22 Spezial Die Geschäftsführung des DAVs im Gespräch „Der Druck, klimaschonende Maßnahmen auf den Weg zu bringen, ist groß“ Das Jahr 2022 als außerordentlich bewegtes und bewegendes Jahr zu bezeichnen, ist sicher nicht übertrieben. Auch die Asphaltindustrie ist von den Veränderungen und z. T. Verwerfungen nicht verschont geblieben: Gleich zu Jahresbeginn mussten die Deutschen Asphalttage coronabedingt um ein Jahr verschoben werden. Anschließend kam der Ukraine-Konflikt mit all den Themen, die uns bis heute in unserem täglichen Tun betreffen und beschäftigen. „asphalt“ wirft daher einen Blick zurück auf das laufende Jahr und möchte zugleich die Schwerpunktthemen des neuen Jahres aufgreifen. Mit wem könnte man dies passender tun als mit den Verantwortlichen des Deutschen Asphaltverbandes? „asphalt“ sprach daher mit den Geschäftsführern des DAVs, Marco Bokies und André Täube. Geschäftsführer André Täube (Quelle: DAV) asphalt: Herr Täube, Herr Bokies, dieses Jahr war sicherlich ein recht turbulentes für die Industrie und den Verband, oder? Täube: Das kann man uneingeschränkt sagen. Eigentlich sollten wir uns im Februar ja bereits in Berchtesgaden sehen, zum fünfzigjährigen Bestehen des Verbandes. Ich konnte mir Anfang Februar nicht so recht vorstellen, dass etwas die Absage der Asphalttage aufgrund von Corona noch überbieten könnte. Bokies: Der Verband ist hier nur Spiegelbild der Industrie. Man weiß nicht mehr so recht, woran man sich orientieren kann. Aktuell folgt Krise auf Krise. Trotzdem zeigt sich der Straßenbau in seiner Gesamtheit zumindest für 2022 weiterhin stabil. Der Ukrainekrieg hat in diesem Jahr alles dominiert, wie geht die Asphaltindustrie mit dieser Krise um? Bokies: Es steht außer Frage, dass wir in großem Umfang von den Entwicklungen betroffen sind. Die Raffinerien in Leuna und Schwedt beliefern große Teile unserer Industrie mit Bitumen. Insoweit waren und sind die Sorgen hinsichtlich der Versorgungssicherheit groß. Dramatischer jedoch zeigten sich die Preissprünge in der ersten Jahreshälfte. Sämtliche Kalkulationen bei den Bau- 8|2022
Spezial 23 EFFIZIENTE MASCHINENTECHNIK IM NACHHALTIGEN BAUPROZESS unternehmen waren mit Beginn des Krieges obsolet. Die Erleichterungen zur Verwendung von Preisgleitklauseln durch das Bundesverkehrsministerium waren daher die richtigen Schritte und haben den Unternehmen durchaus geholfen. Wir treffen Sie heute in Wien beim E&E Event, einem europäischen Kongress der Asphalt- und Bitumenindustrie. Wie blickt der Rest von Europa auf die aktuelle Lage? Täube: Ich finde es bemerkenswert, wie unterschiedlich die Krise empfunden wird. Bei unseren europäischen Partnern ist die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas nicht so gegeben wie bei uns, insbesondere in den westlichen Staaten der EU. Andererseits sehen wir jedoch auch absolute Parallelen. Die allseits gestiegenen Rohstoffkosten und die Inflation sind auch bei unseren Nachbarn große Themen. Bokies: Wir müssen auf der anderen Seite aber vergleichsweise dankbar sein, dass uns mit der deutschen Braunkohle ein Brennstoff zur Verfügung steht, welcher jetzt aufgrund seiner stabilen Verfügbarkeit eine kleine Renaissance erlebt. Brennstoff, mitunter seine Bedeutung für CO 2 -Emissionen, ist ein gutes Stichwort. Ist das große Thema Klimaschonung bzw. Nachhaltigkeit in der Asphaltherstellung aufgrund des Ukrainekrieges zurückgetreten? Bokies: Für den Moment ist dies sicherlich der Fall. Doch das Thema schwelt im Hintergrund weiter und ich bin davon überzeugt, dass es im nächsten Jahr mit Macht zurückkommt. Der Druck auf die Politik und folglich auf die Industrie, weitere klimaschonende Maßnahmen auf den Weg zu bringen, ist groß. Mittlerweile liegen die ersten Entwürfe von der Auftraggeberseite vor, die Aspekte der Nachhaltigkeit im öffentlichen Vergabeprozess zu verankern. Täube: Und auch an diesem Punkt können wir an die europäischen Entwicklungen anknüpfen. In Skandinavien und bei einigen unserer unmittelbaren Nachbarn wie etwa den Niederlanden ist die Bewertung des CO 2 -Äquivalents, Geschäftsführer Marco Bokies beispielsweise auf die produzierte Tonne Asphalts, längst wesentlicher Bestandteil des Vergabeprozesses. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Entwicklung Deutschland mit entsprechender Wucht einholt. Vonseiten des DAV haben wir daher eine Projektgruppe zur Erstellung von sog. Muster-Umweltproduktdeklarationen für Asphalt ins Leben gerufen. Zunächst müssen jedoch die nationalen Grundlagen festgelegt werden. Genau daran arbeiten wir. Eine Frage zum Schluss: Was werden somit die wichtigsten Fragestellungen für die Industrie in 2023 sein? Täube: Die Dinge reichen vom Stichwort Arbeitsplatzgrenzwert über die Fortschreibung des Regelwerks bis hin zur Stärkung der Wiederverwendung. Wir jonglieren auch in 2023 mit sehr vielen Bällen, um es bildlich auszudrücken. Bokies (lacht): Ich hoffe aber auch, dass wir alle auch in 2023 ein wenig Spaß an der Arbeit haben werden! Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch! Mehr als 50 lösungsorientierte Fachvorträge Fachausstellung mit mehr als 100 Partnern 1200 Fach- und Führungskräfte Netzwerkkontakte höchster Qualität für Ihre tägliche Bau organisation Weiterbildungsveranstaltung mit Zertifikat Patenschaften für Studierende m/w und Meisterschüler m/w Forschung trifft Praxis VDBUM-Förderpreis 2023 Tel. (04 21) 8 71 68-0 Henleinstr. 8a | 28816 Stuhr www.vdbum.de JETZT ANMELDEN! 8|2022
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