6 ZUR SACHE MEINUNG Ja/Nein/Vielleicht? „Angst haben wir alle. Der Unterschied liegt in der Frage wovor.“ Dieser Satz des Schriftstellers Frank Thiess bringt ein Grundgefühl auf den Punkt, das gleichermaßen produktiver Antrieb wie auch fesselnde Zwangsjacke sein kann. Wie ein Mensch damit umgeht, ist in wesentlichen Teilen von Charakter, Wissen, Fähigkeiten und sicher auch Mentalität abhängig. Am Ende hat selbst der Handlungswilligste noch Schranken zu überwinden, die anders strukturierte Angstträger errichten, um mindestens am Status quo festzuhalten. Bringt Aufklärung diese beiden Seiten zusammen und eventuell zu einem Kompromiss? Vielleicht. Die Denkund Sprachgewohnheiten klaffen an den Polen längst weit auseinander. Auch Stuhlkreise und Übersetzer helfen nicht, wenn eine Seite möglicherweise darauf beharrt, nur Angstüberläufer zu akzeptieren, nicht aber ein Miteinander durch Zulassen und Diskutieren von Argumenten. Befürchtete die mineralische Rohstoffindustrie also bislang auf ihrer Seite des Stuhlkreises, dass die genehmigten Vorkommen zur Gewinnung heimischer Rohstoffe nur noch über einen geringen Zeithorizont zur Deckung der Nachfrage über kurze Transportwege ausreichen und forderte zum Handeln auf, erntete sie ein „Ja, aber!“. Die Abwehr – flankiert von Verantwortungsbekundungen gegenüber Klima, Ressourcen, Boden, Wasser, anderen Angstinhabern sowie utopischen Erwartungen an die schon längst gelebte Kreislaufwirtschaft – ist groß. Viel größer jedenfalls als die Angst, der Versorgungsautonomie bei heimischen Steine- und Erdenrohstoffen verlustig zu gehen. Schade eigentlich, denn genau das ist ein wirklicher Grund zum Fürchten. Absolute Reduktion Die reale Welt jenseits In unmittelbarer Anlehnung an die Baukonjunktur und die damit verbundene Nachfrage von Baustoffproduzenten und bauausführenden Unternehmen stieg der Bedarf an Baukies und Bausand 2018 im Vorjahresvergleich um 2 Mio. t auf 259 Mio. t an. Die nachgefragte Menge gebrochener Natursteinprodukte legte um 6 Mio. t auf insgesamt 226 Mio. t zu. Darüber hinaus wurden mit einem Zuwachs von 0,4 Mio. t insgesamt 10,7 Mio. t Quarzkiese und -sande von überwiegend anderen Industriebereichen geordert. Der anhaltend günstige Baukonjunkturverlauf hat darüber hinaus natürlich auch die Produktion von Gesteinskörnungen in diesem Jahr beflügelt, die nachfrage-kongruent im ersten Quartal 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,5 % stieg. Gesteinsbedarf und Substitution Um Ressourcen zu schonen und Baurestmassen sowie industrielle Nebenprodukte sinnvoll zu verwerten, werden neben den Primär- auch die verfügbaren Mengen an Sekundärrohstoffen verarbeitet, woran sich mit einem beachtlichen Anteil auch Unternehmen der Primär-Gesteinsaufbereitung beteiligen und damit ihr Know-how nachhaltig produktiv einbringen. Der aktuelle Monitoring-Bericht: „Mineralische Bauabfälle“ der Initiative „Kreislaufwirtschaft Bau“ bilanziert nahezu vollständig geschlossene Stoffkreisläufe. So wurden von den insgesamt im Jahr 2016 angefallenen 214,6 Mio. t ungefährlicher Bau- und Abbruchabfälle 89,8 % bzw. 192,6 Mio. t. umweltverträglich verwertet. Aus geeigneten Anteilen dieses Stoffstroms konnten insgesamt 72,2 Mio. t Recycling-Baustoffe, respektive Sekundärkörnungen, hergestellt werden. Diese Menge wurde eingesetzt, um einen Anteil von 12,7 % des Gesamtbedarfs an Gesteinskörnungen zu decken. Die Verwertungsmöglichkeiten dieser mineralischen Sekundärbaustoffe hängen von ihren bautechnischen und umweltrelevanten Eigenschaften sowie ihrer stofflichen Zusammensetzung ab. Generell gilt: Es kann nur Material wiederaufbereitet und zum Recycling-Baustoff werden, das durch Abbruch, Aufbruch oder Rückbau tatsächlich zur Verfügung steht. