20 Intern Dr. Peter Arnold: „Das Technische Informationspapier verschafft einen Einblick in die verschiedenen Verfahren für NTA. Die Zielsetzungen sowie individuelle technische und wirtschaftliche Kriterien sind ausschlaggebend, für welches Verfahren man sich entscheidet.“ (Quelle: DAV/hin) Technisches Informationspapier „Da war von allen Beteiligten Ausdauer gefragt“ Ein neues Technisches Informationspapier des Deutschen Asphaltverbandes bildet den aktuellen Stand zur Thematik Niedrigtemperaturasphalt ab. Das von Mitgliedern der Arbeitsgruppe Asphalttechnik erarbeitete Papier soll fortlaufend aktualisiert und angepasst werden, da die Entwicklungen in diesem Bereich sehr dynamisch verlaufen. Wir sprachen mit Dr. Peter Arnold, Labor- und Prüfstellenleiter bei der Matthias Heyer Straßenbaustoffe GmbH und Leiter der Ad-hoc-Gruppe, die das Technische Informationspapier erstellt hat. Herr Dr. Arnold, Sie haben eine Ad-hoc- Gruppe zur Erstellung eines Technischen Informationspapiers (TIP) „Niedrigtemperaturasphalt“ geleitet. Wie kam es zu deren Gründung? Das Thema Niedrigtemperaturasphalt, kurz NTA, hat in den letzten Jahren international an Bedeutung gewonnen. In Deutschland ist temperaturabgesenktes Walzasphaltmischgut eher die Ausnahme, obwohl das „Merkblatt für Temperaturabsenkung von Asphalt“ der FGSV, kurz MTA, bereits seit gut anderthalb Jahrzehnten als Grundlage zur Umsetzung von Niedrigtemperaturasphalt vorliegt. Bereits im Jahr 2009 erschien zudem der Leitfaden des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) „Temperaturabgesenkte Asphalte“. Aktuelle Entwicklungen des Umwelt- und des Gesundheits-/Arbeitsschutzes veranlassten die Arbeitsgruppe Asphalttechnik (AG AT) des DAV erneut das Thema zu behandeln. Hierfür wurde aus der AG AT heraus eine Bearbeitergruppe gebildet. Sehr schnell kam dann die Idee auf, ein Technisches Informationspapier zu verfassen. Die Recherchen der Gruppe wurden durch eine aktuelle Bachelorarbeit am Lehrstuhl für Verkehrswegebau der Ruhr-Universität Bochum unterstützt. Was ist der Inhalt des TIP? Einleitend wird ein wenig Historie betrieben, NTA definiert und es werden verfahrensunabhängige (allgemeine) Aspekte von NTA erläutert. Danach werden die derzeit national und international angewendeten Verfahren und deren Wirkmechanismen vorgestellt und kurz auf Aspekte des Regelwerks eingegangen. Abschließend wird dargestellt, wie die Ausschreibung von NTA erfolgen kann. An wen wendet sich das Papier? Primär richtet sich das TIP an die Mitglieder des DAV, die hierdurch einen Überblick zum Thema NTA erhalten. Aber natürlich gehen wir davon aus, dass das Papier auch über diesen Kreis hi - naus wahrgenommen wird, da es über www. asphalt.de öffentlich zugänglich ist, beispielsweise von ausschreibenden Stellen, vor dem Hintergrund des Allgemeinen Rundschreibens ARS 09/2021 ,,Durchführung von Erprobungsstrecken bei Baumaßnahmen an Bundesfernstraßen zum Einsatz von temperaturabgesenk- 5|2021
Intern 21 tem Walzasphalt in Verbindung mit Absaugeinrichtungen am Straßenfertiger‘‘ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Wo lagen die größten Schwierigkeiten bei der Erstellung des Papiers? Die Schlussbearbeitung musste unter Pandemiebedingungen mittels Videokonferenzen und E-Mail-Korrespondenz erfolgen, um Ergänzungs- und Änderungswünsche der Mitglieder des DAV zu berücksichtigen. Da war von allen Beteiligten Ausdauer gefragt. Ein weiterer Aspekt war, dass weniger aktuelles Datenmaterial aus Deutschland zur Verfügung stand als erwartet. Dies greift ja auch das ARS 09/2021 auf. Wie beurteilen Sie die Eignung der einzelnen Technologien im Hinblick auf die Temperaturabsenkung, hebt sich eine von den anderen ab? Das Technische Informationspapier verschafft einen Einblick in die verschiedenen Verfahren für NTA. Die Zielsetzungen