44 IT UND DATENINFRASTRUKTUR KI-INNOVATIONSWETTBEWERB Eine Auszeichnung für ein Unternehmen, die vielen zugutekommen soll Mit 11,4 Mio. Euro fördert das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau im Rahmen des „KI-Innovationswettbewerbs Baden-Württemberg“ die Forschung und Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Als eines von 17 Projekten in der Kategorie „Einzelunternehmen“ ist die N1 Trading GmbH aus Offenburg ausgezeichnet worden. Im eingereichten Projekt geht es um die automatisierte Analyse von Leistungsverzeichnissen, um maßgebliche Produktivitätssteigerungen in der Bauwirtschaft zu erreichen. Dabei sorgt im Konzept von N1 eine Künstliche Intelligenz (KI) für die Prozessoptimierung etwa bei der Kostenermittlung für Bauleistungen, bei der Kalkulation und beim Verkaufsprozess von Baustoffen. Das Ziel sind geringere Kosten sowohl bei Baustoffherstellern als auch Bauunternehmern durch Zeitersparnis bei der Erstellung. Der Dipl.-Bau- und Wirtschaftsingenieur Christian Landes, Gründer und Geschäftsführer von N1, ist überzeugt, dass es derart radikale neue Lösungen braucht, um im Wettbewerb übergreifend bestehen zu können. Neben dem Preis ist ihm auch die Aufmerksamkeit wichtig, die durch die Auszeichnung auf das Unternehmen gelenkt wird. KI wird eine tragende Säule der weiteren Entwicklung des N1-Angebotes sein. Sie wird bspw. in den digitalen Marktplätzen Eminerals und Easphalt verankert, wo schon jetzt Ein- und Verkäufer Schüttgüter wie Sand, Kies und Naturstein oder den Massenbaustoff Asphalt handeln können. Dabei ist die automatische Analyse von Leistungsverzeichnissen nur der Anfang und eine Brückentechnologie. Übergeordnet wird ein digitales Ökosystem für die Bauwirtschaft angestrebt, in dem alle an einem Bauprojekt beteiligten Akteure miteinander verbunden sind. GP-Interview: „Lasst mich Wer sich nicht mit der Digitalisierung und mit KI beschäftigt, wird abgehängt – heißt es derzeit vehementer denn je. Ungeteilten Beifall findet der Appell nicht überall. Erst recht nicht, wenn sich da „ein Dritter“ als Vermittler in Lieferant-Kunden-Beziehungen empfiehlt. Diese Entwicklung kommt von verschiedenen Seiten auch auf die Gesteinsindustrie zu und die Meinungen dazu sind höchst gespalten. Sollte man – oder sollte man nicht … hierfür offen sein? Bisher hat doch alles auf klassischen Wegen wunderbar geklappt. Warum jetzt also dieser Hype? Wie auch immer: Ignorieren oder Augen zu und durch wird nicht helfen – obwohl manche Empfehlung durchaus so verstanden werden kann. Fest steht dennoch, dass es nie schadet, eine Entwicklung zu kennen, um sie zu verstehen und gerüstet zu sein, ganz gleich ob man sie befürwortet oder ablehnt. Am Ende trifft immer noch jeder für sich selbst eine unternehmerische Pro- oder Kontra-Entscheidung. Also: begeben wir uns im Interview mit Christian Landes, Gründer und Geschäftsführer von N1, zumindest auf die Spur der Erkenntnis. CHRISTIAN LANDES: Der Prozess zur Angebotserstellung wird durch die KI so optimiert, dass aus Stunden Minuten werden. Foto: N1 Trading GP: Glückwunsch, Herr Landes, zur Auszeichnung als innovatives KI-Unternehmen. Hat sich für Sie und N1 dadurch etwas verändert? Christian Landes: Ja, durchaus. Erstens können wir das Preisgeld sehr gut für Forschung und Entwicklung einsetzen, um das Thema Künstliche Intelligenz für die Baubranche weiter voranzubringen. Unser erstes Ziel ist eine Produktivitätssteigerung durch automatisierte Analyse von Leistungsverzeichnissen, und zweitens sind wir seitdem vielfach von interessierten Unternehmen, Verbänden und Wissenschaftlern kontaktiert worden. Der Wunsch, sich mit uns zu vernetzen oder zum Austausch zu treffen, ist groß. Das ist für uns Gold wert, um unser Geschäftsmodell voranzubringen und zu entwickeln. Aus diesen Gesprächen entstehen oftmals neue Ideen und unser Problembewusstsein wird geschärft. Stichwort Problembewusstsein. Können Sie Unternehmen verstehen, die sagen „Ich will das alles nicht. Dann zieht wieder jemand meine Daten, bestimmt vielleicht den Preis, die Preisspirale rotiert und am Ende kommt dabei nichts Gutes heraus?“ Solche Befürchtungen nehmen wir natürlich ernst. Ich bin aber überzeugt, dass sich jedes Unternehmen mit der Digitalisierung von Prozessen beschäftigen muss. Unser Ziel ist es deshalb, die Unternehmen abzuholen, Bedenken auszuräumen und Mehrwerte in den Prozessen zu bieten. Die digitale Transformation setzt in gewisser Weise zunächst eine mentale Transformation voraus. Wichtig ist zu verstehen, dass Entwicklungen sich eben nicht aufhalten lassen. Das mag man jetzt gut finden oder nicht, sie werden stattfinden. Das hat im Ursprung viel mit Benutzerfreundlichkeit zu tun, also dem Verhältnis von Aufwand und Zeit zur Erreichung eines Ziels. Hier gibt es eine goldene Regel, die übrigens nicht nur in GESTEINS Perspektiven 2 | 2021
