14 Aktuell Trotz steigender Ausbildungszahlen Betriebe und Jugendliche finden häufig nicht zusammen Potenzielle Auszubildende und Betriebe finden immer schwieriger zusammen. Seit einigen Jahren gibt es einen Anstieg offener Stellen bei nahezu gleichbleibend hoher Zahl unversorgter Bewerber. Der „Ländermonitor berufliche Bildung“ nennt Ursachen und beleuchtet die Situation der beruflichen Bildung in den 16 Bundesländern. In den letzten Jahren ist die Zahl der Ausbildungsanfänger im dualen System der Berufsausbildung wieder gestiegen. Trotz dieser positiven Entwicklung finden Betriebe und Jugendliche immer häufiger nicht zueinander: Im Jahr 2009 konnten 17.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden und 93.000 Bewerber gingen leer aus. Auch 2018 suchten noch 79.000 Jugendliche erfolglos eine Lehrstelle, obwohl sich die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf 58.000 mehr als verdreifacht hat. Zu diesen Ergebnissen kommt der diesjährige „Ländermonitor berufliche Bildung“ der Abteilung Wirtschaftspädagogik der Universität Göttingen und des Soziologischen Forschungsinstituts in Göttingen, der durch die Bertelsmann Stiftung gefördert wurde. Die Gründe für diese Passungsprobleme sind vielfältig: Für knapp die Hälfte (44 %) der unbesetzten Stellen gibt es zwar interessierte Jugendliche, es kommt aber trotzdem nicht zum Abschluss von Ausbildungsverträgen, weil der Betrieb die Bewerber nicht für geeignet hält oder die Jugendlichen den Betrieb nicht für attraktiv genug halten. So kann in Berlin jeder achte Ausbildungsplatz in den Verkaufsberufen trotz ausreichender Bewerberzahlen nicht besetzt werden. Bei einem Drittel der unbesetzten Stellen liegt das Problem darin, dass es keine Bewerber für den angebotenen Ausbildungsberuf gibt. Dies betrifft besonders Branchen wie das Lebensmittelhandwerk oder das Hotel- und Gastronomiegewerbe. Bei knapp einem Viertel (23 %) der unbesetzten Stellen liegt das Problem in fehlender Mobilität, weil sich Ausbildungsbetriebe und Bewerber in unterschiedlichen Regionen des jeweiligen Bundeslandes befinden. Dies betrifft in besonderem Maße Bayern und Sachsen. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, sieht mit Blick auf das deutsche Ausbildungssystem Licht und Schatten: „Das deutsche Ausbildungssystem ist ein Zugpferd für die wirtschaftliche Entwicklung. Erfreulicherweise werden wieder mehr Ausbildungsplätze angeboten, doch Jörg Dräger: „Jeder junge ausbildungsinteressierte Mensch muss unabhängig von Herkunft und Schulabschluss die Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommen.“ (Quelle: Jan Voth) Auch 2018 suchten noch 79.000 Jugendliche erfolglos eine Lehrstelle, obwohl sich die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf 58.000 mehr als verdreifacht hat. (Quelle: DAV/hin) zu viele davon bleiben unbesetzt.“ Es sei deshalb wichtig, dafür zu sorgen, dass Betriebe und Jugendliche besser zusammenfinden. Dafür fordert er Lösungen, die den unterschiedlichen regionalen Problemlagen gerecht würden: „Gerade kleine Betriebe brauchen Unterstützung dabei, ihre Stellen zu besetzen.