30 Schwerpunkt: Rejuvenatoren – Teil 1 Abb. 2: Strategische Ziele im Asset Management Im Rahmen der vorangegangenen Projekte und Beiträge zum Thema Rejuvenatoren konnte bereits eine Vielzahl an positiven Aspekten herausgearbeitet werden [5] [6]. Aus den bisherigen Ergebnissen der Projekte haben sich in der Folge weitere Fragestellungen ergeben: • Lässt sich die Zugabemenge von AG erhöhen, ohne die Qualität negativ zu beeinflussen? • Ist es generell sinnvoll – auch schon bei geringen Anteilen an AG – Rejuvenatoren zu verwenden? • Kann durch den Einsatz von Rejuvenatoren allgemein die Qualität verbessert bzw. die Nutzungsdauer verlängert werden? Diese Fragestellungen sollten in mehreren Bauprojekten praktisch beantwortet werden. Die Vorgehensweise und die Ergebnisse werden in drei separaten Beiträgen erläutert. Aufgaben und Aufgabenerledigung in einer modernen Verwaltung Aufgabe der öffentlichen Straßenbaulastträger ist zunächst die Bereitstellung von sicheren und leistungsfähigen Straßen zu einem angemessenen Preis. Hierbei sollen u. a. die Belange des Umweltschutzes und der Barrierefreiheit beachtet werden. Diese Anforderungen aus unterschiedlichen Bereichen können leicht zu Zielkonflikten führen, die seit vielen Jahren mithilfe eines Managementsystems transparent gelöst werden können. Denn seit der Weiterentwicklung des Managements der öffentlichen Verwaltung in den 1980er-Jahren zum neuen Steuerungsmodell haben die Prinzipien des Asset Managements Einzug in die Steuerung der öffentlichen Verwaltungen gehalten. Hierdurch wurde es möglich, das Abb. 3: Zusammenhang zwischen Nutzungsdauer – Finanzen – Umwelt – Bautechnik – Planungsschritten 7|2020
Schwerpunkt: Rejuvenatoren – Teil 1 31 bereits bestehende systematische Erhaltungsmanagement von Straßen (Pavement Management System (PMS)) als ein Element in das Asset Management zu integrieren. Neben der rein technischen Sicht sind zusätzlich die kaufmännische Sicht, Umweltaspekte sowie Lebenszykluskostenbetrachtungen ins Erhaltungsmanagement eingeflossen. Asset Management unterstützt die aufgaben- und ergebnisorientierte Steuerung der Straßenerhaltung unter mehr als rein straßenbautechnischen Aspekten auf Basis von Zielen, Messgrößen und Kennzahlen über den Lebenszyklus aller Anlagen einer Organisation. Somit wird es möglich, beispielsweise Umwelt- oder Klimaziele in ein Erhaltungsmanagement messbar zu integrieren und vorhandene bautechnische Lösungen umzusetzen. Dabei stellt sich die Frage, ob die vorhandenen Lösungen ausreichen bzw. ob es ein noch nicht aktiviertes Potenzial gibt. Wie kann so etwas konkret aussehen? Die Stadt Münster hat verschiedene Programme ins Leben gerufen, um die Stadt und die Stadtverwaltung nachhaltiger und ans Klima angepasster zu gestalten. Ressourcenschonung ist daher in vielen Bereichen ein zentraler Bestandteil. Das Amt für Mobilität und Tiefbau kann aufgrund der Verantwortung für die Infrastrukturanlagen einen großen Beitrag dazu leisten. Deshalb werden seit vielen Jahren Umweltaspekte in Entscheidungsprozesse integriert und beispielsweise ein nachhaltiges Straßenerhaltungsmanagement sukzessive aufgebaut. Das angestrebte nachhaltige Erhaltungsmanagement als Teil eines Asset Managements basiert dabei auf allen Themenbereichen, die für eine funktionierende, zukunftsgerechte Infrastruktur relevant sind, und soll die drei Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und sozio-kulturelle Belange, berücksichtigen. Im Bereich Verkehrsinfrastruktur sind folgende drei Leitziele formuliert worden: • Wir erhalten Werte. • Wir managen 640 Mio. Euro des städtischen Vermögens. • Wir schaffen Infrastruktur und die Voraussetzungen für die Zukunft. Diese Leitziele lassen sich in die folgenden strategischen Ziele spezifizieren und drücken gewählte Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur aus (Abb. 2). Hinter dem Ziel Umweltverträglichkeit/Nachhaltigkeit verbergen sich operative Ziele, etwa den Lärm zu senken, ein ressourcenschonenderer Umgang mit Material und Energie sowie alles, was einen Menschen umgibt, auf ihn einwirkt und seine Lebensbedingungen beeinflusst (Abb. 3). Als Messgrößen werden beispielsweise der Einsatz von lärmoptimierten Asphalten oder der Einsatz von recycelten Materialien herangezogen. Um all diese Ziele bestmöglich zu erreichen, ist es wichtig, bautechnische Lösungen zu finden, die eine maximale Umweltwirkung bei gleichzeitig maximaler bautechnischer Sicherheit mit vielleicht sogar längerer Nutzungsdauer gewährleisten. Diese Randbedingungen sollen mithilfe „passender“ Materialeigenschaften erfüllt werden. Im Januar 2020 ist erstmals zwischen der bauausführenden Firma und der Stadt Münster die Idee besprochen worden, im Rahmen des laufenden Bauvertrags der Straßenerhaltung Teststrecken mit einer erhöhten Zugabe an Asphaltgranulat in der Asphalttragschicht und der Asphaltdeckschicht zu bauen. Schnell ist dabei Einvernehmen erzielt worden, ein solches Projekt gemeinsam umzusetzen. Hierzu ist allerdings eine enge Abstimmung aller am Projekt beteiligten Parteien (Baufirma, Asphaltmischwerk, Prüflabor, Auftraggeber) notwendig. Im Startgespräch zwischen dem Asphaltmischwerk, dem Prüflabor und dem Auftraggeber im März 2020 sind die Projektziele und die -umsetzung erörtert und fixiert worden. Hinsichtlich der Frage- und Zielstellungen wurde das Abb. 4: Untersuchungsablauf der Voruntersuchungen 7|2020
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