10AktuellIm GesprächZero to HeroHorst Erdlen feiert sein 30-jähriges Dienstjubiläumbei J. Rettenmaier & Söhne. Grund genug, ummit dem Geschäftsbereichsleiter „FunktionaleAsphalt-Additive“ einen Blick auf seine Karriereund die Entwicklungen der Asphaltbranchezu werfen. Im Interview spricht Erdlen übertechnische Fortschritte, Veränderungen inder Materialauswahl und die Bedeutung vonNachhaltigkeit. Außerdem teilt er Einblicke inseine internationalen Projekte und wagt einenAusblick auf die kommenden Herausforderungenund Innovationen im Asphaltbau.Von Bernd Hinrichs: Rückblickend auf Ihre 30 Jahre bei JRS – wie hat sichdie Asphaltbranche in dieser Zeit in Bezug auf Technik, Materialienund Prozesse verändert?Horst Erdlen: Als ich im April 1995 meine Aufgabe bei J. Rettenmaier &Söhne (JRS) übernommen habe, hatte ich zugegebenermaßen vom„schwarzen Gold“ wenig bzw. gar keine Ahnung, wurde jedoch intensiveingearbeitet und fand in Klaus Graf einen Experten, der nicht nur überherausragende Fachkenntnisse verfügt hatte, sondern diese auch ineinfachen und verständlichen Worten einem „Unbeleckten“ übermittelnkonnte. Heute nach 30 Jahren muss ich sagen, dass sich die Branchespeziell in Bezug auf die Maschinentechnik verändert hat, und dies zumVorteil der Qualität. Unsere Abläufe sind wesentlich prozesssicherergeworden, sei es nun an der Asphaltmischanlage oder beim Einbau.Hinsichtlich der eingesetzten Materialien sehe ich keine großartigenVeränderungen in Bezug auf die Mineralstoffe. Unsere Faserstoffe wurdenstetig weiterentwickelt, was vor allem die Effizienz betrifft. Hinzukamen einige neue Produkte, die die Funktion der Faserstoffe mit denenvon funktionalen Additiven verbindet – unsere sogenannten plus-Produkte,die nach dem Prinzip 2 in 1 entwickelt wurden. Etwas Sorge bereitetmir der Einsatz von – entschuldigen Sie bitte die harsche Formulierung– Abfällen aus anderen Industriezweigen. Auch die Entwicklung inder Bitumenindustrie trägt nicht zu einer Verstetigung unserer Asphaltqualitätbei. Jedoch konnte dies durch die Zugabe von Polymeren weitgehendabgefangen werden.Welche Entwicklungen sind Ihnen dabei besonders im Gedächtnisgeblieben?Erdlen: Hier sind besonders zu nennen: prozesssichere Asphaltmischanlagenmit einfacher Bedienung und sehr flexiblem Einsatz sowie dieÄnderungen der Regelwerke. Letzteres ist ganz besonders wichtig fürunsere Branche, um den Asphalt umweltfreundlicher zu machen. Hiersollen vor allem die Temperaturabgesenkten Asphalte und auch derErdlen: „Ganz persönlich bin ich natürlich stolz auf die Website der EAPA„AsphaltAdvantages.com“, die ich in 2012 anlässlich des E&E Kongressin Istanbul initiiert habe.“ (Quelle: privat)Fokus auf Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit genannt sein. In diesemZusammenhang muss ich hier jedoch nochmals betonen, dass ich esnicht verstehen kann und will, warum es in der zur Einführung in 2025vorgesehenen TL und ZTV keine Öffnung für Ausbauasphalt für denSplittmastixasphalt geben soll – für mich absolut unverständlich, entgegendem Trend hinsichtlich Nachhaltigkeit gerichtet.Welche Herausforderungen und Erfolge haben Sie in den letztendrei Jahrzehnten am meisten geprägt? Gibt es bestimmte Projekteoder Initiativen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?Erdlen: Die globalen Aktivitäten des Hauses Rettenmaier sind für michnatürlich mit vielen Herausforderungen verbunden. Ich habe in denletzten 30 Jahren viele Länder rund um den Globus bereist und dabeidie SMA-Bauweise sehr erfolgreich in Zusammenarbeit mit den Expertenvor Ort einführen dürfen. Als Beispiele darf ich hier China, Korea,Neuseeland und Argentinien nennen – und viele andere, die den Rahmensprengen würden. In den genannten Ländern ist es uns gelungen,diese Bauweise in sehr kurzer Zeit von „Zero to Hero“ zu machen, da dieExperten vor Ort die Vorteile der Bauweise sehr schnell erkannt undumgesetzt haben.Ganz persönlich bin ich natürlich stolz auf die Website der EAPA„AsphaltAdvantages.com“, die ich in 2012 anlässlich des E&E Kongress inIstanbul initiiert habe. In 2017 wurde mir von der EAPA als Erster in der2|2025
Aktuell11europäischen Asphaltbranche der „Asphalt Advocate of the Year Award“verliehen. Auf diese Auszeichnung bin ich heute noch sehr stolz undbedanke mich beim damaligen Präsidium der EAPA, dass die Wahl aufmich fiel.Welche Innovationen oder technologischen Fortschritte erwartenSie in den nächsten zehn Jahren im Asphaltbau? Was wird Ihrer Meinungnach die größten Veränderungen in der Branche bewirken?Erdlen: In der JRS verwenden wir seit vielen Jahren den Slogan „Dauerhaft– Nachhaltig – Umweltfreundlich“, und das nicht nur in Deutschland,sondern weltweit. Hier sind wir als Asphaltindustrie gefordert, vorallem auf die vielen notwendigen Veränderungen zu reagieren bzw.jetzt bereits an Lösungen zu arbeiten, die innovativ sind und vor allemdie Herausforderungen des „neuen“ Verkehrs und die Erwartungen derkommenden Generationen zu erfüllen. Performanceorientierte Asphaltbauweisen,E-Mobilität, VERRL, Fahrradverkehr, Geräuschreduzierung,Umwelt, Resilienz und vor allem nachhaltigeres Vorgehen sind hier nurein paar wenige der Dinge, auf die wir alle gemeisam vobereitet seinmüssen. Hier sollten persönliche Interessen oder Einzelbedenken in denHintergrund rücken, denn sonst werden Innovationen und Fortschritteblockiert, und das gilt es zu vermeiden.Wie plant JRS, in den kommenden Jahren die Nachhaltigkeit weitervoranzutreiben?Erdlen: Nachhaltigkeit ist eines der Kernthemen in der JRS, und mehrereProzesse sind bereits seit längerer Zeit im Gange. Hier sei beispielhaftdie globale Erfassung der nachhaltigkeitsrelevanten Daten genannt.Daraus abgeleitet haben wir selbstverständlich konkrete kurz-, mittelundlangfristige Zielsetzungen definiert, insbesondere die Reduzierungder CO₂-Emissionen durch Optimierung der Herstellprozesse und durchEinsatz „grünerer“ Energie, flankiert durch weitere Maßnahmen wie zumBeispiel lokale Produktionsstätten.Generell ist ein wichtiger Teil bei der Entwicklung von Produkten, dassdiese in der jeweiligen Anwendung wie beispielsweise dem Asphaltstraßenbauzu wichtigen Nachhaltigkeitseffekten beitragen und führen. Soarbeiten wir an der Erweiterung unseres Viatop-Produktportfolios, umzusätzliche Lösungen für die Asphaltindustrie anzubieten. Innovationwird bei uns großgeschrieben, wobei auch hier unser oben bereitsgenannter Slogan ein zentrales Thema ist.Herr Erdlen, vielen Dank für das Gespräch•
AMMANN ABP HRTSUSTAINABILITY@AMMANN
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