14 WIRTSCHAFT KONZERTIERTER WIRBEL Dialogforum „Heimische Gipsgewinnung“ notwendig Foto: BV Gips Die Debatten und Konflikte um die Zukunft der heimischen Gipsgewinnung und Gipsversorgung müssen dringend versachlicht werden. Dazu schlägt der Bundesverband der Gipsindustrie (BV Gips) vor, ein Dialogforum einzurichten. Bund, Länder und Regionen sollten darin genauso vertreten sein wie Gewerkschaften, Naturschutzverbände und die Gipsindustrie selbst. Um das zu erreichen, wandten sich die im BV Gips organisierten Unternehmen in einem offenen Brief an die in Bund und Ländern zuständigen Ministerien für Wirtschaft, für Umwelt und für Bauen sowie an die entsprechenden Ausschüsse im Deutschen Bundestag. „Wir befinden uns in einem Rohstoff-Dilemma und steuern mehr und mehr auf eine Versorgungskrise beim Gips zu“, erklärt dazu der Geschäftsführer des BV Gips, Holger Ortleb. „Mit dem absehbaren Wegfall der Gipse aus Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA-Gips) durch das Ende der Kohleverstromung tut sich in Deutschland eine Versorgungslücke bei Gips auf. Fast die Hälfte der in Deutschland verarbeiteten Menge von jährlich etwa 10 Mio. t Gips stammt derzeit noch aus der Rauchgasentschwefelung. Diese Menge muss ersetzt werden, denn der Bedarf an Gips wird in den kommenden Jahren steigen – darin sind sich alle Experten einig.“ Gips hat als Baustoff für Trocken- und Leichtbauweisen im modernen Hochbau eine herausragende Bedeutung. „Wir werden deshalb um eine zusätzliche Gewinnung von Naturgips nicht herumkommen“, so Ortleb. Obwohl die Unternehmen dabei so umweltschonend wie nur möglich vorgingen, träfen sie bei Erweiterungen oder beim Neuaufschluss von Abbaustätten stetig auf Widerstand. „Dabei sind Gipsgewinnung und Naturschutz vereinbar“, betont Ortleb mit Verweis auf die anschließend entstehenden meist wertvollen Biotope für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Genau wie die Gesteinsindustrie produziert die Gipsindustrie nur so viel, wie die Gesellschaft verlangt. Laut Ortleb nütze es auch und speziell unter Gesichtspunkten der Klimabilanz nichts, auf Importe von Naturgips aus anderen Ländern zu setzen und zusätzlich unnötige Abhängigkeiten zu erzeugen. „Um Transporte zu minimieren und die Wertschöpfung in den Gipsregionen zu erhalten, ist die Fortsetzung der umweltverträglichen Gipsgewinnung die langfristig bessere Lösung für Region, Wirtschaft und Umwelt“, so Ortleb. Dies habe auch die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (die sogenannte „Kohlekommission“) in ihrem Abschlussbericht unmissverständlich festgestellt, als sie die Kompensation von REA-Gips durch Naturgips empfahl. Das Schreiben an verschiedene Ministerien und an die Ausschüsse des Deutschen Bundestages, mit dem Ziel, ein Dialogforum mit allen Beteiligten zu etablieren, versteht sich als erste Anregung in diese Richtung. Es gelte jetzt, eine mögliche Schirmherrschaft zu finden und eine Organisationsform für ein solches Dialogforum zu entwickeln, um faktenorientiert Lösungen für diese gemeinschaftliche Versorgungsaufgabe zu erarbeiten und zu realisieren. Rückenwind erhalten die Gipser von einer ganzen Reihe anderer Verbände der Bau- und Ausbauwirtschaft, mit denen wegen gleichlautender Bedenken und Begründungen zusätzlich ein gemeinsamer Aufruf zur Sicherung der heimischen Gipsgewinnung gestartet wurde. Felizitas Skala, Vorsitzende der BFA Ausbau und Trockenbau der Bauindustrie, betont etwa: „Wir wollen gemeinsam mit Umweltund Klimaschutz Wege finden, unseren bewährten Baustoff Gips weiterhin in der erforderlichen Menge zur Verfügung zu haben.“ Skala gibt zu bedenken, dass speziell für den Klimaschutz die Modernisierung jedes zweiten Bestandsgebäudes anstehe, wie die EU-Kommission in ihrer Strategie „Renovierungswelle“ des Green Deal vorschlägt. Klimafreundlicher Trocken- und Leichtbau ist die Antwort auf diese Anforderungen und Bauaufgaben. Der zentrale Baustoff dafür sei Gips, zu dem es keine Alternative mit ähnlich positiven Eigenschaften gäbe. So sieht es auch der Zentralverband des deutschen Baugewerbes, der noch dazu betont: „Wie nahezu alle anderen Baurohstoffe in Deutschland wird auch Naturgips im Sinne der Nachhaltigkeit ortsnah gewonnen und weiterverarbeitet.