28 PRAXIS Effekte der Senkung von vermeidbarem Leerlauf Wer beim Einsatz von Bagger, Radlader und Co. Geld sparen will, muss auch Leerlaufzeiten genauer unter die Lupe nehmen. Der vermeidbare Leerlauf sollte folglich so gering wie möglich ausfallen. Diesen zu minimieren, darauf arbeiten die Vereinigten Schotterwerke aus Stolberg hin, wobei deren technischer Leiter Jürgen Ramers auf Daten von Vision Link zurückgreift. ass Leerlaufperioden während „Ddes normalen Arbeitsprozesses stattfinden, ist völlig normal. Nicht normal sind jedoch Leerlaufzeiten, die regelmäßig bei 15 min und darüber hinaus liegen“, betont Bernhard Tabert, zuständig für das Flottenmanagement bei Zeppelin. Ein höherer Leerlauf zieht gleich einen ganzen Rattenschwanz an Folgen nach sich: Es wird unnötig Kraftstoff verbraucht, überflüssigerweise CO 2 emittiert, und läuft der Motor unnötigerweise, zählt auch der Betriebsstundenzähler weiter, was wiederum den Wiederverkaufswert der Maschine schmälert. Verlängerte Garantien erlöschen schneller und turnusmäßige Serviceintervalle werden ebenfalls früher erreicht. „Das effektivste Mittel ist daher: Motor abschalten, wenn ein Maschinenstillstand von fünf Minuten oder länger ansteht. Durch die Energiekrise hat das Thema Spritersparnis eine ganz neue Bedeutung bekommen“, bringt es Bernhard Tabert auf den Punkt, als er darauf hinweist, dass mithilfe des Flotten- WIRTSCHAFTLICHER EINFLUSS des vermeidbaren Leerlaufs auf das Betriebsergebnis am Beispiel eines Cat 972M XE. managements Unternehmen erfassen können, wie effektiv ihre Maschinen tatsächlich arbeiten. „Die Daten, die wir daraus ziehen, sind in jedem Fall eine exaktere Möglichkeit, um Abweichungen aufzudecken“, meint dazu der technische Leiter Jürgen Ramers. Vor ihm nutzten bereits die Mechatroniker der Vereinigten Schotterwerke Vision Link, um Wartungen an den Cat-Baumaschinen zu planen und den passenden Zeitpunkt dafür abzustimmen. „Bei einer Einweisung habe ich gesehen, dass man Vision Link darüber hinaus gewinnbringend anwenden kann“, so Ramers. In der Vergangenheit nahm er etwa die erfassten Tankdaten zur Kontrolle der Spritverbräuche. „Doch die Daten waren nur so gut, wie sie übermittelt wurden“, schränkt er ein. Mit dem Flottenmanagementsystem hat er wie viele andere Unternehmen nun ein solides Werkzeug an der Hand, um Maschinendaten verbindlich zu erfassen und auszuwerten. Hier greift das Flottenmanagement auf die GPS-Position, Startund Stoppzeiten, Kraftstoffverbrauch (Leerlauf/Last), Fehlercodes sowie Betriebszustände zurück, die sich Anwender am PC-Bildschirm im Büro anzeigen lassen können. Durch die internetbasierte Benutzeroberfläche Vision Link können alle Cat- Maschinen mit einem Blick ausgewertet werden. Um es für alle Beteiligten einfacher in der Kommunikation zu machen, hat Caterpillar die firmeninterne Gerätebezeichnung der Vereinigten Schotterwerke in Vision Link übernommen. „Wenn dort beispielsweise ein R104 angezeigt wird, weiß man sofort, welche Baumaschine gemeint ist. Denn wir haben in der Gruppe neben fast 20 Baggern ebenso viele Radlader, allein von Cat diverse 966 und 972 mit und ohne XE-Ausführung. Das macht das Ganze viel transparenter. Die Anwendung ist sehr anwenderfreundlich“, so der technische Leiter. Einmal pro Woche überprüft Jürgen Ramers die erfassten Daten, die er automatisiert als Report per E-Mail erhält. Dabei interessiert ihn vor allem der vermeidbare Leerlauf, der über die erfolgte Motordrehzahl gemessen wird und nicht zur Wertschöpfung beiträgt. Der Motor läuft im Leerlauf und Hubgerüst, Schaufel, Räder oder Ketten bewegen sich nicht. Im Bericht sind Anzahl und die Summe des vermeidbaren Leerlaufs aufgelistet. Ferner wird der vermeidbare Leerlauf mit dem Verrech- GESTEINS Perspektiven 2 | 2023
