6 ZUR SACHE GP BLICKPUNKT Kontroversen im System … oder mit System? Es ist einigermaßen verrückt: Die Nachfrage nach mineralischen Gesteinsrohstoffen steigt systematisch korrelierend mit den Auftragseingängen im deutschen Bauhauptgewerbe. Zeitgleich schrumpfen die Möglichkeiten, künftigen Lieferverpflichtungen nachzukommen. Wer denkt sich so etwas aus? Wer meint, dass sich die programmatischen Ankündigungen der Bundesregierung, verpackt in einer Wohnungsbauoffensive (Wohngipfel), in Erklärungen zum Windkraftausbau (Ökostrom-Offensive), zu Verkehrswegebau, Straßen und Brückensanierungen umsetzen lassen, ohne die tatkräftige Unterstützung durch Unternehmen der mineralischen Roh- und Baustoffindustrie? Wer möchte Schwerlastverkehr über kurze Wege und damit möglichst ökologisch sinnvolle Transportketten und verändert die jetzt gebotenen Möglichkeiten dahingehend, dass dies nicht mehr realisierbar ist? Wer schließlich möchte überdies mit einer Primärrohstoffsteuer noch weitere Belastungen für die übrig gebliebenen Wertschöpfer in diesem Segment einführen und die geplante CO 2 -Steuer von Beginn an noch höher auslegen, als ohnehin befürchtet? Sehr viele Wer-Fragen, längst noch nicht alle. Aber wer ist eigentlich „Wer“? Hier liegt der Hund begraben. Es gibt für die Summe dieser Verrücktheiten keine eindeutig Verantwortlichen, die man mit diesen Fragen konfrontieren und überzeugen könnte, zur Vernunft zurückzukehren. Die Verantwortung ist nämlich über Bund, Ministerien, Ämter, Landesregierungen, Behörden etc. so diffus verteilt, dass sie kaum noch fassbar erscheint. Breit verteilter Blödsinn macht die Sache aber nicht besser und die Aufklärungsarbeit nicht leichter. Egal, wie viel erreicht wurde, am Ende bleibt immer noch mehr zu stemmen als vorher. So ungefähr lassen sich Themen und Diskussion der MIRO-Mitgliederversammlung Ende November 2019 in Berlin zusammenfassen. MITGLIEDERVERSAMMLUNG in Berlin. Auch wenn sich an die Bilanz regelmäßig ein noch größeres Arbeitspensum anschließt, ist die Branche bereit, diese Herausforderung anzunehmen. Fotos: Sven Hobbiesiefken Bilanz mit vielen Fra Bei den Mitgliederversammlungen des Bundesverbandes und der Forschungsgemeinschaft Mineralische Rohstoffe kam zur Sprache, was die Branchenteilnehmer natürlich wissen: Von der Gesteinsindustrie gewonnene Baurohstoffe wie Kies, Sand, Naturstein und Quarz machen Deutschland in diesem Rohstoffsegment autark. Zumindest in der Theorie. Denn gerade in der jüngeren Vergangenheit werden Knappheiten auch hier bemängelt. Allerdings sind diese selbstverschuldet und nicht mit tatsächlicher Rohstoffarmut gleichzusetzen, denn Gesteinsrohstoffe sind rein geologisch gesehen reichlich vorhanden. Allerdings ist ihre Nutzung stark eingeschränkt. Und das wird sich noch als Pferdefuß erweisen. MIRO-Präsident Dr. Gerd Hagenguth stellte in seiner Begrüßung fest, dass inzwischen auch die Spitzenverbände der Bauwirtschaft Versorgungsengpässe bei Baurohstoffen beklagen, verursacht durch einen Genehmigungsstau, vor dem MIRO seit Jahren warnte. Tatsächlich führt fehlender Rückhalt in der Politik und der Bevölkerung regional hier und da zu unerwarteten Knappheiten oder Lieferverzögerungen. Haben bspw. behördliche Entscheider und manche Bürgermeister vor Bürgerinitiativen mehr Angst als vor der Schließung eines betreffenden Unternehmens – inklusive der Existenzvernichtung von dessen Mitarbeitern –, ist ein solcher Mangel schlichtweg die Konsequenz. Doch das ist längst nicht alles: Obwohl Wohnraum fehlt, Sanierungsmaßnahmen im Verkehrswege- und Brückenbau in großem Umfang zu schultern sind und Gesteinsunternehmen ihre Rolle als Artenturbo perfekt ausfüllen, werden längst fällige Genehmigungen zur Rohstoffgewinnung nicht erteilt. Zusätzlich soll der Zugang zu Baurohstoffen gesetzlich noch weiter eingeschränkt werden. Den Widerspruch glaubt eine gewisse Klientel durch „Urban Mining“ lösen zu können. Mehr und mehr Kampagnen, politische Konzepte und Studien haben letztlich eine Reduzierung des Rohstoffeinsatzes oder eine Entkopplung des Rohstoffbedarfs von der wirtschaftlichen Entwicklung zum Ziel und streben damit eine gewaltige Reduzierung der Primärrohstoffgewinnung an. Diesem Wunschdenken stehen aber ganz andere Tatsachen gegenüber: So stieg der Bedarf an Baukies und Bausand im Jahr 2018 leicht um GESTEINS Perspektiven 1 | 2020
