54 Technik cling-Quoten von 90 + x % erzielen. Das macht die Investition in die gleichermaßen grüne wie effiziente Technik besonders attraktiv. Noch grüner wird die Technik, wenn auch die vorgelagerten Prozessschritte – Bearbeitung der Sieblinie und Fräsen des Asphalts – mit modernsten Verfahren und Technologien umgesetzt werden. Optimale Sieblinie steigert Recyclingzugabe Die theoretisch größtmögliche Zugabemenge des Ausbauasphalts hängt maßgeblich von dessen Sieblinie ab – oder anders ausgedrückt, von dessen Inhaltsstoffen in Menge, Größe und Zusammensetzung. Ein Ziel muss es demnach sein, die Sieblinie des zerkleinerten Ausbauasphalts weitestgehend der gewünschten Sieblinie des Endprodukts Fertigasphalt anzunähern. Hier sind mobile Siebanlagen gefragt. Sie sorgen dafür, dass bis zu 80 % des ausgebauten Asphalts (Fräsgut) direkt weiterverarbeitet werden können. Dadurch sinken die Prozesskosten gegenüber einer vollständigen Nachbearbeitung des Fräsguts deutlich. Im Falle einer vollständigen Nachbearbeitung, also auch der des restlichen Überkorns, kämen zusätzlich Prallbrecher, ausgestattet mit einer Nachsiebeinheit, zum Einsatz. Intelligentes Fräsen Zunächst muss der Ausbauasphalt aber durch das Abtragen des Fahrbahnaufbaus rückgewonnen werden. Indem Kaltfräsen den Asphalt schichtweise ausbauen, lässt sich das Fräsgut nach Mischgutarten getrennt entsprechend seiner bautechnischen Eignung und seiner qualitativen Eigenschaften dem Materialkreislauf zur erneuten Nutzung zuführen. Allein die selektive Rückgewinnung der Asphaltdeck-, -binder- und tragschicht bietet aus umwelttechnischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten deutliche Vorteile. Rechnet man noch den Faktor intelligente Frästechnologie hinzu, wird die wirtschaftliche Wiederverwendung des Fräsgranulats in der Asphaltmischanlage noch erhöht. Verantwortlich dafür ist in erheblichem Maße die lastabhängige Wasserberieselung der Kaltfräsen. Das zur Kühlung der Fräsmeißel benötigte Wasser wird dabei in Abhängigkeit der Motorbelastung und Fräsgeschwindigkeit geregelt. Durch das automatische Zuschalten der Wasseranlage beim Ansetzen der Fräswalze bzw. durch das Abschalten beim Stopp der Fräsarbeiten kann der Wasserverbrauch deutlich verringert werden. Konkret lassen sich bis zu 20 % Wasser einsparen. Im Ergebnis heißt das: Die Lebensdauer der Meißel wird verlängert, die Kaltfräse muss seltener betankt werden und die Standzeiten sind kürzer. Das freut nicht nur den Fräsenfahrer, sondern auch den Mischmeister der Asphaltmischanlage. Er profitiert von dem geringen Wasserverbrauch, weil dieser zu einer geringeren Restfeuchte des Fräsgranulats von 3 bis 4 % pro t Asphalt führt. Ohne den Einsatz modernster Frästechnologien ist die Restfeuchte höher. Für den zur Herstellung des neuen Asphalts notwendigen Trocknungsprozess in der Asphaltmischanlage ist die Gleichung simpel: 1 % trockeneres Ausgangsmaterial spart 1 l Heiz öl pro t Fertigasphalt bei der Weiterverarbeitung zu Recycling-Mischgut. Hinzu kommen die durch den geringeren Energiebedarf reduzierten CO 2 -Emissionen. www.wirtgen-group.com Asphaltmischanlagen wie die stationäre BA RPP 4000 produzieren bis zu 320 t Asphalt pro Stunde. Das neue Mischgut kann beim Recycling im Gegenstrom-Verfahren mit Heißgaserzeuger und einer Recycling-Quote von 90 + x % – je nach Rezeptur – aus rund 300 t Ausbauasphalt bestehen. 5|2019
