16 ENERGIE Zielgerichtetes Energiemanagement durch Revision der Norm ISO 50001 Vor dem Hintergrund steigender Anforderungen an Unternehmen beim Klimaschutz und seit Jahren steigender Energiepreise haben viele Betriebe ein Energiemanagement nach der internationalen Norm DIN EN ISO 50001 eingeführt. 2018 wurde die seit 2011 bestehende Norm revidiert. Die ISO 50001:2018 ermöglicht Unternehmen eine bessere Integration des Energiemanagements in andere Managementsysteme und eine zielgerichtete Verbesserung ihrer Energieeffizienz. Seit dem 20. Februar 2020 müssen alle Audits nach der neuen Norm erfolgen. Die noch auf der ISO 50001:2011 basierenden Zertifikate verlieren spätestens am 20. August 2021 ihre Gültigkeit. Darauf müssen sich Unternehmen einstellen, zumal die revidierte Fassung eine Chance zur Verbesserung ihres Energiemanagements darstellt. Neben der Anpassung der Grundstruktur an andere ISO-Managementsystemnormen war eines der Hauptziele der Revision, die Einsparung von Energie sowie CO 2 -Emissionen zu steigern, wozu der verstärkte Fokus auf die Hauptenergieverbraucher eines Unternehmens beitragen soll. Im Folgenden werden die wichtigsten Änderungen der Revision erläutert. Angleichung an andere Managementsysteme: Eine der zentralsten Änderungen ist die Angleichung der Grundstruktur der ISO 50001 an die „High Level Structure“ anderer ISO- Managementsysteme, wie zum Beispiel der Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 und der Um- weltmanagement- norm ISO 14001. Das bedeutet, dass die Kapitelstruktur, aber auch Begrifflichkeiten vereinheitlicht wurden. Diese Vereinheitlichung ermöglicht Unternehmen, Dokumente und Prozesse verschiedener Managementsysteme zusammenzuführen und dadurch zu verschlanken. Stärkere Betonung der Rolle der obersten Leitung: Nach der revidierten Norm ISO 50001 ist die Geschäftsführung bzw. oberste Leitung in Person KURZÜBERBLICK der entstandenen Vorteile dank der Änderungen. Quintessenz: Verschiedene Managementsysteme korrelieren besser miteinander, die oberste Leitung ist verantwortlich, übergreifende Potenziale werden leichter erkennbar. für das Energiemanagementsystem verantwortlich. Das trägt dazu bei, dass das Thema in Unternehmen weiter oben auf die Agenda gesetzt werden muss, da die komplette Verantwortung des Managementsystems bei der Geschäftsführung liegt. Sie muss die Umsetzung des Systems im Audit verantworten. Fortlaufende statt kontinuierliche Verbesserungen: Die bisherige Norm forderte „kontinuierliche Verbesserungen“ von Unternehmen. Im Gegensatz dazu sind die in der ISO 50001:2018 festgelegten „fortlaufenden Verbesserungen“ realistischer. So kann der Energieverbrauch eines Unternehmens in spezifischen Bereichen auch einmal stagnieren oder sich erhöhen, solange die Gründe nachvollziehbar belegbar sind. Das für diesen Bereich vergebene strategische Ziel zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung ist aber zu erfüllen und durch Maßnahmen zu plausibilisieren. Energetische Bewertung – Fokus auf signifikanten Energieverbrauchern: Eine weitere wichtige Änderung ist, dass die energetische Bewertung eines Unternehmens stärker in die Tiefe gehen muss, da signifikante Energieverbraucher des Unternehmens (SEUs) und deren energiebezogene Leistung bestimmt werden müssen. SEUs definieren sich als Anlagen, Standorte, Systeme, Prozesse oder Einrichtungen, die einen wesentlichen Anteil am Energieverbrauch haben (meist mindestens 5 % des Gesamtenergieverbrauchs). Um die energiebezogene Leistung der SEUs zu ermitteln, müssen Unternehmen für jeden SEU Energieleistungskennzahlen (EnPI) und eine energetische Ausgangsbasis (EnB) sowie Einflussfaktoren definieren. Die Kennzahlen werden um relevante Einflüsse wie beispielsweise Witterung bereinigt, um den Energieverbrauch vergleichbar zu machen. Soll zum Beispiel die Energieeffizienz eines Gesteinsbohrham- GESTEINS Perspektiven 4 | 2020
ENERGIE 17 Dienstleister helfen Fehler zu vermeiden Der Bundesverband der Energieabnehmer (VEA) berät Unternehmen bei der Einführung und Revision der Norm ISO 50001 unter Berücksichtigung der jeweils spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse. Je nach Wunsch wird Unterstützung beispielsweise bei der Analyse der Energieströme, der Definition aussagekräftiger Kennzahlen, der Festlegung von Zielen und Maßnahmen sowie bei der konkreten Vorbereitung der (Re-)Zertifizierung geboten. Das Know-how der Fachleute im Bereich der ISO-Normen 50001, 14001 und 9001 stellt auf einen ganzheitlichverknüpften Ansatz ab, wodurch Synergien genutzt und Prozesse effizienter gemacht werden können. STRUKTUR: Unterschiede in den Normenfassungen zuvor und jetzt. mers bestimmt werden, muss die bereinigte Kennzahl die Beschaffenheit der jeweiligen Erdschicht berücksichtigen, die den Energieverbrauch des Bohrers beeinflusst. Außerdem müssen Unternehmen identifizieren, welche Personen einen wesentlichen Einfluss auf die SEUs haben, und Maßnahmen zur Verbesserung deren energiebezogener Leistung festlegen. Diese Fokussierung auf signifikante Energieverbraucher und die Bereinigung der Energieleistungskennzahlen verschafft Unternehmen ein tiefer gehendes Verständnis ihrer Energieverbräuche. Änderungen ermöglichen ganzheitlichen Managementansatz Die leichtere Verknüpfung mit anderen Managementsystemen hilft dabei, gegenseitige Abhängigkeiten der Bereiche Energie, Umwelt und Qualität zu erkennen. So lassen sich gemeinsame Kennzahlen mit eventuell höherer Aussagekraft ableiten. Wird etwa eine bewährte Kennzahl aus dem Bereich Qualität um eine energetische Komponente ergänzt, werden eventuelle Wechselwirkungen erkennbar und es können gemeinsame Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert werden. Verringert man beispielsweise die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Anlage, kann das einerseits die Qualität erhöhen und gleichzeitig den Energie- und Ressourcenverbrauch verringern. Letztlich können Unternehmen durch die Revision der ISO 50001 zielgerichteter ihre Energieeffizienz und gleichzeitig auch ihre Effizienz auf prozessualer Ebene steigern sowie ihre Dokumentationsstruktur verschlanken und optimieren. Ein Beitrag von Maximilian Nehrkorn, Bundesverband der Energie-Abnehmer, VEA www.vea.de The electric vibrators since 1959 BE THE ORIGINAL ORANGE MEANS QUALITY - PEOPLE - INNOVATION - MADE IN ITALY www.italvibras.com ADV_01_2017_180x63.indd 1 13/02/2017 17:12:23 4 | 2020 GESTEINS Perspektiven
Laden...
Laden...
Laden...