ZUR SACHE 7 Spitzen-Trio gezeichen 0,8 % auf 259 Mio. t und im Natursteinbereich legte die Nachfrage um 2,5 % auf insgesamt 226 Mio. t zu. Ein Trend, der sich mit leichter Steigerung für 2019 und 2020 fortsetzt. Substitution durch Recyclingkörnungen kann schon mangels vorhandener Bauschuttmengen lediglich im Schnitt 12 % dieses Bedarfs decken. Trotzdem realisiert scheinbar niemand ernsthaft, dass RC- Körnungen zwar eine wichtige Ergänzung sind, keineswegs aber die heilsbringende Gesamtlösung werden können. Wörtlich sagte der Präsident: „Man kann den Eindruck gewinnen, dass die Gesteinsindustrie und damit die Rohstoffversorgung Deutschlands zu einem Spielball geworden ist, der zwischen den einzelnen Interessensgruppen hin und her geworfen wird.“ Was bleibt uns, wenn es tatsächlich so ist? In jedem Fall die Initiative. Dr. Hagenguth rief dazu auf, das „Spielfeld“ genau zu beobachten und auch die Spielregeln mitzugestalten. Konkret sei neben Überzeugungsarbeit, Partnerschaften und Kompromissen – sämtlich Felder, auf denen Gesteinsunternehmen geübt sind – auch auf Interessengruppen zu achten, die mit unfairen Mitteln kämpfen und die Branche beispielsweise mit falschen Daten in Misskredit bringen wollen. „Der Gesteinsindustrie zu unterstellen, dass der Energiebedarf zur Herstellung von 1 t Gesteinskörnung um u Präsidiumswahlen mit einer Veränderung Den Bundesverband Mineralische Rohstoffe zu einer starken und unüberhörbaren Stimme für die organisierte Gesteinsindustrie in Deutschland zu formen, war der erklärte Wille von Dr. Gerd Hagenguth, als er nach dem Votum der Mitgliederversammlung das Präsidentenamt 2015 übernahm. Seiner Bestätigung 2017 folgte nun 2019 eine weitere. Der Branchenroutinier Dr. Hagenguth lenkt beruflich seit vielen Jahren die Geschicke der RMKS Rhein Main Kies und Splitt GmbH & Co. KG sowie der Thyssen Vermögensverwaltung GmbH als Geschäftsführer. Zudem ist er als Gestalter, der positiv bewegt und die Bedeutung der mineralischen Rohstoffindustrie des Verbandes auf Bundes- und Europaebene nach außen offensiv vertritt, bei den Mitgliedern hochgeschätzt. Als Verstärker des MIRO-Anspruchs stehen ihm zwei Vizepräsidenten zur Seite. Eine Bestätigung in dieser Position gab es für Thorsten Tonndorf, Geschäftsführer der MKW Mitteldeutsche Hartstein-, Kies- und Mischwerke GmbH, Vorstandsmitglied im MIRO-Mitgliedsverband UVMB (Unternehmerverband Mineralische Baustoffe) und dort auch Vorsitzender der Fachgruppe Gesteinsbaustoffe. Neu in die präsidiale Vizeposition gewählt wurde Christian Strunk, Geschäftsführer Hülskens Holding GmbH & Co. KG und Vorsitzender des Verbandes der Bau- und Rohstoffindustrie, vero, nachdem der bisherige Vizepräsident Franz-Bernd Köster (Geschäftsführer Westkalk) nicht erneut für den Stellvertreterposten kandidierte. Bei der herzlichen Verabschiedung aus dem MIRO-Präsidium ließ Dr. Hagenguth die umfangreichen Verdienste Franz-Bernd Kösters in den vergangenen 20 Jahren Revue passieren. Neben seinem Spitzenengagement im regionalen Rahmen war er bereits seit 1999 auch Mitglied im Vorstand des damaligen Bundesverbandes Naturstein-Industrie (BVNI), wurde dort 2003 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt und war seit Gründung des Bundesverbandes MIRO ab 2005 Mitglied im geschäftsführenden Präsidium. Seit 2013 bekleidete er neben Thorsten Tonndorf das Amt des stellvertretenden MIRO-Präsidenten. Zielstrebig und lösungsorientiert hat Franz-Bernd Köster auch die Verbandsfusion zwischen MIRO und dem Bundesverband der Kies- und Sandindustrie, die im Jahr 2011 zustande kam, vorangetrieben. Zu jeder Zeit setzte und setzt er sich aktiv für die Belange der Gesteinsindustrie ein, wobei er stets das gemeinsam Verbindende in den Vordergrund der Verbandsarbeit stellt. Mit Christian Strunk als Nachfolger ist für hartnäckige Kontinuität mit konsequenter Erfolgsorientierung gesorgt. Alle drei Persönlichkeiten an der MIRO-Spitze bringen die bemerkenswerte Eigenschaft mit, ebenso überzeugen wie ausgleichen zu können. Gemeinsam arbeiten sie für das Ziel, die Akzeptanz für die Gesteinsbranche zu erhöhen. Die MIRO-Unternehmen beschäftigen direkt 23.500 Menschen, bieten jungen und älteren Mitarbeitern Perspektiven und Sicherheit speziell in strukturschwachen, ländlichen Räumen und sind damit ein wichtiger wirtschaftlicher Stabilitätsfaktor in Deutschland. MIRO-PRÄSIDIUM: Im Rahmen der turnusmäßigen Wahlen gab es zwei einstimmige Bestätigungen und einen Wechsel im dreiköpfigen Präsidium. Dr. Gerd Hagenguth (M.) wurde als MIRO- Präsident und Thorsten Tonndorf (l.) als Stellvertreter bestätigt. Christian Strunk ist neu ins Präsidium gewählt worden. Foto: Sven Hobbiesiefken 1 | 2020 GESTEINS Perspektiven
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