6 Aktuell Fachkräftegipfel Mehr Einwanderung gefordert Anfang September hatte die Bundesregierung zum Fachkräftegipfel nach Berlin eingeladen. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck diskutierten mit Akteuren aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik die drängenden Fragen. Der Mangel an Fachkräften stellt mittlerweile für viele Unternehmen ein wirtschaftliches Risiko dar. (Quelle: DAV/hin) Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), begrüßte es in einem Statement, dass die Bundesregierung Unternehmen zur Gewinnung von Fachkräften unterstützen will. Denn die baugewerblichen Betriebe hätten in den vergangenen zehn Jahren rund 200.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und zudem bilden die baugewerblichen Unternehmen über 80 % aller Auszubildenden in der Bauwirtschaft aus. Dennoch braucht, so Pakleppa, die mittelständisch geprägte Bauwirtschaft eine sinnvolle und passgenaue politische Flankierung zur Fachkräftesicherung: „Hierzu bedarf es zum einen einer Unterstützung der Ausbildung, insbesondere in den überbetrieblichen Ausbildungszentren der Branche, und zum anderen einer erleichterten Zuwanderung von Fachkräften.“ Hierzu sind aus Sicht der Bauwirtschaft Änderungen an der bisherigen Einwanderungspraxis notwendig. Nach Auffassung des ZDB gehen die diskutierten und vorgestellten Impulse an der Realität der vielen kleinen und mittelständischen Baubetriebe vorbei, da es für mittelständische Unternehmen äußerst schwierig ist, Fachkräfte im Ausland anzuwerben und zudem die juristischen Formalia zu erledigen. Hier seien deutliche Vereinfachungen notwendig. Aus Sicht der Branche gilt es nun, kurzfristig die Westbalkan-Regelung, die 2023 ausläuft, zu entfristen. Es sollte das bisherige Kontingent von 25.000 jährlichen Visa deutlich aufgestockt werden auf ca. 100.000. Hinzu kommt, dass die Ausbildungszentren der Branchen konkret Unterstützung brauchen bei der Digitalisierung der Ausbildungsgänge und der technischen Ausrüstung sowie zur Abfederung der hohen Energiepreise, um den Lehrbetrieb aufrechterhalten zu können. Ebenfalls besorgt äußerte sich auch Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Zwar seien seit dem Beschäftigten-Tiefpunkt 2009 Im Jahr 2030 fehlten der Branche immer noch über 100.000 Bauarbeiter, besonders wegen der Altersstruktur am Bau. ungefähr 460.000 Personen eingestellt worden, abzüglich der Rentenabgänge sei dies ein Plus von knapp 207.000 Personen. Aber im Jahr 2030 fehlten der Branche immer noch über 100.000 Bauarbeiter, besonders wegen der Altersstruktur am Bau. Wie für viele Branchen erhöhe sich damit der Fachkräftedruck auch am Bau sowie die Notwendigkeit, mit attraktiven Rahmenbedingungen und interessanten Berufsbildern um Nachwuchs zu werben. Müller kommentierte: „Die Gewinnung von Fachkräften stellt für immer mehr Unternehmen der Branche gleichzeitig das größte Risiko für ihr weiteres Wirtschaften dar. Daher begrüßen wir als Bauindustrie den ressortübergreifenden Ansatz der Bundesregierung, gezielte Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel zu ergreifen.“ Der Schulterschluss mit den Sozialpartnern erhöhe dabei die Chance, am Ende gemeinsam tragfähige Konzepte zu erarbeiten. Aus Sicht der Bauwirtschaft muss dabei neben der Aktivierung aller in- und ausländischen Potenziale verstärkt darauf gesetzt werden, den bestehenden Personalpool durch Qualifizierung an der technologischen und digitalen Transformation zu beteiligen. Ein verstärkter Einsatz digitaler Werkzeuge, Methoden und Prozesse sowie der Abbau von Verwaltungsaufwand durch Vereinheitlichung von Vorschriften und die Verzahnung von Planen und Bauen können dazu beitragen, die Wertschöpfung auch bei geringerem Personaleinsatz zu steigern. • 6|2022
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