18 Schwerpunkt: Expositionsmessung Angaben zur messtechnisch begleiteten Baustelle Anfang Juni 2021 wurde durch das Bauunternehmen F. Winkler in einem Abschnitt der Joker Straße in Stade auf einer Breite von 3,50 m eine 4 cm dicke Asphaltdeckschicht aus einem SMA 11 S mit einem Bindemittel 25/55-55 A eingebaut (s. Abb. 2). Die Unterlage war angesprüht und die Emulsion vor dem Überbauen vollständig gebrochen. Am Tag des Einbaus ergab sich die Möglichkeit, nach 13:00 Uhr die vom Leiter des AA 7.4 „Bautechnologie“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) freundlicherweise zur Verfügung gestellte Baustelle für die Durchführung der Messungen zu betreten. Aufgrund der städtischen Bebauung herrschten diffuse Windverhältnisse mit ständig wechselndem, leichtem Wind bei trockenem, sonnigem Wetter, leichter Bewölkung und einer Lufttemperatur von 24 °C. Messergebnisse und deren Interpretation Um feststellen zu können, wie das Messgerät auf sich ändernde Konzentrationen der im Bitumen enthaltenen flüchtigen organischen Verbindungen reagiert, wurde es vor und während des Einbaus von den die Messungen ausführenden Personen langsam im nahen Umfeld des Fertigers bewegt. Die dabei erfassten Werte werden in der Abb. 3 wiedergegeben, auf die in der Folge Bezug genommen wird. Abb. 2: In Stade zu überbauende Asphaltbinderschicht im Bereich der Jorker Straße vor der Einmündung der Estebrügger Straße (Quelle: Utterodt) Dafür bietet sich das Prinzip der Photoionisation an, bei der die in der Umgebungsluft enthaltenen Stoffe mit einer im Messgerät installierten UV-Lampe ionisiert und in ihre positiv und negativ geladenen Bestandteile aufgespalten werden, wodurch im elektrischen Feld der Messkammer ein Stromfluss entsteht, der auf dem Display des Gerätes als Konzentration angezeigt wird. Aufgrund ihres deutlich höheren Ionisierungspotenzials werden die üblichen Bestandteile der Luft dabei nicht ionisiert. Zur Kalibrierung wird überwiegend Isobuten C 4 H 8 eingesetzt. Mit einem Photoionisationsdetektor (PID) kann die Konzentration immer nur für einen bekannten Stoff ermittelt werden. Es ist nicht möglich, einen anderen Stoff zu identifizieren. Messwerte für unbekannte Stoffe können zwar verglichen, aber deren Höhe kann nicht bestimmt werden. Die Summe aller ionisierbaren Luftbestandteile wird kontinuierlich angezeigt. Für die hier referierte Untersuchung wurde das in der Abbildung 1 abgebildete Mehrgasmessgerät eingesetzt, das für den Einsatz in einem Temperaturbereich zwischen -20 und +50 °C geeignet ist. Die Daten werden fortlaufend gespeichert. Über ein optionales Bluetooth-Modul können die momentan erfassten Messwerte automatisch in die CSE Connect App für Android und iOS übermittelt werden [5]. Abb. 4: Messung mit dem Photoionisationsdetektor im Bereich des Fertigerkübels (Quelle: Utterodt) 3|2022
Schwerpunkt: Expositionsmessung 19 Um 13:44 Uhr wurde nach dem Umsetzen des Asphaltfertigers zum hier referierten Bauabschnitt und vor einer erneuten Befüllung des Materialbunkers an dessen Vorderseite ein Wert von 0,32 ppm registriert (Pos. 1 u. Abb. 4). Das Messgerät war auf Isobuten kalibriert, was aber nicht bedeutet, dass es sich bei dem gemessenen Wert ausschließlich um C 4 H 8 handelt: das vorhandene Stoffgemisch führte zu dieser Anzeige. Diesen Wert kann man mit den Messergebnissen an anderen Messstellen und zu anderen Messzeiten vergleichen und damit den Einfluss von Emissionstreibern detektieren. Bis 14:02 Uhr wurden im näheren Umfeld des Fertigers sehr geringe Konzentrationen flüchtiger organischer Verbindungen ermittelt (Abschnitt I). Vor der in diesem Abschnitt der Baustelle zu erwartenden Erstbefüllung des Fertigers wurde eine Messung im eingesprühten, leeren Schneckenraum durchgeführt (Pos. 2 u. Abb. 5). Im Bereich des beheizten Seitenschildes der Bohle stiegen die Messwerte sprunghaft auf 0,86 ppm an und lagen überraschenderweise auf dem Niveau der im Bereich des linken Bedienstandes der Bohle während des Einbaus und unmittelbar hinter der Bohle auf der eingebauten Asphaltdeckschicht durchgeführten Messungen (vgl. Der Pilotversuch stützt die Annahme, dass mit Hilfe eines Photoionisationsdetektors Erkenntnisse in situ gewonnen werden können. Pos. 5 u. 6). Das Messergebnis verdeutlicht sehr anschaulich die Möglichkeit von Fehlinterpretationen durch aus dem Trennmittel stammende Emissionen. Zwischen 14:05 und 14:14 Uhr hielt sich die messende Person bis zur ersten Versorgung des Fertigers mit Asphaltmischgut am rechten Rand des Einbaufeldes auf (Abschn. II). Im Zuge der sich anschließenden Materialübergabe wurden Messungen im Bereich des linken Schneckenraumes während dessen Beschickung mit Asphaltmischgut durchgeführt und ein Maximalwert von 0,40 ppm ermittelt (Pos. 3 u. Abb. 6). Während im Bereich des rechten Bohlenbedienstandes nach dem nun beginnenden Einbau ein Maximalwert von 0,54 ppm ermittelt wurde, lag dieser auf der linken Einbauseite mit 0,90 ppm auf einem höheren Niveau (vgl. Pos. 4 u. 5 sowie Abbn. 7 u. 8). Abb. 5: Messung im Bereich des eingesprühten Schneckenraumes des Asphaltfertigers vor dessen Beschickung mit Asphaltmischgut (Quelle: Utterodt) 3|2022
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