58 TREFFPUNKT autonome Maschinen aus Sicherheitsgründen langsamer als nicht autonome, auch wenn es theoretisch machbar wäre. Markus Albrecht, Wöhwa, erklärte, warum Prozesse automatisiert werden sollten. Die Argumente lauten: erhöhte Durchsätze/Fertigungsmengen und eine verringerte Fehlproduktion. Das macht u. a. Materialflüsse sicherer und effizienter und verbessert Logistik- sowie Produktionsprozesse. Die Produktqualität steigt. Ferner entlastet Automatisierung den Menschen von schwerer körperlicher oder monotoner Arbeit – und Betriebe von Personalkosten. Automatisierung meint den selbstständigen Betrieb von Maschinen, der menschliche Kommunikation bzw. Kontrolle vermindert oder überflüssig macht, wenn alles normal abläuft. Albrecht führte die Kernprozesse der Hof-Logistik auf – von der Einfahrt durchs Hoftor über die Abwicklung der Aufträge bis zur Ausfahrt. Das Betriebspersonal legt den Hofauftrag an, steuert Transport- und Betriebsfahrzeuge, werksinterne Abläufe sowie automatisierte Systeme wie die Eingangs- und Ausgangswaage oder die Mischungs- und Direktverladung. Diese Prozesskette kann durch eine Automatisierung optimiert werden. Dazu werden sämtliche Informationen, die das Betriebspersonal durch den Auftrag erhält, ins Automatisierungssystem eingegeben. Die weitere Steuerung der anschließenden Prozesse erfolgt komplett über das System. Erste Projekte wurden bereits realisiert. Wir müssen was draus machen! Nicht nur aus uns! Eine doppelte Motivationsspritze injizierte Matthias Berg den Anwesenden, verteilt auf zwei Vorträge am zweiten Vormittag. „Mach was (mehr) aus Dir – mit fünf Entscheidungen zum Erfolg“ titelte der Contergan-Geschädigte zuerst, dessen mehrspuriger Erfolgsweg auf Musik (studierter Solo-Hornist), Jura (20 Jahre Verwaltungsführungskraft) und Sport (27 Paralympics-Medaillen) fußt. Aus eigener Erfahrung weiß der vierfache Vater, dass Aushalten, Hinfallen und Aufstehen ebenso zum Leben gehören wie auch selbst gesteckte Ziele als Motivationstreiber. „Lächeln“ empfiehlt Berg als Brückenbau per Kommunikation. Fünf Grundentscheidungen helfen als „Power-Formel“ beim Weg vom Getriebenen zum Handelnden – beruflich wie privat. Die Frage „Was juckt es eine Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr reibt?“ meint dabei, dass Ereignis plus (selbst entschiedene) Reaktion stets ein Resultat erzielen. Mit „Mach was (mehr) aus Deinem Unternehmen“ spannte Berg den Bogen zu Gewinner-Mentalität, Inklusion und Hirnforschung. Die kennt zwei Motivatoren: Angst/Schmerz (weg von „ich muss“) sowie Liebe/Lust (hin zu „ich will“). Wer also motivieren will, erzeugt mit Sprache passende Bilder, denn „www“ – Worte wirken Wunder. Etwas vermeiden erzeugt Kopf-Stress, etwas erreichen appelliert hingegen ans Belohnungszentrum. Damit Dopamin dem Glück Beine macht, heißt die Devise „Was geht?“ statt „Was fehlt?“. Gewinner wissen: Die Chance zu siegen, existiert immer. Derart motiviert gingen alle das nachmittägliche Ausflugsprogramm an, zu dem Sie mehr auf der Doppelseite 66-67 lesen und sehen. Wir müssen liefern! EPDs – Footprints – KPIs – etc. Der finale Vormittag umfasste vier Vorträge. Den Anfang machte Stefan Janssen, Bundesverband MIRO, mit einem Einblick in die Thematik der Umweltproduktdeklaration, kurz EPD. Sie liefert quantifizierte, umweltbezogene Infos aus dem Lebensweg eines Produkts, basierend auf unabhängig überprüften Daten aus Ökobilanzen. So sollen Produkte vergleichbar werden, etwa über ihren CO 2 -Ausstoß. Hersteller müssen diese Daten zukünftig zur Verfügung stellen. Bislang ist eine EPD für Gesteinskörnungen noch nicht erforderlich, in Zukunft wird sie aber verpflichtend sein. Die Kontrolle der Umweltverträglichkeitsprüfung durch eine benannte Stelle erfolgt über das System 3+. Der Produzent führt in diesem System die Bewertung der Leistung seines Produkts auf Grundlage der Datenerhebung für Eingangswerte, Annahmen und Modellierung sowie die werkseigene Produktionskontrolle durch. Die benannte Stelle entscheidet über die Ausstellung, Einschränkung oder den Widerruf des Validierungsberichts. Wie man den CO 2 -Fußabdruck für Gesteinskörnungen produktspezifisch berechnen kann, erklärte Isabelle Armani, Leiterin des deutschen Marktes bei Oris Materials Intelligence. Im Schulterschluss mit MIRO wurde der Oris-eigene CO 2 -Kalkulator seit November 2022 entwickelt, getestet und im September 2023 zur Marktreife gebracht. Er antwortet auf Bauproduktenverordnung, Berichtspflichten, Ausschreibungsvorgaben und Gesetzesänderungen – ist also ein digitales Tool zur Greifbarmachung der Ökobilanz. Dabei fließt der komplette Produktlebenszyklus – Herstellung, Errichtung, Nutzung, Entsorgung sowie Vorteile und Belastungen – mit in die Berechnung ein. „Der Bedarf geht klar über den Standard hinaus“, erklärte Armani die Notwendigkeit, alle vorhandenen Daten mit aufzunehmen, um das GWP pro Produkt verlässlich berechnen und zertifizieren zu können. Das gilt auch für die Kalkulation von Re-Use-Produkten gemäß IBU. „Wie soll ich das noch erfassen?