6 Aktuell Altreifenentsorgung „Den Wertstoff Altreifen zu verbrennen ist Unsinn“ Bisher wurden ungefähr 50 % der abgefahrenen Reifen in Zementwerken verbrannt. Immer mehr Zementwerke bedienen sich aber inzwischen anderer Brennstoffe, sodass ein Großteil der abgefahrenen Reifen nicht mehr in Deutschland verwertet werden kann. Wir sprachen mit Hanna Schöberl, Geschäftsführerin von Kurz Karkassenhandel, über alternative Verwendungsmöglichkeiten im Straßenbau. Kurz Karkassenhandel ist ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb und befasst sich seit der Gründung 1955 mit professioneller Altreifenentsorgung aller Reifenarten. asphalt: Frau Schöberl, was muss passieren, damit die Altreifenberge sinnvoll und nachhaltig verwertet werden? Schöberl: Hier müssen zwei Szenarien beachtet werden. Erstens: Jeder Bürger, der auf individuelle Mobilität setzt, erzeugt Altreifen. Und zweitens: Unabhängige Expertisen mit Erfahrungswerten, die bis zu 30 Jahre zurückgreifen, zeigen eindeutig, dass Straßenbeläge, vor allem PA-Beläge, mit gummimodifiziertem Asphalt nicht nur Lärm reduzierend wirken, je nach Belastung durch Schwerverkehr kann der mit Gummi angereicherte Asphalt doppelt so lange halten. Die Lösung liegt auf der Hand. Modifizierung des Asphaltes mit Gummimehl bewirkt nach derzeitigen Kenntnisstand eine gute Adhäsion des Bitumens an den Gesteinskörnungen und kann damit zur einer längeren Nutzungsdauer von Verkehrsflächenbefestigungen aus Asphalt führen. Unabhangige Expertisen zeigen, dass Straßenbeläge mit gummimodifiziertem Asphalt nicht nur mit weniger Lärm entlasten, sondern auch doppelt so lange halten. Warum sollte Gummi für die Modifizierung von Asphalt und Bitumen verwendet werden? Schöberl: Die Verwendung von Gummi bietet verschiedene Vorteile: Zum einen werden die Eigenschaften des Straßenbelags verbessert. Gummimodifizierter Asphalt weist eine bessere Wärmestandfestigkeit auf, eine bessere Haftung am Untergrund, ein geringeres Ermüdungsverhalten und ein besseres Kälteverhalten als „normaler“ Asphalt. Modifizierung mit Gummimehl dient letztendlich einer Verbesserung der Bitumeneigenschaften und des damit hergestellten Asphaltes. Die bisher vorliegenden Erfahrungen werden in den EG m BA zusammengefasst. Gibt es denn genug Gummimehl, um den sicher sehr hohen Mengenbedarf zu gewährleisten? Schöberl: In Deutschland gibt es mehr als neun Gummigranulat/-mehl-Hersteller. Die Altreifen, die dafür eingesetzt werden können, liegen bei den Altreifenentsorgern und warten nur darauf, verarbeitet zu werden. Eine Kurzrecherche unter unseren Branchenkollegen ergab, dass wir kurzfristig die benötigten Tonnagen zur Verfügung stellen können. Bisher wird in Deutschland weit weniger gummimodifizierter Asphalt verbaut, als etwa in Belgien und in den Niederlanden. Was muss sich ändern? Schöberl: Aus unserer Sicht muss hier die Politik reagieren. Mit dem heutigen Wissen ist eines klar: Den Wertstoff Altreifen zu verbrennen, ist Unsinn. Bei dem Straßenreparaturbedarf, der in Deutschland jährlich anfällt, könnten auf Sicht sicher nahezu alle Altreifen komplett verwertet werden. Mittlerweile ist auch die Verwertung des abgetragenen gummimodifizierten Asphalts sichergestellt. Also ein perfekter Wertstoffkreislauf. Noch ein weiterer großer Vorteil: Nachdem die Entsorgung von abgefahrenen Reifen zurzeit mit immer höheren Kosten verbunden ist, landen viele Reifen in der Natur – in Wäldern, Flüssen und Seen. Die Entsorgung der illegalen Ablagerungen wird oft von den Kommunen bezahlt und damit vom Steuerzahler. Wird der Wert des Altgummis durch die Weiterverarbeitung Hanna Schöberl: „Bei dem Straßenreparaturbedarf, der in Deutschland jährlich anfällt, könnten auf Sicht sicher nahezu alle Altreifen komplett verwertet werden.