigen und zur Vernetzung in der Baustoffbranche sowie zur Landwirtschaft und Abfallwirtschaft beitragen. Die Idee als Ingenieurin in der mineralischen Roh- und Baustoffindustrie zu arbeiten, liegt nach dieser Erfahrung nahe. Außerdem treten bei der Rohstoffgewinnung viele Fragestellungen auf, die mit einem ingenieurgeologischen Hintergrund und in Zusammenarbeit mit den Fachkräften vor Ort gelöst werden können. Außerdem möchte ich die regionale Rohstoffgewinnung und Baustoffherstellung unterstützen, indem ich in Genehmigungsverfahren zur langfristigen Rohstoffsicherung beitrage. Die Suche und Beurteilung von Vorkommen und Verwertungswegen ist auch hier wieder bedeutend. Sie sind seit April dieses Jahres im Zementwerk Rohrdorf verantwortlich für die Geologie der Rohstoffe, Gewinnungsverfahren und Rohstoffsicherung. Worauf freuen Sie sich in dieser verantwortungsvollen Position besonders und wo sehen Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen und denen der Branche insgesamt spezifische Hürden? Ich freue mich ganz besonders auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Unternehmen. Viel Erfahrungsschatz bewährt sich täglich und technische Entwicklungen bei der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung gestalten die Zukunft. Das Bewusstsein für die Natur und der verantwortungsvolle Umgang mit den Rohstoffgewinnungsflächen hat sich etabliert und wird bei allen Mitarbeitern gepflegt. Eine offene Kommunikation der Erfahrungen und Vorhaben in der Firma zeigt, dass hier eine gute Zusammenarbeit stattfindet. Die Bedeutung der Verfügbarkeit von Baurohstoffen des Alltags wird für jeden Einzelnen, zum Beispiel im privaten Hausbau oder auch bei der Errichtung öffentlicher Gebäude und Verkehrswege, sichtbar. Eine künstliche Verknappung durch die Verhinderung von Gewinnungsvorhaben oder einen Stopp in bestehenden Gewinnungsstätten halte ich für nicht richtig. Eine Preissteigerung für Baustoffe durch weite Transportwege und vermehrte CO 2 -Emissionen wären die Folge. Nach meiner Überzeugung sollte in Genehmigungsverfahren von Gewinnungsstätten die regionale Bedeutung der Rohstoffversorgung und die langfristige DR. REGINA ETTENHUBER: „Die ressourceneffiziente Lagerstättennutzung verlangt auch eine tiefergehende Betrachtung aller geförderten Stoffanteile. In den meisten Fällen offenbart sich Erstaunliches.“ Foto: Rohrdorfer GESTEINS Perspektiven 4 | 2022
PRAXIS 25 Verbesserung des Naturhaushalts, die während der aktiven Gewinnungsphase bereits beginnt, betont werden. Wie können Sie Erfahrungen aus Ihrem Studium bzw. Ihrer Doktorarbeit insbesondere bei Rohrdorfer einbringen? Während des Studiums und der Promotionsphase konnte ich viele bedeutsame – ich nenne es handwerkliche – Fähigkeiten erlernen. Dazu gehören zum Beispiel das geologische Kartieren in alpinem Gelände oder diverse Labormethoden zur qualitativen und quantitativen Untersuchung von Wasser, Gestein oder Bodenproben. Es war darüber hinaus auch wichtig, die Ergebnisse vorzustellen und in diversen Kontexten zu diskutieren. In Gesprächen begegnete ich dabei Wissenschaftlern, Fachkräften in Betrieben und Behörden sowie vielen anderen Personen. Somit wurden neben den fachlichen Kenntnissen auch soziale Kompetenzen trainiert, die im Arbeitsalltag benötigt werden. Ich denke, das in Kombination mit den inhaltlichen Aspekten hier gut anwenden zu können. In Ihrer Funktion tragen Sie auch zur Reduktion der CO 2 -Emissionen bei der Zementherstellung bei. Was genau bedeutet dies in Ihrem Arbeitsalltag? Derzeit geschehen einige spannende Entwicklungen in der Zement- und Rohstoffindustrie, die auf eine Minderung der CO 2 -Emissionen abzielen. Bisher wird durch die Reduktion des Klinkeranteils im Zement über den Einsatz von Hüttensand und Kalkstein sowie durch Zugabe von Flugasche bei der Betonherstellung die Menge an CO 2 pro Kubikmeter Beton reduziert. Hüttensand aus der Stahlerzeugung und Flugasche der Kohlekraftwerke werden in Zukunft aber kaum mehr verfügbar sein. Für die CO 2 -Einsparung spielen nun getemperte Tone eine zentrale Rolle, da sie festigkeitsbildende und gefügestabilisierende Eigenschaften im Beton übernehmen können und bei deren Herstellung kein CO 2 emittieren. Die Suche nach passenden tonigen Rohstoffen und die Ermittlung der Beurteilungskriterien zur Eignungsabschätzung beschäftigt mich unter anderem deshalb im Arbeitsalltag. Angesichts des Themas Ihrer Dissertation richten Sie Ihren Blick hier sicher nicht auf neue Tonvorkommen, oder? Die ressourceneffiziente Lagerstättennutzung ist ohnehin längst fester Teil der Unternehmensphilosophie und wir arbeiten nun gemeinsam weiter daran, die Potenziale weiterer Stoff-Fraktionen der bestehenden Lagerstätten zu erschließen. Ziel ist es, unter anderem durch die Aktivierung der puzzolanischen Eigenschaften, geeignete feinkörnige Rohstoffe zukünftig für die Zement- und Betonherstellung zu verwenden. www.rohrdorfer.eu DER HERZSCHLAG UNSERER BRANCHE bauma, München, 24.–30. Oktober 2022 33. Weltleitmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte Boost your success: die Zukunft der Baumaschinenbranche beginnt auf der bauma. Alle Key Player, Trends und Innovationen an einem Ort – für Ihren Businesserfolg von morgen. JETZT TICKET SICHERN: bauma.de/ticket bauma.de
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