“ Zudem gelte es, in aus Sicht der Jugendlichen unbeliebteren Branchen die Rahmenbedingungen zu verbessern. Hilfreich wäre auch, die Kontakte zwischen Schulen und Betrieben zu intensivieren und so den Übergang zu erleichtern. Mit diesen Maßnahmen könne gleichzeitig die hohe Zahl an Ausbildungsabbrüchen verringert werden. Ausbildungschancen regional sehr unterschiedlich Insgesamt hat sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt für junge Menschen verbessert. Kamen 2009 im bundesweiten Durchschnitt auf 100 Ausbildungssuchende knapp 89 Stellen, so sind es heute annähernd 97. Die bundesweite Betrachtung verdeckt allerdings große regionale Unterschiede: Regionen mit einem Überhang an Ausbildungsstellen finden sich überwiegend im Süden und – vor allem aufgrund des Geburtenrückgangs in den 90er-Jahren – im Osten Deutschlands. So kommen beispielsweise im bayrischen Passau auf 100 Bewerber rein rechnerisch 129 offene Stellen, im thüringischen Altenburg-Gera 112. Dort besteht zwischen den Unternehmen eine hohe Konkurrenz um potenzielle Auszubildende. Mehr Ausbildungsnachfrager als offene Stellen gibt es hingegen im Westen und Nordwesten der Republik. So stehen in Hagen in Nordrhein-Westfalen 100 Bewerbern gerade einmal 80 Ausbildungsplätze zur Verfügung. 7|2019
hl 5 ier 7,1 Köln 97,3 Saarland 101,9 Bonn 93,9 Koblenz- Mayen 94,9 Iserlohn 95,3 Bergisch Gladbach 89,6 Neuwied 98,0 Bad Hersfeld Flensburg-Fulda 86,4 107,5 Suhl Neumünster Kiel 108,9 92,3 93,0 Lübeck 100,1 Heide 88,8 Plauen 101,8 Greifswald 109,2 Hanau Elmshorn Frankfurt 92,9 93,3 92,5 Wiesbaden Schweinfurt Bayreuth-Hof Bad Oldesloe 95,5 Offenbach 114,1 Schwerin Neubrandenburg 106,9 96,4 Bad 92,5 Hamburg 106,4 94,1 Aschaffenburg Coburg Stade Bamberg- 89,6 Emden-Leer Homburg 97,4 88,1 86,4 Bad Kreuznach Oldenburg- 105,5 Würzburg 114,6 Weiden Wilhelmshaven Eberswalde 94,5 Mainz Bremen- 104,5 113,8 91,2 85,9 94,4 Darmstadt Bremerhaven 91,4 Lüneburg-Uelzen 90,4 87,5 Fürth Neuruppin Mannheim Celle 112,8 103,0 Kaiserslautern- Nordhorn 94,2 87,6 Nürnberg 93,7 Vechta Pirmasens Nienburg- Schwäbisch Hall- Ludwigshafen 95,2 Stendal 104,2 Schwandorf Verden 87,0 Tauberbischofsheim 127,2 95,9 95,0 Heidelberg 87,8 95,7 Berlin Frankfurt (Oder) 90,3 Helmstedt 86,1 94,3 Landau Ansbach- Hannover 95,3 92,3 Heilbronn Weißenburg 84,5 Osnabrück 92,4 Herford 109,1 Rheine Potsdam 101,0 84,6 Hameln Magdeburg Regensburg 97,0 104,2 84,6 Braunschweig- 98,2 Deggendorf Ludwigsburg Goslar 120,2 118,0 Hildesheim Coesfeld Karlsruhe- Bielefeld 102,0 91,3 Detmold Waiblingen Ahlen- 92,4 88,9 Aalen 99,0 Rastatt Münster 86,7 90,2 Bernburg 103,6 Dessau-Roßlau- 97,2 106,4 Wittenberg Cottbus Recklinghausen Halberstadt Ingolstadt 100,6 Wesel Stuttgart Donauwörth 84,5 100,4 100,3 94,6 87,8 Göppingen 103,6 Gelsenkirchen 100,4 Göttingen Hamm Paderborn 106,8 83,7 90,8 Oberhausen Bochum 90,0Nagold- 92,9 104,9 Landshut-Pfarrkirchen Sangerhausen Oschatz 113,5 82,0 85,7 Dortmund Pforzheim Halle 100,4 96,8 Duisburg Essen 87,0 Nordhausen 98,8 Leipzig 92,6 Bautzen 90,3 94,1 Hagen 101,2 Meschede- Reutlingen Krefeld 79,9 Soest Kassel 99,8 Freising Offenburg 95,8 Riesa 96,8 87,6 Solingen- 96,0 84,5 Augsburg 112,0 DüsseldorfWuppertal 95,6 89,4 100,5 Iserlohn 102,0 89,0 Weißenfels Dresden Mettmann 95,3 Ulm 108,4 96,0 Mönchengladbach Freiberg 