PRAXIS 29 nungssatz der Baumaschine multipliziert. Damit wird sichtbar, welchen wirtschaftlichen Einfluss der vermeidbare Leerlauf auf das Betriebsergebnis hat. Exemplarisch für einen Cat 972M XE lag der Leerlaufanteil, bevor Vision Link genutzt wurde, bei 26,7 %. „Es hat sich gezeigt, dass Mitarbeitergespräche und Fahrerschulungen zu einer Verbesserung führten. Denn hinterher wurden 11,3 % erreicht. Bezogen auf die Gesamtnutzung der Maschine von 10.000 Bh sind das 1540 Bh, die von Leerlauf in nutzbare Arbeit umgewandelt werden konnten. Zieht man einen Betriebskostensatz von 75 Euro/h zurate, entsprechen 1540 Bh einer Kostenersparnis von 115.500 Euro, die sofort ergebniswirksam sind“, hat Bernhard Tabert ermittelt. Auch Jürgen Ramers zieht regelmäßig Rückschlüsse daraus. „Es kann sein, dass mehrere Wochen hintereinander alles im grünen Bereich ist und dann wiederum ein Wert ausschert“, meint er. Tritt hier eine Abweichung auf, sucht der technische Leiter nach der Ursache. „Dafür kann es durchaus plausible Gründe geben, weil es etwa der Produktionsprozess erfordert. Wir haben eine großartige Mannschaft und gute Fahrer, die sehr auf Effizienz achten. Wir wollen hier niemanden belehren, sondern unsere Mitarbeiter sensibilisieren, dass Tools wie Vision Link helfen, die letzten Prozentpunkte an Wirtschaftlichkeit herauszuholen“, ergänzt er. Produktionsmaschinen werden in der Firmengruppe von Stammfahrern gesteuert – andere Geräte bewegen wechselnde Maschinisten. In Summe sind es rund 40 Baumaschinen, verteilt auf die Produktgruppen Radlader, Ketten-, Mobil- und Umschlagbagger, welche die ELEMENTE, auf die sich der vermeidbare Leerlauf auswirkt. Grafik: Zeppelin Unternehmensgruppe einsetzt, um mobile Anlagen zur Schotteraufbereitung zu beschicken. Oder sie werden benötigt, um Mineralgemische per Mischtechnik herzustellen. Neben der Produktion von Asphalt, wo Jürgen Ramers bei der AMS Stolberg als Geschäftsführer fungiert, sind weitere Leistungen die Aufbereitung von Altschotter und Bauschutt – auch hier sind Baumaschinen gefragt. Ergänzend dazu kommen Dienstleistungen wie das Management von Lagerflächen für Gleisbaustellen sowie der Materialumschlag und -transport. „Jeder Fall ist anders. Man sollte nicht alle Geräte über einen Kamm scheren, denn es macht durchaus einen Unterschied, ob eine Baumaschine in der Rückverladung tätig ist oder Rohstoffe in einem der Kalksteinbrüche der BSR Schotterwerk GmbH unserer Firmengruppe an der Wand gewinnt und verlädt“, erklärt Jürgen Ramers. Für ihn jedenfalls sind die Daten zu einem Gradmesser für die Wirtschaftlichkeit geworden. www.zeppelin-cat.de www.vsw-online.com Leerlauf ist nicht gleich Leerlauf 1. Produktionsbedingter Leerlauf: Entsteht, wenn eine Maschine auf das Be- und Entladen warten muss. Die einzelnen Intervalle bewegen sich zwischen 0 und 5 min. Diese kurzen Leerlaufintervalle wiederholen sich über den ganzen Tag. 2. Systembedingter Leerlauf: Diese Leerlaufintervalle betragen zwischen 0 und 30 min. Sie treten beispielsweise auf, wenn das Ladegerät erst voll beschäftigt ist und dann warten muss, bis die Transportgeräte wieder zur Verfügung stehen. Wiederholt sich dieses Phänomen über den gesamten Tag verteilt, muss die Ursache dafür gefunden werden. Möglich, dass etwa die Maschinengröße nicht richtig auf den Arbeitseinsatz abgestimmt ist. Es macht bereits einen großen Unterschied aus, mit welcher Technik gearbeitet wird, um volle Maschinennutzlast und minimale Ladezeiten zu generieren. Auch die Bedingungen vor Ort, etwa die Beschaffenheit der Fahrwege, haben einen Einfluss darauf, wie effizient die Baumaschinentechnik eingesetzt werden kann. 3. Abnormaler Leerlauf: Dieser hat mit der reinen Produktion nichts zu tun. Hier bewegt sich das Intervall zwischen 0 und 300 min. Dazu zählt etwa das Warmlaufen der Baumaschine am Morgen, wenn der Fahrer noch mal einen Kaffee trinkt, oder weil das Arbeitsgerät wegen der Klimaanlage oder Heizung nicht ausgeschaltet wird. 2 | 2023 GESTEINS Perspektiven
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