60 PRAXIS INTERVIEW Wie viel Digitalisierung ist wirklich nützlich? Baumaschinen entwickeln sich unter dem wachsenden Einfluss einer rasant fortschreitenden digitalen Welt. Die Produktdigitalisierung gilt als eine der vorrangigsten Herausforderungen. So einig, wie sich die Branche über die Notwendigkeit des technologischen Fortschritts auch ist, werden mittlerweile die sinnvollen Grenzen thematisiert. Das gilt für die Durchdringung der Bedienungspraxis durch Assistenzsysteme ebenso wie für Maschinensteuerungen und Flottenmanagement. Hier wird die Sinnhaftigkeit zunehmend kontrovers diskutiert. Dabei tut sich erkennbar eine Lücke auf zwischen den Interessen der Anbieter. Große Wettbewerber schöpfen aus den Erkenntnissen eigener Entwicklungsabteilungen. Viele Anwender sehen dabei bereits eine sich abzeichnende Abhängigkeit von der jeweiligen Marke. Nicht auszuschließen ist in diesem Zusammenhang ein verschärfter Konkurrenzdruck mit Verdrängungscharakter zugunsten großer Hersteller. Im Mittelstandssegment des Anlagen- und Fahrzeugbaus besteht ein hohes Interesse an genormten Schnittstellen und Datenstandards, deren weitgehendes Fehlen immer noch bemängelt wird. GP-Redakteur Bodo Wistinghausen sprach am Rande des VDBUM-Großseminars mit Hans-Hermann Bergmann über die speziellen Forderungen mittelständischer Hersteller. Das Unternehmen Bergmann wurde 1960 gegründet und wird von Hans-Hermann Bergmann in zweiter Generation als Familienunternehmen geleitet. Bergmann gehört zu Deutschlands führenden Serienherstellern von Knicklenkern mit Nutzlasten bis 12 t und belegt im Segment der raupengestützten Spezialdumper in der Klasse von 10 t Nutzlast den europäischen Spitzenplatz. Die gesamte Modellpalette umfasst Universalgeräte sowie speziell angepasste Sondermaschinen bis zu 25 t Transportkapazität. SELBSTBEWUSST: Hans-Hermann Bergmann bewertet das Digitalisierungs-Potenzial im Einklang mit dem tatsächlichen Anwendernutzen. Foto: Wistinghausen Cui Bono Der Nutzen als Schlüsselgröße GP: Können Sie kurz die technischen Ansprüche Ihrer speziellen Produkte an die Digitalisierung skizzieren? Hans-Hermann Bergmann: Beim Thema Digitalisierung kommen wir auf das von uns beim Seminar erläuterte Spannungsfeld zwischen Arbeitssicherheit, Bedienbarkeit, Maschineneffizienz und Wirtschaftlichkeit zurück. Diese Faktoren sind bei allen Entwicklungen kritisch auf ein positives Zusammenwirken zu prüfen. So wird in unseren Fahrzeugen nur dann ein Assistenzsystem eingesetzt, wenn es der Sicherheit für Arbeitsumfeld und Maschine dient sowie den Fahrer entlastet – wie unsere Warmlaufsteue- rung für den Fahrantrieb. Sie gibt erst automatisch höhere Geschwindigkeiten frei, wenn das Hydrauliköl die notwendige Betriebstemperatur erreicht hat. Wie lassen sich die wesentlichen Unterschiede zwischen einem unabhängigen mittelständischen Hersteller zu einem global agierenden Großserienproduzenten beschreiben? Wir schaffen es, immer im kontinuierlichen Austausch mit Kunden zu sein. Alle Abteilungen vom Verkauf über Entwicklung, Produktion bis hin zum Service sind auf kurzen Wegen direkt eingebunden, was rasche Realisierungen gewährleistet. GESTEINS PERSPEKTIVEN 3/2019
