6 Aktuell Beim Ausbau der Infrastruktur macht vielen Bundesländern und Kommunen ein Fachkräftemangel beim Planungspersonal zu schaffen. (Quelle: Pixabay) Fachkräfte „Geld alleine hilft nicht“ Die Bundesingenieurkammer warnt vor Verzögerungen beim Bau von Wohnraum sowie bei Ausbau und Ertüchtigung der Infrastruktur. Neue Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Zahl der erteilten Baugenehmigungen 2019 erneut zugenommen hat. Zahlreiche Bauprojekte werden allerdings gar nicht erst realisiert oder erst sehr viel später fertiggestellt. Als einen der Hauptgründe sieht der Präsident der Bundesingenieurkammer Hans-Ullrich Kammeyer den weiter zunehmenden Fachkräftemangel. Dem müsse man dringend Rechnung tragen und mehr junge Menschen für den Bauingenieur-Beruf begeistern. Und dazu gehöre auch, Ingenieure adäquat zu honorieren. Von Kathleen Niendorf Auf dem Ingenieurarbeitsmarkt ist die Nachfrage nach bau- oder dienstleistungsnahen Qualifikationen unverändert sehr stark. Die momentane konjunkturelle Abkühlung ist jedoch auch am Ingenieurarbeitsmarkt spürbar – das zeigt der VDI-/IW-Ingenieurmonitor 2019/IV. Zahlen und Fakten Im vierten Quartal 2019 waren monatsdurchschnittlich knapp 113.000 offene Stellen zu besetzen, was im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Minus von 10,4 % aufseiten der Arbeitskräftenachfrage ausmacht. Auch aufseiten der Arbeitssuchenden macht sich die Abkühlung bemerkbar. So suchten im selben Zeitraum 32.461 Personen eine Beschäftigung in einem Ingenieurberuf. Verglichen zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der arbeitslos Gemeldeten damit um 10,2 %. In der Regel halten die Arbeitgeber ihr Stammpersonal und verzichten 3|2020
Aktuell 7 Asphalt in Zeiten von Corona – Teil 14 somit zum Teil vorübergehend auf Neueinstellungen. Dadurch sind insbesondere jüngere Kollegen mit auslaufenden Projektverträgen sowie Berufseinsteiger betroffen. Regionale Unterschiede Die ungleichmäßige Entwicklung setzt sich fort, wenn man die Ingenieurnachfrage in den unterschiedlichen Regionen betrachtet. Zwar ist in sämtlichen großen Regionen ein Rückgang der offenen Stellen zu verzeichnen. Dagegen ist in Teilen Ostdeutschlands – konkret in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – noch keine Eintrübung, sondern teils sogar ein Anstieg zu verzeichnen. Ausländische Ingenieure zur Fachkräftesicherung Beim Ausbau der Infrastruktur macht vielen Bundesländern und Kommunen ein Fachkräftemangel beim Planungspersonal zu schaffen. Angesichts des bundesweit anhaltenden Booms der privaten Bauwirtschaft gebe es bei ausgeschriebenen Behörden-Stellen zum Beispiel für Bauingenieure oft nur wenig Bewerber. Allen voran führt die demografische Entwicklung dazu, dass die Zuwanderung als Instrument zur Fachkräftesicherung in den Ingenieurberufen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Im Bundesschnitt haben ausländische Ingenieure einen Anteil von 8,9 % an allen Beschäftigten in Ingenieurberufen. Dabei liegen einige Bundesländer über dem Bundesschnitt: neben Hamburg und Bremen die Länder Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Ein deutlich niedrigerer Anteil ausländischer Beschäftigter in Ingenieurberufen lässt sich hingegen in ostdeutschen Bundesländern beobachten. Aufgrund des besonders hohen Anteils älterer Ingenieure besteht hier allerdings hinsichtlich der Fachkräftesicherung ein sehr hoher Handlungsbedarf. Fast ohne Einschränkungen gelingt es der Asphaltindustrie in dieser beispiellosen Krise bisher, die Sanierung unserer Verkehrsinfrastruktur fortzusetzen. Das haben wir vor allem unseren engagierten Mitarbeiter*innen zu verdanken, die in den Mischwerken und Asphaltkolonnen unermüdlich alles daransetzen, dass – wenn die Krise überwunden ist – die Wirtschaft staufreier wieder durchstarten kann. Denn gerade Beseitigungen von Engpässen lassen sich jetzt in der verkehrsarmen Zeit besonders gut realisieren. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter*innen, Kund*innen und Partner*innen hat dabei für uns allerhöchste Priorität. Deshalb unterstützen wir als Verband unsere Mitglieder bei der Umsetzung der behördlichen Weisungen, geben zusätzliche Empfehlungen und setzen uns für temporäre Erleichterungen ein: so ist im Gespräch mit Straßen.NRW zum Beispiel angeregt worden, dass Lieferscheine zur Vermeidung von Virusübertragungen aktuell auch ohne Unterschrift anerkannt werden sollen. Seien Sie versichert, dass wir als Verband uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass wir diese Krise gemeinsam bewältigen. Für Sie und Ihre Angehörigen alle guten Wünsche. Bleiben Sie gesund! Oliver Nohse, Präsident Deutscher Asphaltverband (DAV) Die Zahlen machen deutlich, dass, wenn es den östlichen Bundesländern nicht gelingt, zeitnah eine nachhaltige Willkommenskultur zu entwickeln und deutlich mehr ausländische Ingenieure als bislang zu gewinnen, sich die demografischen Probleme im Ingenieurbereich dort nicht bewältigen lassen – mit gravierenden Folgen für die regionale Wirtschaft. Die saarländische Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) sagte der Nachrichtenagentur dpa, eine „mangelnde Personalausstattung“ in den Verwaltungen von Ländern und Kommunen verlängere Planungs- und Prüfungsprozesse. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, bestätigte, dass die Kommunen in einem harten Wettbewerb um Fachkräfte stünden: „Bereits heute fehlen IT-Spezialisten, Ingenieure und weitere Fachkräfte in der Verwaltung.“ Schleswig-Holstein macht das fehlende Personal vor allem bei der Planung von Straßenbauvorhaben zu schaffen. „Gut 15 % der Stellen in den Planungsbehörden sind unbesetzt“, teilte Verkehrsstaatssekretär Thilo Rohlfs mit. Bei Stellenausschreibungen habe die Zahl qualifizierter Bewerber spürbar abgenommen. Auf eine offene Stelle hätten sich im vergangenen Jahr pro Verfahren durchschnittlich nur noch 2,5 Bauingenieure und 1,25 Techniker beworben. Ausreichend geeignete Fachkräfte bei der Bauplanung zu finden, sei angesichts des Baubooms schwierig, weil auch die Bauindustrie geeignete Bewerber brauche. Zugleich seien die Herausforderungen an die öffentliche Verwaltung durch komplexere Verfahren gestiegen. Quelle: EAPA 3|2020
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