24 Vor Ort ForumMIRO 2018 Neue Wege und klare Forderungen Das ForumMIRO, die vom Bundesverband Mineralische Rohstoffe, MIRO, getragene Leitveranstaltung der deutschen Gesteinsindustrie, führte Ende November letzten Jahres die Fachwelt rund um Sand, Kies, Quarzsand und Naturstein erneut in Berlin zusammen. Das Signal der Tagung war klar: Ohne eine Anpassung des Rahmens, in dem eine nachhaltige, geordnete und bedarfsgerechte Rohstoffgewinnung aus heimischen Lagerstätten stattfinden kann, wird sich die Versorgungslage absehbar dramatisch zuspitzen. Mit einem Rekordwert von über 550 Teilnehmern aus Unternehmen der mineralischen Rohstoffindustrie, Gästen aus Verwaltungen, Universitäten, Bundes- und Landesbehörden sowie parlamentarischen Ausschüssen ging das ForumMIRO 2018 in Berlin an den Start. Auf dem Podium am ersten Tag sorgten neben MIRO-Präsident Dr. Gerd Hagenguth und dem Vizepräsidenten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR, Dr. Volker Steinbach, die Bundestagsabgeordneten Volkmar Vogel (CDU), Bernhard Daldrup (SPD), Chris Kühn (BÜNDNIS 90/Die Grünen) und Daniel Föst (FDP) für einen Informationsgewinn. Denn so wenig in der Öffentlichkeit klar zu sein scheint, warum Gesteinsrohstoffe in Deutschland gleichermaßen vorhanden und dennoch rar sind, scheint auch in der Politik das vollständige Verständnis dafür noch nicht vorhanden zu sein. Hagenguth brachte es auf den Punkt, indem er Ursachen und Wirkungen benannte. Er forderte die Branchenvertreter selbst, aber auch Adressaten in der Politik dazu auf, „neue Wege zu gehen“, denn die aktuelle Situation sei höchst ambivalent: „Angesichts der guten Baukonjunktur ist die Nachfrage nach unseren produzierten Gesteinskörnungen enorm hoch. Trotz ausgeschöpfter Recyclingmöglichkeiten werden derzeit mehr als 500 Mio. t Gesteinsprodukte im Jahr hauptsächlich für Bauzwecke nachgefragt. Im Gegenzug aber passiert, was jahrelang absehbar war und wovor wir warnten, ohne Gehör zu finden. Bundesweit werden regionale Versorgungsengpässe bei Kies-, Sand- und Natursteinkörnungen beklagt: Die Situation ist akut und sie wird sich ohne kurzfristig sachbezogenes Verwaltungshandeln weiter zuspitzen.“ Da die Bedeutung der Rohstoffsicherung als hoheitliche Daueraufgabe der Daseinsvorsorge bislang scheinbar verkannt wurde, sei nun die Politik auf allen Ebenen gefordert, die Versorgung der Wirtschaft mit diesen wichtigen Baurohstoffen sicherzustellen, damit die Menschen auch künftig noch bauen, wohnen und mobil bleiben können. Konsequentes Handeln statt Aussitzen sieht der MIRO-Präsident als Lösung, und betont: „Was wir brauchen, sind entscheidungswillige Partner in Bund und Bundesländern, die den 01 02 1|2019
Vor Ort 25 Angesichts der guten Baukonjunktur ist die Nachfrage nach unseren produzierten Gesteinskörnungen enorm hoch. 03 04 Wert der dezentralen Verfügbarkeit heimischer Rohstoffe verstehen und sich ebenso wie beim Bauen für beschleunigte Genehmigungsverfahren einsetzen, damit nicht – wie bereits geschehen – weitere mittelständische Betriebe ihre Arbeit einstellen müssen, weil nach erschöpften Vorräten schlicht die Erweiterungsgenehmigung nicht erteilt wird.“ Auch mit Blick auf die Umweltgesetzgebung werden Anpassungen erforderlich sein, die für die Unternehmen Rechtssicherheit schaffen. Nicht gegen, sondern vielmehr für die Artenvielfalt könnten auf diese Weise mit dem Prinzip von „Natur auf Zeit“ zusätzliche Chancen geboten werden. „Wir fragen uns“, so der MIRO-Präsident weiter, „ob die Neuauflage der deutschen Rohstoffstrategie des Bundes die Leistungen der heimischen Rohstoffindustrie respektvoll gewichtet und in Richtung der anderen Ressorts sowie in Richtung der Länder unterstützende Impulse setzt.“ Damit steht gewissermaßen eine Steilvorlage für Oliver Wittke, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, im Raum. Dieser zeigt am zweiten Tag in seiner Rede stellvertretend für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vor den erwartungsvollen Branchenvertretern, dass man sich im BMWi sehr wohl mit der Rolle der heimischen Sande, Kiese und Natursteine als mengenmäßig am meisten nachgefragte Rohstoffe Deutschlands auseinandergesetzt hat. „In der Neuauflage der deutschen Rohstoffstrategie werden wir die Bedeutung von heimischen mineralischen Rohstoffen für die Rohstoffversorgung klar herausstellen. Die aktuelle Situation mit regionalen Lieferengpässen bei Sand, Kies, Schotter und Splitt hat bei vielen Menschen für Verwunderung gesorgt und sicher auch manchem Akteur in der Politik die Augen geöffnet. Denn wie kann es sein, dass diese vermeintlich überall zu findenden ,Steine‘ als Rohstoffe auf einmal knapp werden? Wir nehmen diese Situation sehr ernst. Zusammen mit den Bundesländern als Genehmigungsinstanzen gilt es, Lösungen dafür zu finden. Denn wir haben ein gemeinsames Ziel: die Gewinnung von heimischen Rohstoffen zu stärken!“ • 05 Bild 01 Bild 02 Bild 03 Bild 04 Bild 05 Die politische Podiumsdiskussion arbeitet die dramatische Situation bei der Rohstoffversorgung heraus. Das ForumMIRO vermeldete einen Besucher- und einen Ausstellerrekord. Zwischen den Pausen gab es ausreichend Gelegenheit zum Fachgespräch. Dr. Gerd Hagenguth: „Die Politik muss neue Wege gehen und endlich handeln, statt die Dinge auszusitzen, um unsere Rohstoffversorgung zu sichern.“ Thilo Juchem, neu gewählter Präsident des UEPG, überbrachte die Grußworte des europäischen Gesteinsverbandes. (Quelle: Sven Hobbiesiefken) 1|2019
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