54 TREFFPUNKT Das „Muss“ als Chance 173 Wissbegierige hatten sich Mitte Februar auf den Weg nach Heilbronn gemacht, um dort am 46. MIRO-Betriebsleiter-Seminar (BLS) teilzunehmen. Die thematische Vielfalt bot den Betriebsleitern und technisch Verantwortlichen die Möglichkeit, vorhandenes Wissen aufzufrischen und Neues zu erwerben. VOLLER SAAL beim 46. MIRO-BLS in Heilbronn: 173 Teilnehmer stillten dort ihren Wissensdurst. GESTEINS Perspektiven 3 | 2024
TREFFPUNKT 55 Ein „Muss“ ist diese Veranstaltung seit jeher für viele Teilnehmer. Da passte das „Wir müssen …“ in den Themenblock- Überschriften der 46. Ausgabe gut ins Gesamtbild. „Diese Ausrufezeichen erinnern an den erhobenen Zeigefinger oder an Alarmglocken. Wie Sie das interpretieren wollen, überlasse ich Ihnen“, eröffnete Walter Nelles das MIRO-BLS 2024 und fütterte Fakten-Fans mit ein wenig Statistik: Zum vierten Mal war das BLS in Baden-Württemberg zu Gast, neben fast 100 „Wiederholungstätern“ hatten sich 47 Erstteilnehmer angemeldet. Wir müssen uns (endlich) auf den Weg machen! Ebenso war der erste Themenblock überschrieben. Heiko Sykora, Geschäftsführer Briloner Hartstein Werk GmbH & Co. KG, gab „Technik-Tipps zu Imagebildung und mehr“. Den bei Behörden und Ministerien oftmals schlechten Ruf der Rohstoffbranche spürte Sykora bei Terminen persönlich – da war für ihn klar: „Wer besser wirkt, verbessert seine Gesamtwirkung.“ Eher von innen heraus also sieht er eine Transformation in die klimaneutrale Zeit, wie sie Politik und Gesellschaft erwarten. Dies kann durch eine nachhaltige, CO 2 -neutrale Produktion mit einem geringen Flächenverbrauch, der Nutzung von erneuerbaren Energien und einem hohen Natur- und Grundwasserschutz erfolgen. Nicht alle Erwartungen können erfüllt werden, eine nachhaltige Produktion ist bei einem nicht nachwachsenden Rohstoff schwierig. Doch verschiedene Lösungsstrategien beflügeln die „Image-Transformation“. Als Beispiel nannte Sykora die erneute Aufbereitung von Material: bis dato als Abraum behandelt und nicht verwertet, erhöht sich so die Lagerstättenausnutzung und Ressourceneffizienz, was die Lagerstättennutzung verlängert. Ein weiterer Punkt: mineralölfreie Hydraulikflüssigkeiten und erneuerbare Energien für Natur- und Umweltschutz und eine positive Presse. Eine optische Aufwertung des gesamten Betriebs und ein ordentliches und freundliches Auftreten der Mitarbeiter in der Öffentlichkeit verbessern ebenfalls das Image. Besonderes Augenmerk legte Sykora auf den Einsatz von mineralölfreien Hydraulikflüssigkeiten: „Wir haben bereits einen Radlader erfolgreich umgeölt. Ich halte die Substitution von Mineralöl für alternativlos.“ Wie man „Mit kleinen und großen Schritten hin zu mehr Nachhaltigkeit“ gelangt, erklärte Mandana Hoffmann, die bei der Franz Carl Nüdling Basaltwerke GmbH & Co. KG (FCN) im Genehmigungs- und Nachhaltigkeitsmanagement tätig ist. „Natur und Steinbruch sind kein Widerspruch. Einige Arten sind sogar auf Gewinnungsstätten angewiesen. Dieses Wissen gilt es, nach außen zu bringen“, appellierte Hoffmann an die Anwesenden. Dazu leistet die interne „Umweltbildung“ per Mitarbeiterzeitung ebenso einen Beitrag wie eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit mit Führungen durch den Tagebau und Veröffentlichungen von Beiträgen. FCN baut ein Biodiversitätsmanagement auf und arbeitet eng mit Naturschutzorganisationen etwa bei Rekultivierungsmaßnahmen zusammen. Ein strategisches Ziel ist die Reduzierung des CO 2 -Fußabdrucks um 20 % bis 2025. Dies soll durch einen Brennstoffwechsel von Braunkohle- auf Holzstaub in einer Asphaltmischanlage erreicht werden. Hoffmann dazu: „Dies ist mit hohem Aufwand verbunden, rechtlich sowie seitens der Genehmigung.“ Auch wurde bei FCN an sieben Standorten in PV-Anlagen investiert. Der Einsatz einer mobilen Siebanlage steigert die Ressourceneffizienz und verbessert die Lagerstättenausnutzung, was eine längere Lagerstättennutzung ermöglicht. Die anschließende Diskussion wurde mit der Frage eröffnet, ob FCN die geplante CO 2 -Reduzierung von 20 % öffentlich kommuniziert hat und wie man sich verhält, sollte das Ziel nicht erreicht werden. Hoffmann bestätigte, dass die Pläne bereits bekannt gegeben wurden. Sollte das Ziel jedoch nicht erreicht werden, müssen die Ursachen dafür zumindest sehr gut begründet werden. Am Ende herrschte unter den Teilnehmern Einigkeit, dass ein gutes Nachhaltigkeitsmanagement wichtig für eine positive Imagebildung ist. Wir müssen Boden gutmachen! Dieses Motto trug der zweite Themenblock des ersten Vormittags. Den Anfang machte Dieter Mantwill, Geschäftsführer der Fluid-Competence GmbH aus Kamen (NRW), mit einem Follow-up zur Umölung auf wasserbasierte Hydraulikflüssigkeiten. Die von Fluid Competence entwickelten Hydraulikflüssigkeiten sind in 28 Tagen bis zu 99 % biologisch abgebaut, gleichzeitig sehr schwer entflammbar und weder giftig noch krebserregend. Ihre patentierte Additivtechnologie verhindert Korrosion in den Anlagen. Und während Mantwill und Kollegen „auf einem guten Weg“ sind, umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Schmierstoffen anzubieten, wandte sich der Hydraulik-Profi ans Publikum: „Wir brauchen Ihre Erfahrungen, Ihr Feedback – eben Infos aus der Praxis!“ Zahlreiche Einsatzbeispiele hatte Mantwill mitgebracht, anhand derer er seine Strategie erläuterte: „Mit Unternehmern an die Maschinen gehen und eine Lösung finden.“ In Anlehnung an die DIN EN ISO 12922 und damit für die technischen Anforderungen des Steinkohlenbergbaus entwickelt, entsprechen Fluid-Competence-Produkte der RAG-Norm. „Mobiles Waschen: Was geht – was geht nicht?“ titelten Christoph Baier und Dr. Peter Lang von der CDE Europe GmbH. Sie stellten die radmobile Waschanlage „Freeflow“ vor, die auf einen Drei-Achs-Sattelauflieger passt. Deren Kombination von Klassierung und Waschtechnik mit integriertem Wasserrecycling vereinfacht den wirtschaftlichen Betrieb. Ein optionaler Diesel- VOLLER WIEDERSEHENSFREUDE begrüßte BLS-Leiter Walter Nelles die Anwesenden aufs Herzlichste. 3 | 2024 GESTEINS Perspektiven
E 43690 Ausgabe 3 | 2024 www.gipo.c
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