30 Intern Neues Präsidenten-Duo im Gespräch Auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) wurde der bisherige Vizepräsident Oliver Nohse zum Präsidenten gewählt. Gleichzeitig wurde Mario Kappler zum Vizepräsidenten gewählt. Das neue Führungstandem stellte sich unmittelbar nach der Wahl dem Interview. Bernd Hinrichs sprach mit ihm über die Asphalttage, die Aufgaben des Verbandes, neue Strukturen und darüber, welche Rolle sie dabei spielen möchten. asphalt: Herr Nohse, Herr Kappler, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl! Wie geht es Ihnen unmittelbar danach? Nohse: Zuallererst – und da wird mir mein Kollege Mario Kappler sicherlich zustimmen – möchte ich posthum dem leider viel zu früh verstorbenen Präsidenten Franz Voigt danken. Ich glaube, was er in den letzten Jahren für unseren Verband getan hat, ist kaum in Worte zu fassen ist. In der Laudatio des sächsischen Ministerpräsidenten anlässlich seines 65. Geburtstages, wurden Franz Voigts Verdienste um die Wirtschaft hervorgehoben und betont, dass man es mit einer außergewöhnlichen Unternehmerpersönlichkeit zu tun habe. Ich glaube, wir können uns dieser Würdigung nur anschließen, und ich hätte mir wahrhaftig gewünscht, wenn auf der Mitgliederversammlung Franz über die positive Entwicklung des Verbandes anstelle meiner Person berichtet hätte. Das neue Präsidentenduo an der Spitze des DAV: Präsident Oliver Nohse (r.) und Vizepräsident Mario Kappler (l.). (Quelle: DAV/hin) Kappler: Unser tiefempfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden, seinen Kollegen und Weggefährten. Die Dinge, die Franz Voigt in den vergangenen über 30 Jahren beim DAV bewegt hat, aufzuzählen, würden den Rahmen sprengen. Er war es, der die Führung des Verbandes in seiner schwierigsten Phase übernommen hat, als niemand anderes dazu bereit war. Er war es, der das Schiff in seiner unnachahmlichen diplomatischen Art wieder auf Kurs brachte. Wir verlieren mit Franz Voigt einen Menschen, der mit Rückgrat und seiner Persönlichkeit bewiesen hat, dass man unternehmerische Verantwortung mit menschlichem Antlitz vereinbart, um ein wahrhaftig leuchtendes Vorbild zu sein. Mit welchen Erwartungen starten Sie in das Amt? Nohse: Um es in einem Wort zu sagen: positiven. Seit zwei Jahren erlebt der Straßenbau einen Investitionshochlauf, wie ihn auch der DAV schon lange gefordert hatte. Unsere Auftragsbücher sind – mit regionalen Unterschieden – gut gefüllt. Jetzt muss es in erster Linie darum gehen, dass wir das Geld auf die Straße bekommen. Das heißt, gesetzliche Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder schaffen, die ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen. Darüber hinaus ist der Nachwuchs an qualifizierten Fachkräften zu fördern. Ich denke, zu beiden Fragestellungen hat der DAV etwas beizutragen. Kappler: Denken Sie beispielsweise an die neue TA Luft. Da sind noch viele offene ZUR PERSON Oliver Nohse Oliver Nohse wurde 1963 in Dortmund geboren und studierte in Hagen und Bochum Bauingenieurwesen. Nach Abschluss des Studiums begann er seine berufliche Tätigkeit bei der Firma Kemna Bau Andreae GmbH & Co. KG als Laboringenieur. Im Jahr 1992 wechselte er dann in die Unternehmensgruppe der Eurovia, wo er zunächst als Verkaufsleiter bei der Hansa Asphaltmischwerke GmbH & Co. KG tätig war. 2003 wurde er zum Leiter der Niederlassung West der Eurovia Industrie GmbH ernannt. Seit April 2005 ist Nohse Geschäftsführer der Eurovia Industrie GmbH und übernahm von 2009 bis 2015 zusätzlich die Geschäftsführung der Eurovia Gestein GmbH. 2013 wurde er dann in die Geschäftsführung der Eurovia Teerbau GmbH berufen und leitet seit dieser Zeit auch den Regionalbereich West der Eurovia GmbH. 2|2018
Intern 31 Punkte zu klären. Auch für das laufende Jahr sehe ich noch nicht, dass der Asphaltbranche eine praktikable Lösung vorliegen wird. Der DAV ist mit den politischen Entscheidungsträgern in Diskussion, und ich hoffe, dass wir hier im kommenden Jahr etwas Brauchbares vorliegen haben. Und auch bei der kontinuierlichen Messung von C-Gesamt muss es endlich weitergehen. Die Erprobungsmessungen an den fünf Asphaltmischanlagen zeigen schon jetzt deutlich, dass es zu zahlreichen Problemen bei den Messungen kommt. Auch hier ist der DAV gefordert. Eine Vielzahl an Aufgabenfeldern! Glauben Sie, dass der Verband hierfür gut aufgestellt ist? Nohse: Wir haben den DAV im letzten Jahr