22 Intern Im Gespräch Grüne Themen ganz oben auf der Liste Das DAV/DAI-Asphaltseminar in Willingen stand im Zeichen dramatischer Entwicklungen für die Asphaltbranche. Neben den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat das Seminar vor allem die technischen Herausforderungen der Branche widergespiegelt. Wir sprachen mit DAV-Geschäftsführer André Täube über das schwierige Umfeld, in dem sich die Asphaltbranche derzeit bewegt. Täube: „Die Asphaltindustrie ist bereits heute eine grüne Industrie.“ (Quelle: DAV) asphalt: Wie zufrieden waren Sie mit dem DAV/DAI-Asphaltseminar 2022? Täube: Um es in einem Satz zu sagen: Es tat gut, die Kolleginnen und Kollegen endlich mal wieder zu treffen. Das zeigt auch das Feedback, das wir im Verband von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen bekommen haben. Die Branche war froh, sich wieder in einem solchen Rahmen in Präsenz austauschen zu können. Ziel der Gütesicherung soll es sein Vertrauen zu schaffen. Welche Anstrengungen unternimmt die Asphaltindustrie, um ein Stück grüner zu werden? Die Asphaltindustrie ist bereits heute eine grüne Industrie. Ressourcenschonung und Emissionsreduzierung stehen schon seit Jahren ganz oben auf unserer Prioritätenliste. Fest steht aber auch, dass wir trotz aller Erfolge noch mehr tun können und auch müssen. Der Baustoff Asphalt gibt uns den nötigen Spielraum dazu. Energietechnische Optimierungen sind sicher ein grundlegender Baustein, um die Asphaltindustrie ein Stück grüner zu gestalten. In dem Vortrag von Dr. Anett Schröter, Leiterin der Arbeitsgruppe „Maschinen und Umwelt“ im DAV, wurde auf dem DAV/DAI-Asphaltseminar dann auch aufgezeigt, wie die Anstrengungen unserer Industrie durch Fördermaßnahmen unterstützt werden können. Beispielsweise durch das Programm „Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“, bei dem investive Maßnahmen zur energetischen und ressourcenorientierten Optimierung von industriellen und gewerblichen Anlagen und Prozessen gefördert werden. Außerdem werden die Unternehmen unterstützt, die Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energien und Abwärme für gewerbliche Prozesse in Unternehmen nutzen. Konkrete maschinentechnische Ansatzpunkte zur Minderung von Emissionen sind sicher auch in diesem Zusammenhang zu sehen und wurden im Vortrag eines Asphaltmischanlagenbauers aufgezeigt. Aber auch Themen wie der Einsatz von Rejuvenatoren zur Steigerung des Wiederverwendungspotenzials von Asphaltgranulat sind sicher in diesem Zusammenhang zu sehen. Allerdings stehen bei jeder Weiterentwicklung auch neue technische Herausforderungen an. Aber das DAV/DAI-Asphaltseminar hat gezeigt, dass die Branche – und mit ihr der Deutsche Asphaltverband – diese Herausforderungen annimmt. Von welchen technischen Herausforderungen sprechen wir hier? Vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit und des Umwelt- und Klimaschutzes sind wir gefordert. Umweltproduktdeklaration, Wiederverwendung oder auch Emissionsreduzierung sind hier die Stichworte. Aber für alles gilt, dass die Asphaltbranche eine passende Lösung hat. Wir müssen sie teilweise nur noch etwas genauer herausarbeiten und dann auch öffentlich kommunizieren. Ein gutes Beispiel ist für mich hier die Wiederverwendung von Ausbauasphalt. Zwar liegen uns mit den ZTV Asphalt-StB in Verbindung mit den TL Asphalt-StB, den TL AG-StB sowie dem M WA etablierte und bewährte Technische