Technik 55 Über ein vom Strabag-Kompetenzzentrum TPA entwickeltes Einbauverfahren wird das Abstreumaterial direkt in die Asphaltoberfläche eingebunden. Mit dem neuen Verfahren aus dem Forschungsprojekt NaHiTAs hoffen alle Beteiligten, einen spürbaren Beitrag zur Luftreinhaltung in Stuttgart leisten zu können. (Quelle: Strabag) Photokatalytischer Straßenbelag Asphalt im Kampf gegen Schadstoffe Das Tiefbauamt der Stadt Stuttgart erneuert am Neckartor, im Streckenabschnitt zwischen Willy-Brandt-Straße und Cannstatter Straße, die Fahrbahnen mit einem photokatalytischen Straßenbelag. Über die komplette Fahrbahnbreite wird ein Clean-Air-(ClAir-)Asphalt von Strabag eingebaut. Der Belag ist mit einer besonderen Asphaltdeckschicht versehen und soll dazu beitragen, die Luftbelastung durch Stickoxide zu verringern. Ministerialdirigent Andreas Hollatz, Leiter der Abteilung Straßenverkehr und Straßeninfrastruktur im Verkehrsministerium Baden-Württemberg, Wolfgang Schanz, Leiter des Tiefbauamts der Stadt, und Peter Hübner, Vorstand der Strabag, haben gemeinsam Mitte April die Maßnahme am Neckartor erläutert. Der Hightech-Asphaltbelag ist Teil der 3. Fortschreibung des Luftreinhalteplanes zur Minderung der Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Belastungen. Ministerialdirigent Hollatz sagte: „Insgesamt hat sich die Schadstoffbelastung der Luft in den letzten Jahren aufgrund zahlreicher Luftreinhaltemaßnahmen deutlich verbessert. Inwieweit und in welchem Umfang hierbei schadstoffreduzierende Fahrbahnbeläge einen substanziellen Beitrag leisten können, werden wir hier und bei einem weiteren Pilotprojekt mit der Strabag in Stockach untersuchen.“ Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Ministerium für Verkehr, hatte die Stadt aufgefordert, die im Luftreinhalteplan festgehaltene Maßnahme bis Ostern 2019 umzusetzen. Es beteiligt sich finanziell mit insgesamt bis zu 200.000 Euro, das sind 50 % der Kosten, für die spezielle Deckschicht. Die Stadt übernimmt die restlichen 50 % sowie die Erneuerung der darunter liegenden Asphaltschichten. Die Gesamtkosten betragen rund 700.000 Euro. Schanz erläuterte: „Das Tiefbauamt arbeitet intensiv daran, den Zustand der Infrastruktur in Stuttgart zu erhalten und wo notwendig zu verbessern. Eine moderne Infrastruktur ist die Voraussetzung für einen guten Verkehrsfluss. Wenn wir mit dem hier angewandten Sanierungsverfahren einen Beitrag dazu leisten können, die Belastungen der Luft durch den Autoverkehr zu reduzieren, dann umso besser.“ Stickoxide abbauen Das eingesetzte photokatalytische Abstreumaterial mit Titandioxid baut giftige Stickoxide ab und wandelt diese in unschädliche Stoffe um. So soll der neue Fahrbahnbelag einen Beitrag zur Stickstoffdioxidreduktion leisten. Über ein vom Strabag-Kompetenzzentrum TPA entwickeltes Einbauverfahren wird das Abstreumaterial direkt in die Asphaltoberfläche eingebunden. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, um zu messen, wie groß der schadstoffmindernde Effekt des Asphalts ist. Der neuartige Asphalt wurde von Strabag und ihren Verbundpartnern im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt Nachhaltiger HighTech- Asphalt (NaHiTAs) entwickelt. Hübner erklärte dazu: „Als deutsche Marktführerin im Verkehrswegebau versteht sich Strabag auch als Innovationstreiberin für die Branche. Deshalb freue ich mich, dass wir auf der Pilotstrecke an dieser exponierten Stelle nun bundesweit erstmals die Gelegenheit haben, unseren nachhaltigen ClAir-Asphalt einzubauen. Mit dieser Innovation aus dem Forschungsprojekt NaHiTAs hoffen wir nun, einen spürbaren Beitrag zur Luftreinhaltung in Stuttgart leisten zu können.“ Die Arbeiten im Schichtbetrieb wurden in der ersten Woche der Osterferien durchgeführt. Um die Verkehrsbehinderungen so gering wie möglich zu halten, wurde auch nachts gearbeitet. Während den Arbeiten waren stets zwei Fahrstreifen je Fahrtrichtung befahrbar. Auf dem rund 300 m langen Abschnitt Am Neckartor werden insgesamt ca. 8.200 kg des Clean-Air-Granulats in die Asphaltdeckschicht eingewalzt. • 5|2019
54. Jahrgang 5 | 2019 August-Septem
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