26 Schwerpunkt: Fräsen Marktreportage Kleinfräsen – eine Klasse für sich Der Markt für Kleinfräsen teilt sich auf in zwei große Zielgruppen: Zum einen die Straßen- bzw. Tiefbaufirmen, die nur hin und wieder eine Kleinfräse einsetzen. Sie benötigen robuste Multitalente. Zum anderen gibt es die Fräsdienstleister. Sie arbeiten ebenso mit den vielseitig einsetzbaren Standardgeräten, haben aber auch verschiedenste Sonderaggregate für spezialisierte Aufgaben im Portfolio. Diese Einleitung zum Marktüberblick betrachtet vor allem die Anforderungen der Straßenund Tiefbaufirmen, die sich mit ein oder zwei Kleinfräsen mehr Flexibilität bei der Ausführung beim Asphalteinbau oder Kanalbau verschaffen wollen. Von Dipl.-Ing. Jutta Dietz, Niederdürenbach Kleinfräsen sind Präzissions maschinen. (Quelle: Wirtgen) 2|2020
Schwerpunkt: Fräsen 27 Typischerweise nutzen Straßen- und Tiefbaufirmen Kleinfräsen für zwei Arten von Aufgaben: zum einen sind es kleine Fräsarbeiten, die unmittelbar im Zusammenhang mit der Erneuerung von Asphaltdecken erfolgen, zum anderen vorbereitende Arbeiten im Kanal- und Grabenbau. Wer häufig in städtischem Umfeld, auf engen Firmengeländen oder Parkplätzen arbeitet, sollte auch einen Blick auf die Wendigkeit der Fräse werfen. Anwendungen rund um den Asphalteinbau Für viele Asphaltbauer lohnt sich die Anschaffung einer Kleinfräse mit 35 cm oder 50 cm Fräsbreite. Deren maximale Frästiefe liegt typischerweise bei 210 mm. Mit diesen Geräten können sie in Eigenregie viele Arbeiten erledigen, die unmittelbar vor dem Asphalteinbau erfolgen und so den Bauablauf vereinfachen, zum Beispiel: • Kleinflächiges Abtragen von Deck- und Binderschichten im Rahmen der partiellen Fahrbahninstandsetzung • Herstellen von Zwickeln und Keilen • Herstellen von sauberen Queranschlüssen als Tagesnaht • Fräsen um Einbauteile, Übergangskonstruktionen und andere Hindernisse herum Für diese Arbeiten sind Maschinen mit kompakten Abmessungen vonnöten. Da sie bei den Asphaltbaufirmen meist nur unregelmäßig eingesetzt werden, sind eine einfache Bedienung und die unkomplizierte Steuerung der Höhenlage wichtig. Ein weiterer Aspekt ist die Sicht vom Bedienstand auf die Fräskante, auf den Kantenschutz neben der Fräswalze und nach hinten zum Verladeband. Hier gibt es Unterschiede im Design, die sich auf das Sichtfeld auswirken. Zudem bietet der Markt mittlerweile auch für die Kleinfräsen Kameras an, über die jeder Fräsenfahrer die neuralgischen Punkte unter bzw. hinter sich einsehen kann. Wer häufig in städtischem Umfeld, auf engen Firmengeländen oder Parkplätzen arbeitet, sollte auch einen Blick auf die Wendigkeit der Fräse werfen, denn die 35erund 50er-Kleinfräsen gibt es als 3- oder 4-Rad-Maschinen – mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Fräsund Wenderadius. Unterschiede gibt es auch beim Lenkeinschlag. Außerdem bieten die Hersteller in diesem Produktsegment verschiedene Lösungen zur Materialverladung an: das Fräsgut kann in der Spur verbleiben oder es kann über verschieden lange Transportbänder an Radlader oder Lkw abgegeben werden. Auch das Transportgewicht sollte berücksichtigt werden, denn Modelle mit größerer Fräsbreite lassen sich üblicherweise nicht mehr einfach per Anhänger transportieren. Hier lohnt sich bisweilen die Frage nach Maschinen mit variablem Gewicht. Damit kann eine Fräse zum Beispiel abgelastet werden für das Abtragen von Belägen auf beschränkt tragfähigen Flächen. Möglich ist aber auch eine Gewichtsreduzierung für den Transport. Anwendungen rund um den Kanalbau Etwas anders stellt sich das Aufgabenfeld im Kanal- oder Grabenbau dar. Um die Asphaltdecke komplett aufzubrechen, müssen die Geräte bis zu 30 cm tief fräsen können. Modelle mit dieser Frästiefe haben Fräsbreiten von 50 cm und mehr – mit entsprechend höheren Motorleistungen und mehr (Transport-)Gewicht. Darüber hinaus gibt es Kompaktfräsen mit Spezialaggregaten, um Nuten, Schlitze und schmale Gräben bis zu 60 cm Tiefe in einem Arbeitsgang herzustellen. Deren Anschaffung lohnt sich aber in der Regel nur, wenn solche Einsätze zum Kerngeschäft zählen. Ansonsten ist es oft wirtschaftlicher, einen Fräsdienstleister zu beauftragen. Abtrag von Flächen Der Abtrag von Flächen mit 35er- und 50er-Kleinfräsen ist eine eher mühsame Sache und stellt sich üblicherweise nicht wirtschaftlich dar. Je nach Größe der Fläche kommen hierfür aber als Hecklader die „großen Kleinfräsen“ oder die „kleinen Kompaktfräsen“ mit Frontladeband in frage. In beiden Produktsegmenten gibt es Maschinen mit 1,00 m und 1,20 m Fräsbreite. Die Kompaktgeräte gibt es zudem auch in 1,30 m und 1,50 m Breite. Insgesamt gilt: Hecklader sind Radmaschinen, sind leichter und kürzer mit entsprechend geringerer Motorleistung gegenüber den Kompaktfräsen. Die sind etwa 2 m länger und darüber hinaus verfügbar als Rad- und Kettenmaschine. Zudem können sie als Frontlader auch Sattelzüge beladen. Fazit Vor dem Kauf einer Kleinfräse sollte klar sein, welche Aufgaben mit dieser Maschine gelöst werden sollen. Dann fällt die Entscheidung für das Modell und die Ausstattung deutlich leichter. So zeigt sich immer wieder, dass Straßen- und Tiefbaufirmen mit einer einfachen Kleinfräse oft besser fahren als mit einem selten eingesetzten Spezialgerät. Für alle anderen Arbeiten bringen die Fräsdienstleister entsprechende Geräte, Sonderfräswalzen, Nivelliereinrichtungen und erfahrenes Personal mit auf die Baustelle. Jutta Dietz 2|2020
Laden...
Laden...