Regelwerke für die Wiederverwendung von Asphalt vor, die sich aktuell auch in der Überarbeitung befinden, aber dennoch muss diesem Verfahren weiter Vorschub geleistet werden bzw. muss die Akzeptanz auf Auftraggeberseite weiter erhöht werden. Wie möchte der Deutsche Asphaltverband das erreichen? Um die Wiederverwendung zu fördern und transparenter zu machen, ihr Ansehen zu verbessern und die Vorgehensweisen auf hohem Niveau zu vereinheitlichen, wurde im Präsidium des DAV der Beschluss gefasst, ein System zur Gütesicherung der Lagerung und Aufbereitung von Ausbauasphalt zu erarbeiten und in Form einer freiwilligen Gütesicherung zu institutionalisieren. Die Arbeitsgruppe Asphalttechnik innerhalb des Verbandes wurde deshalb beauftragt, für die dafür aufzustellenden Güterichtlinien technische Regelungen und Vorgaben zu erarbeiten. Hierzu wurde eine Bearbeitergruppe als Untergruppe der Arbeitsgruppe Asphalttechnik gegründet. Ziel dieser Gütesicherung soll es sein, durch die Dokumentation, unabhängige Überwachung und Zertifizierung des Asphaltgranulatmanagements der einzelnen Asphaltmischwerke Vertrauen zu schaffen. Dabei umfasst das Asphaltgranulatmanagement im Sinne dieser RAL-Gütesicherung die Bereiche Anlieferung, Aufbereitung, Lagerung, Prüfung und Klassifizierung des Ausbauasphalts/Asphaltgranulats, aber auch die Organisation und Schulung des Personals sowie prozessbegleitende Maßnahmen spielen eine Rolle. Für die konkrete Umsetzung soll zunächst eine entsprechende Gütegemeinschaft in Form eines eigenständigen e.V. gegründet werden. Sie 3|2022
Intern 23 soll dann dem einzelnen Asphaltmischwerk oder dem Lagerplatz auf Antrag das Recht verleihen, das Gütezeichen zu führen. Was ist aktuell Stand der Dinge bei der RAL-Gütesicherung „Aufbereitung und Lagerung von Ausbauasphalt“? Die Formulare für die Erstinspektion und die Regelüberwachung sind fertig formuliert und ausgestaltet. Die Konzeption der Gütegemeinschaft ist auch nahezu fertiggestellt, hier sind lediglich noch einige Details zu klären. Man kann also zusammenfassend sagen, das ganze System befindet sich auf der Zielgeraden und wird in absehbarer Zeit seine Arbeit aufnehmen. Welche weiteren Schritte unternimmt der Verband hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit? Es wurde eine Ad-hoc-Gruppe rund um die Thematik Environmental Product Declaration (EPD) gegründet. Ziel der Gruppe ist es, einheitliche Regeln, die nach Möglichkeit bundesweit Anwendung finden sollen, für die Erstellung von Umweltproduktdeklarationen für Asphalt zu erarbeiten. Um sich Anregungen zu holen, hat zu Anfang ein Erfahrungsaustausch mit norwegischen Kollegen stattgefunden, denn dort gehört die Erstellung von EPDs und Wertung dieser im Rahmen der Auftragsvergabe schon zum Tagesgeschäft, ebenso wie in den Niederlanden. Um die Erarbeitung dieser neuen Regeln zu koordinieren und Akzeptanz bei der öffentlichen Auftraggeberseite zu erzeugen, erfolgte zudem Austausch mit der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) sowie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und dem Institut Bauen und Umwelt e. V. Neben den aufzustellenden Regelungen sollen auch Hilfestellungen für die Mitgliedsunternehmen des Verbandes hinsichtlich der Erstellung von EPDs entwickelt werden, ob in Form von Mustervorlagen oder beispielsweise einer Software ist dabei noch zu klären. Auf dem DAV/DAI-Asphaltseminar in Willingen