IT UND DATENINFRASTRUKTUR 45 doch mit euren Bits und Bytes in Ruhe“ der Digitalwirtschaft gilt. Sie lautet: „Der effizientere Kanal setzt sich natürlich durch!“ Die Nähe zu den Kundenbedürfnissen entscheidet also über den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg. Hier ist die Frage zu stellen, mit was bin ich näher und schneller beim Kunden? Blicken wir in andere Branchen, können wir wie aus dem Lehrbuch die Wirkungen erkennen. Der Einzelhandel und Amazon sind hier nur ein Beispiel. Wenn wir uns heute über die Vorteile von digitalen Lösungen im Vertrieb unterhalten, dann sollten sich Unternehmer die Frage stellen: Wie können wir moderne Technologien nutzen, um den Vertrieb qualifizierter einzusetzen? Etwa um mehr Zeit für kundenindividuelle Angebote zu haben und die 08/15-Aufgaben zu automatisieren. Die verwendete Technologie spielt hierbei eine untergeordnete Rolle, es geht vielmehr um den Nutzen für den Menschen, der sich durch die Anwendung erzeugen lässt. Grundvoraussetzung für diese Prozesse sind aber nun mal Daten und deren Verarbeitung, zum Beispiel durch den Einsatz von KI. Die eben erwähnte goldene Regel der Digitalisierung lässt sich hier noch erweitern, denn jeder Prozess, der keine Daten sammelt, auswertet und nutzt, wird sukzessive in die zweite Reihe rutschen oder verschwinden. Die Angst, eigene Daten aus der Hand zu geben, ist aus meiner Sicht nur dann begründet, wenn die Daten dazu genutzt werden, die Benutzerfreundlichkeit in einem Umfeld zu erhöhen, das man selbst nicht mehr kontrollieren kann. Wir von N1 haben uns mit unserem Geschäftsmodell so positioniert, dass genau das nicht der Fall ist: Wir unterstützen mit unserer Technologie Unternehmen, um ihre Prozesse und den Kundennutzen in kontrollierbaren Umfeldern zu optimieren. Nur dafür werden die Daten genutzt. Dann reden wir auch nicht mehr über Gefahren und Preisspiralen, sondern über Nutzen und Mehrwert. Denn so weit haben auch wir als „Tekkies“ die Rohstoffbranche verstanden: Jede Schaufel Sand kann man nur einmal verkaufen. Noch einmal vertieft: Können Sie Befürchtungen nachvollziehen, die darauf hinauslaufen, dass der klassische Vertrieb überflüssig wird – oder – noch häufiger als Abwehrgrund genannt – der komplette Absatz nur noch über den Preis läuft? Wer trifft die Wahl über das Handelsgut und welche Kriterien legt er an – bzw. kann er überhaupt per gebotenem Inhalt auf der Plattform anlegen? Unternehmen stehen doch auch heute im Wettbewerb. Ich vertrete die These: Wer Angst vor Transparenz hat, der hat eh schon verloren. Seit Jahrzehnten überlegen sich Produzenten wie sie ihre Produkte verbessern, Rohstoffe durch Eignungsprüfungen qualifizieren, mit viel Aufwand Produktionsprozesse optimieren etc. Das sind alles gute und richtige Überlegungen, neu hinzugekommen ist wie oben dargestellt das Thema „Kundenzentrierung“ im Vertrieb mithilfe von digitalen Werkzeugen. Auch deren Umgang will natürlich gelernt sein, richtig angewendet überwiegen jedoch die Chancen und es dreht sich eben nicht nur um den Preis. Die Entscheidung zum richtigen Handelsgut sowie der passenden Logistik bleibt ein Prozess, der im Dialog aus technischer Beratung und einem tiefen Verständnis der ausgeschriebenen Parameter stattfindet sowie regionalen Gegebenheiten folgt. Hier können unsere Lösungen Hilfestellung sein. Worin unterscheidet sich Ihre Dienstleistung von der anderer Anbieter? Ihre Frage ist plakativ mit einem Satz zu beantworten: Bei N1 gilt für Hersteller „Meine Preise, meine Kunden“. Oder etwas ausführlicher: Im Gegensatz zu anderen Anbietern stellen wir nur einen digitalen Raum, etwa als Marktplatz, oder Software zur Eigennutzung zur Verfügung. Wer mit wem zu welchen Bedingungen Geschäfte macht, geht uns bei N1 nichts an. Wenn Sie auf den Wochenmarkt gehen, dann kaufen Sie Ihren Apfel ja auch vom Bauern und nicht von der Gemeinde, die den Stellplatz vermietet. So einfach ist das. Diese Herangehensweise wird nicht nur von der Industrie befürwortet, auch die Einkäufer bevorzugen digitale Direkt- The electric vibrators since 1959 BE THE ORIGINAL ORANGE MEANS QUALITY - PEOPLE - INNOVATION - MADE IN ITALY www.italvibras.com ADV_01_2017_180x63.indd 1 13/02/2017 17:12:23 2 | 2021 GESTEINS Perspektiven
94 EINKAUFSFÜHRER - WER BIETET WAS
Standortkarten 96 INFO TERMINE 2021
98 ZU GUTER LETZT Kalkablagernde Ba
KRAFTPROTZ IN DER GEWINNUNG Als „
Laden...
Laden...
Laden...