“, lautete eine Frage aus dem Plenum – doch Armani beruhigte: „Komplexe Lieferketten sind nicht Gegenstand der Erhebung.“ Man greife auf internationale Daten und Werte zurück, sagte die Fachfrau. Die Komplexität stecke im wissenschaftlich hohen Standard, also eher im Hintergrund, so Armani. Verglichen mit EPD sei der CO 2 -Kalkulator „schnell und einfach“ bei Zeit- und Kostenaufwand. Das Tool wird stetig weiterentwickelt und steht Interessierten ab sofort zur Verfügung. Sebastian Heine, VEA Beratung, gab in seinem Vortrag einen Überblick über den Zweck und Inhalt des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG). Es trat am 18. November 2023 in Kraft und soll die Einhaltung der europäischen Zielvorgaben und die Erfüllung der nationalen Energieeffizienzziele sicherstellen. Das Gesetz bietet einen rechtlichen Rahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und soll zu einer Reduzierung des Primär- und Endenergieverbrauchs sowie zu einer Verbesserung der Versorgungssicherheit führen. Das Gesetz regelt die jährliche Endenergieeinsparverpflichtung, die Einrichtung von Energie- oder Umweltmanagementsystemen, die Erstellung und Veröffentlichung von Umsetzungsplänen, Energieeffizienz- und Abwärmeanforderungen und Informationspflichten für Betreiber von Rechenzentren. Unternehmen mit einem jährlichen Durchschnitts-Gesamtendenergieverbrauch in den letzten drei abgeschlossenen Kalenderjahren von mehr als 2,5 GWh sind verpflichtet, durchführbare Umsetzungspläne für als wirtschaftlich bewertete Energieeinsparmaßnahmen zu erstellen und zu veröffentlichen. Ferner gilt die Pflicht, entstehende Abwärme nach Stand der Technik zu vermeiden, anfallende Abwärme auf den Anteil technisch unvermeidbarer Abwärme zu reduzieren und wie- GESTEINS Perspektiven 3 | 2024
TREFFPUNKT 59 KOMMUNIKATIVE KÖPFE: Nicht nur die Pausen luden zum Austausch ein – viele nutzten im Anschluss an die Vorträge die Möglichkeit, Fragen zu stellen. derzuverwenden. Verbraucht ein Unternehmen p. a. durchschnittlich mehr als 7,5 GWh, gelten weitere Anforderungen: die Verpflichtung, Energie- und Umweltmanagementsysteme einzuführen, das Erfassen von Wärmemengenzufuhr und -abgabe, zwischen technisch vermeidbarer und nicht vermeidbarer Abwärme differenzieren. Zudem muss eine Bewertung von Möglichkeiten zur Abwärmenutzung erfolgen. Emissionsfaktoren werden für Immissions- und Staubniederschlagsprognosen in der Umgebung von Produktionsstandorten herangezogen. Die Genauigkeit solcher Abschätzungen trägt unmittelbar zur Genehmigungsfähigkeit von Abbauvorhaben bei. Niklas Hartung, TU Clausthal, berichtete in seinem Vortrag, dass die geschätzten Emissionsfaktoren aus diffusen Quellen gemäß VDI-Richtlinie 3790 deutlich von tatsächlich gemessenen Emissionsfaktoren abweichen. Die Richtlinie wurde für Staubprognosen bei Hafenumschlägen entwickelt und lässt sich nicht auf die Gesteinsindustrie übertragen. Die geschätzten Staubemissionsfaktoren sind teils um das Hundertfache zu hoch. Das Problem: Überhöht prognostizierte Werte führen zu strengen Minderungsauflagen oder zu Begrenzung/Abbruch der Produktion. Das von MIRO initiierte Forschungsvorhaben „Erfassung repräsentativer Emissionsfaktoren – Teil 2“ soll ein Prognosemodell für eine repräsentative Abschätzung der Emissionsfaktoren aus diffusen Staubquellen der Steine- und Erden-Industrie erstellen. Ziel für die VDI-Richtlinie 3790 ist ein eigenständiges Blatt 5 mit Fokus auf die Steine- und Erden- Industrie. Dies führt zu einer Etablierung erheblich verbesserter Prognosemöglichkeiten diffuser Staubquellen und zu zielgerichteten Staubminderungsmaßnahmen, was etwaige Probleme vermeidet. Die Akzeptanz der Methode zur Erstellung des Prognosemodells in den Fachgremien zur Überarbeitung der VDI 3790 erfährt seitens Gutachtern mehr Zuspruch als auf Behördenseite. (tne) www.bv-miro.org
E 43690 Ausgabe 3 | 2024 www.gipo.c
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