10 Aktuell Nachhaltigkeit „Nicht nur Staub aufwirbeln, sondern Spuren hinterlassen“ Die AM-NRW GmbH & Co. KG als mittelständisches Unternehmen in der Asphaltindustrie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Asphaltproduktion an den zwei eigenen Standorten in Schwelm und Wuppertal nachhaltiger zu gestalten. Hierfür arbeitet das Unternehmen mit Shell als integriertem Energieunternehmen bzw. Partner eng zusammen. Wir sprachen mit Stephan Genuit, geschäftsführender Gesellschafter der AM-NRW, und Markus Plock, Key Account Manager bei Shell Construction & Road, vormals Shell Bitumen Deutschland/Dänemark, über die intensive Zusammenarbeit der beiden Häuser. asphalt: Herr Genuit, Ihre Anlage soll um weltfreundlicher werden – warum dieses Ziel? Stephan Genuit: Ökonomie und Ökologie müssen im Einklang stehen – das gilt natürlich auch für die Asphaltproduktion. Mischanlagen könnten noch umweltverträglicher und ressourcenschonender arbeiten. Dem fühlen wir uns verpflichtet, hier wollen wir ansetzen, denn Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, keine lose Worthülse oder gar die Möglichkeit zum Greenwashing, sondern eine Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen, denn dies ist mir als zweifachem Familienvater besonders wichtig. Darüber hinaus ist dies unsere tagtäglich gelebte Philosophie, der wir als Unternehmen gerecht werden wollen. Wir wollen nicht nur Staub aufwirbeln, wir wollen nachhaltig Spuren hinterlassen. Wie wollen Sie dieses Vorhaben konkret umsetzen? Stephan Genuit: Unsere Anlage in Wuppertal ist seit der Inbetriebnahme im Jahr 2011 eine der modernsten Asphaltmischanlagen Deutschlands. Bereits bei der Konzeption der Anlage haben wir neben ökonomischen Aspekten auch Ressourcenschonung und Umweltschutz am Standort von Anfang an zum Ziel gehabt und in den möglichen Bereichen strikt umgesetzt. Die zusätzliche Errichtung unserer stationären Aufbereitungsanlage für Ausbauasphalt, die ein vollständiges – hundertprozentiges – Recycling des Asphalts ermöglicht, unterstreicht unseren Nachhaltigkeits-Fokus. Der recycelte Ausbauasphalt wird zudem nach dem Brechen und Absieben in überdachten Hallen vorgehalten und bei Bedarf wieder dem neuen Asphaltmischgut zugesetzt. Die Überdachung, die auch bei all den von uns eingesetzten und gelagerten Sanden praktiziert wird, trägt erheblich dazu bei, dass Energiekosten bei der Trocknung der Rohmaterialien beim Herstellungsprozess von Asphaltmischgut eingespart werden. Des Weiteren verfügt unsere Asphaltmischanlage über zwei beheizte Langzeitsilos. Bei der Gestaltung des Lagerplatzes bzw. der Anordnung unserer Materialboxen wurde ein Augenmerk auf kurze und schnelle Wege gelegt, sodass unnötige Wege bei der Beschickung der Asphaltmischanlage entfallen. Dies spart Kraftstoffe, verringert unnötige Emissionen und schont die Reifen. Was vielen sicherlich nicht direkt bewusst ist, ist, dass der Gummiabrieb bzw. der Abrieb, der von den Reifen in die Luft geschleudert wird, mit großem Abstand den 1. Platz der Top 10 Mikroplastik- Quellen belegt. Markus Plock: „Wir werden unseren Geschäftspartnern zukünftig bereichsübergreifend integrierte Angebote unterbreiten. Wir wollen so dazu beitragen, CO 2 zu reduzieren.“ Markus Plock: „In unserer Entwicklungsarbeit liegt der Fokus seit langem auf Performance, Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit und optimierter Verarbeitbarkeit bei niedrigen Temperaturen.“ Einige Umsetzungsbeispiele, die bereits aus der erfolgreichen Partnerschaft mit Shell als integriertem Energieanbieter resultieren, wären, dass wir erst kürzlich vom herkömmlichen Diesel-Treibstoff auf den synthetisch hergestellten Diesel-Kraftstoff Shell GTL Fuel (Gasto-Liquids) umgestellt haben, durch den unsere Radlader weniger Luftschadstoffe emittieren. Aus demselben Grund – also zur Reduktion lokaler Emissionen – haben wir uns zusätzlich für den Einsatz von Shell Bitumen Fresh Air bzw. konkret Shell Cariphalte Fresh Air entschieden. Auch der typische Bitumengeruch wird bei dieser Sorte zuverlässig neutralisiert; was bei unserem Anlagen-Personal gut ankommt. Nun riecht es nicht mehr „streng“ nach Bitumen, sondern angenehm nach frischem Waschmit- 6|2021
