38 Technik Wirtgen-Group Niedrige Temperatur, niedrige Emissionen Für den Einbau im Autotunnel unter der Karlsruher Kriegsstraße gab es strenge Auflagen: Um die Emissionen zu reduzieren, sollte das ausführende Bauunternehmen Maschinen mit Dieselpartikelfilter (DPF) und temperaturabgesenkte Asphalte verwenden. Mit Asphaltfertigern von Vögele und Walzen von Hamm konnte die Arge „Tunnel Kriegsstraße“ der Firmen Schleith und Züblin die Anforderungen erfüllen und das Asphaltmischgut gleichzeitig effizient und qualitativ hochwertig einbauen. Seit 2019 wird die Innenstadt von Karlsruhe rund um die Kriegsstraße komplett umgebaut: Wo bisher eine breite Durchgangsstraße verlief, wird es künftig viel Platz für Fußgänger, eine begrünte Straßenbahntrasse und Baumalleen mit Radwegen geben. Zeitgleich entsteht eine U-Bahn-Linie und der Durchgangsverkehr wird in einen 1,6 km langen Autotunnel verlegt. Beim Einbau in den beiden Tunnelröhren mit 5,30 m bzw. 6,80 m Breite legte die Auftraggeberin Kasig (Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH) viel Wert auf den Schutz der Einbaumannschaft. Daher durften im Tunnel nur Walzen und Fertiger mit Dieselpartikelfilter arbeiten. Außerdem war der Einsatz von Niedrigtemperaturasphalten (NTA) vorgeschrieben: Da ihre Einbautemperatur etwa 30 °C unter der von Heißasphalten liegt, reduzieren sie die Belastung der Einbaumannschaft durch Dämpfe, Emissionen und hohe Temperaturen deutlich. Darüber hinaus gehen Experten davon aus, dass temperaturabgesenkte Asphalte eine besonders hohe Verformungsbeständigkeit aufweisen. Das zahlt sich bei einer viel befahrenen Straße wie dem Karlsruher Autotunnel besonders aus. Kurzes Zeitfenster für Einbau und Verdichtung Die Verarbeitung bringt hingegen einige He rausforderungen mit sich: Beim Projekt in Karlsruhe sorgten spezielle Wachse dafür, dass das Mischgut selbst bei niedrigeren Temperaturen verdichtet werden konnte. Sobald bei dieser Art von Asphalten jedoch eine kritische Temperatur unterschritten wird, werden sie schlagartig fest. Deshalb musste das Mischgut möglichst zügig und unterbrechungsfrei eingebaut und verdichtet werden. Das ausführende Unternehmen, die Martin Paschmann Asphaltbau GmbH, setzte dazu zwei Vögele Fertiger vom Typ Super 1800-3i sowie drei Hamm Walzen ein: eine Kombiwalze vom Typ DV+ 90i VT-S, eine Tandemwalze DV+ 70i VV-S und eine Kompaktwalze HD 14i VO. Der Schneckenbock wird bei Vögele-Asphaltfertigern gleichmäßig beheizt wird. Um den Walzen möglichst viel Verdichtungszeit zu lassen, musste auf der Baustelle ein Rad ins andere greifen: Abgesehen von einem reibungslosen Mischguttransport, kam es auf einen kontinuierlichen und effizienten Einbau an. Dabei konnten die Super 1800-3i ihre Stärken ausspielen: Mit ihrer leistungsfähigen und schonenden Materialförderung und -verteilung erreichen sie hohe Einbaukapazitäten und können damit auch temperaturabgesenkte Asphalte in hoher Qualität einbauen. Dazu trägt vor allem der sogenannte beheizte Schneckenbock bei, den Vögele bereits patentiert hat: Er befindet sich dort, wo das Material auf die Verteilerschnecke fällt und querverteilt wird. Da seine Oberfläche bei Vögele-Asphaltfertigern gleichmäßig beheizt wird, haftet dort auch bei temperaturabgesenkten Asphalten kein Material an. Die elektrische Bohlenheizung sorgt außerdem dafür, dass auch die anderen Komponenten, die Materialkontakt haben – Glättbleche und Verdichtungsaggregate –, konstant beheizt werden. Das garantiert eine gleichmäßige Oberflächenstruktur und reduziert nebenbei die Verschmutzung der Maschinenkomponenten. Vorverdichtung und Automatikfunktionen Abgesehen von einem sauberen und präzisen Einbau, ist auch die Vorverdichtung entscheidend: Im Karlsruher Autotunnel kamen die Ausziehbohlen AB 500 und AB 600 zum Einsatz, 4|2021
Technik 39 beide mit den Verdichtungsaggregaten Tamper und Vibration ausgestattet. Damit konnten die Fertiger eine hohe Vorverdichtung erzielen und so die erforderlichen Walzübergänge im Anschluss reduzieren. Auch das Bedienkonzept Ergoplus 3 steigerte die Effizienz und Qualität beim Einbau: Da sich die im Vergleich zum Heißmischgut höhere Viskosität des temperaturabgesenkten Asphalts auch auf die Festlegung des Walzmaßes auswirkte, waren unter anderem die Automatikfunktionen von Autoset Plus besonders hilfreich. Denn mit der Funktion „Einbauprogramme speichern“ konnte der Fertiger-Fahrer die einmal erfolgreich verwendeten Einbauparameter speichern und am nächsten Tag oder beim nächsten Bauabschnitt auf Knopfdruck wieder abrufen. Neben den Herausforderungen während des Fertigereinbaus hat sich gezeigt, dass „die Erzielung der Endverdichtung durch die Walzenflotte im Vergleich zum Heißeinbau anspruchsvoller ist, denn das zur Verfügung stehende Zeitfenster bis zum Erreichen der Endverdichtung ist bei temperaturabgesenkten Asphalten deutlich kleiner“, berichtet Sebastian Boldt, Polier bei Schleith. Die Walzen Mit Maschinen von Vögele und Hamm erstellte das ausführende Unternehmen im Karlsruher Autotunnel eine hochwertige und homogen verdichtete Fahrbahn. (Quelle: Wirtgen-Group) sollten wegen des kleineren Zeitfensters besonders nah am Fertiger und in kurzen, regelmäßigen Bahnen arbeiten. „Auf diese Weise können die Walzen in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit viel Verdichtungsenergie einbringen. Dabei kann temperaturabgesenkter Asphalt auch dynamisch, also mit Vibration oder Oszillation, über die gesamte Fahrbahn homogen verdichtet werden“, sagt 4|2021
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