22 Vor Ort Erster Straßenbautag NRW Wie kann schneller geplant und gebaut werden? Anfang Dezember fand bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) der „1. Straßenbautag NRW“ statt. Die Vortragsveranstaltung, die in Kooperation der Bauindustrie Nordrhein-Westfalen mit dem Deutschen Asphaltverband (DAV), der Bast und der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure NRW (VSVI NRW) durchgeführt wurde, lockte rund 90 Teilnehmer nach Bergisch Gladbach. Eine streikende Bahn oder niedrigste Pegelstande im Rhein haben uns gezeigt, wie anfällig unsere Infrastruktur ist. Der „Straßenbautag NRW“ unter der Schirmherrschaft von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst war als Forum zum Austausch aller Beteiligten über die aktuellen Herausforderungen gedacht. Denn der Investitionshochlauf des Bundes stellt vor allem das bevölkerungsreichste Bundesland vor große Aufgaben. In den sechs Fachvorträgen wurden allgemein verkehrspolitische Themen erörtert, Stellung genommen zum Stand der Brückenbauwerke und die Herausforderungen der kommenden Jahre besprochen. Michael Rohloff, Vize-Präsident der Bast, konstatierte deshalb zu Recht, dass es künftig mehr Baustellen geben werde, und forderte: „Wir müssen daher die Innovationen im Straßenbau voranbringen.“ Als positives Beispiel nannte er das Durabast-Gelände im Autobahnkreuz Köln- Ost, an dem auch der DAV mit einem Forschungsvorhaben beteiligt ist. Jörg Rössler, Vize-Präsident Bauindustrieverband NRW, unterstrich in seiner Einführung die Bedeutung der Veranstaltung und erläuterte im Folgenden die Forderungen des Verbandes an die Politik, wie beispielsweise die Flexibilisierung von Ausführungszeiten, höhere Recyclingquoten und einen ausgearbeiteten Investitions- und Ausführungsplan für 2019. Rössler unterstrich die Bedeutung eines gut erhaltenen Straßennetzes: „Eine streikende Bahn oder niedrigste Pegelstände im Rhein haben uns gezeigt, wie anfällig unsere Infrastruktur ist.“ Wüst verwies in seiner Ansprache auf die Leistungen der Landesregierung, wie etwa eine Verdoppelung der externen Ingenieurleistungen und mehr Personal in der Straßenbauverwaltung. Er forderte schnellere Planung und Ausführung und versprach, dass das Land auch bereit sei, dafür mehr Geld zu investieren. „Mehr Bau – weniger Stau“ sei die Devise, so Wüst und versprach: „Wir alle haben Arbeit satt und das für eine sehr lange Zeit.“ Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin Landesbetrieb Straßenbau NRW, unterstrich in ihren Ausführungen die Forderungen des Ministers. Sie führte aus, welche Schritte ihre Verwaltung bereits unternommen habe, um Bauzeiten zu verkürzen, beispielsweise die Einrichtung einer DAV-Geschäftsführer Marco Bokies im Gespräch. Koordinationsstelle, Bonus-Malus-Regelungen oder auch die Vergabe von Mischlosen. „Bei den 24/7-Bautellen sind wir in NRW allerdings mittlerweile an die Grenze des Machbaren gestoßen“, resümierte die Direktorin. Prof. Ulf Zander, Abteilungsleiter Straßenbautechnik bei der Bast, führte diese Aussagen weiter aus und belegte sie mit brisantem Zahlenmaterial: So gab es bei den Baustellen in den letzten zehn Jahren einen Zuwachs von 120 % und +300 % mehr Baustellentage. Seinen Ausführungen nach liegen heute zwischen zwei Autobahnbaustellen im Durchschnitt rund 26 km, vor zehn Jahren waren es noch 110 km. Aus seiner Sicht gibt es nur zwei Dinge, wie dieser Entwicklung begegnet werden kann: „Wir müssen unsere Bauprozesse optimieren und die Haltbarkeit der Straßen erhöhen.“ „Wie werden wir zukünftig aber konkret schneller bauen und planen?“, fragte Dirk Brandenburger, technischer Geschäftsführer Deges. Er forderte, dass zukünftig nicht alleine der Preis entscheidend bei der Vergabe sein dürfe, sondern andere Kriterien ebenfalls betrachtet werden 1|2019
Vor Ort 23 müssten. Seiner Meinung nach müssen auch gesetzliche Regelungen angepasst werden, etwa das Umweltrecht. „Wenn entschieden ist, dass eine Straße gebaut werden soll, darf es im Anschluss nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie gehen“, so Brandenburger. Am Ende seiner Ausführungen äußerte sich Brandenburger noch einmal zur Zukunft seiner Behörde. „Nach heutigem Stand“, so der Geschäftsführer, „wird die Deges in der Infrastrukturgesellschaft aufgehen. Das ist zwar noch keine Entscheidung, aber eine Tendenz!“ links: Jörg Rössler: „Der Bund hat die Investitionen sehr sprunghaft zur Verfügung gestellt – eine große Herausforderung für die gesamte Baubranche.“ unten: (v.l.n.r.) Oliver Nohse, Jörg Rössler und André Täube (DAV-Geschäftsführer) nutzten die Veranstaltung zum Meinungsaustausch. (v.l.n.r.) Prof. Beate Wiemann (Hauptgeschäftsführerin Bauindustrieverband NRW), Hendrik Wüst, Oliver Nohse und Jörg Rössler. Oliver Nohse: „Innovationen, wie sie auch der DAV fördert, sind das Fundament für schnelleres Planen und Bauen.“ (Quelle: DAV/hin) Hendrik Wüst: „Wir brauchen keine Mobilitätswende, wir müssen bessere Angebote schaffen.“ Zum Abschluss der Veranstaltung ergriff Oliver Nohse, Präsident des DAV, das Wort. Er dankte den Teilnehmern und hob noch einmal die Bedeutung von Innovationen im Straßenbau hervor, an denen sich auch der DAV beteiligt. Zum Ende beschwor er eine Metapher aus dem Sport: „Wenn wir uns die Bundesligatabelle ansehen, steht Dortmund vor den Münchenern. Das ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass NRW Bayern auch in der Infrastruktur überholen wird.“ • 1|2019
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