86,3 Korbach 104,5 91,7 Bergisch Rottweil- 99,8 Siegen 88,4 Köln Gladbach 97,0 Aachen- 97,3 89,6 Villingen- Düren Freiburg Marburg Balingen Bad Hersfeld Schwenningen 95,9 83,9102,7 -Fulda Bonn 98,2 102,1 107,5 93,9 Brühl Neuwied Limburg- Konstanz- Gießen 92,5 98,0 Wetzlar 90,0 90,0 Ravensburg Lörrach Koblenz- Montabaur 106,8 103,1 Mayen 95,1 Hanau 94,9 Frankfurt 92,9 92,5 Wiesbaden Schweinfurt 95,5 Offenbach 114,1 Trier Bad 92,5 Aschaffenburg 107,1 Homburg 86,4 Bad Kreuznach 105,5 Würzburg 94,5 Mainz 104,5 94,4 Darmstadt 91,4 Saarland 101,9 Meschede- Soest 96,0 Siegen 97,0 Montabaur 95,1 sburg Essen 87,0 0,3 94,1 Hagen 79,9 SolingenseldorfWuppertal 89,4 89,0 Mettmann ach 86,3 Limburg- Wetzlar 90,0 Kaiserslautern- Pirmasens 87,0 Landau 92,3 Offenburg 100,5 Freiburg 98,2 Lörrach 103,1 Marburg 83,9 Mannheim 94,2 Ludwigshafen 95,9 Karlsruhe- Rastatt 100,6 Gießen 90,0 Nagold- Pforzheim 101,2 Heidelberg 90,3 Heilbronn 92,4 Schwäbisch Hall- Tauberbischofsheim 95,7 Ludwigsburg 102,0 Waiblingen 90,2 Stuttgart 100,4 Kassel 84,5 Korbach 88,4 Reutlingen 95,8 Balingen 102,7 Göppingen 104,9 Ulm 104,5 Konstanz- Ravensburg 106,8 Aalen 103,6 Nordhausen 99,8 Erfurt 102,1 München Pirna Gotha 104,5Chemnitz 98,4 94,8 Zwickau 102,0 Altenburg- 97,5 Annaberg- Traunstein Jena Gera Buchholz 110,3 Suhl 111,6 Weilheim 112,4 106,4 108,9 Kempten- Rosenheim 109,0 Memmingen Plauen 104,3 101,8 Angebots-Nachfrage-Relation 107,2 nach Arbeitsagenturbezirken < 80 101–103 Bayreuth-Hof 80–83 103–106 106,9 Bamberg- 83–86 106–110 Coburg 86–90 110–113 114,6 Weiden 113,8 90–93 113–116 93–96 116–120 Fürth 112,8 96–99 120–124 Nürnberg 104,2 Schwandorf 99–101 124 < Rottweil- Villingen- Schwenningen 102,1 Ansbach- Weißenburg 109,1 Donauwörth 106,8 Kempten- Memmingen 107,2 Gotha 94,8 Augsburg 102,0 Weilheim 109,0 Ingolstadt 103,6 _______ 1) Nachfrage in erweiterter Definition. Mit Daten der zugelassenen kommunalen Träger. Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Ausbildungsmarktstatistik, Ergebnisse zum 30.09.; Bundesinstitut für Berufsbildung, Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30.09. (Datenstand 10.12.2018), Berechnungen des BIBB, Berechnungen durch das SOFI und die Universität Göttingen 100,4 Erfurt 102,1 Jena 111,6 Rostock 97,6 127,2 Regensburg 120,2 Freising 112,0 München 104,5 Rosenheim 104,3 Stralsund 111,9 Deggendorf 118,0 Landshut-Pfarrkirchen 113,5 ANR 2018 nach Arbeitsagenturbezirken 1) (Quelle: Bertelsmann Stiftung) 98,8 Weißenfels 108,4 Altenburg- Gera 112,4 Traunstein 110,3 Leipzig 92,6 Zwickau 97,5 Passau 129,2 Freiberg 99,8 Chemnitz 102,0 Annaberg- Buchholz 106,4 Riesa 95,6 Dresden 96,0 Pirna 98,4 Bautzen 96,8 Angebots-Nachfrage-Relation nach Arbeitsagenturbezirken < 80 101–103 80–83 103–106 83–86 106–110 86–90 110–113 90–93 113–116 93–96 116–120 96–99 120–124 99–101 124 < Passau 129,2 Aktuell 15 Hauptschüler und ausländische Jugendliche In Regionen mit einem Mangel an Ausbildungsplätzen sinken vor allem die Chancen der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss, einen Ausbildungsplatz zu finden. Insgesamt begannen 2017 lediglich 37 % von ihnen direkt nach Verlassen der Schule eine duale und weitere 10 % eine schulische Ausbildung. Mehr als