56 Nachhaltigkeit Power-Road-Demonstrator in Aachen Wenn die Straße das Labor heizt Eine Straße speichert die Wärme der Sonne und macht ihre Energie nutzbar – das ist die Idee hinter Power Road. Die Technologie wurde vom deutsch-französischen VINCI-Konzern entwickelt. In Frankreich sind bereits 15 dieser Anlagen in Betrieb. Forschungspartner in Deutschland ist die RWTH Aachen. Am dortigen Institut für Straßenwesen haben Vertreter der Hochschule und von VINCI im November 2023 vor mehr als 100 Gästen eine Demonstrationsanlage eröffnet. 01 02 Der Demonstrator am Institut für Straßenwesen der RWTH ist voll funktionsfähig. Mittels des rund 50 Quadratmeter großen Asphaltfläche erläuterten Experten der RWTH, von VINCI sowie aus beteiligten Partnerunternehmen die Funktionsweise und das Potenzial des Systems vor Gästen aus Unternehmen, der Wissenschaft, Medien und Verbänden. Die der Straße entzogene Wärme wird in einen Speicher geleitet und das nebenan gelegene Performance Center für Asphaltprüfungen wird so geheizt. Der Demonstrator dient der weiteren Forschung und gibt Interessierten die Möglichkeit, das System Power Road im Betrieb zu sehen. In den kommenden Jahren werden VINCI und die RWTH gemeinsam daran forschen, die Technologie ständig weiterzuentwickeln. „Wie eine Fußbodenheizung, nur umgekehrt“, erläutert Dr. Dirk Kemper, der stellvertretende Leiter des Instituts, die Idee und das Prinzip der Power Road. Die dunkle Straßenoberfläche nimmt Hitze auf und über Rohrleitungen im Asphalt wird diese transportiert und gespeichert. Klimafreundlicher Nebeneffekt: „So können wir dazu beitragen, dass sich 1|2024
Nachhaltigkeit 57 Innenstädte im Sommer nicht mehr so stark aufheizen, wir entziehen die Hitze einfach den Städten“, erläuterte Kemper. Das System könne dazu beitragen, den sogenannten Wärmeinsel-Effekt, also dass sich Innenstädte deutlich stärker als umliegende ländliche Gebiete aufheizen, abzuschwächen. Zudem schont das System die Straßen: Ist die Oberfläche stark aufgeheizt ist der Asphalt anfälliger für Spurrinnenbildung. Wird der Straße hingegen Hitze entzogen, schwächt sich auch dieser Effekt deutlich ab. Demonstrator zeigt: Es funktioniert Wie gut der Power-Road-Demonstrator funktioniert, davon konnten sich die Gäste der Eröffnung vor Ort ein Bild machen: Mittels einer Wärmebildkamera demonstrierten die Wissenschaftler, wie der Straße Wärme entzogen und durch die Rohre abgeleitet wird. Bereits seit etwa 20 Jahren ist die RWTH Aachen Forschungspartner von Power Road in Deutschland. „Für diese Bauweise gibt es noch kein etabliertes Regelwerk, daher tun sich Kommunen noch schwer damit, es einzusetzen“, erläutert Kemper. Auch deshalb sei der nun eröffnete Demonstrator wichtig. Er zeige, dass das Prinzip funktioniert und einsatzbereit ist für den baldigen Einsatz in Städten und Gemeinden. Kemper ist zuversichtlich: „Wenn eine Kommune vorangeht, folgen weitere ganz automatisch.“ „Mit diesem Demonstrator“, so Tim Lorenz, CEO von VINCI Construction, „können wir Infrastruktur ganz neu denken. Die Baubranche kann mit innovativen Lösungen hier ihren Beitrag leisten, damit das Verkehrssystem von morgen klimaneutral und resilient ist.“ Für den Partner RWTH Bereit für mehr nachhaltigkeit im Asphaltstrassenbau? 04 Bild 01 Bild 02 Bild 03 Bild 04 03 Ein Schriftzug macht sichtbar: Diese Straße auf dem Gelände der RWTH Aachen ist mehr als ein Verkehrsweg: Sie macht die Wärme der Sonne nutzbar. (Quelle: DAV) Systemaufbau des Power-Road-Demonstrators an der RWTH Aachen. (Quelle: VINCI Construction) VINCI-CEO Tim Lorenz begrüßt die Gäste bei der Eröffnung des Power-Road-Demonstrators an der RWTH Aachen. (Quelle: DAV) Knut Johannsen, Leiter Forschung und Technik bei VINCI Construction, im Gespräch mit Professor Alvaro Garcia Hernandez, Leiter des Instituts für Straßenwesen der RWTH Aachen. Die Universität ist Forschungspartner beim Projekt Power Road. (Quelle: DAV) Für temperaturabgesenkten Asphalt: • Zur Emissionsreduzierung • Zur Energieeinsparung • Zur schnelleren Verkehrsfreigabe • Für schonenden Umgang mit Asphaltmischanlage und Bitumen Als Verarbeitungshilfe im Heißasphalt: • Bei kalten Außentemperaturen und Wind • Bei hochstandfesten Asphaltmischgutsorten • Bei langen Lieferwegen und Handeinbau • Bei dünnen Asphaltschichten • Bei hohen Anteilen an Ausbauasphalt 1|2024
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