38 Spezial Fossilfreie Stahlproduktion Schwedenstahl, CO₂-frei: Was die Asphaltbranche lernen kann Der Stahlkonzern SSAB hat sich ein hohes Ziel gesetzt: Vorreiter sein bei der Dekarbonisierung der Stahlerzeugung. Denn viele Null-Emissions-Strategien im Maschinen- und Automobilbau, der Bauwirtschaft und anderen Branchen verfehlen ihre Wirkung, wenn nicht auch der Stahl fossilfrei wird. Wie der Weg dorthin aussieht, hat der DAV im SSAB- Werk im schwedischen Oxelösund erfahren beim gemeinsamen Besuch mit dem DAV-Mitglied Abraservice Deutschland GmbH, einem Spezialunternehmen für verschleißfeste und hochfeste Stähle. 01 Johan Anderson ist verantwortlich für Globale Strategieprojekte bei SSAB. „Die Welt ist aus Stahl gebaut“, das weiß er besser als manch anderer. Und der Bedarf an dem vielseitigen und widerstandsfähigen Werkstoff steigt stetig. „Eine fossilfreie Wertschöpfungskette zu schaffen, die von der Erzmine bis zum Endprodukt reicht, ist eine echte Mammutaufgabe“, sagt der Stahl-Stratege. Noch produziere die Stahlindustrie mehr Tonnen CO₂ als Stahl. „Deshalb muss die Aufgabe genau jetzt angegangen werden.“ Bei SSAB in Oxelösund wurde bereits Mitte 2021 das erste fossilfreie Stahlblech gewalzt. 2016 haben sich der Stahlkonzern SSAB, Europas größter Eisenerz-Erzeuger LKAB und das Energieunternehmen Vattenfall zusammengeschlossen, um die HYBRIT-Technologie zu entwickeln. Sie ermöglicht, Kokskohle, die traditionell für die Stahlerzeugung auf Erzbasis benötigt wird, durch fossilfreien Strom und Wasserstoff zu ersetzen. Statt CO₂ entsteht bei der Stahlproduktion nur noch Wasserdampf. Die weltweit einzigartige Pilotanlage für das Verfahren wurde 2020 im schwedischen Lulea fertiggestellt. 2025 wird eine Demonstrationsanlage in Betrieb genommen, parallel zur Umstellung der SSAB-Hochöfen in Oxelösund. Und schon 2026 soll die offizielle Markteinführung für den fossilfreien Stahl von SSAB folgen, zunächst als Premiumprodukt. HYBRIT habe das Potenzial, die CO₂-Emissionen in Schweden um 10 % sowie in Finnland um 7 % zu reduzieren. Der SSAB-Konzern plant darüber hinaus, auch die CO₂-Emissionen aus dem eigenen Betrieb bis etwa 2030 weitgehend zu eliminieren. „Und wir möchten, dass diese Entwicklung nicht nur bei uns stattfindet, sondern eine größere Allgemeingültigkeit erhält“, sagt Johan Anderson mit Blick auf die Stahlindustrie und mit ihr verbundene Branchen. • 3|2023
Spezial 39 Bild 01 Im Walzwerk von SSAB im schwedischen Oxelösund. Hier wurde 2021 auch das erste fossilfreie Stahlblech des skandinavischen Stahl-Produzenten gewalzt. (Quelle: DAV) Bild 02 Sieht gleich aus, hat gleiche Materialqualität, doch der rechte Stahlbarren wurde fossilfrei hergestellt. (Quelle: DAV) Bild 03 Vor dem SSAB-Werk in Oxelösund (v. l. n. r.): Ulrich Neidert von Abraservice, Andreas Stahl und André Täube vom DAV sowie Mathias Schiffer und Guido Gellrich von Abraservice. (Quelle: Abraservice) 02 03 3|2023
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