24 PRAXIS JÖRG MÜHLENBEIN setzt auch heute noch gerne auf die betagten kleinen Kaelble-Skw. Denn die engen Silodurchfahrten sind für große Muldenkipper zu eng – ein bekanntes Problem. Fotos: Wistinghausen Mittelständler mit Zukunft Mit dem Motto „Kalkstein von Mühlenbein“ hat sich die Bernhard Mühlenbein GmbH & Co. KG bereits seit ihrer Gründung im Jahr 1951 im östlichen Südwestfalen und darüber hinaus einen Namen gemacht. Heute wird der Betrieb von Jörg Mühlenbein in dritter Generation als Familienunternehmen geführt. Er setzt alles Notwendige erfolgreich daran, um mit Flexibilität, Erfahrung und Standortfaktoren auch weiterhin am Markt zu bestehen. Der Steinbruch Mühlenbein liegt dicht am Stadtteil Rösenbeck, der zu Brilon im Hochsauerland gehört. Im Abbau steht das Material aus dem sogenannten Briloner Massenkalk. Dieser auch als Dorper Kalkstein bezeichnete Rohstoff gehört geologisch gesehen zur Givetbis Adorfstufe des Oberdevons und ist somit etwa 380 Mio. Jahre alt. Es handelt sich dabei um sehr reine Kalksteine, die aus paläozoischen Meeresablagerungen entstanden sind. Die Gewinnung erfolgt klassisch im terrassenförmigen Abbau durch Lösungssprengungen. Entsprechend seiner Entstehung sind die gesamten Vorkommen in mächtigen Bänken gelagert, eine Schichtung ist zumeist nur sehr undeutlich ausgeprägt. Dazu bricht das Gestein sehr unregelmäßig, teilweise muschelartig und ist für einen sedimentären Kalkstein von sehr hoher Festigkeit. Dennoch erlaubt der Abbau das Anlegen von recht ebenen Sohlen, weshalb für die Rückverladung traditionell leistungsstarke Hochlöffelbagger zum Einsatz kommen. Dieser Geräteeinsatz hat sich bei Mühlenbein mit einigen Vorteilen bewährt: Im Gegensatz zur Alternative des – heutzutage deutlich weiter verbreiteten – Tieflöffelbaggers benötigt die Hochlöffelvariante für den Ladebetrieb keinen erhöhten Standplatz aus eben dem Haufwerk, das es zu verladen gilt. Da der Massenkalk ein recht grob gesprengtes Haufwerk mit wenig Feinanteil ergibt, wären hier mitunter unsichere Standbedingungen die Folge, die eine solche Standplatzpräparierung erschweren können. Im Gegensatz dazu arbeiten Hochlöffelbagger unmittelbar auf der Sohle und beladen die Skw auf gleichem Niveau. Das Sortieren des Gesteins und die Beladung auf engeren Sohlen gelingt mit einem Hochlöffel besser, außerdem eignet er sich besonders gut für das „Knäppern“ – dem Nachzerkleinern vor Ort mit einer großen Eisenkugel. Die stationäre Aufbereitung wurde im Laufe der Jahrzehnte individuell an die Erfordernisse der Materialmerkmale AUSGEKLÜGELT UND KOMPAKT: Die leistungsstarke Entstaubung von FB Filterbau hat das Arbeitsumfeld entscheidend verbessert. GESTEINS Perspektiven 3 | 2024
PRAXIS 25 BEWÄHRTE GEWINNUNG: Im Steinbruch werden die Skw durch Hochlöffelbagger beladen, von denen gleich mehrere in Aktion sind. sowie die Anforderungen der Produktspezifikationen angepasst. Der Massenkalk ist als ausgesprochen reiner Kalkstein relativ homogen. Allenfalls treten lehmige Beimengungen als natürliche Hinterlassenschaften der Verwitterung des Gesteins auf. Daher ist dem Primärbrecher ein kurzes Rollenrost zur Abscheidung des unbrauchbaren Lehmanteils vorgeschaltet. Der PSP-Einschwingenbackenbrecher sorgt für eine erste Zerkleinerung auf eine Größe von 0/120 mm. Hierzu Jörg Mühlenbein: „Die Eigenschaften unseres Massenkalks sind für so einen relativ einfachen Brechertyp bestens geeignet.