“ (Quelle: Kurz Karkassenhandel) erkannt, wird er dem Recycling zugeführt und nicht mehr in der Natur wild entsorgt. Sie haben in eine Feinvermahlungsanlage investiert. Was stellt Ihr Unternehmen genau her? Schöberl: Wir haben uns dazu entschieden, in die Gummi-Feinvermahlung zu investieren, da wir überzeugt davon sind, dass der Gummi zu schade und zu wertvoll ist, um ihn zu verbrennen. Mit dem Feinmehl geben wir anderen Produzenten die Möglichkeit, den Wertstoff Gummi weiterzuverarbeiten. Mein persönliches Ziel ist es, dass es vom Reifen wieder zum Reifen geht, sprich, dass der alte Reifen in seine Bestandteile zerlegt werden kann und dass Gummi wieder für den neu zu produzierenden Reifen verwendet wird. Das Gummimehl ist aber nicht nur für die Produktion neuer Reifen interessant – auch Dachbeläge, Fugengußmasse oder Schutzanstrichsysteme können daraus entstehen. Der Rohstoff Gummi dient auch als Zugabe in der Bauchemie, in Form von elastischem Fliesenkleber, Mörtelsystem oder Ausgleichmassen. Nach unserer Testphase können wir nun unseren Kunden Feinmehl bis zu 400 my Körnung anbieten. Dieses ist frei von sämtlichen Fremdstoffen: kein Metall, kein Papier – reinstes Gummimehl. Unsere Kunden können beruhigt unser Feinmehl in neue Produkte verbauen. Vielen Dank für das Gespräch! 3|2019
Aktuell 7 Autobahn GmbH Führungs-Trio vorgestellt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat die Geschäftsführung der neuen Autobahn GmbH des Bundes vorgestellt. Seit März im Amt sind: Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung, Anne Rethmann, Geschäftsführerin Finanzen, und Gunther Adler, Geschäftsführer Personal. Dienstsitz der Geschäftsführung ist Berlin. Die Autobahn GmbH des Bundes wurde am 18.9.2018 gegründet. Seitdem wird Schritt für Schritt Personal aufgebaut. Die Gesellschaft wird rund 13.000 km Autobahn verwalten. Die privatwirtschaftlich organisierte GmbH bleibt zu 100 % in staatlicher Hand und wird durch einen Aufsichtsrat und das Fernstraßen-Bundesamt kontrolliert. Die Reform wurde von Bund und Ländern im Zuge der Neuordnung des Bund-Länder-Ffinanzausgleichs beschlossen. Das neue Führungs-Trio bei der Vorstellung (v.l.n.r.): Gunther Adler, Andreas Scheuer, Anne Rethmann und Stephan Krenz. (Quelle: BMVI) Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Stephan Krenz, ist Wirtschaftsingenieur und war zuletzt Vorsitzender der Geschäftsführung der Abellio GmbH Deutschland. In dieser Funktion verantwortete er vor allem die Expansion des Unternehmens auf dem deutschen Markt. Zuvor führte er erfolgreich ein Transformationsvorhaben bei Bombardier durch. Anne Rethmann, Geschäftsführerin Finanzen, war in den vergangenen vier Jahren Geschäftsführerin der Cerner Health Services Deutschland GmbH. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit waren die Digitalisierung von Geschäftsmodellen und der Aufbau kaufmännischer Strukturen und Systeme. Gunther Adler, Geschäftsführer Personal, war bislang Staatssekretär im Bundesinnenministerium (BMI). Er setzte sich dort insbesondere für den sozialen Wohnungsbau ein und war maßgeblich an den Verhandlungen mit den Ländern über die Reform der Länder-Finanzhilfen zum Wohnungsbau beteiligt. Scheuer ist zufrieden mit den Personalentscheidungen: „Die neue Geschäftsführung der Autobahn GmbH ist mit ausgezeichneten Persönlichkeiten ideal besetzt, um gemeinsam mit den Autobahn-Profis in den Regionen die größte Reform in der Geschichte der Autobahnen umzusetzen.“ Die Autobahn GmbH übernimmt im Januar 2021 von den Ländern Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung und Finanzierung sowie die vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen und Bundesfernstraßen. Krenz umreißt das neue Aufgabenfeld: „Unsere Aufgabe ist es, gute Autobahnen bereitzustellen und gleichzeitig die Mobilität der Zukunft mitzugestalten. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer übergeordneten Netzplanung und der Verringerung von Staupotenzialen.“ • Gilsonite verbessert jeden Teil der Straße SAMI Schicht Deckschicht Schichtenverbund Binderschicht Tragschicht The world’s only source of Gilsonite ® americangilsonite.com/deutsch info.europe@americangilsonite.com 3|2019
11. Internationale Demonstrationsme
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