hatten wir dieses Jahr mit den Vorträgen zur Sensorik im Verkehrswegebau und zum Forschungsvorhaben Quast gleich zwei Beiträge, die sich schwerpunktmäßig mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Denn um wesentliche Qualitätsparameter beim Asphalteinbau nicht erst hinterher, sondern schon während des Einbauprozesses messen und gegebenenfalls sofort korrigieren zu können, können durch die Kommunikation der Baumaschinen untereinander völlig neue Lösungsansätze zur Prozessüberwachung und Optimierung des Asphalteinbaus gefunden werden. So lassen sich beispielsweise maßgebliche Parameter wie Breite, Dicke, Querprofil, Längsebenheit und Verdichtungsgrad flächendeckend bereits im Einbauprozess überwachen. Auch Sensoren, die etwa im Verkehrswegebau zur digitalen Zustandserfassung und für die Verkehrsfreigabe eingesetzt werden, können ein wichtiger Baustein zur Qualitätskontrolle und -optimierung sein. Neue Generationen von Sensor-Systemen ermöglichen heute die kontinuierliche Messung, Protokollierung und drahtlose Übermittlung einer Vielzahl von Parametern. Die Temperaturen beim Einbau und im Betrieb können an beliebigen Stellen im Aufbau gemessen werden. Weiterhin können die Anzahl und Art von Fahrzeugen, Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte sowie Schallemissionen dauerhaft protokolliert werden. Bei der Herstellung der Verkehrsflächen werden Daten dokumentiert, die beispielsweise eine bessere Beurteilung der Nutzungsdauer ermöglichen. Weiterhin können auf der Basis der Verkehrszählung Erkenntnisse über die Dimensionierung und Baustoffauswahl gewonnen werden. Alles Informationen, die am Ende dazu beitragen sollen, den Lebenszyklus der Asphaltstraße zu verlängern. Weitere Themen, die uns voranbringen, sind sicher Lösungen für die digitale Erstellung und Übermittlung von Lieferscheinen sowie die elektronische Übermittlung von Prüfdaten. Wie steht es momentan um die Einhaltung des Arbeitsplatzgrenzwertes für Dämpfe und Aerosole aus Bitumen? Die gesamte Branche arbeitet intensiv daran, den ab 01.01.2025 gültigen Arbeitsplatzgrenzwert einhalten zu können. Egal ob in den Verbänden, dem Koordinierungsausschuss Bitumen oder der FGSV, alle ziehen hier an einem Strang. Lediglich an ausreichend Erprobungsstrecken mangelt es noch. Hier wäre die Unterstützung weiterer öffentlicher Straßenbaulastträger wünschenswert. Auch die zeitlichen und örtlichen Schwankungen der Konzentration der Dämpfe und Aerosole während des Einbaus werden sich bald feststellen lassen, denn dank des von Herrn Schönauer auf dem Asphaltseminar vorgestellten Messvorgangs mit dem sogenannten Photoionisationsdetektor ist dies möglich. Besonders stark exponierte Bereiche lassen sich damit detektieren und bewerten, ein weiterer wichtiger Meilenstein zur Einhaltung des Arbeitsplatzgrenzwertes wird somit erreicht. Verweisen möchte ich auch auf den Beitrag von Dr. Ronald Utterodt in dieser Ausgabe der Fachzeitschrift „asphalt“ hierzu. Welche Herausforderungen stellt die zunehmende Digitalisierung an die Asphaltindustrie? Vielen Dank für das Gespräch! ASPHACAL® TC KALKMILCH • KEIN AUSTRAG DER BITUMENEMULSION MEHR • IDEAL FÜR DIE HEISSEN SOMMERMONATE • KEINE VERDRECKTEN ZUFAHRTEN MEHR NADLER STRASSENTECHNIK GMBH FRAUNHOFERSTR. 3 85301 SCHWEITENKIRCHEN +49 (0) 84 44 - 92 400 - 15 MAIL STRASSENTECHNIK.DE STRASSENTECHNIK.DE 3|2022
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