die Hälfte (53 %) begannen stattdessen lediglich eine Maßnahme des Übergangssektors. Schlechte Chancen bei der Ausbildungsplatzsuche haben auch Bewerber mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Nur 44 % von ihnen konnten direkt eine Ausbildung aufnehmen, gegenüber 77 % der deutschen Jugendlichen. Fachkräftebedarf decken Gerade vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels sei dies alarmierend, so Dräger: „Wir müssen die Integrationskraft des Ausbildungssystems stärken. Jeder junge ausbildungsinteressierte Mensch muss unabhängig von Herkunft und Schulabschluss die Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommen.“ Dräger schlägt vor, Maßnahmen des Übergangssystems in Richtung öffentlich finanzierter, an den Fachkräftebedarfen in der Region orientierten Ausbildungsalternativen weiterzuentwickeln. Im Sinne einer Ausbildungsgarantie sollen diese Ausbildungsplätze dann vorgehalten werden, wenn Bewerber leer ausgehen. Dabei helfe ein Übergang in reguläre betriebliche Ausbildung nach dem ersten Jahr sowohl den Jugendlichen als auch den Betrieben, die auf diese Weise bereits vorqualifizierte Jugendliche in die Ausbildung integrieren können. • KURZMELDUNGEN Neuer Vertragshändler Klarmann-Lembach ist seit dem 15. Juli 2019 neuer Hyundai-Vertragshändler für den Raum Unter-, Mittel- und Oberfranken. Das Baumaschinenhandels- und Vermietunternehmen mit heute 37 Mitarbeitern und fünf Standorten wurde vor über 20 Jahren gegründet. Der Baumaschinen-Mietpark wird vor allem im Bereich Großgeräte um aktuelle Hyundai-Produkte ergänzt, weil im Vertriebsgebiet sehr viele Gewinnungsbetriebe ansässig sind. Verkehrstelematik Der Zeppelin-Konzern erwirbt rückwirkend zum 1. Januar 2019 100 % der Anteile an der Luther-Gruppe, bestehend aus Luther HL und Meton. Mit dem Kauf übernimmt Zeppelin über 100 Mitarbeiter in seine Strategische Geschäftseinheit Rental. Luther HL und Meton sind in der Verkehrstelematik, bei mobilen Schutzwandsystemen sowie Aufstellsystemen für Verkehrseinrichtungen tätig. Sie sind in Rheinland-Pfalz/Saarland und den angrenzenden Bundesländern als zertifizierter Verkehrssicherer auf Autobahnen, Bundesstraßen sowie im innerstädtischen Bereich etabliert. Kompensationsflächen 6927 sogenannte Kompensationsmaßnahmen mit einer Fläche von 6048 ha hat Straßen.NRW in der Vergangenheit angelegt, um Eingriffe in die Natur bei Straßen- und Brückenbau auszugleichen. Allein im Jahr 2018 wurden 1,5 Millionen Euro in Pflege und Unterhaltung investiert. Die Flächen sind größer als 8000 Fußballfelder. Kompensationsmaßnahmen sind unter Umständen zwei bis drei Mal so groß wie die durch den Straßenbau versiegelte Fläche selbst. Bauvermessung Die Sitech Deutschland GmbH hat die Gesellschaftsanteile der Ingenieurbüro Herzbruch GmbH mit Sitz in Schwelm übernommen. Mit diesem Schritt erweitert Sitech ihr Dienstleistungsportfolio im Bereich der Datenaufbereitung und Bauvermessung um die Ingenieurvermessung und um die Bahnvermessung. Mit den beiden neuen Standorten Schwelm und Leipzig sowie der IBS in Baden-Baden können Dienstleistungen nun flächendeckend in Deutschland angeboten werden. 7|2019
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