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass der Anteil von Sekundär-Baustoffen an der Deckung des Gesamtbedarfs an Gesteinskörnungen auch in den kommenden Jahren relativ konstant bleibt. Es ging doch bisher alles gut … Tatsächlich war es bislang weitgehend möglich, den Bedarf aus heimischen Steinbrüchen sowie Sand- und Kiesgruben zu decken. Doch längst werden von den Abnehmern längere Lieferfristen GESTEINS PERSPEKTIVEN 6/2019
ZUR SACHE 7 CHRISTIAN HAESER formuliert den MIRO-Appell: „Wir setzen uns als Branche für Ressourceneffizienz, nachhaltige Gewinnung und ökologischen Zugewinn der in Anspruch genommenen Flächen ein. Die Bundesregierung sollte die Bedeutung unserer Branche praxisgerecht würdigen“. Collage: MIRO/Kohler der visualisierten KREISLAUFWIRTSCHAFT UND GESAMTBEDARF: 12,7 % des Gesamtbedarfs mineralischer Gesteinskörnungen steuerten RC-Baustoffe bei. Nicht jede Fraktion der statistisch erfassten Mengen mineralischer Bauabfälle (in Mio. t) ist gefahrlos verwertbar. Grafik: KWB, Monitoringbericht 2016 beklagt. Aktive Betriebe arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen, während auf der anderen Seite allerhand Mittelständler der Branche mangels Anschlussgenehmigung schließen mussten. Arbeitsplätze gehen verloren, Transportwege verlängern sich aufgrund dieser Ausdünnung. Eine dramatische Situation, denn der einstige Leitsatz „Deutschland ist gebaut“, gilt längst nicht mehr. Neben dem allseits hohen Bedarf an weiteren Wohnungen in Ballungsgebieten kam die Studie „Ersatzneubau Kommunale Straßenbrücken“ des Instituts für Urbanistik (Difu), erstellt im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), des Bundesverbandes Baustoffe – Steine und Erden (bbs) und der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl), zu folgendem Ergebnis: Seit dem Jahr 2000 hat sich – laut den Infrastrukturberichten des BMVI – der Bestand an Brückenbauwerken mit sehr gutem bzw. gutem Zustand mehr als halbiert, während sich der Anteil an Brücken mit gerade noch ausreichendem Zustand fast verdoppelt hat. An Bundesfernstraßen gibt es demnach 39.106 Brücken und 50.790 Teilbauwerke, deren Zustand sich zunehmend verschlechtert. Bei den kommunalen Brückenbauwerken sieht die Situation nicht anders aus: Über 10.000 kommunale Straßenbrücken müssen bis 2030 ersetzt werden. Das sind rund 15 % der insgesamt 66.700 kommunalen Straßenbrücken in ganz Deutschland. Darüber hinaus befindet sich jede zweite Brücke in einem schlechten Zustand und muss dringend saniert werden. Laut Studie beläuft sich der Investitionsbedarf im Brückenbereich alleine für den Ersatzneubau auf rund 11 Mrd. Euro bis 2030 beziehungsweise 630 Mio. Euro jährlich. Hinzu kommt der ermittelte Bedarf im Bundesverkehrswegeplan 2030 des BMVI. Nach diesem stehen für den Neuoder Ausbau, die Sanierung oder Modernisierung von Bundesautobahnen und Bundesstraßen, Bundesschienenwegen und Bundeswasserstraßen bis 2030 Investitionsmittel von insgesamt 264,5 Mrd. Euro zur Verfügung, wovon knapp 50 % auf Bundesfernstraßen entfallen. Die im Infokasten auf Seite 8 aufgeführten Zahlen verdeutlichen den Zusammenhang zwischen Bautätigkeiten im Infra- 6/2019 GESTEINS PERSPEKTIVEN
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TREFFPUNKT 99 Ein zukunftsorientier
Zweites Rohstoff-Camp 2019 BIV-Rohs
EINKAUFSFÜHRER - WER BIETET WAS? 1
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