sowie individuelle technische und wirtschaftliche Kriterien sind ausschlaggebend, für welches Verfahren man sich entscheidet. Elementar ist dabei die Erprobung in der Praxis, von der Asphaltmischanlage bis zur fertigen Konstruktion. Im Ergebnis kann dies bedeuten, dass sich die Verfahren sortenund anwendungsbezogen ergänzen oder eine Kombination der Verfahren gewählt wird. Zudem werden wir diesbezüglich in der nächsten Zeit über neue praxisrelevante Erkenntnisse verfügen, wie beispielsweise aus dem AIF-Forschungsvorhaben „Verfahrenstechnische, bautechnische und energetische Eignung der Schaumbitumentechnologie zur Herstellung von Warmasphalt unter Mitverwendung von Asphaltgranulat“ des Deutschen Asphaltinstitutes (DAI), welches derzeit von der Ruhr-Universität Bochum und Mitgliedsunternehmen des DAV bearbeitet wird. Können Sie etwas zur Bedeutung von Niedrigtemperaturasphalt im europäischen Ausland sagen? Die Bedeutung von NTA entwickelt sich in einigen europäischen Ländern aus dem Nischendasein heraus, hat aber noch nicht den in den USA vorherrschenden Marktanteil erreicht. Wobei die National Asphalt Pavement Association (NAPA) der USA darauf hinweist, dass die Anwendung von NTA-Verfahren sehr oft nicht für eine relevante Temperaturabsenkung genutzt wird. Aber dies kennen wir ja auch aus unseren eigenen Erfahrungen in Deutschland, wo der Einsatz viskositätsverändernder Zusätze bzw. viskositätsveränderter Bindemittel nicht immer mit einer Temperaturabsenkung einherging. Dies wird bei den Baumaßnahmen im Rahmen des ARS 09/2021 hoffentlich anders sein. Wo stehen wir mit der NTA-Technologie in fünf und in zehn Jahren? Das hängt von den Erfahrungen ab, die wir mit NTA in den nächsten Jahren machen und welche äußeren Einflüsse dies beschleunigen. Wären beispielsweise die Zielsetzungen hinsichtlich Umweltschutz und der Einhaltung von Arbeitsplatzgrenzwerten nur mit NTA erreichbar, so wird diese Richtung wohl eingeschlagen. Die fünf Jahre Zeit haben wir übrigens im Hinblick auf den Arbeitsplatzgrenzwert für Dämpfe und Aerosole aus Bitumen nicht mehr. Auf der anderen Seite sind fünf Jahre wenig, um hinreichend bautechnische Fragestellungen zu klären und hieraus bauvertragliche Regelungen abzuleiten. Maßgabe muss mindestens die Gleichwertigkeit hinsichtlich der Gebrauchseigenschaften und der Dauerhaftigkeit der Konstruktion sein. Etablieren wird sich NTA nur dann, wenn es keine „Schönwetterbauweise“ ist. Es bleibt abzuwarten, ob die Rahmenbedingungen dann in zehn Jahren dazu führen, dass nur noch NTA eingesetzt wird oder Das neue Technische Informationspapier des Deutschen Asphaltverbandes enthält neben einer allgemeinen Einführung, die u. a. auf die technischen Hintergründe eingeht und eine Definition des Begriffs „Niedrigtemperaturasphalt“ liefert, Informationen über die Wiederverwendbarkeit, die Auswirkung auf den Umwelt- und Gesundheitsschutz, die Herstellung, den Transport sowie den Einbau und die Verdichtung von entsprechenden Asphaltmischgütern. Im Anschluss werden die Prozesse zur Temperaturabsenkung – vorgestellt und erläutert. Das Papier kann sofort unter www.asphalt.de kostenlos heruntergeladen werden oder Sie folgen dem QR-Code. sogar Asphaltmischgut mit weniger als 100° C Temperatur beim Abladen an der Einbaustelle zum Einsatz kommt. Klar ist, dass das volle Absenkpotenzial der Asphaltmischguttemperatur nur unter entsprechenden Bedingungen und kontrollierten Prozessen nutzbar sein wird. Vielen Dank für das Gespräch! • Ausgabe 6/2021 Ihre Ansprechpartnerin für eine gezielte Werbung in der asphalt Susanne Grimm-Fasching Tel.: +49 8364 986079 Fax: +49 8364 984732 Mobil: +49 162 9094328 susanne.grimm@stein-verlagGmbH.de Anzeigenschluss: 25.08.2021 Erscheinungstermin: 28.09.2021 5|2021
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