komplett neu aufgestellt. Die neue Geschäftsführung hat in Abstimmung mit dem Präsidium einige wesentliche Änderungen vorgenommen, wie beispielsweise den Umzug in eine neue Geschäftsstelle in Bonn, den neuen Internetauftritt oder die noch transparentere Kommunikation mit den Mitgliedern. Kappler: Hinzu kommt, dass der DAV durch Ausweitung seines Seminarangebotes einen echten Mehrwert für seine Mitglieder bietet. Daneben darf natürlich nicht vergessen werden – und dies ist für mich ein sehr entscheidender Faktor – dass wir daran arbeiten, die Präsenz des Verbandes in den Regionen weiter zu stärken. Mit Andreas Stahl haben wir Mitte des letzten Jahres bereits technische Verstärkung erhalten. Mit einem weiteren technischen Mitarbeiter können wir noch dichter bei den Mitgliedern vor Ort sein. Diesen Weg wollen wir weitergehen. Zusammengefasst kann man sagen, was Franz Voigt bereits vor zwei Jahren an dieser Stelle gesagt hat: „Das Aufgabenheft für uns ist prall gefüllt. Nun gilt es, durch intensive Arbeit an Lösungen zu arbeiten.“ Noch einmal zurück zur Technik: Welche technischen Trends werden Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren auf die Asphaltbranche zukommen? Nohse: Ich denke vor allem in dem Bereich Umweltschutz wird sich in den nächsten Jahren einiges bewegen. Und natürlich sind es schon jetzt vor allem die ökologischen Themen, die die Asphaltbranche bewegen. Allen voran ist da natürlich die Wiederverwendung von Asphalt zu nennen. Durch eine kontinuierliche Anhebung der Wiederverwendungsrate im Asphaltmischgut können wir entscheidend zur Ressourcenschonung beitragen. Ein anderer Punkt ist der Ausstoß von CO 2 . So können mit der Technologie des Niedrigtemperatur-Asphaltes die CO 2 -Emissionen verringert werden. Im Bereich des Umweltschutzes wird sicherlich noch einiges passieren. Darüber hinaus wird auch das Thema „Digitalisierung“ bzw. „Industrie 4.0“ für den Straßenbau immer mehr an Bedeutung gewinnen. Denn zur Beschleunigung der Bauprozesse müssen auch unsere Asphaltmischwerke von der Rohstoffgewinnung bis zur Baustelle digital vernetzt werden. Der DAV kann hier zukünftig eine Schlüsselposition einnehmen und erforderliche Standards, wie beispielsweise den digitale Lieferschein, mit begleiten. Kappler: Nicht zu vergessen ist dabei, dass es in den letzten Jahren schon abzusehen war, dass immer mehr Geld in die Erhaltung und weniger in den Neubau fließt. Eine Entwicklung, die durch den Investitionshochlauf noch an Bedeutung gewonnen hat. Ich gehe deshalb davon aus, dass auch die Technologien und Entwicklungen in diesem Bereich noch wichtiger werden. Dazu kommt dann natürlich auch die Dauerhaftigkeit. Fragen wie „Was kann eine Asphaltstraße noch dauerhafter machen?“ werden in den Mittelpunkt rücken. Welche Schwerpunkte werden Sie als neuer Präsident bzw. Vizepräsident setzen? Kappler: Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Wirtschaft und Recht“ innerhalb des DAV war ich in den letzten Jahren schon mit Themen wie etwa der kartellrechtlichen Bewertung von Liefergemeinschaften, der Außendarstellung des Verbandes oder den Compliance-Vorschriften beschäftigt. Ich möchte in diesem Bereich weitere Impulse geben und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Oliver Nohse und der Geschäftsstelle in Bonn. Nohse: Wie ich eingangs erwähnte, sind es vor allem zwei Bereiche, die uns derzeit umtreiben: erstens die rechtlichen Rahmenbedingungen und zweitens der Mangel an Fachkräften – vom Asphalteinbauer bis zum Ingenieur. Ich wünsche mir auf beiden Feldern weiter aktiv zu sein, denn beides ist für unsere Branche essenziell. Herr Nohse, Herr Kappler, ich danke Ihnen für das Gespräch! ZUR PERSON Mario Kappler Mario Kappler wurde 1962 in Schönebeck geboren. Nach seinem Studium zum Wirtschaftsingenieur (Dipl.-Ing. oec.) an der TH Chemnitz und der TU Dresden begann er seine berufliche Laufbahn 1986 als Hauptbuchhalter beim VEB Rationalisierungsmittelbau Dresden. Von 1990 bis 1995 war er als Unternehmensberater für Dr. Höfner & Partner in München tätig. Im Anschluss trat er als kaufmännischer Vorstand der Magdeburger Hochbau AG bei und war gleichzeitig Geschäftsführer der HAM GmbH. 2000 wechselte Kappler in den Vorstand der F. Kirchhoff AG. Seit 2007 ist er als kaufmännischer Geschäftsführer für die Kemna Bau Andreae GmbH & Co. KG tätig. 2|2018
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