“ Das so vorgebrochene Material wird bei Bedarf im SBM-Sekundärbrecher weiter konfektioniert. Die Prallmühle erlaubt Produktgrößen von 0/100 mm. Die Materialeigenschaften und die weitere Verwendung machen eine tertiäre Brechstufe im Steinbruch Rösenbeck überflüssig. Zwei Haver-Siebanlagen mit je Zweideckauslegung sorgen für die endgültige Klassierung. Die kurzen Wege im Bruch von der Lösung aus dem Berg bis zum Beginn der Aufbereitung sowie die Eigenschaften des Kalksteins erlauben eine reine Trockenklassierung und -aufbereitung. Die unterschiedlichen Produkte werden in Siloanlagen und auf Halden gelagert und warten dort auf die Lkw-Verladung – direkt oder über Radlader. Da die Rohstoffausbeute über Jahre nachhaltig optimiert wurde, ist sie heute so ausgelegt, dass bis maximal 30 % des Materials, das die Aufbereitung erreicht, auf Abraumhalde geht. Selbst Teile der Absiebung lassen sich noch vermarkten. Mit Technik gegen Staub und Verschmutzung Der Charakter der Trockenaufbereitung ist naturgemäß mit einer gewissen Staubentwicklung verbunden. Neben einer vollständigen Einhausung der wesentlichen Anlagenteile und Bandübergaben arbeitet am Standort Rösenbeck seit 2016 eine leistungsstarke Entstaubungsanlage von FB Filter Bau. Auch die Installation einer modernen Wöhrl-Radwaschanlage gehört zur zeitgemäßen Ausstattung eines modernen Steinbruchs. Mit der Inbetriebnahme im Jahr 2022 ist es die jüngste relevante Investition in den Standort Rösenbeck. Pro Schicht bedienen etwa acht Mann die kompakte Aufbereitung, die über Jahrzehnte mit viel Erfahrung für die Aufgaben ausgelegt wurde. Kurze Wege und ein eingespieltes Team aus langjährigen Kollegen bilden dabei den Grundpfeiler des Unternehmens. Gerade ein kleiner Mittelständler muss behutsam in die Anlagentechnik investieren. Das bedeutet bei Mühlenbein, dass auch schon mal gebrauchte Anlagen integriert werden – besonders bei der mobilen Technik. Für Jörg Mühlenbein kommt das in jedem Einzelfall auf eine betriebswirtschaftliche Gesamtbetrachtung an, die stets passen muss: „Wir stellen uns natürlich immer die Frage, was besser ist – ein gebrauchtes Fahrzeug oder eine neue Maschine mit Wartungsverträgen und entsprechenden Garantien.“ Mobile Begleiter über einige Jahrzehnte Eine Besonderheit im Steinbruch Rösenbeck lässt sich auf ein Problem des Anlagenbaus zurückführen, das viele Betreiber kennen: für heutige Fahrzeugbauweisen zu enge Silodurchfahrten. Dabei setzt Jörg Mühlenbein nicht auf Vierachser oder schmale Knicklenker, die sich in seinen Augen nicht bewährt haben. Der Steinbruch hat zu diesem Zweck noch einige kleine 20-t-Skw von Kaelble im Einsatz. Sie stammen aus den 1980er-Jahren und „begleiten mich schon mein ganzes Leben“, wie Jörg Mühlenbein sagt. Nicht ganz ernst gemeint fügt er hinzu: „Vielleicht kann ich die ja auch noch an die nächste Generation weitergeben.“ Der devonische Massenkalk gehört zu den vielseitigsten Rohstoffen weit über den regionalen Rahmen hinweg. Diese Tatsache hat sich das Unternehmen stets auch hinsichtlich seiner Produktvermarktung zunutze gemacht. Über die Jahrzehnte ist es bis heute gelungen, den Absatz auf eine Reihe von Grundpfeilern zu stellen. So deckt der „Kalkstein von Mühlenbein“ eine große Bandbreite unterschiedlichster gewerblicher und industrieller Anwendungen ab: Das beginnt mit Tief- und Straßenbau oder Landschaftsbau, wo Schotter oder (Gabionen-/Wasserbau-)Steine Verwendung finden. Daneben gibt es reichlich industriellen Bedarf an hochreinen Kalksteinprodukten: Neben unmittelbar Kalk verarbeitenden Abnehmern geht das Material an die Zementindustrie und insbesondere an Zuckerproduzenten sowie an Abnehmer aus der Dünge- und Futtermittelherstellung. Abnehmer mit hohem Flexibilitätsanspruch Ähnlich vielschichtig wie die Anwendungsgebiete sind die Vermarktungsbedingungen – der Vertrieb an die Zuckerindustrie erfolgt sogar bundesweit. Produzenten in ganz Deutschland schätzen die hochreinen „Zuckersteine“, die dort gebrannt für Kalkmilch und Filterzwecke benötigt werden. Da die Zuckerherstellung in Deutschland kampagnenartig auf die Ernte im Herbst erfolgt, muss sich auch ein verlässlicher Kalksteinzulieferer wie Mühlenbein darauf einstellen, dann entsprechende Mengen – nicht selten „just in time“ – liefern zu können. Die unternehmerische Verlässlichkeit ist nach den Erfahrungen von Jörg Mühlenbein ein wichtiger Garant 3 | 2024 GESTEINS Perspektiven
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