Aktuell 11 Stephan Genuit: „Wir sind überzeugt, dass wir durch die nachhaltige und innovative Ausrichtung einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten werden.“ (Quelle: Shell) telduft, wenn man dies so anschaulich beschreiben darf. Und im Juli dieses Jahres erhielt unsere Asphaltmischanlage in Schwelm erstmalig Shell-Heizöl Eco. Was sind die Unterschiede zwischen diesen von AM-NRW bezogenen Shell-Produkten zu herkömmlichen Diesel-, Bitumen- und Heizöl-Sorten? Markus Plock: Synthetischer Diesel-Treibstoff wird durch chemische Verfahren hergestellt. Im Fall von Shell GTL Fuel gewinnen wir den Kraftstoff aus Erdgas – durch das Gas-to-Liquids-Verfahren (GTL). Der so gewonnene Kraftstoff weist einen niedrigeren Gehalt an Aromaten, Schwefel und Stickstoff auf als herkömmlicher Diesel. Shell GTL Fuel kann somit dazu beitragen, Luftschadstoffe wie Partikel und Stickoxide zu reduzieren. Durch den Einsatz von Bitumen FreshAir können bestimmte Gase, Aerosole und Luftpartikel, die während der Asphaltherstellung und -verarbeitung aus dem Mischgut emittieren, um durchschnittlich bis zu 40 % reduziert werden. Das schwefelfreie extra leichte Shell-Heizöl Eco kann die Bildung von neuen Ablagerungen im Tank und in den Leitungen reduzieren und damit zu Heizöleinsparungen führen. Ein niedrigerer Heizölverbrauch bedeutet weniger CO 2 -Emissionen. Warum bietet Shell solche alternativen Produkt- und Energielösungen an? Markus Plock: Shell unterstützt die Ziele des Pariser Klima-Abkommens und will seinen Beitrag leisten. Bis 2050 oder früher wollen wir uns zu einem Energieunternehmen mit Nettonull-Emissionen wandeln. Wir sind der Überzeugung, dass Politik, Produzenten und Verwender nur gemeinsam dieses Ziel erreichen können. Der Großteil unserer CO 2 -Emissionen entsteht, wenn Kunden unsere Produkte verbrauchen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wichtig es ist, dass wir in enger Kooperation mit unseren Kunden, unseren Partnern, gemeinsam individuelle Lösungen finden. In unserer Entwicklungsarbeit liegt der Fokus seit langem auf Performance, Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit und optimierter Verarbeitbarkeit bei niedrigen Temperaturen. Bereits heute bieten wir Produkte an, die dabei helfen können, diese Anforderungskriterien zu erfüllen, wie beispielsweise Shell Bitumen für optimiertes Asphaltrecycling sowie Shell Bitumen zur Temperaturabsenkung. Zu diesen Themen waren wir schon in der Vergangenheit regelmäßig im Gespräch mit unserem Partner AM-NRW. Unser Schritt zur Transformation zum Netto-null-Emissionsunternehmen hat den Umsetzungsprozess noch einmal beschleunigt. Zukünftig werden wir den Fokus noch stärker ausrichten auf die Optimierung und Emissionsbilanz unserer Produkte in deren Anwendungsbereichen. Wie sehen Sie die Entwicklung in der Straßenbau- und Asphaltbranche insgesamt und konkret in Ihrem Unternehmen bez. der zu erreichenden Umweltziele? Stephan Genuit: Wir haben nachhaltiges und konsequentes Handeln in unserer Unternehmensphilosophie integriert. Diese Unternehmensphilosophie wird von unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gelebt. Das bedeutet für uns, dass wir permanent im Wandel sind und uns und unsere Arbeitsabläufe hinterfragen. Wie können wir unsere Produktion und unseren Betrieb noch nachhaltiger und noch effektiver gestalten? Wo bieten sich weitere Einsparungspotenziale (Solarenergie) oder Potenziale an? Wir sind überzeugt, dass wir durch die nachhaltige und innovative Ausrichtung einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten werden. Unser Anspruch ist es, in der Asphaltbranche vorwegzugehen. Flache Hierarchien ermöglichen kurze und schnelle Entscheidungswege. Wir wollen den Mittelstand – zu dem wir uns zählen – stärken und weiter voranbringen. Ziel ist es, dass die AM-NRW die erste Asphaltmischanlage oder die ersten beiden Asphaltmischanlagen Deutschlands stellt, die unabhängig von fossilen Brennstoffen sind. Wenn keiner selbstbewusst vorangeht, so wird auch keiner dem Vorbild folgen. Stephan Genuit: „Wenn keiner selbstbewusst voran geht, so wird auch keiner dem Vorbild folgen.“ Wie stellt sich Shell-Bitumen diesbezüglich auf und was ändert sich für Ihre Kunden? Markus Plock: Wir werden unseren Geschäftspartnern zukünftig bereichsübergreifend integrierte Angebote unterbreiten. Wir wollen so dazu beitragen, CO 2 zu reduzieren. Die Produkte und die fachliche Expertise dafür haben wir im Unternehmen. Wir denken dabei nicht mehr in einzelnen Geschäftsbereichen wie Bitumen, Strom- und Gasversorgung, Kraftstoffe, Schmierstoffe, sondern wollen unseren Kunden ein maßgeschneidertes Gesamtpaket offerieren. Mit diesem Ziel gestalten wir aktuell auch unsere Organisation nach Sektoren um. Seit dem 1. August 2021 ist der bisherige Bereich Shell-Bitumen als Sektor „Construction & Road“ neu aufgestellt. Zusammengefasst sehen wir in diesem bisher nie dagewesenen Veränderungsprozess eine Chance für die Branche und damit verbunden auch für unser Geschäft. Wir freuen uns, diesen Weg hin zu einer emissionsärmeren Zukunft gemeinsam mit unseren Partnern, wie beispielweise dem Hause AM-NRW, zu gehen. Wie Stephan Genuit bereits eingangs sagte, es geht darum, „Spuren zu hinterlassen und nicht nur Staub aufzuwirbeln“. Vielen Dank für das Gespräch! • 6|2021
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