“ In Deutschland selbst wären ausreichend noch nicht genutzte Lagerstätten dieses wertvollen natürlichen Baurohstoffes für die nächsten Generationen vorhanden, wenn sie denn schon jetzt vorausschauend gesichert und zu gegebener Zeit zugänglich gemacht würden. Gemeinsam appellieren die Verbände an Politik, Naturschutz und Gesellschaft, konstruktiv am Dialog und den Lösungen zur Deckung des Gipsbedarfes mitzuwirken, um auch künftigen Generationen natürliche und nachhaltige Lösungen mit Gips zur Verfügung stellen zu können, weiterhin zum bezahlbaren, nachhaltigen Bauen beizutragen und gleichzeitig Arbeitsplätze an heimischen Produktionsstandorten zu sichern. www.gips.eu www.bauindustrie.de www.zdb.de GESTEINS Perspektiven 3 | 2021
WIRTSCHAFT 15 Rohstoffsituation in Deutschland Ist die Rohstoffversorgung für den Industriestandort Deutschland gesichert? Wie viel Rohstoffe produzieren wir im eigenen Land und was muss importiert werden? Welchen Anteil steuert das Recycling zur Deckung des heimischen Rohstoffbedarfs bei? Zur Beantwortung dieser und anderer wichtiger Fragen stellt der jährliche Rohstoffsituationsbericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) umfassende Daten und Fakten bereit. Das war erneut zum Jahresende 2020 auf Basis der Daten des Jahres 2019 der Fall. Demnach wurden im Jahr 2019 in Deutschland rund 597 Mio. t mineralische Rohstoffe aus heimischen Vorkommen gefördert. Das entspricht einem Minus von 1,7 % gegenüber dem Vorjahr (etwa 608 Mio. t). Dazu zählten insbesondere Steine und Erden – vorwiegend Sand, Kies und gebrochene Natursteine – sowie die Industrieminerale Quarzsand und -kies, Stein- und Kalisalz. „Diese heimischen Rohstoffe bilden den Ausgangspunkt inländischer Wertschöpfungsketten und sind unverzichtbare Grundlage für zahlreiche Branchen, wie die chemische und pharmazeutische Industrie, die Bau-, Metall-, Papier-, Farben- sowie die Keramik- und Glasindustrie“, erklärt Dr. Volker Steinbach, Vizepräsident der BGR und Leiter der Abteilung „Rohstoffe“. Die Produktion heimischer Energierohstoffe war 2019 ebenfalls rückläufig und belief sich auf rund 131 Mio. t Braunkohle, etwa 2 Mio. t Erdöl sowie rund 7 Mrd. m³ Erdgas, Erdölgas und Grubengas. Zudem wurden 4,7 Mio. m³ Torf gewonnen. Insgesamt lag der Wert der heimischen Rohstoffproduktion bei 11,4 Mrd. Euro und damit um 8,3 % unter dem Vorjahresniveau. „Deutschland bleibt weiterhin bei vielen Rohstoffen stark von Importen abhängig“, so Steinbach. Der größte Teil der Ausgaben für Importe entfiel mit einem Anteil von rund 55 % auf die Energierohstoffe. Metallrohstoffe machten circa 43 % des Einfuhrwertes aus, der Rest waren Nichtmetalle. Die Gesamtmenge der Importe lag 2019 bei etwa 424 Mio. t und damit um 4,4 % über dem Vorjahr (406 Mio. t). Die Ausgaben für die importierten Rohstoffe betrugen im Jahr 2019 rund 175 Mrd. Euro. Das war ein Minus von 2,9 % gegenüber dem Vorjahr. Die Kostenreduktion resultierte in erster Linie aus den gesunkenen Rohstoffpreisen. In der deutschen Raffinade- und Rohstahlproduktion stammten im Berichtsjahr etwa 58 % des Aluminiums, 45 % des Rohstahls sowie rund 44 % des Kupfers aus sekundären Rohstoffen. Eine wichtige Quelle für diese Sekundärrohstoffe bilden vor allem die Zukäufe von Schrotten und Abfällen aus der Europäischen Union. Insbesondere durch das Recycling von Metallrohstoffen konnte die deutsche Importabhängigkeit für diese Rohstoffe deutlich reduziert werden. Abrufbar ist der Bericht unter: https://www.bgr.bund.de/rohstoffsituationsbericht-2019. www.bgr.bund.de BGR-Bericht 3 | 2021 GESTEINS Perspektiven
ENTSTAUBUNG 65 WASSERTEPPICH STATT
GUT DURCHDACHT: Ein Gesteinsbetrieb
TREFFPUNKT 69 FEUERTAUFE: Die tradi
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