PRAXIS 61 Dadurch ergibt sich eine Entwickelungskontinuität, wobei Veränderungen und Flexibilität zur Normalität gehören. In diesen Punkten sind Familienunternehmen wie wir mit schlanken Organisationen oft agiler und effizienter, was sie in der Quintessenz in ihren Nischen durchaus zu technischen Vorreitern werden lässt. Sehen Sie eine realistische Verdrängungsgefahr von mittelständischen Anbietern durch große Wettbewerber aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung? Jede Zeit bringt spezielle Herausforderungen und Entwicklungen mit sich, das Gleiche gilt für die Digitalisierung und Automatisierung. Das geschieht aber nicht durch das „Umlegen eines großen Hebels“, es müssen sehr viele sehr kleine Rädchen gedreht werden. Heute gilt es, mit Wagemut Dynamik zu erzeugen, die Mega-Trends zu beobachten und immer wieder das gesamte Geschäftsumfeld im Blick zu halten. Die Märkte werden sich aufgrund der Digitalisierung weiter verändern und es gilt, sich immer wieder anzupassen, ohne dabei einem Herdenverhalten zu verfallen. Vielmehr ist es unternehmerische Herausforderung, eigene Ideen zu stärken, ohne sich dabei Scheuklappen aufzusetzen. Dass dies zu einer Verdrängung des Mittelstandes führt, ist für mich aus heutiger Sicht nicht erkennbar. Welche Digitalisierungen halten Sie für sinnvoll und wo sehen Sie die Technik übers Ziel hinausgeschossen? Digitalisierung ist dann sinnvoll, wenn Sie einen erkennbaren Vorteil bietet. Hier sind wir wieder bei unserem eingangs angesprochenen Spannungsfeld: Sie kann nur dann erfolgreich sein, wenn die entscheidenden Faktoren in Einklang gebracht werden. Wird die Maschine mit zu vielen Assistenzsystemen vollgestopft, verkompliziert sich oft die Bedienbarkeit. Nur wenn der Maschinenbediener insgesamt eine spürbare Entlastung erfährt, kann er sicherer arbeiten und ist produktiver. Ein aktuelles Musterbeispiel für diesen Ansatz bietet hier das von Bergmann entwickelte DynControl – ein Assistenzsystem, das den Materialeinbau vollautomatisch und dynamisch in Abhängigkeit von der Fahrzeuggeschwindigkeit, der Maschinenbeladung, dem Untergrund und der Entladegeschwindigkeit übernimmt. Der Fahrer ist entlastet und kann sich voll auf das Arbeitsumfeld konzentrieren, während die Maschine das Material in der gewünschten Stärke einbaut. Worin bestehen die Herausforderungen der Digitalisierung für die Belange von Bergmann in der näheren Zukunft? Die größte Herausforderung bei der Digitalisierung ist die enorme Geschwindigkeit. Hier stehen nicht nur unsere Dumper im Spannungsfeld, sondern es stehen neue Themen an, die bei unseren Kunden einen immer höheren Stellenwert einnehmen. So unterstützen wir Anwender bei der Erarbeitung neuer Geschäftsmodelle. Dafür können sich neue Service-Funktionalitäten eignen, aber auch umfangreichere Analysemöglichkeiten der Maschinenleistung zur Erarbeitung von Ausführungsangeboten oder leistungsbasierten Abrechnungsmodellen. In diesem Bereich wird die Digitalisierung in Zukunft eine enorme Erleichterung und auch Veränderungen auf dem Markt mit sich bringen. Neben der Ausrichtung auf Anwender ist aber auch das eigene Unternehmen diesem rasanten Wandel ausgesetzt und muss mit der Zeit gehen, um wettbewerbs- und leistungsfähig zu bleiben. Eine besondere Herausforderung dieses Wandels ist, die Mitarbeiter bei allen Schritten mitzunehmen, zu motivieren und für neue Systeme zu begeistern. Aus meiner Sicht ist das nur mit einem gemischten Team von jungen, agilen Mitarbeitern und erfahrenen Teamplayern, die Zuversicht und Vertrauen schaffen, umsetzbar. www.bergmann-dumper.de DIE PRALL-TEC PTKS PRALLMÜHLE FÜR KIES UND SAND MEHR ZIELKORN MEHR PROFIT 3/2019 GESTEINS PERSPEKTIVEN www.PRALL-TEC.de +49 (0) 5481 40 26 100
E 43690 Ausgabe 3/2019 Offizielles
LEITARTIKEL 1 Mit Baumaschinen auf
INHALT 3 66 Gewinnung: Wer sprengen
Rückblick 5 LOS GEHT’S! Ist das
Rückblick 7 Ausgaben 2019 Redaktio
TREFFPUNKT 111 HAND IN HAND sorgten
TREFFPUNKT 113 KURFÜRSTLICHES PALA
TREFFPUNKT 115 Gediegen, , beschwin
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