36 GEWINNUNG „Da hat sich extrem viel getan“ Die Prozesse beim Bohren und Sprengen sind hochkomplex. Technische Möglichkeiten vereinfachen diese insofern, als dass sie Anwender entlasten und das Ergebnis optimieren. Was diese Lösungen wirklich können und für wen genau sie interessant sind, haben wir einen Experten gefragt Johannes Kutschera ist Abteilungsleiter Bergbau bei der geo-konzept GmbH aus dem oberbayrischen Adelschlag. „Aus Leidenschaft für Präzision“ lautet das Firmenmotto des Spezialisten für präzise und zuverlässige Satellitennavigationstechnologien, GIS, Sensorik und Robotik. Zum Portfolio gehören Lösungen zum digitalen Vernetzen aller Arbeitsschritte einer Gewinnungssprengung via Cloud – von der Vermessung der Bruchwand bis zu jener der Bohrlöcher. DER BOHRLOCHVERLAUF gehört zu den Daten, die digital allen am Sprengprozess Beteiligten zur Verfügung stehen. GP: Bohren und Sprengen sind hochkomplexe Prozesse. Hat sich die Sprengplanung im Wandel der Zeit wirklich vereinfacht? Johannes Kutschera: Diese Frage kann man ganz eindeutig mit Ja beantworten. Wenn wir an die Zeit zurückdenken, als wir begonnen haben, unsere Softund Hardwarelösungen in Deutschland zu platzieren, war es wirklich nur ein absolutes Expertensystem. Viel mehr aufwendige Schulungen und Training als heutzutage waren nötig. Die Software wurde vereinfacht, Schritte ebenfalls. Die Integration von GNSS-Lösungen in diesen Prozess hat ebenfalls dazu beigetragen, dass die Anwenderfreundlichkeit deutlich gestiegen ist. Sie bieten Hard- und Softwarelösungen, die Sprengberechtigten den Arbeitsalltag erleichtern sollen. Inwiefern ist das der Fall? Für den Sprengberechtigten selbst waren in der Vergangenheit oft viele kleine Excellösungen vonnöten, sprich ein Sprengprotokoll für eine Bestellung, dazu verschiedenste Exceltabellen für einen Bohrplan mit immer den gleichen Zahlen. Heutzutage ist es mit Quarry X sehr einfach möglich, einmal eine Sprenganlage zu planen und nachfolgende Informationen einfach ausgeben zu lassen. Also eine Sprengstoffbestellung resultiert unmittelbar aus der Planung innerhalb der Software, ein Sprengprotokoll wird unmittelbar aus den in Quarry X eingegebenen Werten erstellt. Ich muss nicht mehr Werte abschreiben und händisch in einzelne Exceltabellen übertragen. Zeitaufwendige, nervige und teils fehleranfällige Schritte entfallen. Insgesamt beinhaltet der Prozess Bohren und Sprengen ja sehr viele Teilschritte, auch über die Planung hinaus. Das bedeutet viele Übergaben zwischen Sprengberechtigten, Planer, Vermesser, Bohristen bis hin zum Verantwortlichen. Digitalisierungslösungen wie unsere Cloud Quarry X Connect vereinfachen diesen Informationsfluss deutlich. Im Prinzip hat jeder der Beteiligten in Echtzeit Zugriff auf alle notwendigen Informationen. JOHANNES KUTSCHERA kennt sich mit Softund Hardwarelösungen rund ums Bohren und Sprengen bestens aus. Fotos: geo-konzept GmbH Stichwort „Bohrlochvermessung“: Hier gilt es im Sinne der Gefahrenabwehr und des bestmöglichen Ergebnisses, Abweichungen zu vermeiden. Wie schaffen Anwender das? Unsere Sonde zur Bohrlochverlaufsmessung ist zunächst mal ein Kontrollwerkzeug. Mit ihrer Hilfe kann der Sprengberechtigte Abweichungen von der Planung zum tatsächlich gebohrten Loch feststellen. Diese Information ist sicherheitsrelevant, weil ein Bohrlochverlauf die geplante Vorgabe teils massiv verändern kann – Stichwort Vermeidung von Steinflug. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist, dass wir damit auch ein Instrument haben, um dem Bohristen das Ergebnis seiner eigenen Arbeit zu visualisieren, was wiederum eine großartige Möglichkeit ist, ihm auch die Wichtigkeit seiner Arbeit in diesem Prozess vor Augen zu führen. Es geht also nicht darum, dass ein Bohrist schnell seine Löcher bohrt, vielmehr geht es auch um die Qualität der Bohrlöcher. Die Daten der Bohrlochsonde schaffen eine gemeinsame Diskussionsgrundlage, sei es mit einem Bohrdienstleister oder dem Bohristen aus der eigenen Firma. Klar muss dafür auch die verfügbare Technik auf dem Bohrgerät sein. Doch geht es auch um das Gestein selbst, in dem gebohrt wird: Einfacher zu bohrende und schwierig zu bohrende Geologie bedeu- GESTEINS Perspektiven 3 | 2024
GEWINNUNG 37 tet, dass auch durch eine Bohrlochverlaufsmessung ein Bohrlochverlauf nicht ausgeschlossen werden kann. Im Rahmen der technischen Möglichkeiten eines Bohrgeräts geht es darum, mit dem Wissen des Bohristen, das er aus der Datenvisualisierung erhalten hat, dahin zu wirken, dass er entsprechend „geradere“ Löcher bohrt. Ebenso wichtig ist, in Bezug auf die eben erwähnte Ausstattung der Bohrgeräte, das Einrichten des Bohrgerätes für die Bohrung. Da hat sich in den vergangenen Jahren extrem viel getan: sei es GNSS-Kompass-gestütztes Bohren oder eben die 3D-Bohrlochnavigation, die wirklich einen großen Beitrag dazu leistet, dass zumindest Einrichtungsfehler vor dem Bohren ausgeschlossen sind. Beim GNSS-Kompass-gestützten System ist es so, dass die Richtung und Neigung der Lafette technisch unterstützt eingerichtet werden. Ein 3D-Navigationssystem ermöglicht außerdem, den Bohlochansatzpunkt exakt zu finden. Damit entfällt das Auslegen der Bohranlage von Hand bzw. mit einem Handvermessungssystem. Wann hat sich der finanzielle Mehraufwand amortisiert? Das hängt natürlich stark von den Gegebenheiten im Steinbruch ab: Anzahl der Sprengungen, Größe der Sprengungen, Abbauvolumen pro Jahr und die bisherige Sprengpraxis. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass eine Amortisierung schon innerhalb weniger Monate stattfinden kann, bei Einsatzzeiträumen bzw. der Langlebigkeit unserer Systeme von zehn Jahren und mehr ist eine Amortisierung auch innerhalb weniger Jahre langfristig wirtschaftlich sehr interessant. www.geo-konzept.de 3 | 2024 GESTEINS Perspektiven
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